"Scheiße.. Scheiße. Scheiße! Verdammt!", schimpfte ich vor mich hin, als ich zurück in der Umkleide war und meine Sachen nirgends entdecken konnte. Hatte Yoongi die vielleicht in irgendeinen der Schränke getan? Nein, dort fand ich nichts. Oder jemand hatte meine Sachen geklaut? Auch nein, das hätte ich gehört. Oh. Mein. Gott. Yoongi hatte meine Klamotten bestimmt mit eingesteckt! Ich hatte sie in ein rumliegendes Handtuch eingewickelt, nur damit er nicht meine pinke Boxershorts und all das sah, aber was, wenn das sein Handtuch gewesen war?

Handy.. Wo war das verdammte Ding? Okay, es lag noch auf der Bank und glänzte mich förmlich an, schließlich war es auch meine einzige Möglichkeit, wieder an meine Sachen zu kommen. Yoongis Nummer besaß ich nicht. Um es anders zu sagen, nicht mehr, weshalb ich auf Instagram nach seinem Account suchte und schnell fündig würde. Es war nicht gerade warm hier drin mit bloß einem Handtuch, weshalb ich mit zittrigen Fingern auf seine DMs ging und überlegte, ob ich ihn anrufen oder ihm schreiben sollte. Ersteres traute ich mich aber nicht, also tippte ich etwas ein.

Hi, hier ist Jimin. Es könnte sein, dass du meine Klamotten mitgenommen hast..

Nach kurzem Durchatmen schickte ich die Nachricht ab und kaute anschließend auf meiner Lippe herum, während ich auf eine Antwort wartete. Mein Körper kribbelte aufgeregt, als er aktiv wurde, doch ich sank in mich zusammen, als der grüne Kreis neben seinem Profilbild wieder verschwand. Ignorierte er mich jetzt? Meinen Account hatte er doch wohl nicht blockiert, oder?

Schmollend und alleingelassen saß ich auf der Bank, mit dem Handtuch um meine Hüften, auch wenn ich es am liebsten um meine Schultern für mehr Wärme gelegt hätte. Dann wäre aber mein bestes Stück nicht gut geschützt.

Wenn der Blödmann hier nicht bald auftauchte, würde ich einfach Jin anrufen. Ich hatte keine Lust, in dieser verdammten Umkleide festzusitzen! Zwanzig Minuten verbrachte ich aber noch hier, bis jemand reinkam.
"Endlich!", stieß ich hervor und kam auf Yoongi zu, ohne über meinen nackten Oberkörper nachzudenken. Der Blonde aber hielt etwas hinter seinem Rücken und schmunzelte.
"Der Jimin, der Inzest-Gerüchte über mich verbreitet, möchte gerne seine Klamotten zurück?"

Wie bitte? Er war immer noch nachtragend? Gut, er erinnerte sich auch noch an meine peinlichen Taten aus der Schulzeit, aber ich dachte, das hätten wir zumindest endlich geklärt.
"Gib sie mir.", forderte ich und wollte hinter ihn greifen, aber er drehte sich weg.
"Was bekomme ich dafür?", fragte er, weshalb ich frustriert die Arme vor der Brust verschränkte und Gänsehaut von der Kälte bekam.
"Nun ja.. Du könntest zum Beispiel jeden Tag mein Zimmer putz-"

"Niemals!"
Wieder griff ich hinter ihn, dieses Mal aber schneller als vorher und erwischte einen Zipfel meiner Klamotten. Wie verrückt zog ich daran, bis ich plötzlich ein lautes, unangenehmes Geräusch hörte. Scheiße, was hatte ich da gerade zerrissen? Bitte nicht mein T-Shirt.. Oder noch schlimmer, meine Hose!
"Du hast dich nicht verändert seit damals.", kommentierte Yoongi trocken.
"Wenn du frustriert bist, oder dir etwas peinlich ist, läufst du rot an, wie eine Tomate."

"Arschloch.", zischte ich und zitterte extra ein wenig mehr, um ihm meine Misere zu demonstrieren.
"Diese Beleidigungen sind aber neu. Früher hast du ja nichtmal mit mir reden können, so ein verängstigter kleiner Junge warst du."
Er machte sich über mich lustig. Natürlich wurde ich jetzt rot, weil er mich verdammt wütend machte!

"Was außerdem neu ist, ist dass du dich wie ein Arsch verhältst und mich provozierst!"
Einen letzten Versuch startete ich, um an meine Sachen zu kommen. Der endete aber damit, dass ich mit lautem Scheppern gegen einen Schrank gestoßen wurde und mit weitgeöffneten Augen zu Yoongi hochsah, der mich an beiden Schultern dagegen drückte.

"Weil du frech bist!", entgegnete er und drückte mich so fest gegen den Schrank, dass es fast schon schmerzhaft war. Meine Klamotten lagen jetzt schön auf dem staubigen Boden.
"Du suchst dir nur Gründe, mich zu hassen.", murmelte ich und tatsächlich entglitt im sein wütender Blick. Er wirkte ehrlich verwundert, so als ob er das gar nicht in Erwägung gezogen hatte. Dabei war es doch offensichtlich.. Man ließ niemanden allein, nur weil er 15 Minuten zu spät zur Arbeit kam. Und das mit seiner Schwester war längst den meisten klar.

"Was hat Ayana zu dir in der Bibliothek gesagt?", fragte er aus dem Nichts. Was hatte das mit dieser Situation zu tun? Dachte er, sie hatte mir sowas ähnliches erzählt? Aber ich wollte ihm das nicht sagen.. Es war irgendwie unangenehm und vielleicht wurde er dann wütend auf seine Schwester.
"Bitte."
Er klang fast schon verzweifelt und wich nicht von mir zurück, sodass schon wieder der Vanilleduft in meine Nase trat.
"S-sie meinte.."
Seine Augen wurden groß.
"Dass ich mich an dich ranmachen soll."

Jetzt war es raus. Mein Bauch kribbelte, mein Herz klopfte und ich nahm Blickkontakt mit ihm auf, den er stumm erwiderte. Er wirkte nicht angewidert, nichtmal überrascht. Irgendwie konnte ich seinen Blick gar nicht deuten. Ich aber konnte nicht anders, als einen Blick auf seinen Mund zu erhaschen. Seine Lippen standen leicht offen und hatten einen Pinkton, den ich schon so oft gesehen hatte. Trotzdem faszinierte er mich und ich spürte, wie der Sechstklässler in mir langsam an die Front kam.

Als ich wieder hochsah, bemerkte ich, dass auch er seinen Blick leicht gesenkt hatte. Oh Gott, sah er gerade auf meine Lippen? Sie mussten total trocken aussehen. Deswegen leckte ich schnell über sie und beobachtete, wie er schluckte und anschließend hörbar ausatmete. Wieso wirkte es gerade so, als ob er mich ernsthaft wollte? Es war so eine komische Spannung zwischen uns, aber wahrscheinlich spielte er mir nur irgendwas vor. Anders war diese Situation nicht zu erklären.

"Und du hast das nicht gemacht."
Was..? Ach ja, Ayanas Bitte.
"Natürlich nicht.", antwortete ich leise, als er plötzlich von mir zurückwich. Ich fühlte mich komisch, hier jetzt alleine zu stehen.
"Da sind deine Sachen.", brummte er und verließ schnell den Raum.

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