17 I'm so not buying your threats anymore
Nachdem er die Wohnung von Malia, Peter und Derek verlassen hatte, war Stiles stundenlang ziellos durch die Straßen von Beacon Hills geirrt, um wieder vollständig nüchtern zu werden. Zum millionsten Mal versuchte er dabei sein Bestes, um sich endlich Derek aus dem Kopf zu schlagen. Er betete sich selbst vor, dass dieser Kerl ihm doch eigentlich bloß das Herz brechen konnte, dass sie einfach nicht für einander bestimmt waren und dass er ein ganz mieser Schuft war.
Und beinahe bildete er sich ein, es würde funktionieren.
Er durfte nur nicht daran denken, wie wunderschön Derek aussah wenn er lächelte, wie unglaublich seine Haut roch, wie aufregend es war mit ihm rumzumachen und dann war alles gut, jawohl!
Wieder zuhause fand Stiles Isaac auf dem Sofa über seinen Schulbüchern brütend vor, mit einem Backup, welcher dick und bräsig auf seinem Schoß lag und versuchte, dem Jungen zu ein paar Streicheleinheiten abzunötigen.
Ein dummer Anfall von Eifersucht piekte Stiles mit kleinen, spitzen Nadeln mitten ins Herz. Nicht nur, dass Männer ihm ganz offensichtlich nicht treu sein konnten, nein nun betrog ihn sogar sein eigener Hund mit einem anderen! Was stimmte denn bloß nicht mit ihm?
Isaac blickte schuldbewusst auf, als er Stiles hereinkommen hörte:
"Ich glaube, Backup war einsam ohne dich. Ich hoffe es war okay, dass ich ihn hier bei mir habe sitzen lassen?"
"Aber sicher ist das okay." heuchelte Stiles Gleichgültigkeit und machte sich auf in sein Zimmer, ehe Isaac ihn noch als Lügner entlarvte.
Zu seiner Erleichterung besann sich sein Hund nun aber doch noch darauf, wessen bester Freund er in Wirklichkeit war und folgte seinem Herrchen hechelnd. Im Zimmer sprang er dann zu Stiles auf's Bett und platzierte seinen großen Kopf auf dessen Bauch. Derart gewärmt und beschützt gewannen nun die Erschöpfung, gepaart mit dem Restalkohol die Überhand: Stiles nickte ein und verschlief dabei sogar den Ruf seines Vater zum Abendessen.
Mitten in der Nacht wurde er dann jedoch davon wach, dass Backup neben ihm leise knurrte:
"Was ist los Kumpel?" murmelte Stiles zunächst verschlafen. Dann jedoch spürte er den Hauch der kalten Nachtluft auf seinen Armen und seinem Gesicht. Jemand hatte sein Fenster, welches vorher nur einen winzigen Spalt offen gewesen war vollständig geöffnet. Schlagartig war Stiles hellwach:
"Verdammt, wer ist da?" rief er alarmiert und schlug mit der flachen Hand auf den Schalter seiner Nachttischlampe:
"Halt deinen Köter fest, Stiles!" forderte Derek, dessen Gestalt nun im Lichtkegel der Lampe erschien. Er hockte auf Stiles Schreibtisch und blickte hinüber zum Bett:
"Was willst du denn hier?" fragte Stiles fassungslos: "Lässt Jennifer dich etwa heute nicht ran und du dachtest dir, du versuchst dann mal hier dein Glück, weil's dich gerade juckt, oder wie?"
"Bild' dir bloß nichts ein. Ich bin hier, um zu reden!" ließ Derek ihn wissen
"Nett. Du bist also ausnahmsweise mal zum Plaudern aufgelegt?" ätzte Stiles: "Na dann schieß' mal los! Ich bin gespannt."
"Ich mach's ganz kurz: Du erzählst niemandem von Jennifer und mir, hast du das kapiert, Stiles?" begann Derek ohne Umschweife: "Ich mach dich kalt, falls du deine große Klappe nicht halten kannst."
Stiles verdrehte genervt die Augen:
"Backup, friss' ihn! Er nervt." forderte er.
Der Hund verstand zwar nicht wirklich, was von ihm verlangt wurde, doch er bleckte dennoch die Zähne und ließ ein tiefes, grollendes Knurren vernehmen. Dereks Körperhaltung wirkte mit einem Mal gar nicht mehr so tiefenentspannt:
"Halt' das Vieh fest!" wiederholte er:
"Weißt du was Derek? Deine Drohungen werden langsam langweilig." Stiles kraulte Backup beschwichtigend den Kopf: "Was bietest du mir denn für mein Schweigen an?"
"Weiß nicht, was willst du denn? Willst du Geld?" wollte Derek wissen.
Schnaubend warf Stiles ein Kissen nach ihm:
"Dein Scheiß-Geld interessiert mich nicht, du Idiot! Was ich will sind ein paar Antworten! Was ist das für eine kranke Sache? Was läuft da zwischen dir und dieser Frau. "
"Das würdest du eh' nicht verstehen." behauptete Derek:
"Probier's doch mal!" forderte Stiles: "Ich bin ziemlich schlau, wie du weißt."
Derek schwieg beharrlich, nahm eine coole James-Dean-Pose ein und starrte auf die Spitzen seiner Motorradboots.
„Fein, dann eben nicht. Dann werde ich mich wohl mal mit Sheriff Haigh über den Missbrauch an einem minderjährigen Schutzbefohlenen unterhalten, wie?" drohte Stiles:
„Scheiße Mann, so ist das doch gar nicht." behauptete Derek: „Jennifer ist echt nett zu mir. Mir tut das gut. Warum willst du mir das kaputt machen? Ich denke, du... na ja, du hättest mich irgendwie gern?"
Gernhaben? Das war ein verdammt schwaches Verb für das, was Stiles in Wirklichkeit fühlte:
„Heißt das etwa, du liebst sie, oder was?" fragte er bitter.
Derek blickte ihn eindringlich an, dann schüttelte er den Kopf:
„So würde ich das nicht nennen. Ich fühle mich geborgen bei ihr. Ein bisschen ist es so, als sei meine Mutter wieder da, kapierst du das nicht?"
Stiles stöhnte:
„Na großartig! Freud lässt grüßen!"
„Wer?" fragte Derek, der noch nie ein großes Interesse an Bücherwissen gehabt hatte verständnislos:
„Siegmund Freud? Ödipus-Komplex? Vatermörder und Mutterbeischläfer? Noch nie gehört?" schnappte Stiles: „Na fantastisch, du willst also heimlich deine Mutter ficken? Sonst noch etwas, was ich über dich wissen muss? Trägst du gern Damenunterwäsche? Tötest du niedliche Hundewelpen, einfach so als Zeitvertreib? Sammelst du schweinische Gartenzwerge?"
Stiles war sicher, dass Derek nun einfach verschwinden würde, doch das tat er nicht:
„Sei kein Arschloch, Stiles!" antwortete er anstatt dessen. Es klang tatsächlich ein wenig verletzt: „Ich schlafe doch gar nicht mit Jennifer. Sie... sie ist dafür viel zu... verletzt. Sie hat keine guten Erfahrungen mit Männern gemacht, verstehst du? Darum fühlt sie sich bei mir so wohl, sagt sie. Ich verlange nichts von ihr. Vor mir hat sie keine Angst. Das ist irgendwie schön zu wissen. Sie ist so zart und zerbrechlich... und sie kümmert sich um mich. Bitte Stiles! Sie hat Angst! Sie kann große Probleme kriegen, wenn du uns verrätst."
Stiles fühlte, wie ihm ein wenig übel wurde. Er biss sich fest auf die Zunge, um nicht auszusprechen, was ihm wirklich durch den Kopf ging, nämlich dass diese Jennifer ein echt krankes Miststück war, welches einen unbedarften, einsamen, verwundeten Jungen dafür benutzte, ihr verkorkstes Leben wieder auf die Kette zu kriegen. Stattdessen sagte er:
„In Ordnung Derek, von mir erfährt niemand etwas. Aber ich will, dass eines ganz klar ist: Ich tue das mit Sicherheit nicht für sie. Von mir aus kann sie im Knast bei Wasser und Brot verrotten. Ich mache das für dich!"
Derek atmete sichtlich auf. Eigentlich dachte Stiles, dass er nun, wo er hatte was er wollte, sofort verschwinden würde, doch überraschenderweise blieb er noch einen Moment und schaute ihn an. Was war das für ein Blick? Wenn Stiles es nicht besser wüsste, dann hätte er gesagt, es lag beinahe so etwas wie Zärtlichkeit darin, aber das war wohl nur Wunschdenken.
Und dann verschwand Derek doch noch; ohne ein weiteres Wort und durch das Fenster, so wie er gekommen war.
Auf dem Heimweg waren Dereks Schritte beflügelt von Erleichterung, doch dieses Gefühl sollte nicht von langer Dauer sein. Malia empfing ihn bereits in der Tür und sie machte ein unbehagliches Gesicht:
„Sorry Cuz, ich musste es Dad sagen. Er hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt und hat es aus mir herausgequetscht."
„Was...?" fragte Derek entsetzt, doch da kam Peter bereits mit seinem Rollstuhl um die Ecke:
„Gut dass du... da bist Junge. Ich habe dir etwas zu sagen. Jennifer Blake ist.... nicht mehr zuständig für euch Kinder, dass... bin jetzt ich." verkündete sein Onkel: „Wir haben das... unter uns Erwachsenen geregelt. Sie hat... die Stadt verlassen mit... fliegenden Fahnen, weil sie weiß was ihr blüht,... für das was sie dir angetan hat."
„Bist du bescheuert, Peter? Sie hat mir gar nichts angetan. Was hast du gemacht? Hast du ihr gedroht? Was wenn sie sich nun etwas antut?" rief Derek entsetzt aus:
„Nun bleib mal auf dem Teppich,... Junge! Die tut sich schon nichts an. Wahrscheinlich ist sie... jetzt schon auf der Jagd nach dem... nächsten dummen Jungen, mit dem sie ihr krankes Spiel... treiben kann." versicherte Peter: „Denkst du etwa, du... bedeutest ihr etwas, oder du wärst etwas Besonderes, Derek? Du bist... für sie nur Mittel zum Zweck, damit sie... ihre kleinen Psychospielchen spielen kann. Hat Angst vor erwachsenen Männern... und sucht sich stattdessen leicht beeinflussbare,... psychisch labile Jungs. Aber damit ist nun Schluss!"
„Dazu hattest du KEIN RECHT!" schrie Derek, mit Zornesröte im Gesicht: „Ausgerechnet du tönst herum und spielst den Moralapostel? Du stehst doch darauf, wenn deine Fickvorlagen jünger sind als du. Daran geilst du dich doch total auf. Wo ist denn da der Unterschied?"
„ICH HATTE.. JEDES RECHT!" brüllte Peter zurück: „Du bist meine Familie und ich bin für dich... verantwortlich! Und nur zu... deiner Information: Meine Beischläfer sind allesamt volljährig... und psychisch gesund!"
„Du kannst mich mal! Ihr könnt mich beide mal! Ich brauche euch nicht! Ich verschwinde!" erwiderte Derek wutschnaubend und öffnete die Haustür, doch er hatte die Rechnung ohne Peter gemacht, der sich unerwartet schnell aus seinem Rollstuhl erhoben hatte und die Tür mit einem lauten Knall wieder zuschlug:
„DU BLEIBST!" befahl er: „Und du verschwindest jetzt... für's Erste in deinem Zimmer, du kleiner Punk! Es wird Zeit,... dass wir dich wieder auf die Reihe kriegen."
Derek war tatsächlich ein klein wenig eingeschüchtert:
„Fein, ich bleibe, aber dann gebe ich mir eben hier die Kante!" erklärte er trotzig, marschierte hinüber zur Hausbar und schloss sie auf. Zu seiner Enttäuschung war das Schränkchen, welches eigentlich randvoll mit Schnaps sein müsste, vollkommen leer:
„Ich habe das verdammte Zeug... weggeschüttet. Mit deiner Sauferei... ist jetzt auch endgültig Schluss!" verkündete Peter hinter ihm.
„Du Arschloch! Dazu hattest du kein Recht, du dämlicher Krüppel! Du bist nicht mein Vater!" pöbelte Derek, doch Peter widersprach:
„Das vielleicht nicht, aber ich hatte heute meinen Anwalt hier. Ich habe das Sorgerecht für dich beantragt. Du wirst tun, was ich dir sage, kapiert?"
Derek war im Begriff auf seinen Onkel loszugehen, der mittlerweile wieder in seinem Stuhl saß, doch das rief Malia auf den Plan, welche sich ihm tapfer in den Weg und ihren Cousin an den Schultern festhielt: „Wehe du rührst ihn an Derek, dann kriegst du es aber mit mir zu tun!" drohte sie: "Du weißt, dass Dad Recht hat. Du bist echt kaputt, Mann. Lass' dir doch einfach helfen!"
Derek mahlte mit den Kiefern und rief seinem Onkel über die Schulter seiner Cousine zu:
"Ich hasse dich, Peter! Denk' nicht, dass du mich kleinkriegst! Ich will nicht, dass du mein Vormund wirst. Ich werde mich dagegen wehren!" dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand zu seinem Zimmer.
Vor seiner Tür holte Malia ihn ein und hielt ihm einen Briefumschlag hin:
"Ich wollte nicht, dass Dad das mitbekommt, aber der ist von Jennifer." erklärte sie.
Derek nahm das Schriftstück wortlos entgegen, verschwand in seinem Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Er setzte sich auf sein Bett und riss den Umschlag auf. Die Nachricht, geschrieben in Jennifers großer, geschwungener Schrift war knapp, doch sie war deutlich:
"Mein lieber Derek,
unsere kurze, gemeinsame Zeit war schön, doch ich weiß nun, dass sie ein Fehler war.
Versuche bitte nicht mich zu finden.
Ich werde dich nie vergessen,
Jennifer."
Derek ließ sich auf dem Bett nach hinten fallen und starrte an die Decke.
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