19 Am I attractive to gay guys?
Braeden saß, in einen Roman vertieft auf dem Pausenhof auf einer Bank und Derek war, vor Selbstbewusstsein strotzend, zu ihr hinüber spaziert und begrüßte sie mit einem langgezogenen: „Heyyy!"
Widerwillig blickte die Schöne zu ihm auf, kniff gereizt die Augen zusammen und antwortete:
„Ich habe zwei Fragen: Erstens, wer zur Hölle bist du und zweitens, was willst du von mir?"
„Öh..." machte er überrascht, denn auf eine derart abweisende Antwort war er nicht gefasst gewesen:
„Öh, öh..." äffte Braeden ihn nach: „Kommt da noch was, oder sind wir dann hier fertig?"
„Oha, das Kätzchen hat Krallen." stellte Derek grinsend fest: „Warum bist du denn so grantig? Ich wollte mich doch bloß mal vorstellen. Derek Hale! Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen!" Er streckte ihr seine Hand hin.
Das Mädchen rollte mit den Augen und starrte einen Moment lang widerwillig auf die hingehaltene Hand, ehe sie sie flüchtig ergriff:
„Ich bin Braeden! Und nenn' mich nie wieder Kätzchen, sonst kann ich sehr ungemütlich werden."
Derek war noch längst nicht so weit sich, entmutigen zu lassen:
„Ach ja? Und wie darf ich dich dann nennen?" fragte er und setzte sein strahlendstes Lächeln auf:
„Wie wär's mit meinem Namen?" schlug Braeden vor: „Und wenn dir das nicht gefällt, wie wäre es dann mit 'Eure königliche Hoheit'? Damit könnte ich mich notfalls auch noch arrangieren."
Derek lachte ein wenig:
„Also gut, eure Majestät. Darf ich mich zu dir setzen? Ich würde dich nämlich gern kennenlernen."
Braeden schloß ihr Buch mit einem dramatischen Seufzer:
„Ach ja? Und wieso?"
Ohne dazu ausdrücklich eingeladen worden zu sein, nahm Derek neben dem Mädchen Platz und erwiderte:
„Na weil du mir gefällst. Ich finde dich interessant."
„Du kennst mich überhaupt nicht." warf Braeden berechtigterweise ein: „Und zu deiner Information: Ich bin nicht hier, um Freundschaften zu schließen."
„Vielleicht entgeht dir da aber etwas? Ich bin nämlich kein übler Kerl, weißt du? Und falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Die meisten Mädels hier würden sich ein Bein ausreißen, damit ich mich zu ihnen setze, aber ich interessiere mich nur für dich. Ist das etwa nichts?" fragte Derek unbescheiden.
Braeden machte einen Würgelaut:
„Weiß du was, Derek Hale? Ich kenne Typen wie dich: Hübsche Fresse, aufgeblasene Muskeln, eine Menge unbegründetes Selbstvertrauen und du denkst, jede bekommt bei deinem Anblick ein feuchtes Höschen, richtig? Sorry Mann, ich bin keine neue Kerbe an deinem Bettpfosten, also wenn du es darauf abgesehen hast, dann verschwendest du hier echt gerade deine Zeit."
„Ich... was? Nein, so ist das doch gar nicht." stammelte Derek. Dann wollte er wissen: „Sag' mal, kann es sein, dass du vielleicht lesbisch bist, oder so?"
Daraufhin musste Braeden laut lachen:
„Echt jetzt, Mann? Nur weil eine sich nicht gleich für dich auf den Rücken wirft glaubst du, sie müsse lesbisch sein? Zu deiner Information: Nein, ich bin es nicht, auch wenn es mir mein Leben vielleicht erleichtern würde, aber was soll man machen? Ich bin einfach nur nicht an dir interessiert, auch wenn das für dich vielleicht eine neue Erfahrung sein mag. Also wenn alles was du an mir interessant findest sich unter meinem Pulli befindet, dann bist du bei mir leider an der falschen Adresse."
