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Nach meinem Vorschlag hatte mich Yoongi wieder geküsst, doch es war, als ob das Feuer zwischen uns mit seinen Zweifeln wieder erlischt war. Wir tauschten nur noch leichte Küsse aus, lagen voreinander in seinem Bett und drifteten langsam aber sicher in Richtung Traumwelt ab.
[...]
"N-nein.. Ich werde niemals einen Jungen lieben! Ich werde die Familie nicht zerstören!", presste eine panische Stimme direkt neben mir hervor, weshalb ich hochschreckte. Doch zu meiner Verwunderung stand niemand im Zimmer, sondern Yoongi lag noch schlafend neben mir. Seine Wangen waren rot und geschwollen, außerdem schien er stark zu schwitzen. Hatte er etwa Fieber? Und diese Worte.. Hatte ich sie mir eingebildet?
"Es tut weh!"
Erschrocken fuhr ich zu ihm rum und musterte Yoongi besorgt. Er bewegte sich unruhig und hatte offensichtlich gerade einen Albtraum. Sollte ich ihn aufwecken? Das wäre wohl eine gute Idee.
"Yoongi? Yoongi..?"
Vorsichtig legte ich meine Hand an seine Schulter und schüttelte ihn sanft, doch er jammerte nur und schob mich weg von ihm. Ich musste ihm doch irgendwie helfen.. Zögernd legte ich mich wieder neben ihn und platzierte meine Hand dieses Mal auf seiner warmen Wange.
Sanft streichelte ich mit dem Daumen auf und ab und sah erleichtert zu, wie sich sein Gesichtsausdruck langsam entspannte. Glücklich darüber lehnte ich mich vor und drückte ihm einen ganz leichten Kuss auf die Lippen, als sich seine Augen mit flatternden Lidern öffneten.
Desorientiert sah er in meine Augen und kurz flammte Panik in seinen auf.
"Ich bin hier..", hauchte ich und sah zu, wie er wieder ruhig wurde. So blieben wir eine Weile liegen, bis ich meine Hand zurückzog und Yoongi sich aufsetzte. Auch wenn er immer noch wirklich gut aussah, sah man ihm an, dass er in der Nacht gelitten hatte.
"Was hast du geträumt?", fragte ich, doch er schüttelte den Kopf und stand auf. Zurückgelassen auf dem Bett folgte ich ihm mit meinem Blick, bis er in seinem Badezimmer verschwunden war. Mein Herz tat dabei unglaublich weh, aber ich war nicht wütend auf ihn. Ich war nur traurig, nach unserem tollen Abend so mit ihm aufzuwachen, als hätten wir nie Fortschritte gemacht.
Seufzend wartete ich ab, als mein Handy plötzlich in meiner Hosentasche vibrierte. Hatte ich ernsthaft so geschlafen? Belustigt griff ich danach und öffnete die Nachricht, die Jin mir gesendet hatte. Es war ein Link, der zu einem Video führte, das schon jetzt hunderte von Aufrufen hatte. Es war eine Compilation von der Party.
Schockiert starrte ich auf den Clip, den ich gerade pausiert hatte. Yoongi und ich waren mehrere Sekunden lang zu sehen. Ich konnte genau an unseren Lippen lesen, was wir noch vor wenigen Stunden gesagt hatten.
"Dann küss mich. Sonst glaube ich dir nicht.", hörte ich meine Worte förmlich, obwohl nichts anderes als Musik hörbar war.
"Du.. Ach, verdammt."
Man sah Yoongi den Kopf danach schütteln und dann.. Oh Gott, unsere wilde Knutscherei war im Internet? Für zehn Sekunden konnte man wirklich alles sehen.. Irgendwie kribbelte mein Bauch aufgeregt dabei und es gefiel mir, dass nun jeder uns zusammen sehen konnte, weshalb ich mir das Video mehrmals ansah, bis Yoongi zurück kam. Über seine Reaktion machte ich mir allerdings sofort Sorgen.
"Wir sind im Internet.", teilte ich ihm mit, woraufhin sich seine Augen weiteten. Er riss mir förmlich das Handy auf die Hand, starrte die zehn Sekunden lang auf den Bildschirm und gab es mir dann wieder.
"Du solltest jetzt gehen.", presste er hervor und sah mich nicht an. Schockiert von seiner Reaktion stand ich auf und wollte mich vor ihn stellen, doch er schob mich weg.
"Geh jetzt.", forderte erneut, also griff ich schluckend nach meinem T-Shirt auf dem Boden und zog es mir an.
"Yoongi.. Wenn du das jetzt machst, werde ich dir das nicht verzeihen."
Das meinte ich ernst. Ich konnte ihm nicht noch ein weiteres Mal verzeihen, wenn er mich einfach von ihm wegstieß. Leider hatte ich auch schon viel Hoffnung in das, was wir hatten gehabt, weshalb mir jetzt Tränen in die Augen stiegen.
Yoongi aber sagte nichts. Mit angespanntem Kiefer starrte er in die Richtung, die am weitesten von mir weg war. Mir fiel auf, dass seine Hände zitterten und ich wünschte mir so sehr, ich könnte ihm mit dieser Angst helfen. Doch er stieß mich einfach von sich weg, nur weil ein Video von uns mit ein paar Aufrufen im Internet war. Als ob sein Vater genau das finden würde.
Vielleicht war es auch besser so, wenn ich von ihm fern blieb. Für ihn war seine Familie natürlich wichtiger, also machte ich ihm das Leben nur unnötig schwer. Ich war eine Last für ihn, wie schon damals..
Eine Träne schlich sich aus meinem Augenwinkel und kullerte meine Wange runter, doch ich wischte sie nur genervt weg. Ich sollte nicht wegen ihm weinen. Er hatte sich entschieden, also konnte ich ihm nicht helfen. Wir waren kein Paar oder sonstiges, also hatte ich kein Recht darauf, zu protestieren. Das zwischen uns war nur eine kleine Romanze gewesen, die kaum was mit Romantik, sondern bloß mit hormongesteuerten jungen Erwachsenen zu tun hatte.
"Gut.", sagte ich also nach einigen Minuten mit zitternder Stimme.
"Das war es dann also."
Ich drehte mich ebenfalls weg von ihm und wusste nicht, wie ich die Schritte zur Tür hinter mich bringen konnte. Sie fühlten sich wie die schwersten meines Lebens an und als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, brach ich entgültig in Tränen aus. Wahrscheinlich konnte Yoongi mich hören, doch das war mir egal.
Ich ignorierte die verwirrten Blicke meiner Mitstudenten und rannte förmlich durch die wenigen Flure bis zu meinem und Jins Zimmer. Dabei gingen mir immer wieder Yoongis Worte durch den Kopf, die er noch am letzten Abend zu mir gesagt hatte.
"Natürlich, Jimin."
Das war seine Antwort auf die Fragen gewesen, ob er mich wollte und ob ich ihm gefiel. Und trotzdem konnte er sich so einfach wieder von allem abschotten, was zwischen uns gewesen war? Dann konnte es ihm nichts bedeutet haben.
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