Kapitel 9 | Verführt
Mein letzter Tag auf der Ranch brach an.
Einerseits freute ich mich doch noch die Möglichkeit auf Abgeschiedenheit zu haben, aber mein Herz wog schwer. Ich hatte hier auf der Ranch einen Platz gefunden, mochte die Männer die ständig um mich herum wuselten und liebte die Tiere. Zu Beginn meiner Zeit hier war ich sicher es kaum aushalten zu können, aber jetzt war das anders.
Ich fürchtete mich sogar davor zu gehen.
Ich sprach darüber nicht, aus Erfahrung. Ace war zwar in keiner Hinsicht wie meine Familie, aber allein meine Gedanken laut auszusprechen hätte dafür sorgen können das sich seine Meinung ändert. Im stillen fragte ich mich sogar was er darüber dachte. War er froh wenn ich weg war?
Die Hütte hatte so traumhaft und einladend gewirkt. Es machte mir nichts aus dass das Unkraut an manchen Stellen schon die Kontrolle übernommen hatte - all die Fotos die ich online sah mochte ich. Inmitten der Natur, umgeben von nichts als Ruhe... Der perfekte Ort für jemanden wie mich, besonders wenn es darum ging meiner Leidenschaft endlich genug Raum zu bieten. Kaum ein Mensch kam an diesem Ort vorbei, was es damit noch wertvoller machte. Aber jetzt... Ich hatte das Gefühl das liebgewonnene HIER zurück zu lassen, wodurch mein schlechtes Gewissen wuchs.
Gerade verstand ich mich wirklich gut mit Ace, konnte ihn sogar schon ein Stück weit einschätzen, auch nach dieser noch recht kurzen Zeit. Ich liebte seine Interaktionen mit den Tieren, weil ich ihn erst dadurch richtig sah - so wie er war. Wie er wirklich war.
Im Badezimmer wusch ich mein Gesicht nachdem ich meine Sachen bereits gepackt hatte. Ich betrachtete mich im Spiegel und konnte neues entdecken, das mir zuvor nie aufgefallen war. Die meiste Zeit über lachte ich nicht, doch seit ich hier war hatte ich mehr als einmal festgestellt das lachen etwas wunderbares war. Meine Haut wirkte nicht mehr so blass wie üblich, weil ich viel Zeit im freien verbracht hatte und ich mochte die leichte Bräune. „ Das ist doch alles... Verdammt... Wie kann... " hörte ich Ace plötzlich. Seine Stimme war laut und doch entgingen mir Fetzen dessen, was er sagte. Schnell beendete ich meine Routine um nachzuschauen was los war. Als ich in der Küche ankam hörte ich gerade noch wie die Haustür ins Schloss fiel - der Knall hallte nach. Verdutzt über Ace' Abgang sah ich Moose an, der gegen die Küchentheke lehnte - er schien nicht zu wissen was mit Ace los war. Sein Gesichtsausdruck war voller Sorge. In diesem Moment hatte ich mir wirklich gewünscht mit ihm zu reden... So richtig.
Da ich im Haus keine Antworten fand ging ich nach draußen. Ich dachte nicht darüber nach, hatte nur Ace im Blick. Es war mir völlig egal das ich für gewöhnlich in solchen Situationen eher das weite suchte - jetzt lief ich direkt auf einen brodelnden Vulkan zu. „ Alles in Ordnung? "
Mit den Rücken zu mir gewandt stand er da und blickte auf sein Land. Seine Schultern waren angespannt, seine Fäuste geballt. Ich machte mir keine Sorgen das er gewalttätig war, aber irgendwas oder irgendjemand hatte ihn auf die Palme gebracht. Die Minuten zogen an uns vorüber ohne das jemand etwas sagte. Ich fragte nicht erneut nach um ihn nicht noch mehr aufzuregen und er ignorierte meine Worte, als hätte ich gar nichts gesagt. Dann, endlich, bewegte er sich. Er drehte sich zu mir ohne mich anzusehen und öffnete eine Faust in der ein Zettel lag. Wortlos gab er ihn mir und ging zu den Pferden, ich blieb zurück. Was um Himmels Willen war los?
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Ich las den Zettel den er mir gegeben hatte. Die Handschrift war krakelig. ' HEUTE ABEND AB 20 UHR KANN DER WAGEN ABGEHOLT WERDEN. ' stand dort in Großbuchstaben. Ich runzelte die Stirn, dann sah ich hoch. Meine Augen suchten automatisch nach dem Cowboy, der mich nicht nur inmitten eines gruseligen Sturms gerettet sondern mir auch die Liebe zur Natur näher gebracht hatte. War es die Nachricht über meinen reparierten Wagen, der ihn so aufbrachte? Aber wie konnte das sein?
Ab diesem Moment jedenfalls lief alles schief. Anstatt ins Haus zu gehen lief ich ihm erneut hinterher, doch er ignorierte mich. Egal was ich sagte - er reagierte gar nicht erst. Sein plötzlicher Sinneswandel brachte auch mich völlig aus dem Konzept. So vergingen Stunden in denen ich mir den Kopf zerbrach während er ohne Erklärung sogar einfach davon ritt. Moose blieb in meiner Nähe, das war tröstend.
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Gegen Mitternacht verließ mich Moose. Wir hatten Karten gespielt - oder sagen wir eher er wollte es mir beibringen - aber ich war nicht wirklich bei der Sache. Ace war noch immer nicht zurück gekehrt und allmählich machte ich mir Sorgen. Als Moose ging legte er eine Hand auf meinen Arm als wollte er seine Unterstützung ausdrücken.
Nun war ich ganz allein.
Es hatte zu regnen angefangen. Die Regentropfen knallten gegen das Fenster in der Küche, aus dem ich hinaus sah. Ein wilder Sturm tobte, war aber nichts im Vergleich zu dem Sturm, den ich hier bei meiner Ankunft erlebt hatte. Offenbar spiegelte das Wetter meinen Gemütszustand einwandfrei wider, was mich nur noch umso mehr besorgte. Ich war immer ein ruhiger Mensch gewesen aber seit ich Ace kannte war ich oft aufgekratzt. Es war sein Einfluss gewesen der mich auftauen ließ. Plötzlich ging die Haustür auf und er kam herein. Völlig durchnässt warf er seinen Stetson auf den Boden. Er hatte mich noch nicht bemerkt. Dann hob er den Kopf und sah mich. Verschiedene Regungen waren auf seinem Gesicht zu sehen, doch sie verschwanden so schnell wie sie gekommen waren. Er versuchte einen neutralen Ausdruck aufzulegen, was ihm allerdings nicht gelang. „ Du bist noch hier. "
„ Ja. " antwortete ich. „ Hab auf dich gewartet. "
Ich war nicht die einzige Unsichere wie ich nüchtern feststellen musste. Der liebe Ace, der sonst immer den vollen Durchblick hatte schien ebenfalls nicht zu wissen was er gerade tun sollte. Ich sah ihn an, länger als für mich üblich, studierte jede Regung. Meine Augen glitten von seinem Gesicht langsam Hals abwärts zu seiner breiten Brust die sich durch das nasse Shirt mehr als abzeichnete. Auch jetzt noch hatte dieses Bild eine Wirkung auf mich, aber ich versteckte es. Als er fort geritten war trug er eine normale Jeans - jetzt war sie dunkler. Es dauerte nicht lange und er bemerkt meinen Blick. Seltsamerweise kümmerte es mich nicht mehr ob er mich dabei erwischte - vielleicht hatte ich es satt mich immer zu schämen, mich weg zu ducken. „ Ich hatte noch zutun. Moose wusste das er dich jederzeit fahren kann. Hat er dir das nicht gesagt? "
Moose hatte nichts in der Richtung von sich gegeben. Das hätte er doch wenn es so gewesen wäre, oder?
Viel mehr störte mich das er dachte ich sei schon weg - und er hatte sich nicht einmal verabschiedet. Ich wurde wütend denn ich dachte das er zumindest das tun würde, nach allem was zwischen uns war. Ich ließ ihn stehen, ging auf die Treppe zu, blieb dann aber abrupt stehen. Mein ganzes Leben hatte ich mich unterbuttern lassen. Ich wurde enttäuscht und letztlich sogar ausgelacht wenn ich deswegen weinte. Es war schon gut möglich das ich zu weich für diese Welt war - wie meine Familie immer zu sagen pflegte - aber irgendwann musste doch jeder Mensch mal seine Grenze erreichen, oder? Offenbar war ich über meine Grenze schon längst hinaus. Als ich mich zu ihm herum drehte wollte ich ihn anschreien. Ich wollte schreien und ihm sagen das er ein Arsch war, weil er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte sich zu verabschieden - aber als ich mich zu ihm drehte stand er nicht mehr dort wo er vor wenigen Augenblicken noch gewesen war.
Sondern direkt vor mir. Er wollte mir hinauf folgen. Ich musste schwer schlucken weil er so nah war und meine Wut mit einem mal fast gänzlich zu verpuffen schien. „ Warum hattest du mein Foto in deiner Tasche? " fragte ich. Auf diese Frage hatte er mir bisher noch keine plausible Antwort gegeben und ich forderte ihn heraus. Ich drehte den Spieß damit praktisch um. Ich konnte seinen Atem in meinem Gesicht spüren. Sekunden verstrichen in denen niemand von uns sich regte, die Stille stand zwischen uns, die Spannung war greifbar. „ Ein Reflex. Ich hab es mir angesehen... Aber dann wurde mir klar dass das Foto nicht mit der Wirklichkeit mithalten kann. Und die Wirklichkeit, die reale Person auf diesem Foto... Befindet sich direkt vor mir. Greifbar, nah. " murmelte er und schloss die kleine Lücke zwischen uns um mich zu küssen. Vermutlich hätte jede andere Frau sofort Abstand genommen und ihn zurecht gewiesen, aber ich war anders. All die Zweifel und Gedanken die mich fast verrückt werden ließen verschwanden in dem Moment als ich seine Lippen auf meinen spüren konnte.
Es war nicht unser erster Kuss, aber dieser hier war trotzdem anders. Ich erinnerte mich daran wie er mich aufgefordert hatte zu sagen was ich wollte - und das ich es nicht konnte. Auch jetzt hatte ich keine wirklichen Worte dafür übrig, aber ich blieb nicht tatenlos. Zögerlich erreichten meine Finger den Saum seines nassen Shirts während mein Herz einen Purzelbaum nach dem nächsten schlug. Ich war nicht gerade dafür bekannt die Initiative zu ergreifen, schon gar nicht in diesem Ausmaß aber Ace forderte und förderte einen Teil meiner selbst von dessen Existenz ich nie etwas gewusst hatte.
Als er begriff was ich vor hatte beobachtete er mich genau. Er stand ganz starr da während ich ihm das Shirt über den Kopf zog. Seine feuchte Haut, die breite Brust die durchzogen war von Muskeln kam zum Vorschein. Ich mochte diesen Anblick. Ohne den Blick von ihm abzuwenden ließ ich das Shirt schließlich fallen. „ Und jetzt? " murrte er, forderte mich erneut heraus. Worte konnten dem hier und jetzt nicht im Ansatz gerecht werden und jetzt, da ich mich schon einen Schritt vorgewagt hatte wollte ich weiter gehen.
Weiter denn je.
Ich entschied mich für mein Zimmer, doch diesmal musste er mir folgen. Ich hatte all meinen Mut zusammen genommen, auch wenn ich keine Ahnung hatte woher diese Stärke plötzlich gekommen war. Wider erwarten blieb er jedoch im Türrahmen stehen - sah mich an. Er wartete auf etwas das ihn praktisch einlud, Worte, die erklären konnten was ich wollte.
Ich ließ ihn stehen.
An der Kante des Bettes blieb ich stehen. Alles lief in Zeitlupe ab, betete stumm dass das, was als nächstes geschah mir nicht das Genick brechen würde. Schließlich drehte ich mich zu ihm. Noch immer stand er im Türrahmen, sah mich an. Ich erwiderte seinen Blick, hielt ihm Stand während ich langsam das hässlich grüne Sweatshirt auszog. Das darunter nur ein langweilig weißer BH wartete konnte ich jetzt nicht mehr ändern, aber das war auch gar nicht ausschlaggebend - nicht für Ace. Er hatte längst den Blick von meinem Gesicht runter auf mein Dekolleté verloren. Er schien zu wanken näher zu kommen oder doch fern zu bleiben. Letztlich entschied er sich jedoch einzutreten und obwohl wir alleine waren schloss er die Tür. „ Ellie, ich weiß nicht... "
„ Bitte. "
Ich wollte nicht das es wie betteln klang,... Es sollte genauso klingen wie ich es wollte - als ein Ausruf das ich es brauchte. Ein paar Schritte vergingen und er stand so dicht vor mir das sein betörender Duft auf mich überging. Er sah dabei zu wie ich zögernd meine Handfläche auf seine Brust legte, beobachtete jede Regung meines Gesichts. „ Was willst du, Ellie? " fragte er erneut. Es war nur ein Wort das ich sagte. Ein Wort das alles änderte. Mit einem leichten Hauch entwich es mir wie ein Funke, der in einer enormen Flamme mündete. „ DICH. "
Ace zögerte keine Sekunde. Er küsste mich träge und langsam, schob seine Zunge in meinen Mund, um meine eigene zu streicheln. Dabei strichen seine rauen Hände über die zarte Haut an meinen Armen. Bereits jetzt war ich wie Butter. Dann schob er mich langsam weiter rückwärts, bettete mich auf der Matratze und entledigte mich meiner Hose. Er selbst behielt seine jedoch an, was mich etwas nervös machte. Sobald meine Hose auf dem Boden lag öffnete er meine Beine - weit. Ich trug noch meinen Slip der ebenso wie mein BH völlig unspektakulär und nicht gerade schön war, doch Ace hielt sich nicht an diesen Dingen auf. Er beugte sich zu mir herunter um mich erneut zu küssen und zog mir schließlich auch das letzte Stück Stoff aus, das meine Scham bedeckte.
Ein Feuer zuckte durch meinen Körper, machte mich rastlos. „ Hast du schon...? " wollte er wissen. Er bezog es auf die intimste Sache der Menschheit und unfähig wie ich war nickte ich nur. Plötzlich verschwand er über mir und Sekunden später spürte ich einen Ruck. Er zog mich an den Beinen bis an die Kante, mein Hintern hing zur Hälfte in der Luft. Ich wusste nicht was er vorhatte, lag gespannt einfach nur da und riss die Augen weit aus als er begann meine Schenkel zu küssen. Er rutschte tiefer, immer tiefer bis er mit dem Gesicht genau zwischen meinen Beinen verschwand.
So etwas hatte ich noch nie erlebt.
Langsam küsste er meinen Hügel, atmete tief an meiner Haut ein und fuhr schließlich mit der Zunge zwischen meinen Schamlippen entlang. Das Gefühl war völlig fremd und neu, aber es war nicht unangenehm. Es verstärkte das Feuer in mir drin um ein vielfaches. Ich wusste nicht wohin mit meinen Händen, wusste nicht was ich tun sollte - er jedoch wusste genau was er tat. Als er einen Finger in mich hinein schob konnte ich hören wie er zischend ausatmete - was ich zuerst als schlechtes Zeichen sah, dann jedoch hob er den Kopf um mich anzusehen. Es war keine Frage die beantwortet gehörte, trotzdem gab ich ihm meine stille Zustimmung... Und wurde prompt von Gefühlen überrollt als er einen kleinen Punkt zwischen meinen Beinen zu saugen begann. Während er das tat glitt sein Finger immer wieder aus mir heraus und wieder hinein, doch das was mich am meisten an den Rand des Wahnsinns trieb war das, was er mit seiner Zunge tat. Und dann geschah es. Plötzlich und unerwartet überkam mich ein Gefühl, das mich fast schreien ließ. Zusätzlich war ich dermaßen außer Atem das ich dachte jeden Moment ohnmächtig zu werden.
Das ganze wurde schließlich durch die plötzliche Kälte zwischen meinen Beinen komplettiert - Ace hatte sich erhoben. Er sah auf mich herab mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, machte aber keine Anstalten den Akt zu vollziehen. Lag es jetzt an mir oder was geschah gerade?
„ Willst du nicht... Ich meine... " rang ich mit den Worten. Ich war komplett verwirrt und überfordert, regelrecht überfahren in dieser Situation. Aus Erfahrung mit Owen wusste ich wie Sex lief, zumindest was Owen's Vergnügen anging. Das hier... Hatte rein gar nichts damit zutun. Die Klarheit kam immer schneller und sobald mir bewusst wurde das er seine Hose anbehielt wollte ich mich nur noch verstecken vor Scham. „ Ellie... Was ist los? " fragte er als ich es in die Tat umsetzen wollte. Völlig verwirrt starrte er mich an, doch dann begriff er scheinbar ohne mein zutun. „ Du denkst... Oh, nein. " raunte er und kroch aufs Bett zu mir, um mich am verstecken zu hindern. „ Ellie... Sex ist so viel mehr. Das gerade war erst der Anfang und glaub mir... Ich würde schon gerne weitergehen, aber... Ich will mir sicher sein. Deinetwegen aber auch meinetwegen. Wenn ich mit dir schlafe, was ich wirklich gern tun möchte, dann will ich das alles Unklarheiten beseitigt sind. "
„ Du meinst das du wie bei Linny danach keine Beziehung möchtest? "
Er lachte. Ich hatte angenommen das er sauer werden würde weil ich Linny in diesem Moment erwähnte, aber das Gegenteil war der Fall. Er lachte tatsächlich herzlich, ehe er sich wieder voll und ganz auf mich konzentrierte. Er blickte mir tief in die Augen. „ Nein. Und genau das ist das Problem. "
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