29 Why's it starting to feel like you're Batman and I'm Robin?
Das Gespräch mit Braeden ließ Derek den ganzen Tag lang nicht mehr los. Es ließ sich nicht leugnen, sie hatte Recht, denn er WAR ein Arsch, da ließ sich wohl nichts beschönigen.
Und vermutlich war das auch nichts Neues für ihn, neu war nur, dass ihm das irgendwie anfing etwas auszumachen.
Einmal abgesehen von Braeden, welche auf eigenartige Weise so etwas wie eine Freundin für ihn geworden war, hatte er ansonsten vermutlich jeden in seinem Leben ziemlich effektiv von sich fort gestoßen; seine Freunde, seine Familie und selbstverständlich auch Stiles.
Und letzterem hatte er wahrscheinlich mehr zugemutet, als irgendeinem anderen.
Aus diesem Grund würde es bei ihm am schwersten werden, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.
Wenn dies überhaupt noch eine Option wäre?
Dies würde wohl erst die Zeit zeigen.
Derek fasste einen Entschluss: Er würde es angehen wie beim Sport, würde moderat anfangen und den Schwierigkeitsgrad dann langsam steigern. Und dies war auch der Grund, warum sein Onkel Peter heute nach Schulschluss bei der Heimkehr seines Neffen einen Jungen antraf, welcher freiwillig die Buntwäsche der gesamten Familie erledigte, die Geschirrspülmaschine unaufgefordert ausräumte und ihm nach getaner Arbeit die Hand reichte, begleitet von den Worten: „Yo Peter, ich habe dir das Leben ganz schön schwer gemacht, schätze ich. Sorry Mann! Frieden?"
Peter hatte ihn zunächst angeschaut, als sei ein Außerirdischer direkt in seinem Wohnzimmer gelandet, doch dann hatte er schließlich fassungslos eingeschlagen und geantwortet hatte:
„Sicher Junge, Frieden."
Einer weniger auf der Liste von Leuten die Derek angepisst hatte. Mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung machte er im Geiste einen Haken hinter den Namen seines Onkels, wobei er sich durchaus bewusst war, dass sicherlich nicht jeder es ihm so leicht machen würde. Peter war immerhin jemand, der in seinem Leben selbst schon oft Scheiße gebaut hatte und der daher auch wusste wie wichtig es war, dass einem vergeben wurde.
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Nach ihrer Rückkehr nachhause vom Gerichtstermin, hatte Isaac sich entschuldigt und sich umgehend in sein Zimmer zurückgezogen. Als Stiles ein wenig später nach ihm sehen wollte stellte er fest, dass sein Stiefbruder tief und fest schlief. Isaac hatte sogar die Vorhänge zugezogen und den strahlend hellen Tag ausgesperrt.
Wer konnte es ihm schon verdenken. Der heutige Termin musste den Ärmsten in allerhöchsten Stress versetzt und auch noch das letzte bisschen Energie aus ihm herausgesaugt haben:
„Schlaf'gut, Bro!" flüsterte Stiles und schloss lautlos wieder die Tür.
Dann kehrte er zu seinem Dad zurück, welcher es sich soeben mit Backup auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte. Er setzte sich ihm gegenüber hin und blickte ihn eindringlich an, bis Noah sich schließlich ein wenig gereizt erkundigte:
„Willst du vielleicht etwas Bestimmtes von mir, Sohn?"
Stiles grinste harmlos, als er erwiderte:
„Wollten wir nicht noch einen Fall besprechen?"
„Irgendwie hatte ich gehofft, du hättest es vielleicht vergessen?" stöhnte Noah:
„Als ob!" Stiles schüttelte den Kopf und forderte: „Also raus mit der Sprache!"
Sein Vater leitete seinen Bericht mit einem langgezogenen Seufzer ein:
„Ich weiß nicht was du jetzt erwartest Stiles, aber eines sei schon im Vorwege gesagt: Ich habe im Hale-Fall bislang noch viel mehr Fragen als Antworten. Alles was ich habe sind einige Puzzleteile, die noch überhaupt kein Bild ergeben."
„Ist mir klar, Dad. Aber was hast du denn nun? Erzähl' schon!" forderte Stiles ungeduldig.
Noah nickte und begann seinen Bericht:
„Also gut, dann hör zu! Schon damals als ich noch der Sheriff dieser Stadt war, wurde bei meinen Ermittlungen schnell klar, dass es Brandstiftung gewesen sein musste. Die Täter und ja, es sind mehrere gewesen, wie wir anhand der Fußspuren später ermitteln konnten, sind bei der Tat sehr perfide vorgegangen. Das Feuer wurde spät in der Nacht gelegt, als die Familie bereits schlief. Es fanden sich Spuren eines Brandbeschleunigers am Tatort und die Täter haben sämtliche Ausgänge von außen verschlossen. Dass überhaupt jemand diese Hölle lebend verlassen konnte, grenzt für mich bereits an ein Wunder. Derek, Malia und Peter sind damals durch die Terrassentür hinausgelangt. Dieser Ausgang bestand aus Glas, daher ist es den beiden Jugendlichen gelungen sie einzuschlagen und den bewusstlosen Peter dort hinauszuschleppen. Hätten sie es bei irgendeinen anderen Ausgang versucht, dann wäre es mit Sicherheit auch für sie zu spät gewesen und die drei wären an einer Rauchvergiftung gestorben, ehe sie es hinausgeschafft hätten."
Stiles schluckte schwer bei der Vorstellung, wie knapp es für diese drei Menschen gewesen war, von denen jeder einzelne ihm doch so unendlich viel bedeutete.
Sein Vater ließ ihn diese Information kurz verdauen, ehe er fortfuhr:
„Am Tatort selbst ließ sich später nicht mehr allzu viel sicherstellen. Beinahe alles, was nicht aus Glas und Stein bestanden hat, ist in dieser Nacht verbrannt. Als Ermittler hatte ich demnach damals zunächst wenig Anhaltspunkte. Wie du dich sicher erinnerst, war Talia Hale in ihrer Eigenschaft als Bürgermeisterin bei der Bevölkerung sehr beliebt. Auch ich selbst habe sie sehr geschätzt und konnte gut mit ihr zusammenarbeiten. Es war nicht bekannt, dass sie irgendwelche Feinde gehabt hätte. Der Einzige der irgendwie von ihrem Tod profitiert hätte, war Vizebürgermeister Deucalion Barnes, da er sie nun in ihrem Amt ablösen konnte. Doch dies allein erschien mir nie als ausreichendes Motiv. Wer würde schon versuchen eine ganze Familie auszulöschen, nur um selbst interimsweise die Amtsgeschäfte in einer unbedeutenden kalifornischen Kleinstadt zu übernehmen, zumal er dann ja auch noch die Neuwahl gewinnen müsste, um das Amt dauerhaft zu behalten? Natürlich haben meine Männer und ich bereits direkt nach Sicherung des Tatortes auch das Büro der Bürgermeisterin im Rathaus nach Hinweisen zu den Tätern und einem möglichen Motiv durchsucht, nur um festzustellen, dass uns jemand zuvor gekommen sein musste. Irgendwer hatte dort alles durchwühlt, ein Laptop war entwendet worden, sowie einige Akten, doch leider haben die Diebe weder Fingerabdrücke, noch DNA, oder andere Spuren hinterlassen, die uns einen Hinweis auf ihre Identität gegeben hätten. Doch eine Spur haben wir damals dennoch gefunden." Stilinski senior zückte sein Handy, rief ein Bild auf und zeigte es seinem Sohn:
„Was ist das?" wollte Stiles wissen:
„Das ist eine Gewehrkugel." erklärte Noah: „Sie war unter einen der Aktenschränke gerollt und natürlich musste das überhaupt nichts mit dem Fall zu tun haben, dachte ich damals. Merkwürdig erschien mir die Sache dennoch."
„Ja, ich sehe, dass das eine Patrone ist, doch ich meinte eigentlich was ist das für ein Motiv, welches dort eingraviert ist? Das sagt mir gar nichts?" erwiderte Stiles stirnrunzelnd und versuchte angestrengt die Abbildung genauer zu sehen:
„Das ist eine 'Fleur de lys', eine stilisierte Lilie. Natürlich habe ich damals nachgeforscht, was dieses Symbol bedeuten könnte und habe herausgefunden, dass sie im Mittelalter für die französischen Könige stand und sich in vielen der damaligen Wappen wiederfindet. Außerdem ist die Lilie ein Sinnbild für Unschuld und Reinheit, oder auch für die christliche Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiliger Geist. Doch sehr viel weiter haben mich diese Erkenntnisse nicht gebracht, denn sicherlich haben diese vorzeitlichen Bedeutungsebenen nichts mit einem Verbrechen zu tun, welches hier und heute verübt wurde. Ich fing schon an zu glauben, dass diese Patrone wohl überhaupt keine Bedeutung für den Fall hätte, doch dann ist etwas Merkwürdiges passiert: Dieses Beweisstück ist aus der Asservatenkammer des Sheriffsdepartments verschwunden. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich erstmals das Gefühl, dass ich eine undichte Stelle in meiner Belegschaft hatte. Zum Glück hatte ich dieses Foto gemacht, denn sonst hätte ich heute gar nichts in der Hand. Ich habe die Aufnahme nach dem Diebstahl geheimgehalten, weil ich nicht wusste, wem ich trauen konnte. Und kurz darauf wurde ich auch schon unehrenhaft aus dem Amt entlassen."
„Haigh!" murmelte Stiles wie aus der Pistole geschossen:
„Ja ich habe auch meinen werten Nachfolger Sheriff Haigh in Verdacht." bestätigte Noah: „Dass er Dreck am Stecken hat wissen wir ja spätestens seit den Ermittlungen in dem Zwangsprostitutionsfall im Black Cherry Club. Außerdem hatte ich bei dem Kerl immer schon so ein ungutes Gefühl."
„Aber das ist mit Sicherheit noch nicht alles, was du herausgefunden hast, richtig Dad?" wollte Stiles wissen.
Noah nickte:
„So ist es, denn das wirklich dicke Ende kommt nun: In Beacon Hills geht nämlich etwas vor und zwar eine richtig große Sache, wie ich vermute." Der Privatdetektiv zeigte seinem Sohn weitere Fotos und erklärte:
„Die habe ich in einer großen Lagerhalle am Stadtrand an der Grenze zum Naturschutzgebiet geschossen, welche eigentlich offiziell leerstehen sollte, denn es gibt kein Unternehmen, weder innerhalb der Stadt noch anderswo, welches Eigentümer oder Mieter dieses Gebäudes wäre." Die Aufnahmen zeigten eine riesige Zahl von großen unmarkierten Holzkisten, gestapelt bis unter die Decke: „Ich hätte zu gern gewusst, was sich in diesen Kisten befindet, doch die Halle war bewacht von maskierten Männern mit Maschinengewehren, die mich um ein Haar erwischt hätten, als ich versucht habe eine davon zu öffnen. Ich bin in letzter Minute entkommen und konnte meine Verfolger abschütteln, ehe sie mich gesehen hätten. Als ich in der folgenden Nacht zurückgekehrt bin, waren alle Kisten bereits verschwunden und die Halle stand vollkommen leer. Scheinbar war dieser Standort nun für die illegalen Machenschaften verbrannt, da man ja nun wusste, dass ihnen jemand auf die Schliche gekommen war. Doch ich mache mir nichts vor, denn mit Sicherheit geht es längst woanders in der Stadt lustig weiter, nur habe ich noch nicht herausfinden können wo? Eine Sache habe ich aber dennoch entdeckt, nämlich dass es von der Lagerhalle aus einen Zugang zu einem unterirdischen Gänge- und Tunnelsystem gibt und in einigen dieser Tunnel gibt es sogar ein Schienennetz."
„Schienen? Du meinst diese Verbrecher haben ein unterirdisches Bahnsystem angelegt um Was-Auch-Immer zu schmuggeln? Das erscheint mir irgendwie ziemlich unwahrscheinlich?" erkundigte sich Stiles skeptisch.
Noah schüttelte den Kopf:
„Das mussten sie gar nicht. Diese Anlagen stammen noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Das Ganze County wurde damals untertunnelt. Seinerzeit war diese Region ein wichtiges Produktionsgebiet für die Rüstungsindustrie, doch dies geschah größtenteils im Geheimen, um den gegnerischen Kriegsparteien keinen Angriffspunkt zu präsentieren. Die gesamte Anlage ist gigantisch groß und es existiert nach meinem Wissen heute kein bekanntes Kartenverzeichnis mehr davon. Die Zugänge hierzu wurden nach dem Krieg einfach zugeschüttet oder zugemauert und dann wurden sie einfach vergessen."
„Nicht so ganz, wie es aussieht?" stellte Stiles fest: „Denkst du also, die Schmuggler nutzen Züge, um ihre Waren von A nach B zu transportieren, Dad?"
„Ich bin sogar sicher, dass sie das tun. Denn wenn diese Mengen von Ware, wie ich sie in dieser Halle gesehen habe, in Lastwagen über die Bundesstraßen transportieren werden würden, wäre das sicherlich längst jemandem aufgefallen." gab Noah zurück:
„Aber wo ist nun der Zusammenhang zum Mord an der Bürgermeisterin?" wollte Stiles wissen:
„Das ist die große Frage." gab der Privatdetektiv zurück: „Und ich weiß es ehrlicherweise noch nicht. Ich weiß nur eines, nämlich wenn hier in der Stadt in so großem Stil faule Geschäfte laufen, dann gibt es auch Personen in hohen Positionen, die auf der Gehaltsliste der Drahtzieher stehen, um beide Augen zuzudrücken, oder auch um aktiv Beihilfe zu leisten. Und damit bleiben zwei Möglichkeiten offen, nämlich entweder die Erste, dass die Bürgermeisterin nicht der grundanständige Mensch gewesen ist, für den ich sie immer gehalten habe und dass sie mit den Verbrechern gemeinsame Sache gemacht hat und man sich ab einem gewissen Punkt irgendwie uneinig geworden ist, oder dass Talia Hale den Verbrechern auf die Spur gekommen ist und deswegen aus dem Weg geschafft wurde."
Stiles nickte und betete im Stillen, dass ihre weiteren Ermittlungen bitte Beweise für die Möglichkeit Zwei liefern möge, weil es Derek mit Sicherheit zerstören würde, falls seine Mutter eine Kriminelle gewesen wäre.
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