18 Being all up close and personal with your junk
Stiles wünschte, er könnte einfach ignorieren, dass es Derek überhaupt gab. Sicher wäre sein Leben dann sehr viel einfacher, doch so war es nun einmal nicht. Derek war sein Schicksal, ob sie nun nun Liebhaber waren, oder erbitterte Gegner, das machte keinen Unterschied, sie zogen einander an, wie zwei Magnete.
Und so entging Stiles natürlich auch nicht Dereks miese Laune in der letzten Zeit.
Beiläufig fragte er Malia in der Schule also danach, was denn wohl momentan eigentlich mit ihrem Cousin los sei. Seine Freundin ließ ihn daraufhin wissen, dass sich bei ihnen zuhause einiges geändert hatte. Ihr Dad sei nun wieder so weit genesen, dass er die Elternrolle einnehmen konnte und dass er dies eben nicht nur bei ihr, sondern auch bei Derek täte. Peter habe zunächst einmal diese Bitch Jennifer verjagt mit der Drohung, dass er sie ansonsten beruflich wie privat fertig machen würde. Malia wirkte beinahe unverschämt zufrieden, als sie davon berichtete. Außerdem habe ihr Vater Derek in Bezug auf den Alkohol trockengelegt, ihm Zeiten auferlegt, zu denen er zuhause zu sein hatte, er hatte einen Nachhilfelehrer für ihn eingestellt und einen Tagesplan mit festen Zeiten für essen, schlafen und Hausaufgaben erstellt. Selbstverständlich passte Derek das alles überhaupt nicht und er und Peter würden sich seither ununterbrochen zanken:
"Es nervt total!" beklagte sich Stiles Freundin: "Derek provoziert Dad ohne Ende. Bloß weil mein Vater noch nicht wieder voll bei Kräften ist, versucht dieser Trottel sich als der große Macker im Haus aufzuspielen. Ich komme mir vor, als würde ich neuerdings unter Wölfen leben und der Halbwüchsige will dem Alpha seinen Rang abjagen. Aber zum Glück bin ich ja auch noch da. Und falls Derek zu weit geht, verpasse ich ihm eine, das schwöre ich dir!"
Stiles nickte abwesend und blickte mit einer kleinen Spur Mitgefühl quer über den Schulhof zu Derek herüber.
In der großen Pause hockte Derek allein an einem der Tische auf dem Hof und stierte finster vor sich hin. Er musterte eingehend die Mädchen, die an ihm vorüber schlenderten. Derek war sich bewusst, dass er die meisten von ihnen mit Sicherheit haben könnte und irgendwie gefiel ihm das. Nun wo Jennifer weg war, gab es ja auch niemanden mehr, demgegenüber er sich verpflichtet fühlen musste.
Er musste sich ja auch auf überhaupt nichts festlegen, richtig? Er war ein junger Mann, der voll im Saft stand. Er konnte sich richtig austoben, seinen Spaß haben, auch ohne den ganzen Beziehungs-Bullshit. Im Grunde nervte das doch bloß. Wenn man mit einem Mädchen liiert war, dann wollten die immer bloß über ihre Gefühle reden, hören dass sie hübsch seien und sie wollten Zeit mit den langweiligsten Dingen verbringen, wie etwa Spaziergänge im Sonnenuntergang, Händchenhalten, Kuscheln und romantische Komödien im Fernsehen anschauen. Jackson hatte ihm lang und breit sein Leid darüber geklagt, wie oft seine Freundin ihn bereits gezwungen hatte 'The Notebook' zu schauen.
Das brauchte Derek nun wirklich nicht!
Unbeabsichtigt fiel sein Blick auf Stiles und gegen seinen Willen blieb er einen Augenblick lang dort hängen; an dessen schlanker Gestalt, den kräftigen, sich stets in nervöser Bewegung befindlichen Händen, der frechen Himmelfahrtsnase, den goldbraunen Augen mit den langen, dichten, dunklen Wimpern und den rosigen, geschwungenen Lippen. Ein kleiner, wohliger Schauer überlief Dereks gesamten Körper und er hasste sich selbst dafür.
Was zur Hölle stimmte denn nur nicht mit ihm?
Eilig wendete er die Augen ab und jemand anders geriet in sein Blickfeld. Es war diese neue Schülerin Braeden. Sie war bereits im Abschlussjahr, also zwei Jahrgänge über Derek und sie war ihm schon öfter aufgefallen, denn auf ihre ganz eigene, unkonventionelle Art sie war wirklich verdammt heiß. Sie hing nicht mit den ganzen anderen langweiligen Püppchen herum, sondern blieb lieber für sich allein; etwas dass Derek wirklich gut nachempfinden konnte. Und sie schritt über den Schulhof, als würde ihr der ganze Laden hier gehören und erinnerte Derek dabei an einen Panther auf der Pirsch. Braedens offenes, langes, schwarzes Haar glänzte in der Sonne und wippte bei jedem Schritt auf und ab. Ihre dunkle Haut war makellos. Sie verzichtete weitgehend auf Make-Up, ihre Kleidung war zweckmäßig, bequem und dennoch irgendwie sexy: Bikerboots, eine gut sitzende Jeans und ein enger dunkler Pulli; beides dazu angetan, ihre Figur perfekt in Szene zu setzten und darüber eine kurze, schwarze Lederjacke. Als sie irgendwann bemerkte dass sie angestarrt wurde, verdrehte sie verächtlich die Augen und wandte sich ab.
Herausforderung angenommen!
Derek lächelte siegessicher in sich hinein. Diese Braeden wusste es vielleicht noch nicht, doch schon bald würde sie seinem Charme erliegen. Es würde vielleicht nicht leicht werden, doch auf lange Sicht konnte ihm keine widerstehen, dessen war er sich vollkommen sicher.
Und sie zu umwerben wäre auch die perfekte Ablenkung von gewissen dummen, lästigen, unbequemen und äußerst unerwünschten Gedanken.
Das Detektivbüro Stilinski P.I. hatte kürzlich einige kleine, eher langweilige Fälle angenommen; ein mutmaßlicher Ehebrecher, ein Fall von nachbarschaftlichem Terror, welcher sich darin äußerte, dass Plastik-Flamingos aus Vorgärten entwendet, Terrakottablumentöpfe zerschmettert und tote Nagetiere im Briefkästen platziert wurden und ein ziemlich gerissener Ladendieb, welcher hochwertige Elektronikartikel entwendete und dem weder der Sicherheitsdienst der Mall, noch die Polizei auf die Schliche kamen.
All diese Aufträge hatte Noah Stilinski mit gutem Gewissen seinem Sohn überlassen, ohne Angst, dass dieser sich hierbei unnötig in Gefahr begeben könnte, denn der ehemalige Sheriff selbst sei da gerade einer anderen Sache auf der Spur, über die er zu gegebener Zeit berichten würde, erklärte er Stiles. Doch auch wenn nun natürlich die Neugier des Jungdetektivs geweckt war, ließ er seinen Vater vorerst gewähren, ohne bohrende Fragen zu stellen.
Den Ehebrecher zu überführen war eine der leichtesten Übungen für Stiles. Zwei Stunden Überwachungsarbeit, Bilder knipsen und ihn mit dem Auto verfolgen und schon hatte er alle Informationen, die er brauchte. Der Kerl fühlte sich bei dem was er tat offenbar ziemlich sicher.
Tja, Pech gehabt! Stilinski and Son, P.I. hatten ihre Augen überall.
Auch den Terroristen aus der Nachbarschaft zu identifizieren war keine allzu große Kunst. Stiles legte sich einfach an einem Morgen früh um vier mit seiner Nachtsichtkamera im Jeep in der Palm-Street auf die Lauer und wartete, bis ihm ein unrasierter Kerl in Bademantel und fleckigem Pyjama, welcher heimlich und leise aus einer der Haustüren trat, vor die Linse kam, welcher sich dann wie ein gruseliger Weihnachtsmann mit einem Sack voller toter Ratten daran machte, die kleinen, grauen Leichname liebevoll auf den Fußmatten seiner Nachbarn zu drapieren.
Manche Leute hatten wirklich eigenartige Hobbys, dachte Stiles beiläufig und filmte das Ganze.
Den Ladendieb ausfindig zu machen war hingegen ein weitaus schwierigeres Unterfangen. Der Kerl war gerissen! Eine ganze Woche lang hing Stiles in der Mall herum, tarnte sich als harmloser Kunde und da die Ladeninhaber und Verkäufer über den Grund seines Hierseins informiert waren, weckte seine ständige Anwesenheit dort auch kein Misstrauen.
Stiles suchte in der Menge nach jemandem, der sich auffällig häufig hier aufhielt und bildete sich dabei zunächst noch ein, dass dies doch wohl nicht so schwer sein sollte.
Weit gefehlt!
Sehr viele Leute schienen in der Mall ihren zweiten Wohnsitz zu sehen, darunter auch etliche seiner Mitschüler. Die süße Lydia zum Beispiel, ging offenbar einmal täglich zu 'Macys', um etwas anzuprobieren, etwas zu kaufen, etwas umzutauschen, oder um zu sehen, ob neue Ware eingetroffen sei. Manchmal war sie dabei allein, manchmal hatte sie eine Freundin dabei und einmal begleite sie auch die Arschgeige Jackson Whittemore mit einem Gesichtsausdruck, als habe er üble Zahnschmerzen. Stiles genoss diesen Anblick aus tiefster Seele. Lydia Martins Kleiderschrank musste vermutlich so groß sein, wie der Louvre, doch Stiles merkte schnell, dass sie als Verdächtige definitiv ausschied und so überließ er sie ihren Schrullen und konzentrierte sich auf andere Mallbesucher.
Da war zum Beispiel eine Gruppe älterer Damen, die morgens schon vor der Öffnung vor den Türen herumlungerte und die dann manchmal blieb, bis das Einkaufscenter am Abend wieder schloss. In den Körben ihrer Gehwagen und ihren übergroßen Einkaufstaschen ließe sich natürlich wunderbar Diebesgut verstauen überlegte Stiles, aber was sollte eine Riege von Rentnerinnen mit den modernsten Mobiltelefonen, mit Spielekonsole, Smartwatches und Festplattenrekordern? Niemand hatte so viele Enkel und wie organisierte Verbrecherinnen, die die heiße Ware im großen Stil verschoben, wirkten diese Ladys bei aller Fantasie auch nicht. Dann wurde es Stiles klar: Dieses Frauen waren einsam, hatten niemanden mehr, nur noch einander, also trafen sie sich eben hier, um ein wenig Leben um sich zu haben, etwas von der Welt zu sehen und um soziale Kontakte zu pflegen.
Irgendwie machte ihn das traurig.
Schließlich identifizierte Stiles seinen Schuldigen aber doch noch und fand auch heraus, wie dieser es schaffte, das Diebesgut ungesehen aus der Mall zu schaffen. Der Dieb war ein Junge aus Stiles Jahrgang, ein attraktiver Bursche namens Theo Raeken und der junge Detektiv war einigermaßen beeindruckt von der Raffinesse des Delinquenten. Dieser Theo wusste wo sämtliche Sicherheitskameras platziert waren und ging diesen geschickt aus dem Weg, betrat die entsprechenden Geschäfte wie ein ganz normaler Kunde und das, um nicht aufzufallen, immer wieder in unterschiedlichen Outfits, weswegen er Stiles Aufmerksamkeit auch zunächst entgangen war. Dann schlich Theo durch die Gänge und ließ das Diebesgut sehr raffiniert und unauffällig in Rucksack, Hosentaschen, oder unter seinem Pulli verschwinden. Nun fragte sich Stiles natürlich, wie der Kerl es an den Detektoren am Ausgang vorbeischleusen wollte, welche sofort aufheulen würden, wenn jemand mit nicht entsicherter Ware in ihre Nähe kam. Die Antwort lautete: Gar nicht! Theo hatte sich nämlich offensichtlich die Sicherheitskarten für die Mitarbeiterausgänge im hinteren Bereich des Geschäfts nachmachen können, jedenfalls spazierte er nun mühelos mit seinen Schätzen dort hinaus. Sehr schlau!
Stiles verließ die Mall in Windeseile, rannte zum Parkplatz und konnte dort gerade noch sehen, wie Theo unbehelligt in einen alten Chevy stieg und losfuhr. Stiles sprang in den Jeep, wo Backup bereits sehnsüchtig auf dem Rücksitz auf ihn gewartet hatte und nahm unauffällig die Verfolgung auf. Sein Hund fiepte enttäuscht, weil er nicht angemessen begrüßt wurde und Stiles versicherte:
„Später, mein Junge! Erst einmal fassen wir den Schurken und dann fahren wir nachhause, spielen Ball, wir machen einen Spaziergang, kuscheln und du kriegst etwas Gutes zu futtern. Wie klingt das?"
Backup gab einen versöhnten kleinen Kläffer von sich und machte es sich wieder auf dem Rücksitz gemütlich.
Theos Chevy hatte bald die Stadtgrenze passiert. Der Abend dämmerte bereits herauf, was es leichter machte, ihm weiterhin ungesehen zu folgen. Irgendwann bog der Wagen von der Bundesstraße ab und hielt auf eine verlassene Scheune zu. Hier war also das Lager für das ganze Diebesgut. Anstatt dem anderen Wagen auf dem Feldweg zu folgen, was zu viel Aufmerksamkeit erregt hätte, parkte Stiles den Jeep unter ein paar Bäumen und folgte Theo in Begleitung von Backup zu Fuß. Als er der Scheune bereits ganz nah war, wurde die Vegetation, hinter welcher man sich bis hierhin noch recht gut hatte verstecken können immer spärlicher, lediglich wenn er ganz geduckt in einem Graben am Wegesrand weiterliefe, hätte er eine Chance. Und so forderte er Backup auf zu warten und ging den Rest des Weges allein. Es gelang ihm tatsächlich, sich ungesehen bis an das offene Scheunentor heranzupirschen und dort wartete er.
Als Theo nichts ahnend heraustrat, sprang Stiles ihn von hinten an und brüllte:
„Hab' ich dich, Freundchen!"
Und während er noch darüber nachdachte, was 'Hab' ich dich, Freundchen!' für ein lahmer Spruch war, hatte der Angegriffene sich auch schon von dem Schreck erholt, aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden und fing an tüchtig auszuteilen. Dieser Theo war wirklich nicht zimperlich und kämpfte mit allem was er hatte, um sich aus Stiles Griff zu befreien und Stiles hielt dagegen. Der Ladendieb war in etwa genauso groß und stark, wie der Jungdetektiv selbst, also wurde es Zeit für ein wenig Rückendeckung. Stiles stieß einen kleinen Pfiff aus und beinahe im selben Augenblick war der treue Backup zur Stelle, knurrend, die Zähne fletschend und bereit, den Opponenten seines Herrchens in Tausend Stücke zu reißen. Theo erstarrte auf der Stelle zur Salzsäule und Stiles forderte von dem Tier:
„Festhalten!"
Backup packte Stiles Mitschüler im Genick, ohne wirklich zuzubeißen, während Stiles aus seiner Jackentasche Handschellen hervorholte, welche er bei einem Besuch im Polizeirevier in der Vergangenheit dem Mistkerl Sheriff Haigh gestohlen hatte, einfach nur so, um diesen zu ärgern. Diese legte er Theo nun an, hieß seinem Hund ihn loszulassen und zerrte seinen Mitschüler auf die Füße:
„Alter! Kannst du mir mal verraten, was du von mir willst?" knurrte Theo maximal angepisst, während er das Raubtier, welches ihn noch immer anstarrte wie ein leckeres Cocktailwürstchen, nicht aus den Augen ließ.
„Ich bin Privatdetektiv und arbeite im Auftrag der Betreiber des Einkaufszentrums, welches du bereits seit Monaten beklaust. Und jetzt übergebe ich dich dem Sheriff und verrate deinen Opfern, wo du deine Ware versteckt hast." erklärte Stiles.
Theo schnaubte verächtlich:
„Du tickst doch wohl nicht mehr ganz sauber! Du bist kein Privatdetektiv, du bist bloß ein Penner, der mit mir in die Schule geht! Und nun lass' mich gehen, sonst zeige ich dich nämlich wegen Körperverletzung an!"
Stiles stieß Theo vor sich her in die Scheune, knipste das Licht an und blickte sich um. Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus:
„Hübsche Sammlung. Wenn ich du wäre, dann würde ich den Mund nicht allzu voll nehmen. Diese Menge Diebesgut, übersät von deinen Fingerabdrücken bringt dir mit Sicherheit ein paar Jährchen Jugendknast ein. Und außerdem: Ich mag vielleicht noch kein vollwertiger Detektiv sein, weil ich meine Lizenz dazu erst mit achtzehn Jahren machen kann, aber ich arbeite mit meinem Dad zusammen und der ist der Beste in der Stadt. Und nun lass' uns gehen. Die schwedischen Gardinen warten und du willst doch nicht deine Portion Wasser und Brot verpassen, immerhin bist du noch im Wachstum."
Tatsächlich setzte Theo sich nun in Bewegung, doch nur um im nächsten Augenblick zu versuchen zu Fuß in der Dunkelheit zu verschwinden.
Stiles schnaubte genervt, gab seinem Hund ein Zeichen und dieser hatte den Flüchtigen im Nu gestellt und zu Boden geworfen. Erneut half Stiles dem mit Handschellen gefesselten auf die Beine und sie kehrten ohne weitere Zwischenfälle zum Jeep zurück, wo der Jungdetektiv seinen Gefangenen auf dem Rücksitz platzierte und ihn sogar fürsorglich anschnallte. Weil er während der Fahrt keine unangenehmen Zwischenfälle erleben wollte fesselte er ihm zur Sicherheit auch noch die Füße und befestigte sie am Sitz und setzte überdies Backup neben Theo und fordert:
„Pass' auf ihn auf, mein Junge!"
Sein Hund bellte zur Bestätigung und sprang Theo beinahe auf den Schoß.
Während der Fahrt hörte Stiles Gefangener dann gar nicht mehr auf zu Quatschen und machte ihm ein Angebot nach dem anderen, um ihn dazu zu bringen, ihn freizulassen. Die Geldsummen die Theo ihm bot wurden immer höher, bis er schließlich offerierte:
„Ich habe bereits einen Käufer für das ganze Zeug. Er will mir Zehntausend geben. Du bekommst die Hälfte, abgemacht? Komm' schon Alter! Das ist doch ein Super-Deal."
Es war natürlich nicht so, dass der Stilinski-Haushalt dieses Geld nicht gut hätte brauchen können, doch Stiles war nicht einmal ein klein wenig in Versuchung.
„Scheiße Mann, warum sagst du mir nicht einfach deinen Preis?" fragte Theo schließlich kläglich:
„Vergiss' es einfach. Ich will dein Geld nicht." ließ Stiles ihn wissen:
„Verdammt, ich versuche doch auch einfach nur klarzukommen. Ich versorge meine Mum und meine Schwester. Meine Schwester ist herzkrank. Die Krankenhauskosten machen uns fertig! Irgendwie müssen wir das alles doch bezahlen." jammerte sein Mitschüler hinter ihm: „Was soll denn aus den beiden werden, wenn ich in den Bau wandere."
„Mir kommen gleich die Tränen. Wie wäre es denn, wenn du einfach einen Job annimmst, huh?" ätzte Stiles:
„Dies hier IST mein Job und ich bin gut darin!" erwiderte Theo:
„Nicht gut genug." erwiderte Stiles schulterzuckend: „Sonst hätte ich dich ja nicht geschnappt."
„Ach komm' schon Alter! Diese Läden sind doch versichert. Wem habe ich denn schon geschadet, außer einer großen, stinkreichen Versicherungsgesellschaft?" versuchte es Theo noch einmal, da war das Polizeirevier bereits in Sichtweite: „Wenn du mich den Cops übergibst, dann ist mein Leben doch im Eimer. Weißt du, was die mit dürren, schlauen Jungs wie mir im Knast machen? Die werden mich vermöbeln, vergewaltigen und vielleicht sogar killen."
Stiles runzelte die Stirn. Als dürrer, schlauer Junge konnte er sich das sogar ziemlich gut vorstellen. Sein Wagen war langsamer geworden, doch nun beschleunigte er ihn wieder. Er fuhr ein paar Blocks weit und hielt dann:
„Bist du bereits aktenkundig? Haben die Bullen deine Fingerabdrücke?" wollte Stiles von seinem Gefangenen wissen.
Theo schüttelte den Kopf:
„Und der Chevy? Ist der auf dich, oder jemanden in deiner Familie zugelassen?"
Wieder ein Kopfschütteln, gefolgt von dem Bekenntnis:
„Der ist geklaut und die Nummernschilder sind gefälscht."
„Oha, du machst keine halben Sachen, was Theo? Willst wohl mal bei den ganz Großen mitspielen?" fragte Stiles mit einer Mischung aus Anerkennung und Unglauben. Dann fügte er hinzu: „Also gut Theo, wir machen folgendes: Du lässt dich in der Mall nie wieder blicken und ich gehe zu den Cops, gebe denen eine sehr vage Beschreibung vom Täter und zeige denen dein Lager. Die Geschäfte kriegen ihr Zeug zurück, wir kriegen unser Geld, weil wir den Fall gelöst haben, niemandem wurde geschadet und du kommst mir zukünftig nie wieder in die Quere. Haben wir einen Deal? Denn falls nicht, dann fällt mir vielleicht doch wieder ein wer du bist und ich gebe Sheriff Haigh deinen Namen und deine Adresse. Haben wir uns verstanden?"
„Verstanden! Wir haben einen Deal!" bestätigte Theo und atmete hörbar auf.
Stiles stieg aus und machte Anstalten Theos Fesseln zu lösen, doch dann viel ihm noch etwas ein:
„In meinem Job braucht man manchmal jemanden, der einem einen Gefallen tut. Vielleicht komme ich irgendwann mal auf dich zurück und dann wirst du mir helfen, ohne dumme Fragen zu stellen!"
Theo verzog das Gesicht, doch dann nickte er. Es war ja auch nicht so, dass er einen große Wahl gehabt hätte. Und wie versprochen ließ Stiles ihn nun laufen und schlug allein im Polizeirevier auf, um seine Aussage zu machen und um die Beamten zum Lager mit dem Diebesgut zu führen.
Wieder zuhause berichtete er seinem Vater ausführlich, was heute vorgefallen war:
„Und? Habe ich einen Fehler gemacht? Bist du nun sauer, Dad?" fragte er kläglich.
Noah Stilinski schüttelte den Kopf:
„Als Sheriff hatte ich keine Wahl, da musste ich Jungs wie diesen Theo festnehmen, obwohl ich wusste, welche Zukunft ihnen bevorstand. Das habe ich immer gehasst. Heutzutage hätte ich wahrscheinlich genau das gemacht, was du heute getan hast, Junge. Hoffen wir nur, dass dieser Bursche seine Lektion gelernt hat und keinen Mist mehr baut."
Stiles nickte, doch irgendwie bezweifelte er, dass Theo fortan eine gesetzestreue Laufbahn anstreben würde.
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