Dereks Selbstvertrauen schmolz gerade dahin, wie ein Eisberg in der Sonne. Wahrscheinlich wäre es das Klügste, einfach mit eingekniffenem Schwanz zu verschwinden, um sich eine weniger kratzbürstige Gesprächspartnerin zu suchen, die ihm jene Bestätigung gab, auf die er es abgesehen hatte, doch irgendetwas hielt ihn dennoch zurück. Diese Braeden forderte ihn heraus, machte es ihm schwer und das machte die Sache irgendwie reizvoll:
„Du schätzt mich vollkommen falsch ein." behauptete er: „Ich bin nämlich nicht so ein Kerl."
„Ach ja? Ich glaube nämlich, du bist ganz genau diese Art Kerl. Aber vielleicht gibt es ja noch Hoffnung für dich? Weißt du was? Du kannst mir die Bücher zum Klassenraum tragen und versuchen, mich auf dem Weg dorthin von deinen guten Eigenschaften überzeugen." schlug Braeden huldvoll vor, erhob sich, warf Derek nicht eben zimperlich ihren Rucksack zu und schritt voran. Derek blieb nichts weiter übrig, als wie ein kleiner Idiot hinter ihr her zu traben und zu versuchen, sie einzuholen.
Stiles hatte Dereks Annäherungsversuch bei dieser Senior-Schülerin sehr wohl mitbekommen und die Eifersucht schnitt sich in sein Herz, wie eine eiskalte Klinge. Sein einziger Trost war, dass dieses Mädchen offenbar nicht vorhatte, es Derek allzu leicht zu machen.
Stiles stellte sich zum ersten Mal die Frage, ob er sich alles vielleicht tatsächlich nur einbildete, ob Derek sich in Wirklichkeit gar nichts aus ihm machte, ob all seine Gefühle womöglich einseitig waren? Machte er sich hier etwas vor?
Aber die Dinge, die zwischen ihnen vorgefallen waren, die waren doch real, oder etwa nicht? Sie hatten doch vor einer Weile, die sich mittlerweile beinahe wie ein ganzes Leben anfühlte, dieses romantische Stelldichein bei Mondschein am Aussichtspunkt gehabt? All die Küsse, Worte und Berührungen an diesem Ort, die hatte es doch tatsächlich gegeben? Und später auf der Party im Anschluss an den Schulball, da hatten sie miteinander geschlafen. Sicher, Derek war an diesem Abend wieder einmal betrunken gewesen, aber doch nicht zu betrunken, um nicht mehr zu wissen, was er tat? Und Derek hatte Stiles in dieser Nacht auch wirklich gewollt. Er war nicht einfach bloß willig und verfügbar gewesen, richtig? Vielmehr hatte der Alkohol Derek dabei geholfen, endlich zu dem zu stehen, was er im Grunde wollte, nämlich mit einem Jungen zusammen zu sein. Mit IHM zusammen zu sein. Das hatte Stiles ganz deutlich gespürt!
Sein Blick wanderte hinab zu der teuren Armbanduhr, welche Derek ihm zu Weihnachten vor die Tür gelegt hatte. Das war ja wohl eine Liebesgabe gewesen, was denn sonst?
Warum also verhielt Derek sich ihm gegenüber dann die meiste Zeit wie ein grober, unsensibler, dämlicher Idiot? Wieso machte er ständig mit irgendwelchen Frauen herum, anstatt bei ihm zu sein?
Stiles fasste einen Entschluss: Er würde nicht mehr darauf warten, dass Derek Hale irgendwann zur Besinnung käme. Das Leben geschah JETZT und im Jetzt würde er fortan auch leben, nicht länger in der Vergangenheit und auch nicht in einer erträumten Zukunft, die höchstwahrscheinlich niemals einträfe. Dies hier war seine Jugend, eine Zeit die niemals wiederkehren würde und er würde nun endlich damit anfangen, auch einmal ein wenig Spaß zu haben. Außer der Schule und seinem Job gab es schließlich auch noch etwas anderes.
