Talk
"Now we're lost somewhere in outer space"
"Coming Down", Halsey
"Also gut, Niklaus, du hattest deine Ruhe, jetzt ist es Zeit zu reden." Mit diesem Satz platzte Asena am nächsten Morgen in Niklaus' Zimmer. Sie hatte gestern noch sehr lange mit Rebekah geredet und später auch noch mit Mia geschrieben und jetzt war sie voller Zuversicht. Sie würde Antworten bekommen, und zwar genau jetzt.
Zumindest war sie davon überzeugt, bis sie den Vampir sah. Er sah schrecklich aus, so als hätte er seit Ewigkeiten nicht geschlafen. "Was ist mit dir passiert?", rutschte es ihr heraus, "Du siehst schlimm aus."
"Danke", meinte er trocken und goss sich Bourbon in ein Glas. Wieso zum Teufel hatte er Bourbon in seinem Schlafzimmer? "Du siehst aber auch nicht besser aus."
Erst jetzt bemerkte sie, dass er nicht so wirkte, als wäre er ganz bei Verstand. "Bist du betrunken?", fragte sie vorsichtig um ihn nicht wütend zu machen.
"Ich bin nie betrunken", stellte er klar, "Dazu wäre eine ganze Menge Alkohol nötig."
"Und ich bezweifele nicht, dass sich hier im Haus genug davon befindet."
"Was willst du hier?" Er setzte sich in den Sessel, der am Rand des Zimmers stand.
"Antworten", meinte sie, "Du bist gestern einfach abgehauen."
"Ich hatte meine Gründe."
"Und ich würde diese Gründe gerne erfahren. Du kannst mir nicht ewig sagen, dass du mich umbringst und dann von einer Sekunde zur nächsten deine Meinung ändern und erwarten, dass ich alles verstehe."
"Offensichtlich nicht. Also, bringen wir es hinter uns. Was willst du wissen?" Seine Stimmungsschwankungen waren wirklich grauenvoll.
"Wieso willst du das Ritual jetzt doch nicht durchführen?"
"Das geht dich nichts an", sagte Nikaus schlicht.
"Oh doch, das tut es. Es geht hier um mein Leben. Und ich würde gerne wissen, wieso du dich entschieden hast, mich weiterhin am Leben zu lassen." Sie stämmte eine Hand in die Hüfte. "Also? Ich höre."
"Warum bist du nicht einfach froh, dass es so ist?"
"Bin ich, aber ich will wissen, wieso. Irgendwas muss passiert sein und du wirst mir sagen, was es war."
"Da kannst du lange warten."
"Ich hab ja jetzt genügend Zeit."
"Sie lieber vorsichtig, sonst ändere ich meine Meinung vielleicht wieder", warnte er drohend.
"Ich glaube nicht, dass du das tun wirst."
''Und wieso nicht?''
''Weil das nicht zu dir passen würde. Du hast schlimmere Stimmungsschwankungen als eine mies gelaunte Schwangere, aber solche Entscheidungen triffst du nicht aus dem Nichts heraus.''
''Wir kennen uns nicht einmal drei Wochen und schon maßt du dir an, mich zu kennen?''
''Nein'', korrigierte Asena, ''Ich kenne dich nicht, zumindest nicht gut. Aber das ist einfach ein Fakt. Und wäre es nicht so, würdest du dich gerade nicht um Kopf und Kragen reden. Also, warum willst du das Ritual absagen. Und diesmal kein drum-herum-Gerede.''
''Ich will es nicht absagen'', sagte er und wandte seinen Blick nun zu Asena. In seinen Augen sah sie reinen Schmerz. So etwas hatte sie noch nie gesehen.
''Wieso hast du es dann gesagt?'', fragte sie trotzdem und setzte sich auf den zweiten Sessel. Es musste doch einen Grund geben.
''Weil ich es muss.''
''Jetzt verwirrst du mich. Wieso musst du es absagen?''
''Weil ich dich nicht töten kann!'', brüllte er und sprang auf, ''Ich habe gefühlt, was du fühlst und das kann ich nicht einfach vergessen. Es geht einfach nicht!''
Wie gefroren saß Asena einfach nur da und starrte Niklaus an. Seine Aussage hatte sie völlig durcheinander gebracht. Oder zumindest die Wucht, mit der seine Ehrlichkeit sie erwischt hatte.
''Was ist los?'', rief er weiter, ''Hast du deine Stimme verloren?'' Er war richtig sauer, aber wieso? Sie hatte nichts getan.
''Antworte mir!'', schrie er sie an. In diesem Augenblick reichte es der Doppelgängerin.
''Hör auf!'', schmetterte sie zurück, ''Ich habe dir nichts getan, also schrei mich gefälligst nicht an! Du bist wütend, das verstehe ich, aber denk mal darüber nach, auf wen. Ich kann nämlich nichts dafür!'' Sie würde sich nicht anschreien lassen, weder von Niklaus, noch von irgendwem sonst.
Rasend vor Wut packte er sie am Hals und drückte sie brutal gegen die Wand. Schmerzerfüllt keuchte sie auf und versuchte, nach dem Vampir zu treten, was jedoch nur dazu führte, dass er sie nach oben drückte, bis ihre Füße den Boden nicht mehr berührten. Erschrocken schnappte sie nach Luft, doch es gelangte nicht genug davon in ihre Lungen. Erstickt hustete sie und riss an Niklaus' Handgelenk herum, um ihn dazu zu bringen, sie loszulassen.
Als sie es nach einer halben Ewigkeit endlich geschafft hatte, fiel sie auf den Boden und landete hart auf den Knien. Sofort stand sie jedoch wieder auf, zwar schwer atmend und unter Schmerzen, aber bereit zu einem möglichen Kampf. Doch der Blonde machte keine Anstalten mehr, sie anzugreifen. Stattdessen forderte er sie erstaunlich ruhig dazu auf, zu verschwinden, was sie auch tat. Sie hatte keine Lust, sich weiter mit ihm auseinander zu setzen, zumindest jetzt nicht.
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