Escape...
"Let me out! Let me out here now! And I will run, I will run! Let me out!"
"Let me out" Hidden Citizens
Das Aufwachen war schrecklich. Asena wusste weder wo sie war, noch wie sie hierher gekommen war. Sie war in einem fremden Zimmer, das beinahe so groß wie ihre gesamte Dachgeschosswohnung war, und lag in einem unglaublich weichem Bett, das sie noch nie gesehen hatte. Auch der Blick aus dem Fenster half ihr nicht, sondern machte ihr noch mehr Angst. Dort war ein Wald. Sie war definitiv nicht mehr in London. Aber wo dann?
''Guten Morgen, Liebes'', ertönte da eine spöttische Stimme. Blitzschnell wandte Asena sich in Richtung der Geräuschquelle um, wodurch sich jedoch alles in ihrem Kopf drehte. Sie tat ihr bestes, um es zu ignorieren, und fragte: ''Wo bin ich?''
Klaus, der im Türrahmen lehnte, zog belustigt eine Augenbraue hoch. ''Kein 'Was bist du? Was hast du mit mir gemacht?'?''
Da fiel es ihr wieder ein. Er hatte sie gebissen. Erschrocken berührte sie mit der Hand ihren Hals, der seltsamerweise überhaupt nicht weh tat. Doch als sie ihre Hand wieder anschaute, sah sie Blut. ''Was zur Hölle?'' Was für ein krankes Spiel spielte er mit ihr?
''Hat da jemand Angst bekommen?''
''Nein'', log Asena, ''Und jetzt lass mich gehen.''
''Ich denke nicht, dass ich das tun werde. Sonst hätte ich mir nicht die Mühe machen müssen, dich herzubringen'', meinte Klaus.
''Du Arsch'', fuhr sie ihn an und stand auf. Ihr Gleichgewichtssinn hatte sich endlich so weit beruhigt, dass das ohne Probleme möglich war, und nun war sie endlich mit dem Psycho auf Augenhöhe.
''Es ist ziemlich mutig von dir, einen Vampir zu beleidigen.'' Klaus grinste, eine panische Reaktion erwartend, doch es kam keine.
Diese Information hatte sie zwar ein wenig verunsichert, aber sie war gut darin, das zu verbergen. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie ihren dämlichen Adoptiveltern dankbar dafür, dass sie, besonders was Gefühle anging, so streng mit ihr waren. Sonst würde sie jetzt wahrscheinlich vor Panik zusammenbrechen. Doch da dem nicht so war, konterte sie: ''Es ist auch mutig, mich zu entführen wenn die Prüfungsphasen anfangen. Ich habe besseres zu tun, als mich mit einem Möchtegern-Edward-Cullen zu beschäftigen.''
''Pass besser auf, was du sagst'', warnte Klaus, ''Sonst wird es ganz schnell sehr unschön für dich.''
''Weil es gerade auch so toll ist'', sie verdrehte die Augen, ''Das Blut kriege ich nie wieder aus dem T-shirt raus!'' Bei Unsicherheit - oder Angst - half es eigentlich immer, sich dumm zu stellen und so zu tun, als machte man sich Sorgen um die banalsten Dinge. So wurde man unterschätzt, und konnte sich dann aus dem Hinterhalt wehren. Eine von Asenas am häufigsten verwendeten Taktiken.
''Tja, das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Aber du kannst dich gerne umziehen. In dem Schrank sind Klamotten, und dort hinten ist das Bad. Wasch das Blut ab und komm dann runter'', ordnete er an und verschwand. Es war, als wäre er nie hier gewesen. Wie konnte er sich nur so schnell bewegen?
Aber seine Abwesenheit war gut, denn Asena wusste nicht, wie lange sie ihre kühle Fassade hätte aufrecht erhalten können. Denn auch wenn sie kein kleines Mädchen mehr war, das vor allem Angst hatte und sich an sein Kuscheltier klammerte, irgendwann war es auch für sie zu viel. Und von einem Vampir entführt zu werden, war eine der Situationen, in denen sie unsicher und durcheinander war. Die Angst konnte sie ganz gut unterdrücken. Zumindest bis zu einem gewissen Grad, der jedoch bald überschritten werden würde, das spürte sie. Und das durfte sie nicht zulassen. Sie musste sich beruhigen, damit Klaus sie nicht schwach sah.
