22 Being helpful is kind of a new thing for me.
"Ich bin nicht schwul, hast du gehört? Ich bin es nicht! Wehe das behauptest du irgendwem gegenüber!" knurrte Derek aufgebracht. Er hatte Braeden am Arm hinter sich her in seinen Wagen gezogen und die Türen geschlossen, damit sie reden konnten, ohne dass jemand sie hörte:
"Wieso?" fragte das Mädchen herausfordernd: "Schlägst du mir dann ins Gesicht, wie deinem Freund Danny, falls ich es ausplaudere?"
"Ich schlage keine Mädchen." stellte Derek klar: "Du erzählst trotzdem niemandem etwas von deinen Hirngespinsten. Ich meine, wer würde dir das überhaupt glauben? Schau mich an? Sehe ich etwa wie eine Schwuchtel aus?"
Braeden machte einen verächtlichen Laut und verdrehte die Augen:
"Du strapazierst wirklich meine Geduld, Junge. Ich weiß gar nicht, wo anfangen soll. Erstens: Du schlägst keine Mädchen? Was ist das denn für ein Bullshit? Wie wär's, wenn du einfach überhaupt niemanden schlagen würdest? Das Geschlecht sollte dabei keine Rolle spielen. Und nur dass du es weißt: Ich beherrsche Krav Magar. Ich könnte dich in Null-Komma-Nichts fertig machen ohne ins Schwitzen zu kommen, wenn ich wollte! Und zweitens: Sag' nicht Schwuchtel, das ist ein sehr beleidigender Begriff. Und überhaupt...wie sieht denn deiner Meinung nach jemand aus, der schwul ist? Meinst du, die tragen alle ein Schild auf der Stirn? Was hast du denn für komische Hinterwäldler-Vorstellungen in deinem verdrehten Hirn. Du magst doch diesen Jungen, oder nicht? Das ist nichts Schlimmes, also reg' dich wieder ab."
Derek verschränkte schmollend die Arme vor der Brust:
„Ich habe nie behauptet, dass ich den kleinen Blödmann mögen würde! Du spinnst dir da einfach bloß etwas zusammen."
Braeden verzog verächtlich das Gesicht:
„Ich habe echt gedacht, irgendwo unter der Oberfläche wärst du ein ganz passabler Kerl, aber ich verschwende mit dir doch bloß meine Zeit. Du bist ein Idiot, Derek!"
Sie öffnete die Wagentür und machte Anstalten auszusteigen, doch ihr Sitznachbar legte ihr die Hand auf den Unterarm. Er sagte nichts, hielt sie auch nicht fest, sondern blickte sie bloß an. Dennoch hielt Braeden in der Bewegung inne, schloss die Tür wieder und studierte sein Gesicht:
„Was ist?" brummte sie genervt.
Noch immer schwieg Derek, doch sein Blick sprach dafür Bände. Und Braeden entging auch nicht das verdächtige Glitzern in seinen Augenwinkeln. Da wurde es ihr klar – diese kleine Dummkopf hatte gerade niemanden mehr auf der Welt. Das mochte zwar seine eigene Schuld sein, dennoch tat es ihr leid und so versprach sie seufzend:
„Ist okay Kleiner. Ich bleibe."
Derek begann zu weinen, vollkommen tonlos, doch sein Körper bebte verzweifelt und so zog Braeden ihn in ihre Arme
Stiles hatte immer mal wieder verstohlen zu Dereks Wagen hinüber geschaut, denn er wollte unbedingt wissen, was zwischen ihm und dieser Braeden vor sich ging. Viel erkennen konnte er im Halbdunkel zwar nicht, doch was er sah reichte schon aus, um sich ein Bild zu machen. Derek hatte die Schöne ganz offensichtlich endlich herumgekriegt und nun knutschten sie miteinander; direkt hier vor seinen Augen, damit er die Show auch ja genießen konnte.
Stiles Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen und er murmelte:
„Ich muss jetzt nachhause. Man sieht sich, Leute."
Isaac betrachtete ihn stirnrunzelnd und erklärte dann:
„Ich komme mit."
„Du musst nicht." beeilte sich Stiles zu versichern, denn eigentlich wollte er gerade am Liebsten allein sein,
doch sein Adoptivbruder ließ sich nicht beirren, folgte Stiles zu seinem Wagen und kletterte auf den Beifahrersitz:
„Alles in Ordnung bei dir?" erkundigte sich Isaac vorsichtig, nachdem sie losgefahren waren.
Stiles zuckte mit den Schultern und eigentlich wollte er es dabei belassen, doch ohne recht zu wissen warum, entschied er sich anders und antwortete mit einem knappen:
„Nichts weiter. Bloß Liebeskummer."
„Wegen diesem Derek?" wollte Isaac wissen.
Stiles wäre vor Schreck beinahe gegen einen Baum gefahren. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte fragte er:
„Woher weißt du das?"
„Ich wusste es nicht, aber ich hatte eine Ahnung. Ich beobachte viel, weißt du?" erwiderte Isaac schulterzuckend.
Stiles blickte ihn forschend von der Seite an und erkundigte sich dann missmutig:
„Und wie denkst du darüber?"
„Worüber?" fragte Isaac ratlos.
Stiles seufzte, denn so gestalteten sich Gespräche mit seinem Adoptivbruder ziemlich häufig. Man musste ihm jeden Wurm aus der Nase ziehen:
„Na, darüber dass ich schwul bin natürlich."
Isaac sah überrascht aus:
„Was soll ich denn darüber denken? Ist doch keine große Sache?" Dann fügte er hinzu: „Dass du ausgerechnet in diesen Arsch verliebt bist, darüber mache ich mir viel eher Sorgen. Der Typ ist dumm und ziemlich gemein. Ich will etwas Besseres für dich."
Stiles war hin- und hergerissen zwischen der Rührung über Isaacs Sorge und dem Wunsch Derek zu verteidigen. Schließlich erwiderte er:
„Also gemein ist Derek mit Sicherheit, aber dumm? Nein, das eher nicht. Er... hat einfach eine Menge schlimmer Dinge durchgemacht und lässt seinen Frust an anderen Leuten aus, bevorzugt an mir. Es ist scheiße, aber ich komme einfach nicht los von ihm."
„Er ist eifersüchtig auf mich, weißt du?" gab Isaac zurück.
Stiles blickte ihn verblüfft an:
„Was? Nein! Wie... wie kommst du denn darauf?"
„Wie gesagt, ich beobachte viel. Dauernd guckt der Typ mich so finster an, wenn wir miteinander sprechen. Er ist eifersüchtig. Er denkt, wir hätten etwas miteinander." erklärte Isaac. Dann fügte er grinsend hinzu:
„Wenn du ihn nerven willst, dann würde ich mitspielen und in der Schule deinen Fake-Freund mimen. Das hätte dieser Kerl verdient, finde ich."
Stiles kam aus dem Staunen nicht heraus:
„Wie bitte? Warum würdest du so etwas denn für mich tun? Alle würden dann doch denken, dass du auch schwul wärst."
„Mir doch egal, was alle denken." erwiderte Isaac achselzuckend: „Auf mich achtet sowieso niemand. Mädchen interessieren sich auch nicht für mich, also würde ich mir da auch keine Chancen verbauen. Und außerdem warst du echt nett zu mir, so nett wie noch niemand zuvor. Du hast mir das Leben gerettet und nun wohne ich bei dir. Du teilst alles mit mir, wie ein echter Bruder; dein Zuhause, deinen Dad... Ich würde gern auch etwas für dich tun."
Stiles schluckte schwer:
„Das ist doch keine große Sache. Ich find's schön, dass du bei uns wohnst. Ich bin froh, dass Boyd und ich dich rechtzeitig gefunden haben und du noch am Leben bist. Du... du musst gar nichts für mich tun, okay? Und zu deinem Vorschlag... Derek ein bisschen zu ärgern klingt zwar verführerisch, aber das lassen wir wohl besser sein. Hast du gesehen, was er mit Danny angestellt hat? Das hat er getan, weil er gesehen hat, wie er und ich uns geküsst haben. Was immer Derek sich selbst einreden will, er steht auf mich. Und er ist verdammt eifersüchtig."
„Wie du meinst?" erwiderte Isaac achselzuckend: „Aber falls du es dir mal anders überlegst, ich bin dabei! Prügel machen mir keine Angst, denn davon hatte ich in meinem Leben bereits reichlich."
Und damit schien dieses Thema für ihn erledigt zu sein.
Einmal mehr dachte Stiles, was für ein eigenartiger Typ sein Adoptivbruder doch war.
Doch er hatte ihn verdammt gern!
Wenig später trafen die beiden Jungen zuhause ein, wo sie von Noah Stilinski bereits mit sorgenvoller Miene empfangen wurden. Er hielt einen amtlich aussehenden Umschlag in der Hand und erklärte:
„Es ist soweit, Isaac. Die Vorladung des Gerichts ist gekommen. Fühlst du dich dafür bereit, gegen deinen Vater auszusagen?"
Stiles konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Isaac blass wurde und mit dem Kopf schüttelte. Dennoch sagte er:
„Ich schaffe das!"
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