Kapitel 28
Nathan
Seit ich bei meiner Granny war, sind inzwischen ein paar Wochen vergangen. Die Welt draußen ist von einem halben Meter Schnee begraben. Alles glitzert und strahlt weiß. Es ist die Jahreszeit, in der das Rudel stärker zusammen kommt, da jeder jedem helfen muss. Das Rudel ist nun durch den Schnee größtenteils von der Außenwelt abgeschottet. Nur ein mal in der Woche fahren einige mit einem Schneepflug in die nächst größere Stadt, um Vorräte zu kaufen. Die meiste Nahrung jagen wir aber inzwischen selber.
Die Mate-Bindung zu Aurora ist auch gewachsen, jedenfalls von meiner Seite aus. Seit sie in meinen Armen eingeschlafen ist, würde ich sagen, dass sie zwar langsam, aber immer mehr auf mich reagiert. Sie blickt zu mir, wenn ich den Raum betrete. Und ich hoffe ich bilde es mir nicht ein, aber ich könnte schwören, sie beobachtet mich, wenn sie im Wohnbereich vor dem Kamin sitzt und ich in der Küche unser Essen zubereite. Arjun und ich genießen regelrecht ihre Aufmerksamkeit. Zwar hat sie immer noch kein einziges Wort gesprochen, aber sie gibt inzwischen Ja/Nein Antworten mir ihrem Kopf. Noch immer erzähle ich ihr beim Essen eine Geschichte über Mates. Als das Rudel davon erfahren hat, wurde ich gerade zu bombardiert mit Paaren, die ihre Geschichte erzählen wollen, um der Luna zu helfen. Wenn ich keine Zeit habe, erzählt das Paar selber die Geschichte. Zwar hört Aurora ihnen auch aufmerksam zu, doch irgendwie kann ich nicht anders, aber ich habe das Gefühl, dass sie den Geschichten lieber zu hört, wenn ich sie erzähle. Aber wahrscheinlich ist es das Band, was mich so denken lässt.
Manchmal wünsche ich mir, wir hätten die Markierung schon hinter uns, da ich so ihre Gedanken hören könnte. Ab und zu bemerke ich nämlich, dass sie immer noch teilnahmslos oder nachdenklich, ich weiß es nicht, aus dem Fenster schaut. Ich würde gerne wissen, was ich tun muss, damit sie auch wieder mit mir redet. Aber für den Moment bin ich auch einfach froh, dass sie lebt.
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Wir nähern uns immer mehr Weihnachten und ich habe keine Ahnung, was ich Aurora schenken könnte. Ich will mich gerade zu meiner morgendlichen Patrouille aufmachen, als ich den großen Haufen sehe, unter dem der Bus von Aurora steht. Langsam bildet sich eine Idee in meinem Kopf. Mit einem Lächeln beginne ich meine Patrouille.
Anders als die anderen Tage, gehe ich danach nicht ins Haus zurück, sondern zum Rudelhaus. Dort plane ich alles. Da es doch eine größere Planung wegen dem Schnee bedurft, merke ich nicht, wie es langsam immer später wird. Erst als es dunkel wird, sodass ich das Licht anmache, schaue ich auf meine Uhr. Oh man, ich muss nach Hause. Schnell beende ich die Planung und laufe nach Hause. Kaum habe ich die Haustür hinter mir wieder geschlossen, springt jemand in meinen Arm. Verwundert schaue ich zu Aurora und halte sie fest. Nach kurzer Zeit schiebe ich sie etwas von mir weg, sodass ich ihr in die Augen schauen kann. „Hey, was ist los?" In ihren Augen erkenne ich Erleichterung und eine Spur von Sorge. „Hast du dir Sorgen um mich gemacht?" Aurora blickt auf den Boden. Allerdings kann ich den leicht rötlichen Schimmer auf ihren Wangen noch sehen. Mit meinem Finger hebe ich ihr Kinn wieder hoch, sodass sie mich anschauen muss. „Es tut mir leid. Ich habe die Zeit komplett aus den Augen verloren. Wird nicht wieder vorkommen. Wollen wir als Entschuldigung einen deiner Filme schauen?" Sie nickt fröhlich und geht wieder in den Wohnbereich. Ich hole mir und Aurora noch etwas zu trinken, ehe ich ihr auch folge. Ein Blick zum Fernseher zeigt mir, dass sie schon einen Film eingelegt hat. Sie schaut mich entschuldigend an, als sie die DVD-Hülle hoch hält. Verwirrt schaue ich sie an. Sie deutet wieder auf die Hülle und schüttelt dann den Kopf. Es macht bei mir klick und ich frage „Du hast nur noch die DVD und entschuldigst, dass wir nicht wählen können?" Sie nickt und legt die Hülle weg. „Ist nicht so schlimm." Zaghaft lächelt sie mich an, bevor sie sich dem Fernseher zu wendet. Der Film heißt ‚Solange ich lebe'. Mir persönlich ist der Film etwas zu viel und lang, aber Aurora zu liebe schaue ich ihn mit. Die Hauptfigur bittet ihren Gott immer um etwas und verspricht ihm dann etwas worauf sie verzichtet. Gerade als ich denke super, der Film ist zu Ende, da sie sich verliebt haben, hat er einen Unfall. Um sein Leben zu ‚retten' bittet sie ihren Gott darum, dass er weiter lebt. Dafür wird sie ihn nie wieder sehen. Er überlebt den Unfall und ist dann wütend, dass sie das Versprechen gegeben hat. Ihr zu Liebe geht er aber und wird Soldat, wodurch er jeden Tag sein Leben aufs Spiel setzt. 10 Jahre später entdeckt eine Reporterin ihn und will eine Doku über sein Leben drehen, da sie seine Geschichte in seinem Tagebuch gefunden hat. Ich bewundere ihn. Ich könnte keine 10 Jahre von meiner Mate getrennt sein, auch wenn ich alles für sie tun würde. Kurz vor Schluss merke ich, wie Aurora an mich gelehnt eingeschlafen ist. Ich mache den Fernseher aus und bringe sie nach oben in ihr Bett.
~_~~_~~_~~_~ (Weihnachts-Morgen)
Früh mache ich mich fertig und schaufle dann den Bus von Aurora frei. Die Sonne strahlt und es ist ein wunderschöner Tag. Passend für mein Geschenk. Als der Bus dann endlich frei ist, begebe ich mich in die Küche und helfe Mary beim zubereiten des Essens für heute. „Danke Mary." „Schon gut. Es ist für Aurora." Ich nicke dankbar und wünsche ihr ein fröhliches Weihnachten. Als alles vorbereitet ist und ich auch die Benachrichtigung bekomme, dass alles frei geräumt wurde, gehe ich nach oben. Am Zimmer von Aurora klopfe ich am Türrahmen. Sie schläft noch. Dabei sieht sie aus wie ein Engel, so friedlich wie sie da liegt. Als mein Blick auf ihren linken Arm fällt stockt mein Atmen kurz. Die Wunden sind gut verheilt, trotzdem werden Narben zurückbleiben. Ich schüttle meinen Kopf und knie mich neben ihrem Bett, ehe ich sie sanft aufwecke. Sie wird wach und ich spreche leise „Guten Morgen und fröhliche Weihnachten. Mach dich fertig, sodass wir bald los können. Ich habe eine Überraschung für dich." Mit den Worten lassen ich sie alleine und gehe nach unten. Hoffentlich wird es ihr gefallen.
(Na, was denkt ihr, hat Nathan geplant?
Was macht ihr heute so?
Ich muss eine Radtour machen, um zu schauen, ob der Akku vom Fahrrad meiner Mutter kaputt ist oder nicht. (Es sind übrigens 40km geworden.) Jedenfalls wünsche ich euch allen einen schönen Sonntag.)
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