Langsam und leicht zitternd setzte sie sich auf den Boden und atmete ein paar mal tief durch. ''Du schaffst das'', redete sie sich in Gedanken ein, ''Du bist stark und du wirst nicht weinen. Zeig ihm, dass du dich nicht von ihm einschüchtern lässt. Zeig ihm, dass du stärker bist, als er denkt. Beweise es ihm.'' Diese Worte senkten ihren Puls ein wenig und ließen sie wieder klarer denken. Sie musste das ganze einfach als Machtkampf sehen und anfangen, sich zu wehren. Auf das der Stärkere gewinnen möge.
Mit diesem Gedanken stand sie auf und lief zum Schrank. Sie würde sich umziehen und duschen, um den Schein zu wahren, dass sie ein hilfloses Kind war und sich alles gefallen ließ, aber dann würde sie einen Weg hier raus finden. Sie wollte keine Sekunde länger als nötig mit diesem Irren in einem Haus sein.
Zielstrebig holte sie eine schwarze Leggins und ein olivgrünes Oberteil, sowie Unterwäsche heraus und ging ins Bad. Das erste, was sie dort tat, war, in den Spiegel zu schauen. Der Anblick war schlimmer, als sie sich vorgestellt hatte und sie schluckte. Sie sah aus wie eine Figur aus einem Horrorfilm. Leichenblass, zerzaustes Haar, Pandaaugen und eine vollgeblutete weiße Bluse. Aber keine Wunde. Nicht einmal eine Narbe war zu sehen. Asena verstand es noch immer nicht. Das war einfach unmöglich. Allerdings hatte sie bis vor ein paar Minuten auch nicht an Vampire geglaubt, also schien die wundersame Heilung gar nicht so abwegig.
Eine Sache fiel ihr jedoch positiv auf. Obwohl Lidschatten, Maskara und Eyeliner vollkommen verwischt waren, war die Tattoo Abdeckcreme intakt. Erleichtert atmete sie aus. Wenigstens darum musste sie sich also keine Sorgen machen. Lediglich beim Duschen musste sie ein bisschen aufpassen, doch das würde kein Problem sein.
Nachdem sie sehr ausgiebig geduscht hatte, und sich endlich von dem Blut befreit fühlte, wickelte sie sich in ein Handtuch und schaute erneut in den Spiegel. Nun sah sie schon viel mehr wie sie selbst aus und wirkte auch nicht mehr ganz so weiß um die Nase. Sie beschloss jedoch, mit etwas Schminke nachzuhelfen, sollte sie hier welche finden. Und tatsächlich befand sich in einer der Schubladen des weißen Badezimmerschranks genügend Schminkzeug, sodass sie recht schnell wieder wie ein Mensch aussah. Sie hatte mehr verwenden müssen als sonst, aber das störte sie nicht. Sie sah aus wie immer.
Und als sie sich dann auch noch angezogen hatte, fühlte sie sich endlich wieder normal und begann, einen Fluchtplan zu schmieden. Durch die Haustür spazieren war schonmal keine Option, zumal sie ja nicht mal wusste, wo diese war. Blieben die Fenster. Das in diesem Zimmer schied jedoch sofort aus, auch wenn es am unauffälligsten wäre. Es ging locker fünf Meter runter, und sollte sie fallen, würde sie sich auf dem Asphalt, der dort unter auf sie wartete, alle Knochen brechen. Damit wäre ihr auch nicht geholfen.
Es blieb also keine andere Möglichkeit, als im Haus umher zu gehen und ein Fenster zu finden, bei dem es nicht lebensgefährlich wäre, hinauszuklettern. Dabei musste sie jedoch gut aufpassen, keine Geräusche zu machen, denn wenn sie ihrem Netflix-Wissen vertrauen konnte, hörten Vampire verdammt gut. Also ließ sie ihre geliebten High Heels zurück und schlich, da es hier alle möglichen Schuhe gab, nur keine Turnschuhe, nur in Socken aus dem Zimmer. Das war wahrscheinlich auch besser so, denn es war um einiges leiser.
Während sie so durch die Flure ging, und bei jeder Tür, die sie öffnete erwartete, Klaus dahinter sitzen zu sehen, versuchte sie verzweifelt, ihren Herzschlag zu beruhigen, doch es klappte eher mittelmäßig. Besonders bei der letzten Tür dieses Stockwerks war sie sich sicher, dass selbst ein Mensch ihren Puls hätte hören können. Dieses Zimmer war ihre letzte Hoffnung, denn die Treppen wollte sie nicht benutzen, aus Angst, dass sie quietschen würden.
Langsam näherte sie sich dem Fenster des Raumes, der im Vergleich zu den anderen recht klein und vollgestopft war. Vermutlich eine Art Abstellkammer. Jedoch entpuppte sich das Zimmer als Goldgrube, oder zumindest der Weg aus dem Fenster. Es war zwar dennoch weit, sollte Asena fallen, doch sie würde durch den Blätterhaufen, der auf der Wiese angehäuft wurde, relativ weich landen und sich höchstens ein paar Prellungen zuziehen. Hoffentlich.
Am besten wäre es jedoch trotzdem, wenn sie überhaupt nicht abstürzte und sich eine Art Seil basteln könnte, an dem sie hinabklettern könnte. Die Vorhänge würden sich dafür hervorragend eignen. Zwar hatte man daran keinen extrem guten Griff, aber Asena hatte ein paar Grundkurse in Sachen Aerial Silk besucht und wusste halbwegs, wie man sich an Stoff halten musste. Ob das aber genug war?
Blöd nur, dass sie keine Wahl hatte, denn einen anderen Weg raus gab es nicht. Also riss sie kurzerhand die Vorhänge runter und betete, dass Klaus sie nicht gehört hatte. Doch ihre Paranoia brachte sie dazu, sich noch mehr zu beeilen, als sie es ohnehin tat, und sie knotete die beiden Stoffe schnell zusammen.
Anschließend band sie sie am Fenstergriff fest und öffnete das Fenster. Kalte Luft schlug ihr ins Gesicht. Bevor sie loskletterte, fiel ihr eine wichtige Sache ein. Sie musste die Socken ausziehen, wenn sie auch an den Füßen Halt haben wollte. Nachdem das erledigt war, atmete sie noch einmal tief durch und begann den Abstieg vom Fensterbrett. Die Höhe war schwindelerregend und der für den Herbst typische Wind schien sie hinabpusten zu wollen. Es kostete sie all ihre Kraft, sich festzuhalten, und gleichzeitig noch nach unten zu kommen. Stetig flogen Blätter und kleine Äste in ihr Gesicht und verhedderten sich in ihrem Haar. Es ziepte, doch sie ignorierte es. Wenn sie sich jetzt ablenken ließ, war das ihr Todesurteil, egal wie viel Laub am Boden lag.
Doch ewig konnte sie sich auch nicht halten, deshalb begann sie bereits nach kurzer Zeit, schneller zu klettern. Das improvisierte Seil jedoch war davon nicht sehr begeistert, und als Asena bei der Hälfte des Weges angekommen war, ertönte ein reißendes Geräusch. ''Scheiße'', fluchte die Braunhaarige leise und beeilte sich noch ein bisschen mehr. Sie merkte jedoch schnell, dass das nicht klappen würde, und sprang. Es war besser, als mit dem Rücken oder gar auf dem Kopf aufzukommen und sich ernsthaft zu verletzen. Dachte sie zumindest.
Sie kam zwar auf beiden Füßen auf, landete mit einem jedoch auf etwas Spitzem und knickte aufgrunddessen um. Da saß sie nun, mit schmerzendem Fuß und Knöchel und vollkommen geschockt. Sie hatte es rausgeschafft. Jetzt musste sie jedoch immernoch hier weg. Und zwar schnell. Es bestand keine Möglichkeit, dass Klaus ihren Fall nicht gehört hatte.
Die Schmerzen ignorierend stand Asena wieder auf und humpelte weiter, wobei sie eigentlich eher auf einem Fuß sprang, um den anderen nicht zu belasten. Denn wenn sie das tat, fühlte es sich an, als würde sich etwas immer weiter in ihre Fußsohle bohren. Sie schaute aber nicht nach, was es war, dafür blieb keine Zeit. Sie spürte lediglich das Blut fließen und den beißenden Schmerz. Alles andere konnte sie in ihrem Tunnelblick nicht wahrnehmen. Sie musste zum Wald kommen. Dort wäre sie in Sicherheit.
''Was tust du da, Liebes?'', ertönte da eine belustigte Stimme. Klaus. Jetzt war sie dran.
★~★~★ A.N. ★~★~★
Frohe Weihnachten euch allen! Ich hoffe, ihr konntet/könnt schön mit euren Liebsten feiern und seid alle gesund.
Und was würdet ihr eigentlich von einer Lesenacht halten? Ich habe nämlich einige Kapitel vorausgeschrieben, deshalb könnte ich zum Beispiel an Silvester jede halbe Stunde ein Kapitel hochladen. Findet ihr die Idee gut?
~ El
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