15
Yoongi kam zu der Vorlesung, würdigte mich allerdings wirklich gar keinen Blickes. Er sah auf seinen Notizblock, auf dem aber nur einige Kritzeleien zu sehen waren. Ich hingegen machte mir konzentriert Notizen, da ich mich unbedingt auf etwas anderes konzentrieren wollte als eben diesen dummen Typen. Deswegen kaute ich hin und wieder auf der Hinterseite meines Stiftes herum, schrieb einzelne Stichpunkte auf und stellte sogar Fragen. Auch, damit ich am Ende der Stunde nicht länger bleiben musste und wieder Ärger von irgendjemandem bekam.
So kam ich danach pünktlich in der Bücherei an und begann mit dem Einräumen der Bücher, als Yoongi den Raum betrat. Er sah sich um, bemerkte natürlich auch mich und ging stumm zu einem der Regale, um mit der Arbeit zu beginnen. Was für ein Arschloch. Hatte ich das schon erwähnt? Jetzt war er anscheinend wieder zurück in alte Muster gekehrt und ignorierte mich. War mir nur recht.
Ich nahm mir viele Bücher auf einmal und war mittlerweile schon geübt darin, das richtige Regal zu finden. So war ich schnell fertig mit der Arbeit und nahm meine Sachen, um zum Tanzen zu gehen. Yoongi ignorierte mich weiterhin, also reckte ich das Kinn und stolzierte an ihm vorbei, so wie es sich für mich gehörte. Konnte er doch so weitermachen!
Ich nahm den Bus zur Arbeit und versuchte das aufkommende Gefühl von Angst zu ignorieren, bis ich in Hongdae ankam. Es war voll dort. Voll von potentiellen Männern, die mich verfolgen und mir Angst machen könnten. Genau deswegen ging ich schnell zu den Tänzern und half ihnen beim Vorbereiten, als Hoseok mich zur Seite zog.
"Ich werde heute besonders auf dich achten.. Sag mir bescheid, wenn er da ist."
Dankbar sah ich ihn an und nickte. Trotzdem klopfte mein Herz schnell und ich machte ein paar Dehnübungen, um lockerer zu werden.
Wir begannen zu tanzen und es ging so lange gut, dass ich schon die Hoffnung hatte, heute würde nichts mehr passieren. Da hatte ich aber falsch gedacht, denn irgendwann stand wieder ein bekanntes Gesicht im Publikum und ich zog sofort Hoseok zur Seite, um ihm das mitzuteilen. Wir gingen zusammen auf den Mann zu und ich versteckte mich fast ein wenig hinter meinem Chef, der mir das aber nicht übel nahm.
"Mit ist aufgefallen, dass Sie meinen Mitarbeiter unangemessen berührt und verfolgt haben. Wenn Sie das nicht unterlassen, werde ich die Polizei rufen."
Der Mann musterte mich und verzog nicht die Miene.
"Ich kenne ihn nicht.", antwortete er und sogar ich hätte ihm geglaubt, würde ich nicht genau wissen, dass er mich noch vor wenigen Tagen verfolgt hatte. Hoseok warf mir auch einen kurzen zweifelnden Blick zu, aber ich versicherte ihm mit einem Nicken, dass es der richtige war.
"Ich hoffe, wir haben uns verstanden.", sagte Hoseok also trotzdem und zog mich mit zurück zu den anderen Tänzern, wo wir wieder mitmachten aber den Mann aufmerksam im Blick behielten. Ich fühlte mich nicht viel sicherer, machte aber normal weiter und tanzte schön weit weg von dem Mann, sodass ein weiterer Abend verging. Am Ende war er nicht mehr zu sehen, also vermutete ich, dass wir ihn genug eingeschüchtert hatten und ging ohne all zu viele Bedenken zu meinem Bus, mit dem ich zur Universität fuhr und dort zum Gebäude schlenderte.
Ich zuckte zusammen, als plötzlich jemand neben mir lief und bekam kurz Angst, es wäre der Mann, doch tatsächlich war es bloß Yoongi, der die Hände in den Hosentaschen hatte und mich keines Blickes würdigte. Trotzdem lief er neben mir, als wäre es das normalste der Welt.
Okay, ich erklärte ihn entgültig für verrückt. All diese komischen Sachen, die er in letzter Zeit abgezogen hatte.. Jetzt guckte ich ihn von der Seite an, runzelte die Stirn und wollte am liebsten stehenbleiben und nachfragen, aber er ging so überzeugt in Richtung Eingang des Gebäudes, dass ich einfach weiter mit ihm ging und erst drinnen stehen blieb.
"Was soll das?", fragte ich einfach nur verwirrt. Ich war nicht wütend auf ihn, so wie er es sicher bei mir gewesen wäre, hätte ich sowas gemacht, aber entgeistert irgendwie schon, vor allem nach seiner Ignoranz heute morgen.
"Ich habe dir doch gesagt, du sollst die Polizei wegen dem Mann rufen."
"Was..?"
"Er war hinter dir und ist erst umgedreht, als ich neben dich gekommen bin."
Also sagte mir dieses Arschloch gerade, er hatte mich.. beschützt? Ich musste die Dimension gewechselt haben, anders war das nicht zu erklären.
"Und wieso hast du mich ihm nicht einfach ausgeliefert? Hättest du doch viel lieber gemacht.", entgegnete ich und fühlte mich ein wenig schlecht deswegen, aber fand die Frage gerechtfertigt nach all seinen Wutausbrüchen.
"Ich will doch nicht mitverantwortlich für kriminelle Taten sein."
Ach, so war das also. Er wollte bloß seinen Ruf nicht zerstören. Trotzdem bildete sich bei dem Gedanken, dass der Mann mich bis zu meiner Uni verfolgt hatte, kalter Angstschweiß auf meiner Haut. Ich senkte den Bild und kaute auf meiner Lippe herum, während ich darüber nachdachte, wie ich jetzt handeln sollte. Die Polizei jetzt rufen wollte ich nicht, da es schon so spät war, aber ruhigen Schlaf würde ich wohl auch nicht mehr bekommen.
"Wenn er dich weiter durch die Fenster beobachtet, komm erstmal mit in mein Zimmer. Dann weiß er nicht, wo du wirklich schläfst."
Ich lachte los. Yoongi lud mich auf sein Zimmer ein, das wurde ja immer besser. Allerdings hatte er mehr als Recht mit diesem Vorschlag und ich viel zu viel Angst, jetzt zurück zu Jin zu gehen und ihn damit auch in Gefahr zu bringen. Lieber lud ich die Gefahr in Yoongis Zimmer ab, der sich sein komisches Verhalten sonst wohin schieben konnte.
"Wie du meinst."
He protecc😌👍
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro