Zum ersten Mal ein letztes Mal
Egal wie tief du fällst, ich fange dich auf. In Liebe, dein Boden.
Die nächste Erinnerung versucht sie zu verdrängen. Sie möchte daran jetzt nicht denken. Sie möchte mit einem Lächeln gehen. Ihre Freunde drängen die Erinnerung tiefer in ihr Bewusstsein. Doch diesmal lässt sie es nicht zu. Sie kämpft gegen sie. Zum ersten Mal kämpft sie ein letztes Mal gegen ihre Freunde. Sie kneift die Augen zu und presst ihre Hände an ihre Ohren. Doch so sind sie deutlicher zu hören, weswegen das verzweifelte Mädchen ihre Hände in ihre Haare vergräbt.
Sie weiss nur einen Ausweg. Sie denkt an das fliegende Papier in der Luft und dies ruft eine andere Erinnerung hervor, die den Anfang ihrer endgültigen Zerstörung bedeutete. Wir denken mal, dass das nicht so geplant war, aber jetzt ist es zu spät, denn die ersten Bilder erscheinen schon ihrem Kopf, bis sie das gesamte Geschehen abbilden.
.....
Die Sucht treibt mich an, es immer wieder zu tun. Ich kann ihr einfach nicht widerstehen. Und so passiert es auch heute wieder. Ich weiss selber, dass es nicht erlaubt ist, doch kann ich nicht mehr klar denken. Die Sehnsucht nichts zu fühlen und einfach zu fliegen ist wieder mal dominanter als ihre Vernunft. Wenn sie damals nur gewusst hätte wie schlimm es ist, wirklich nichts mehr zu fühlen, hätte sie sich niemals dazu überreden lassen.
Wieder greife ich zu der Tüte. Langsam und fast schon sanft nehme ich sie an mich. Faszinierend betrachte ich das Zeug. Ein letztes Mal hat sie vor, das Gesetz zu brechen.
Ein letztes Mal...
Ein letztes Mal...
Ein letztes Mal...
Ein letztes Mal...
Immer wieder sagt sie ein letztes Mal, doch greift eine Woche später wieder zu den 'Bonbons'. Es ist überwältigend und beängstigend, wie sehr ein paar zusammengemischte Stoffe die Wahrnehmung verändern können denkt sie. 'Es benebelt dich. Es nimmt dir den Schmerz. Es lässt dich vergessen. Los greif zu', ermutigen mich die Dämonen. Meine Freunde. Sie begleiten mich seit ich acht Jahre jung bin.
David sieht direkt in meine Augen. Er deutet auf die Tüte und ich entnehme ihr ein Bonbon. Diese 'Süßigkeit' gibt mir endlich wieder das Gefühl, frei zu sein. Frei von meinen Gedanken, frei von meinen Freunden, frei von meinem Schmerz, frei von meinen Narben, frei von meinem Körper. Das sie dies einmal vermissen, wäre ihr niemals in den Sinn gekommen.
Und doch ist das alles nur eine Illusion. Sobald es nachlässt, bin ich trotzdem wieder gefangen. Gefangen in meinen Gedanken, gefangen mit meinen Freunden, gefangen in meinem Schmerz, gefangen von meinen Narben und vor allem gefangen in meinem Körper. Meine Seele bleibt eingesperrt, solange der Körper intakt ist.
Sie wirft das Papier in den kleinen Mülleimer neben sich, der immer neben seinem Bett steht. Das kleine Ovale Ding in ihrer Hand sieht sehr verlockend aus und so öffnet sie ihren Mund, während sie es mit einer Bewegung zur Öffnung führt. Sie legt es auf ihre Zunge und direkt nehmen ihre Knospen einen süßlichen Geschmack war.
Das Mädchen seufzt entspannt aus, lehnt sich an das Bett von David und genießt die Ruhe und eingehende Entspannung. Nach kurzer Zeit werden ihre Freunde leiser und leiser, bis sie sie nicht mehr vernahm. Die seelischen und physischen Schmerzen verblassen nach und nach bis sie das Gefühl hat zu schweben, fliegen zu können in eine andere Welt, Dimension, ein anderes Universum. Ihre Muskeln entspannen sich und kurz darauf spürt sie nichts mehr.
Frei ist das einzige woran sie gerade denkt. Nichts anderes ist mehr in ihrem Kopf. David, der direkt neben ihr sitzt, lächelt sie an und weiss genau, was sie denkt. Sie sitzen eine Weile einfach nur stumm da, lassen die verführerische Süßigkeit auf sich wirken. Dieses kleine Wunder der Chemie.
Jede Woche eins ist ihre Devise. So bleibt es in maßen und der Körper kann sich nicht an die Substanzen gewöhnen, sodass die Wirkung nicht nachlässt.
Ich blicke gen Fenster und stelle erschrocken fest, das die Diamanten schon hoch am Firmament stehen. ''Oh nein'' rufe ich laut aus und David schreckt auf und sitzt kerzengerade neben mir. ''Was ist los?'' fragt er mich und ich sehe nervös zu ihm. ''Ähm...nichts ich muss los. Mein Vater macht sich bestimmt schon sorgen'' rede ich mich raus.
'Der macht sich eher sorgen, das er selber für seinen Alkohol aufstehen muss und keinen da hat, der ihm diesen bringt' sagen meine Freunde verachtend.
Oh sie sind wieder da, denke ich mir traurig und lächle David an. ''Also dann....wir ähm sehen uns nächste Woche'' sage ich zurückhaltend und gehe aus dem Zimmer und mache mich auf dem Weg nach draußen. ''Alles klar bis dahin. Ah und vergiss deine monatliche Bezahlung nicht'' ruft er mir hinterher. ''Werde ich schon nicht'' rufe ich ebenfalls und ein flaues Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Es ist also wieder soweit....
........
Sie kämpft sich in ihre jetzige Zeit zurück, um das damals folgende Ereignis nicht wieder erleben zu müssen. Auch wenn sie sich an fast nichts erinnert, ist sie froh das es so ist, denn das, was sie noch weiss, ist einfach nur schrecklich und will das kleine Mädchen nicht nochmal erleben müssen. Da ist ihr Vater ein besserer Zeitgenosse und das will schon was heißen.
Das war letztes Jahr und es war der Moment, wo ihr klar wurde, dass es nichts weiter bringt die Süßigkeit einzunehmen, als sie eh nichts mehr fühlte. Zumal sie danach eh kein Geld mehr auftreiben konnte. An diesem Tag brach sie den Kontakt zu David ab. Doch wusste sie damals nicht, was diese Handlung für Konsequenzen mit sich bringen. Angst, Paranoia und Schmerz.
924 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro