22
Nach Yoongis Worten, dass die Wunde an meiner Wange nicht so aussah, als ob nichts passiert wäre, kaute ich wie so oft auf meiner Unterlippe herum und spürte Tränen in meinem Augen. Nein, das durfte nicht passieren. Ich wollte nicht vor ihm emotional werden. Deswegen drehte ich mich schnell von ihm weg und rannte förmlich zu den Büchern, die noch zurück in ihre Regale mussten. Doch ich konnte nicht mehr.
Die Angst wegen dem, was mir passiert war, übermannte mich und ich verließ die Bibliothek, ohne mich noch einmal umzusehen. Stattdessen lief ich blindlings durch die Flure, bis ich draußen angekommen war und mich dort auf eine Bank setzte. Wieder weinte ich und wieder war Yoongi Schuld. Wieso musste er das auch ansprechen? Es sollte ihn nicht kümmern.
Konnte mich nicht einfach kalt lassen, was passiert war? Es war schließlich vorbei und ich hatte keinen Grund mehr, Angst zu haben. Überrascht beobachtete ich, wie Yoongi kurz nach mir das Gebäude verließ, sich suchend umsah und schnell auf mich zukam, als sein Blick mich gefunden hatte. Peinlich berührt wischte ich über meine Wangen und hoffte, er würde meine roten Augen nicht sehen.
"Weißt du noch, die Mottowoche, die mein Jahrgang am Ende des Schuljahres hatte?", fragte er aus dem Nichts, als er sich neben mir niedergelassen hatte, aber ich nickte. Alles war besser, als die blöde Angst in mir.
"Wir haben als Streich alle mit Wasserpistolen nass gemacht, was die Schulleitung nicht erfreut hat."
Er lachte bei der Erinnerung.
"An dem Tag bist du einfach so vor uns ältere Schüler getreten und hast den Erwachsenen erklärt, wieso wir Spaß haben dürfen sollten. Vielleicht, um mich zu beeindrucken. Aber da habe ich das erste Mal mehr in dir, als den kleinen.. etwas nervigen Jungen gesehen."
Er machte eine kurze Pause.
"Damals habe ich das kaum für möglich gehalten. Es gefiel mir etwas an dir? Ich hab einfach so weitergemacht mit dem Mobbing, obwohl ich mich komisch in deiner Gegenwart fühlte. Auf eine gute Weise."
Ungläubig lachte ich und realisierte, dass ich vollkommen aufgehört hatte zu weinen. Ich hatte ihm bloß aufmerksam zugehört und meine Augen dabei geweitet. Natürlich entschied ich mich dazu, ihm für's erste nicht zu glauben. Nicht, dass er mich gleich wieder verletzte.
"Das war eine gute Ablenkung.", gab ich zu und wischte mir ein letztes Mal über die Augen. Mich bedanken würde ich aber sicher nicht.
"Es-"
"Yoongi, was auch immer du für dumme Spielchen treibst, ich habe keine Lust mehr darauf! Lass mich einfach in Ruhe.", schnaubte ich, da er bestimmt wieder erklären wollte, wie das alles der Wahrheit entsprach.
"Ja, es war eine gute Ablenkung.", stimmte er mir also bloß zu und guckte prüfend in meine Augen, um zu sehen, ob sich dort noch Tränen befanden, ehe er nickte.
Gut, da waren wir uns einig. Was er mir gerade erzählt hatte, konnte ich also schnell wieder ausblenden, da es eh nicht der Wahrheit entsprach. Es wurde still zwischen uns und ich überlegte, ihn nochmal auf den Klaas anzusprechen. Seine letzte Reaktion darauf schüchterte mich aber ein und so presste ich meine Lippen lieber fest zusammen. Ich sollte wohl jetzt gehen, aber er tat es auch nicht, also blieb ich sitzen.
"Wieso ignorierst du mich erst und redest dann plötzlich wieder so mit mir?", rutschte es mir doch raus. Ich hatte aber wirklich das recht darauf, eine Erklärung von ihm zu bekommen.
"Ich kann es dir nicht sagen."
"Kannst, oder du willst nicht?", entgegnete ich schnell und hielt plötzlich Augenkontakt mit ihm. Er zögerte und blickte irgendwann auf den Boden vor uns. Es gab also einen Grund? Dann musste es ein echt guter sein, um sein Verhalten rechtzufertigen.
"Wenn du irgendetwas, von all dem, was du getan hast, erklären willst, musst du dich zuerst bei mir entschuldigen.", machte ich ihm aber klar.
"Es tut mir wirklich leid."
Ich schluckte und nickte. Das war immerhin ein Fortschritt. Trotzdem stand ich auf und sah kurz zu ihm runter, ehe ich zurück ins Gebäude ging. Ich wusste nicht, ob irgendwelche von seinen Worten ernstgemeint waren, legte mich aber etwas entspannter ins Bett, nachdem mir Hoseok auch für heute frei gegeben hatte.
[...]
"Hast du meine Bitte befolgt?"
Verstört musterte ich Yoongis Schwester Ayana, die ohne Vorwarnung die Bibliothek betreten hatte und mit mir zwischen ein paar Regalen stand. Ihr Bruder war noch nicht da, aber nach dem gestrigen Gespräch war mir mulmig zumute, wieder mit ihm zu reden.
"Nein, stattdessen hat mich dein Bruder von sich aus geküsst.", schnaubte ich, als sie freudig in die Hände klatschte.
"Hab ich es mir doch gedacht!"
Noch verstörter räumte ich einige Bücher ein.
"Du musst wissen, unser Vater hat ihm jahrelang erklärt, wie schlimm Schwulsein wäre. Unser Großvater hatte wohl unsere Großmutter mit einem Mann betrogen und war danach von der Familie verstoßen worden. Das hat Yoongi Angst eingejagt, aber ich wusste, dass er irgendwann sowas machen würde. Ich hab das gespürt."
Sie grinste mich triumphierend an.
"Egal, wie scheiße er zu dir ist, er steht auf dich."
Schon stand der, über den wir gerade gesprochen hatten, schockiert vor uns und war kreidebleich.
Btwww sind ich und eine gute Freundin von mir back mit unserem Partner-Account MalenaXemmA hehe👀👀 Da kommt bald etwas neues von uns
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