Er marschierte hinüber zu Scott und erklärte ihm, dass Allison heute Nachmittag einmal auf ihn verzichten müsste, weil sie beide nämlich heute ein Date mit seiner Spielekonsole hätten und er würde keine Widerrede akzeptieren. Mit Malia verabredete er sich für den kommenden kommenden Tag zu einem Ausflug mit Backup in den Hundepark und Danny warf er einen Zettel in den Spind mit der Frage, ob sie am Samstag mal wieder zusammen ins 'Jungle' gehen wollten. Später in der Umkleide vor dem Lacrossetraining nickte ihm sein Teamkollege kurz schüchtern als Bestätigung ihrer Verabredung zu.
Nun ging es Stiles schon wesentlich besser.
Am Samstagabend stand Stiles mit Schmetterlingen im Magen vor dem Kleiderschrank und überlegte fieberhaft, was er anziehen sollte. Er schob die Kleiderbügel hektisch hin und her, als hätte er eine Überdosis Adderall gehabt. Warum hatte er eigentlich so viele Flanellhemden? Es war ja nicht so, als würde er von einer Karriere als Holzfäller träumen! Was zog man eigentlich an, wenn man als schwuler Teenager ganz beiläufig sexuelle Verfügbarkeit signalisieren wollte. Harness und am Arsch offene Chaps besaß er zum Einen nicht und zog sie zum Anderen auch nicht als wirkliche Option in Betracht, ebenso wenig wie Hotpants und ein bauchfreies Top, aber eines stand fest: Das meiste, was sein Kleiderschrank hergab, war ganz großer Mist!
Schweren Herzens entschied er sich schließlich für eine gut sitzende Jeans und sein engstes weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt – das war zwar nicht besonders originell, aber viel falsch machen konnte man mit diesem Look auch nicht.
„Wo soll's denn heute hingehen?" fragte sein Dad, der heute Abend endlich mal die Zeit gefunden hatte, wieder mit ihm und Isaac am Tisch zu sitzen.
Stiles senkte den Kopf. Obwohl sein Vater über ihn Bescheid wusste, fiel es ihm immer noch nicht ganz leicht über sein Schwulsein zu sprechen. Verschweigen wollte er aber auch nicht, was er heute vorhatte also berichtete er wahrheitsgetreu:
„Ich gehe mit Danny aus der Schule tanzen." kleinlaut schob er hinterher: „Im 'Jungle', du weißt schon, dieser Club."
Sein Vater wirkte beinahe erfreut:
„Heißt das, dieser Danny und du ihr seid...? Na ja, ein Paar oder so?"
Stiles schüttelte heftig den Kopf:
„Nein Dad, Danny ist bloß ein Kumpel. Wir wollen einfach ein bisschen Spaß haben, das ist alles."
Sein Vater nickte und forderte dann:
„Aber wenn du den Wagen nimmst, dann wirst du keinen Tropfen Alkohol anrühren, haben wir uns verstanden? Daraus sollten wir vielleicht sogar eine grundsätzliche Regel machen: Kein Alkohol! Ihr Jungs seid zu jung zum Trinken!"
„Keine Sorge, ich halte mich strickt an Limo." versicherte Stiles friedfertig. Dann blickte er auf die Uhr:
„Ich mache noch rasch eine Runde mit Backup und dann ziehe ich los!" erklärte er, sprang auf und stellte seinen Teller in die Spülmaschine.
Als er mit seinem Hund draußen war, hatte Stiles ein paar Mal das eigenartige Gefühl verfolgt zu werden, doch wenn er sich umschaute und die dunklen Straßen mit seinem Blick scannte, dann war da stets niemand, so dass er schließlich sicher war, sich das bloß eingebildet zu haben.
Er setzte Backup wieder zuhause ab, stellte ihm seinen reichlich gefüllten Napf hin, gab ihm Anweisung brav zu sein, verabschiedete sich von Isaac und seinem Vater und war schon beinahe aus der Tür, als er, einer Eingebung folgend noch einmal zurückkehrte, um seinen Elektroschocker einzustecken. Dann fuhr er los.
Es war zwar noch früh, als er beim Club eintraf, gerade erst halb elf durch, dennoch ging die Schlange des vergnügungshungrigen Partyvolks bereits bis einmal um den Block. Danny war bereits vor Ort und hatte ihnen einen Platz weiter vorn gesichert. Als sie endlich drinnen waren, kämpften sich die beiden Schulfreunde durch bis zum Tresen, schnappten sich dort erst einmal zwei Barhocker, bestellten sich etwas zu trinken; Danny ein Bier und Stiles, wie er es seinem Vater versprochen hatte, eine Limonade und dann ließen sie das bunte Treiben auf sich wirken: Wild zuckende Blitze von Stroboskop-Licht, Kunstnebel, die dröhnenden Bässe und schrillen Höhen der Musik, der Geruch nach Eau de Toilette, Schweiß und Alkohol und ein Meer aus tanzenden Leibern.
Eine rege Unterhaltung war bei dem Lärm um sie herum nicht möglich, doch das war auch nicht nötig, denn immerhin waren Danny und Stiles immer noch dabei, einander kennenzulernen und im Grunde waren sie noch ein wenig schüchtern vor einander. Sie saßen einfach Schulter an Schulter beieinander, nahmen ihre Getränke zu sich, beobachteten die Menge und teilten einander mit, welche Kerle ihnen gefielen. Irgendwann trat ein hochgewachsener, breiter, blonder Traumprinz mit babyblauen Augen auf Danny zu und forderte ihn zum Tanzen auf.
Weil Danny einfach ein richtig netter Kerl war, sprang er nicht sofort auf und ließ Stiles einfach so sitzen, sondern er fragte ihn:
„Ist es okay?"
Stiles schenkte ihm ein breites Lächeln und versicherte munter:
„Na sicher ist es okay. Wenn du nicht mit ihm tanzt, dann tue ich es. Der Typ ist ein Hauptgewinn!"
Danny strahlte und folgte dem wunderschönen Nordmann auf die Tanzfläche.
Stiles beobachtete die beiden lächelnd, doch in seinem Inneren sah es düster aus. Er fühlte sich einsam und kam sich vor wie ein Ladenhüter. Scheinbar jeder in diesem Laden sah besser aus, als er selbst und alle schienen sich zu amüsieren. Vielleicht war dieser Abend doch keine so gute Idee gewesen?
Danny blieb eine ganze Weile weg; erst tanzte er mit seinem schwedischen, feuchten Traum und dann verschwanden die beiden für eine Weile nach draußen.
Stiles bestellte sich derweil ein weiteres Getränk und war kurz in Versuchung, doch etwas Alkoholisches zu nehmen, in der Hoffnung, dass dies seine Stimmung ein wenig heben würde, doch dann sah er das mahnende Gesicht seines Vater vor sich und er widerstand. Etwa nach einer Dreiviertelstunde kehrte Danny zu ihm zurück und er war allein:
„Nanu?" fragte Stiles: „Was ist denn mit Thor, dem Gott des Donners passiert? Wartet er im Wagen auf dich und du wolltest höflichkeitshalber nur kurz Bescheid geben, dass ihr Zwei es nun gleich treiben werdet, wie die Karnickel?"
„Pft!" machte Danny verächtlich: „Es ist doch immer dasselbe mit diesen Typen! Du siehst sie an und denkst, du hast das große Los gezogen, aber dann machen sie den Mund auf. Ich habe noch nie so einen Menge dummes Zeug gehört. Der Kerl ist so hohl wie ein Strohhalm und so dermaßen in sich selbst verliebt, das mir das Abendessen wieder hochgekommen ist. Ich habe ihn zum Teufel geschickt. Dafür ist das Leben echt zu kurz. Da bleibe ich doch lieber hier bei dir."
„Hmm..." machte Stiles: „Ich weiß nicht, ob das jetzt ein Kompliment war, aber ich verstehe dich. Ich bin mit Sicherheit beschädigte Ware, also ist es ja wohl auch nicht überraschend, dass ich bloß zweite Wahl bin, was?"
Danny lachte:
„Komm' schon Stiles! Du bist zu jung und zu süß für solch düstere Gedanken. Tanz mit mir!"
Stiles rutschte das Herz in die Hose. Süß? Er? Doch ehe er etwas dagegen einwenden konnte, hatte Danny ihn auch schon bei den Händen gepackt und zog ihn hinter sich her.
Nachdem es Stiles gelang, seine anfängliche Schüchternheit und Steifheit abzulegen, begann er nach einer Weile damit, sich dem Rhythmus hinzugeben und sich sinnlich, mit halb geschlossenen Augen zur Musik zu bewegen. Irgendwann spürte er, wie Danny ihn an seinem Gürtel packte und zu sich heran zog:
„Du tanzt wirklich verdammt gut." wiederholte sein Schulfreund raunend jenes Kompliment, welches er Stiles schon damals gemacht hatte, als sie sich zufällig hier im Club begegnet waren. Dann fügte Danny hinzu: „Auf deine eigene Art bist du irgendwie ziemlich sexy, weißt du das eigentlich?"
Stiles senkte verlegen den Kopf und Danny musste lachen.
Sie tanzten, bis sie klatschnass geschwitzt waren und dann zog Danny zunächst sich selbst das T-Shirt über den Kopf und knotete es an seinen Gürtel, dann machte er es mit dem überrumpelten Stiles ebenso. Nun zog Danny ihn zu sich heran und sie tanzten eng und rieben ihre feuchten Körper aneinander. Es war sinnlich, aufregend und auf eine gewisse Art auch archaisch, wie ein Fruchtbarkeitstanz zu Ehren einer Naturgottheit. Stiles schloss die Augen und vertraute sich ganz und gar seinem Tanzpartner an. Als er sie wieder öffnete, erblickte er über Dannys Schulter hinweg für den Bruchteil einer Sekunde ein Gesicht in der Menge, welches ihm vertraut erschien, doch es war derart schnell wieder verschwunden, dass sein Hirn keine Chance hatte, es zuzuordnen. Er blickte sich suchend um, doch er fand die Person einfach nicht wieder:
„Stimmt was nicht?" fragte Danny.
Stiles schüttelte den Kopf:
„Alles bestens!" versicherte Stiles und vergaß diese Begegnung wieder.
Sie tanzten weiter und Stiles genoss es, wie sich Dannys Hände auf seinem Nacken, seinem Rücken und seinem Arsch anfühlten. Es mochten zwar nicht die Hände desjenigen sein, den er liebte, dennoch er fühlte sich in diesem Augenblick endlich einmal nicht wie ein Aussätziger, sondern jung und begehrenswert.
Das war schön.
Es wurde spät und irgendwann entschieden sich die beiden jungen Männer aufzubrechen. Sie streiften sich T-Shirts und Jacken über und verließen den Club gemeinsam. Draußen zog Danny Stiles an der Hand hinter sich her, in eine etwas abgeschiedenere Ecke, drängte ihn sanft gegen eine Wand hinter ihnen und dann küsste er ihn. Es war unwahrscheinlich aufregend und Stiles Herz schlug ihm bis zum Hals. Danny war ein fantastischer Küsser; einfühlsam und dennoch fordernd und zielgerichtet. Stiles dachte überhaupt nicht an einen gewissen Jemand, oder daran ob das was er hier gerade tat möglicherweise falsch sein mochte. Das war sehr befreiend.
Dennoch ließ Danny nach einer Weile von ihm ab, trat einen kleinen Schritt zurück und blickte ihn prüfend an:
„Es fühlt sich an, als ob..." er dachte einen kleinen Moment darüber nach: „..., als ob du im Grunde zu jemand anderem gehörst. Ist das möglich?"
Stiles schluckte. Wie konnte Danny nur so zielsicher ins Schwarze treffen?
Seine Augen füllten sich spontan mit Tränen. Verdammter Derek! Selbst wenn er nicht da war, versaute er ihm noch alles!
„Hey Stiles, es ist okay!" versicherte Danny und wischte sanft die Tränen von seiner Wange: „Ist nicht schlimm. Ich kenne das. Wenn das Herz im Spiel ist, dann kann man sich eben nicht einfach so auf irgendwelche bedeutungslosen Spielereien einlassen. Das bedeutet bloß, dass du einer von den Guten bist!" Er drückte Stiles einen Kuss auf die Stirn und fügte hinzu:
„Irgendwie beneide ich dich, Mann. Mein Herz war schon lange nicht mehr beteiligt. Das muss schön sein?"
Stiles seufzte und erklärte:
„Es ist die reinste Folter!"
„Tut mir leid!" gab Danny zurück: „Wer immer der Kerl ist, er weiß nicht, was ihm entgeht."
Stiles lächelte traurig und bedankte sich. Dann verabschiedeten sie sich und jeder für sich ging zurück zu seinem Wagen. Stiles winkte Danny noch zu, als er vom Parkplatz fuhr, während er mit der anderen Hand in seiner Jackentasche nach seinem Autoschlüssel kramte.
Mit einem Mal war es furchtbar still. Der Parkplatz lag einsam und ein wenig entfernt vom Club. Der Klang der Stimmen und die Musik drangen kaum zu Stiles hinüber. Es gab eigentlich keinen Grund dafür, dass sich ihm nun die Nackenhaare aufstellten, dennoch taten sie es. Hektisch riss er den Autoschlüssel hervor und versuchte mit zitternden Fingern, ihn ins Schloss zu stecken. Unerwartet ertönte hinter ihm in der Dunkelheit ein Geräusch, wie von einem zertretenen Zweig:
„Verdammt, wer ist da?" fragte Stiles mit so viel Festigkeit in der Stimme, wie ihm möglich war. Er nahm seinen Elektroschocker zur Hand, ließ diesen aufblitzen und setzte nach:
„Ich bin bewaffnet, also verpiss' dich, Arschloch!"
Endlich hatte er die Wagentür offen, sprang auf den Fahrersitz, startete den Motor und raste los.
Erst als er Zuhause durch die Tür trat und von einem, durch seine Ankunft erwachten Backup schwanzwedelnd begrüßt wurde, fühlte Stiles sich wieder vollkommen sicher.
Schnell hatte er seinen Schrecken wieder vergessen und glaubte nun, dass er sich entweder vollkommen umsonst geängstigt hatte, weil da absolut niemand gewesen war, oder dass es vielleicht ein Tier, zum Beispiel ein streunender Hund gewesen sein musste.
Am Montagmorgen in der Schule blickte sich Stiles suchend nach Danny um, weil er ihm noch einmal sagen wollte, dass er am Samstag einen sehr schönen Abend gehabt hatte, doch leider war von seinem Mitschüler weit und breit nichts zu sehen, also ging er zu seinem Spind, um seine Bücher für die erste Stunde herauszuholen, als er aus einem nahegelegenen Klassenzimmer plötzlich laute Stimmen und Gepolter wie von umstürzenden Tischen und Stühlen vernahm. Neugierig blickte er sich um, als die Tür jenes Raumes, aus welchem der Lärm gekommen war, krachend aufflog. Heraus stolperte Danny, welcher auch sogleich zu Boden ging. Seine Kleidung war derangiert und ihm schwoll soeben sein rechtes Auge zu. Nun kam eine zweite Person hinterher getaumelt und zu Stiles Verblüffung war es Derek, das Kinn grün, blau und geschwollen. Sofort wollte er sich erneut auf den am Boden liegenden stürzen, doch mittlerweile hatte sich ein Pulk von neugierigen Leuten gebildet, unter ihnen auch Jackson, welcher Derek festhielt und Ethan, der sich um den angeschlagenen Danny kümmerte:
„Du hast sie doch nicht mehr alle, du verdammter Irrer!" schrie Danny zornig und legte sich selbst schützend eine Hand auf sein verletztes Auge.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro