Kapitel 13 | Rage
Ace
Ich bin ein Idiot.
Mein Verhalten Ellie gegenüber ist nicht fair und doch kann ich nicht aus meiner Haut - mir ist klar geworden das sie mir sehr viel mehr bedeutet als ich mir eingestehen möchte, sehr viel mehr als sonst jemand in meinem Leben.
Mehr als Sarah mir je bedeutet hat.
Und genau das bereitet mir Sorgen.
Ich habe Angst was es bedeutet, kann es nicht so leichtfertig abtun wie ich es gern würde. Diesmal nicht. Nicht bei ihr. Aber das ist nicht das einzige Problem das ich habe - es gibt noch ein weitaus größeres.
Zugeben. Dazu stehen.
Um alles richtig zu machen muss ich mich auch jemandem stellen, der mir auf eine andere Art und Weise etwas bedeutet, der mich gelenkt und gelehrt hat. Und dem das, was ich so gern sagen möchte, sicher einen Stich versetzen wird. Also tue ich das was ich am besten kann... Ich renne weg. Ich laufe soweit mich meine Füße tragen - und noch weiter, solange Luke es schafft. Das ist es was ich tue.
Ich bin ein Feigling. Ein Feigling der sich in ein Mädchen aus der Stadt verliebt hat. Ein Mädchen das so ganz anders ist als alle Frauen die bereitwillig an meiner Seite stehen möchten. Ein Mädchen, das mich ausschließt als ich ihr sage das ich möchte... Das sie bleibt.
Ich bin ein Feigling.
Moose bemerkt das ich nicht ganz bei der Sache bin während wir die Rinder durchchecken. Fragend sieht er mich an, ich schüttle jedoch nur den Kopf - ich bin noch nicht bereit darüber zu reden, also erledigen wir unsere Arbeit, füllen Wasser auf und machen eine kurze Pause, ehe wir wieder zurück reiten.
Zurück zur Ranch. Zu Ellie.
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Das erste was mir sofort auffällt ist das Ellie's Wagen nicht mehr dort steht wo er die ganze Zeit über gestanden hat. Das sorgt dafür das sich ein mulmiges Gefühl in mir ausbreitet also entschuldige ich mich kurz bei Moose nachdem ich von Luke abgestiegen bin und gehe ins Haus. In der Küche ist sie nicht also eile ich die Stufen hinauf und öffne nach mehrmaligem Klopfen ihre Tür, bleibe wie angewurzelt stehen. Es ist nicht chaotisch wie ich es sonst von mir gewohnt bin, denn diese Frau hat einen Ordnungsfimmel - aber das nichts von ihrem Zeug noch hier ist fällt trotzdem sofort auf. Mein Herz beginnt zu rasen, meine Hände werden klatschnass. Angst überkommt mich.
Angst, die ich sonst immer erfolgreich verdrängt habe.
Zur Sicherheit überprüfe ich auch die anderen Räume doch sie sind alle verwaist - Ellie ist nicht hier. Mit gemischten Gefühlen gehe ich wieder nach unten und bleibe nach der letzten Stufe stehen, während mein Kopf bereits die ganze Zeit wie verrückt arbeitet. Dann höre ich ein knacken hinter mir und drehe mich erleichtert herum in der Hoffnung sie zu sehen - doch mein Lächeln stirbt just in dem Moment als ich Linny statt Ellie entdecke. „ Sie ist weg. " sagt sie nur kühn und reckt ihr Kinn in die Höhe. Ich kann ihr ansehen das sie daran nicht ganz unbeteiligt ist.
„ Was hast du getan? " frage ich so ruhig wie möglich, obwohl in mir bereits der Zorn tobt. Was ich mit ihr am liebsten machen würde darf ich nicht einmal aussprechen, so brutal ist es. Statt mir zu antworten kommt sie näher bis ihre Brüste schließlich meinen Oberkörper streifen. Auf ihren Zügen liegt etwas laszives. Etwas, das ich damals, als ich mit ihr geschlafen hatte durchaus anziehend fand - jetzt jedoch lässt es die Galle in mir aufsteigen. Sie lächelt süffisant und lässt sich Zeit mir zu antworten, hebt eine Hand und zieht den Stetson von meinem Kopf.
Ich bin so kurz davor zu explodieren. Und sie weiß es.
„ Ich habe nichts getan. Außer die Wahrheit gesagt. Ich meine, was hat sie denn erwartet? Klar wirst du das Interesse an ihr verlieren wenn sie deinem Charme einmal erlegen ist. Und da du ihr offenbar sogar einen Job angeboten hast,... Ich meine, das hast du bereits bei uns allen getan, nicht wahr? Wenn ich so darüber nachdenke hätte ich damals annehmen und dich schließlich von mir überzeugen sollen, aber ich war zu engstirnig und verletzt weil du keine Beziehung wolltest. Wer weiß, vielleicht hätte mein Einsatz sich bezahlt gemacht. Jedenfalls... Du bist jetzt wieder frei. Dein ungebetener Gast ist weg. "
Ohne etwas zu erwidern gehe ich hinaus, dicht gefolgt von Linny. Wie ich vermutet habe folgt sie mir wie ein Hündchen und beobachtet mit großen Augen wie ich Moose nach Hause schicke. Für das was jetzt hier gleich kommt sind seine Augen genauso wenig geeignet wie seine Ohren. Linny scheint indes zu denken das ich sie ins Bett zerren werde, weil sie bereits damit beginnt sich dicht an meiner Seite gegen mich zu drängen.
Moose scheint nicht ganz zu verstehen was los ist, beäugt die Frau neben mir jedoch kritisch. Er mag sie nicht und hat daraus nie ein Geheimnis gemacht aber gerade jetzt scheint seine sonst so neutrale Haltung zu bröckeln. Trotzdem nickt er mir zu als er geht und sobald er außer Reichweite ist gehe ich wieder ins Haus weil ich weiß das Linny mir folgen wird.
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Ich stapfe zum Kühlschrank, versuche meine Wut zu zügeln und greife nach einem Bier das ich in einem Zug austrinke. Als ich wieder in Linny's Richtung blicke sehe ich offenbar schlecht, weil diese damit begonnen hat sich auszuziehen. Einzig ihr roter Slip und der passende BH bedecken noch ihren Leib. Es wäre so einfach sie jetzt einfach zu f*cken und anschließend weiter zu leben wie bisher, aber das will ich nicht. Es fühlt sich wie Verrat an und ich bin kein verdammter Verräter. Ich bin besser als das. „ Raus. "
„ Was? "
Ich schaffe es gerade so kontrolliert und ruhig zu bleiben um die Flasche in meiner Hand nicht zu zerbrechen. Langsam stelle ich sie auf dem Tisch ab, ehe mein Blick - angewidert von dem billigen Versuch mich rum zu kriegen - wieder zu Linny schnellt. Noch nie zuvor habe ich eine solche Lust verspürt jemandem weh zutun wie gerade. „ Ich sagte... Raus. Verschwinde. Pack deinen knochigen Arsch wieder ein und verpiss dich von meiner Ranch. "
Offenbar denkt sie ich scherze als wäre das ein Spiel denn anstatt dem zu folgen was ich sage kommt sie näher, kreist mich ein. Ihre Finger fahren entlang des Shirts. „ Du darfst mich gern auch draußen vögeln, wenn Du das unbedingt willst, Aaron. " murmelt sie. Da reißt mir endgültig jegliche Geduld und ich packe sie grob an Arm und schleife sie hinter mir her. Erst als sie merkt das ich keine Scherze mache beginnt sie sich zu wehren und fängt den Sturz ab, da ich sie die vor mich zerre und weg stoße. Halb nackt wie sie ist sieht sie zu mir auf, wirkt verzweifelt. „ Was soll das? Du hast die Möglichkeit mich zu vögeln aber stattdessen... "
„ ICH WILL DICH NICHT! Das einzige was ich von Dir will ist das Du verschwindest. Und zwar sofort. " schreie ich und füge dem ganzen noch unschöne Worte hinzu, die sonst nicht in meinem alltäglichen Sprachgebrauch Verwendung finden. Plötzlich fängt Linny an zu lachen, rappelt sich wieder auf die Beine und sieht mich eiskalt an - so wie bereits schon einmal als ich ihre Avancen habe abblitzen lassen. Sie bleibt auf Abstand was definitiv gesünder ist, jedoch lässt sie es sich nicht nehmen noch einmal nach zu treten. „ Du hättest sie sehen sollen. Wie sie versucht hat nicht zu weinen und kläglich gescheitert ist. Weil sie gemerkt hat wie naiv sie war dir zu vertrauen, dich in ihr Höschen zu lassen. Mehr als eine Herausforderung war sie sowieso nicht. Du kannst nicht lieben, das weiß doch jeder. "
Dann hört man nur noch ein lautes Klatschen und alles verstummt. Linny blickt mich entsetzt an, verdeckt ihre rote Wange mit der Hand. Ihr Mund steht offen, ihre Augen füllen sich mit Tränen. Ich habe die Kontrolle verloren und ihr tatsächlich einen Schlag mit der flachen Hand gegeben, was mich selbst total schockiert. Bisher bin ich nie handgreiflich geworden... Weil ich es nie tun musste. Aber so wie sie redet, wie sie über Ellie spricht... Ich kann nicht anders, muss sie verteidigen... Selbst wenn das bedeutet das es auf die primitivste Art geschieht, die es gibt. „ Verschwinde. " flüstere ich, gehe zurück ins Haus um ihre Kleidung zu holen und werfe sie ihr schließlich vor die Füße. „ Ich will dich nie wieder auf meiner Ranch sehen. Auch nicht in meiner Nähe und schon gar nicht in der Nähe von Ellie." knurre ich und gehe wieder hinein.
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Moose muss nicht mehr wissen als das Ellie fort ist - das zumindest erkläre ich, als er zur Tür hinein kommt. Seit Stunden bin ich damit beschäftigt sie zu finden, habe alle möglichen Leute nach ihr gefragt. Niemand will sie gesehen haben, niemand scheint zu wissen wo sie ist.
Hat sie Northfalls verlassen?
Ist sie zurück nach Hause gefahren?
Diese Fragen quälen mich derart das ich vollkommen ausflippe und das nächste Glas gegen die Wand fliegt. Es bleibt genauso achtlos liegen wie die drei zuvor, die bereits unter meinem Gefühlsausbruch leiden mussten. Moose ist im Gegensatz zu mir vollkommen ruhig und beherrscht, beobachtet mich allerdings genau. Er scheint nicht ganz verstehen zu können was los ist, also liefere ich ihm eine billige Ausrede, um nicht noch mehr Fragen aufzuwerfen. „ Linny hat ihr irgend einen Scheiß erzählt. Sie kennt sich doch hier in der Gegend, in der Umgebung überhaupt nicht aus, Moose. Was wenn etwas passiert? Wie damals beim Sturm? Ich muss wenigstens versuchen sie zu finden. " sage ich und er nickt energisch, scheint mir meine fadenscheinige Ausrede zu glauben. Ich kann ihm unmöglich sagen was ich wirklich denke, was ich fühle.
Weitere Stunden vergehen, die Uhr zeigt Mitternacht. Moose ist auf dem Sessel eingeschlafen doch ich bin hellwach, kann mich nicht rühren. Ich habe jeden den ich kenne gefragt, ohne Ergebnis. Ich habe Leute, denen ich nichts schulde und die ich normalerweise meide gebeten sich um zu hören, während ich da sitze und einfach nur vor mich hin starre. Ich hätte sie nicht so behandeln dürfen, hätte für Klarheit sorgen müssen... Aber das habe ich nicht. DAS und die Worte von Linny haben genügt, das sie geflohen ist. Ich will mir gar nicht ausmalen wie es ihr geht, was sie gerade tut... Was sie denkt.
Mein schlechtes Gewissen wiegt so schwer das es mich weiter hinab zieht als gut für mich ist und als der Verdacht aufkeimt das sie sowieso nicht bleiben wollte sondern nur auf einen Ausweg gewartet hat bin ich vollkommen am Ende.
Ich kann einfach nicht glauben das ich einen so gravierenden Fehler gemacht habe.
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Der nächste Morgen kommt und ich wache mit dem Kopf auf dem Tisch auf - nicht, weil mein ganzer Körper vor Schmerzen Dank der durchgängigen Haltung stöhnt sondern weil sich ein Fahrzeug meiner Ranch nähert. Sofort bin ich auf den Beinen, laufe hinaus und sehe Doyle, der gerade aussteigt.
Es ist nicht Ellie, verdammt.
„ Morgen. " murmelt er und hält seinen Hut fest umklammert während er näher tritt. Als ich nichts erwidere spricht er weiter. „ Also, ich hab mich umgehört und Ida hat sich zurück gemeldet. Du weißt, die Ida der ein Hotel an der Enton Bridge gehört? "
Wieder sage ich nichts, weil ich nicht kann. Ich bin wie erstarrt. „ Jedenfalls sagte sie das ein junges Ding gestern eingecheckt hat auf die die Beschreibung passt. Sie meinte auch sie hätte sich merkwürdig verhalten. "
Etwas Hoffnung keimt in mir auf. Wenn Ellie noch im Hotel ist ist vielleicht noch nicht alles verloren. Ich muss nur los und... Doyle räuspert sich und starrt mich an. „ Sie hat Ida etwas gegeben... Für dich. Ich übermittle nur. " murmelt er und reicht mir einen Zettel. In krakeliger Schrift stehen dort Zahlen und ich beginne zu verstehen, was Ellie mir zu sagen versucht. Sie will nicht gehen, nicht ohne Abschied. Aber sie will offenbar auch nicht, daß ich persönlich vorbei komme. Ich versuche so gelassen wie möglich zu bleiben, was mir nicht ganz gelingt. Das bestätigt mir Moose als er mich ansieht und so etwas wie Mitleid in seinem Gesicht zu erkennen ist. Er hat offenbar alles gehört als er geräuschlos nach draußen getreten ist.
Murrend entschuldige ich mich und greife nach dem Schlüssel zum Pickup. Es gibt jetzt nur einen Ort an dem ich sein kann um dieses Gespräch zu führen.
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Als ich aussteige bleibe ich einen Moment reglos stehen. Es ist lange her das ich bei Moose Hütte vorbei geschaut habe, und noch länger das ich überhaupt mal drinnen war. Jetzt allerdings wird sie zu meiner Zuflucht, dem Ort, an dem ich in Ruhe mit Ellie sprechen kann. Drinnen angekommen achte ich auf nichts, habe nur das Telefon an der Wand im Blick. Es hat locker 50 Jahre auf dem Buckel aber Moose will es nicht durch etwas neueres ersetzen - dafür schätze ich ihn. Er hält an den Dingen fest und repariert sie lieber anstatt sie weg zu werfen und sich etwas neues zu besorgen.
Ein letztes Mal atme ich tief ein, wähle dann die Nummer auf dem Zettel und warte gespannt darauf, daß es läutet. Nur wenige Minuten später hebt sie ab. Weitere Sekunden vergehen und ich höre nichts als ein rauschen. „ Ellie? "
„ Ich wollte mich verabschieden, bevor ich nach Hause fahre. Zurück in die Stadt, wo ich hin gehöre. " antwortet sie kühl. Mein Herz rutscht mir in die Hose, als ich die Bitterkeit in ihrer Stimme höre. Ich bin dafür verantwortlich das sie so klingt - Linny und ich. Sie hat aus Absicht gehandelt und ich... Ich habe es zerstört weil ich zu feige bin das Gegenteil zutun. „ Ellie, ich... "
„ Pass gut auf Lucie und Moose auf. Sie sind was besonderes. Die anderen Tiere natürlich auch, daß weißt du aber. "
Aus Angst sie würde auflegen unterbreche ich sie und beginne unkontrolliert zu reden. „ Hör zu... Ich weiß nicht was genau Linny getan hat... Ich bin sicher sie hat nicht die ganze Wahrheit gesagt, aber... Du darfst ihr keinen Glauben schenken, Ellie. Ich bin... Ich bin nicht gut darin... Hierbei. Ich hätte dir sagen müssen was los ist und das hab ich nicht. Weil ich zu feige bin. Aber du bedeutet mir was. "
Die Stille dröhnt und ich bekomme Kopfschmerzen, bin aber noch nicht bereit aufzugeben. Schließlich höre ich Ellie's seufzen. „ Dann sag mir was du wirklich willst, Ace. Sag mir das ich bleiben soll, deinetwegen. Sag mir, das du mich bei dir haben willst weil du eine Beziehung möchtest... Nicht, weil es für dich bequemer ist dein Bett Häschen in der Nähe zu wissen. Deswegen hast du mir doch auch einen Job angeboten, oder? Wie all den anderen? Nur für den Fall das du doch vielleicht mal wieder... "
Ich muss ihr widersprechen. „ Sei still. Ich habe über dich nie so gedacht und das weißt du. Du warst von Anfang an was besonderes, Ellie. " sage ich mit einem knurrenden Unterton. Ich mag nicht wie sie über sich selbst redet und selbst habe ich auch nie so über sie geredet. Aber... Sie lacht. „ Eine Herausforderung, verstehe. Jetzt weiß ich was Linny meinte. " flüstert sie zurück. „ Ich fahre nach Hause, Ace. Außer du willst JETZT noch was los werden. "
Ich möchte etwas sagen, möchte sie bitten zu bleiben um meinetwillen aber egal wie sehr ich es will,... Die Worte verlassen nicht meinen Mund. Es scheint als hätte ich einen verdammten Kloß im Hals der mich daran hindert auch nur eine Silbe zu sagen. „ Okay, also... Ich wünsche dir nur das Beste. Machs gut, Aaron. "
„ Bitte bleib... " presse ich schließlich hervor, wiederhole die Worte sooft bis sie klar und deutlich zu verstehen sind, aber Ellie... Sie hat längst aufgelegt. Es ist vorbei ehe es richtig angefangen hat und ich muss akzeptieren das sie sich entschieden hat, auch wenn es sich falsch anfühlt.
Mit einem starren Blick ins Leere bleibe ich noch sitzen, bin unfähig bereits jetzt wieder zur Ranch zurück zu kehren. Ich habe verloren... Ich habe sie verloren.
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