•Kapitel 76•
„Tae.", hörte ich meinen Bruder. Er tauchte mit Tiana hinter meiner Familie auf, welche mir gegenüber stand.
Sie alle trennten sich ein wenig, damit die beiden mir in die Augen sehen konnten. Ich presste meine Lippen aufeinander und sah mich kurz um.
„Leute, würdet ihr uns kurz allein lassen."
Jimin nickte vorsichtig. „Wir warten draußen."
Yoongi legte seinen Arm um dessen Hüfte und musterte mich nochmal. Hobi nickte mir aufmunternd zu und verschwand mit ihnen.
Mrs Min trat jedoch vorher noch näher und küsste mir die Schläfe. Sie sagte nichts weiter, sah mir nur kurz in die Augen und lächelte. Ich tat es ihr gleich, dann war sie weg.
Kookie kaute nervös auf seiner Unterlippe herum, blieb aber neben mir stehen, da ich noch immer seine Hand hielt. „A-also, ich-"
„Du bleibst hier.", sagte ich leise.
Er schluckte, doch nickte sofort. Ja...auf das Drama hatte ich auch nicht unbedingt Lust.
Lee trat näher und versuchte sich in einem Lächeln, während Tiana sich noch zurückhielt. „Ihr ward echt spitze."
„Danke.", sagte ich knapp angebunden.
Lee nickte kurz und sah zu unserer Schwester. „Willst du nicht auch mal was sagen."
Tiana sah einen Moment lang zwischen ihm und mir hin und her, bevor sie sich seufzend eine Haarsträhne hinter ihr Ohr strich und vortrat. Und dann lächelte sie mich falsch an.
„Tae, das war wirklich ein...dramatisches Lied."
Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Aber du willst dich immer noch nicht entschuldigen und mich mit nehmen zu unseren Eltern."
Ich Lächeln brach. Nun zeigte sie ihr wahres Gesicht, welches mich kritisch musterte. „Die beiden haben alles gegeben für uns und so dankst du es ihnen!"
„Ich bitte dich.", schnaufend zogen sich meine Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen. „Du wolltest ihnen doch all die Jahre nur in den Arsch kriechen. Du hattest nie etwas dagegen, dass ich schwul sein könnte, hast es nur als Chance gesehen weiter aufzusteigen im Ansehen unserer Eltern."
Lee verfolgte die Szene mit neutralem Blick, während Kookie sich weiterhin an mich klammerte. Tiana hingegen schien beinahe vor Wut zu platzen. Gerade setzte sie an etwas Neues zu sagen, da unterbrach ich sie, in dem Wissen, dass es sie nur noch wütender machte.
„Ich frage mich nur, warum die ganze Mühe mich nun wieder in ihr Leben zu bringen. Was hattest du geplant? Wie hätte dir das nutzen können?"
Nun wurden auch die anderen beiden aufmerksam und so nahmen wir meine Schwester unter die Lupe. Sie wurde ein wenig blass, als Lee den Finger hob auf sie zeigte.
„Hattest du nicht immer mal von einem Mann gesprochen, der bei dir im Museum arbeitet?"
„Ich weiß nicht wovon du redest."
Lee überlegte noch einmal kurz, dann schnipste er mit den Fingern und lächelte. „Doch, doch! Das war so ein Krümel, der im Museum ein Rundführer ist, oder wie man die eben nennt. Du hast immer mal wieder was durchkommen lassen."
„Tae...", hauchte Kookie überrascht, als auch ihm ein Licht aufging.
Lee lachte falsch und sah Tiana dann böse an. „Du kleines Miststück."
„Du wolltest, dass ich in den Augen unserer Eltern erneut das schwächste Glied aus der perfekten Kette bin, damit du nicht noch weiter herabgestuft wirst, weil du dich in jemanden „besitzlosen" verliebt hast. Du hast nämlich eh schon zu wenig vorzuzeigen, weil du keinen richtigen Job hast, zumindest nicht nach unserer Eltern." Ich schüttelte langsam den Kopf. „Du bist echt erbärmlich. Der Junge tut mir echt leid."
Sie kniff ihre Augen zusammen und drohte mir mit dem Finger. „Taehyung, ich schwöre dir, du bist das aller Le-"
„Tiana, du solltest wohl besser gehen.", erhob nun Kookie seine Stimme, weswegen wir alle etwas perplex zu ihm sahen.
Er schien vollkommen angespannt und ich konnte mir schon denken warum. Jungkook trat ein paar Schritte näher zu meiner Schwester, ließ von meiner Hand jedoch nicht ab. Dann drohte er ihr mit dem Finger.
„Ich wünschte, ich wäre nie in dich reingerannt, denn Lee hätte Tae auch so irgendwann gefunden." Ich wechselte einen kurzen Blick mit meinem Bruder, der genauso nervös wie ich wirkte. „Wenn du nicht gleich von hier verschwindest, sorge ich dafür, dass dich Namjoon, Hoseok und Yoongi-Hyung persönlich zum Flughafen verfrachten, damit du deinen Arsch endlich aus diesem Land schieben kannst."
Ich musste mir ein Glucksen verkneifen, schaffte es aber beim Grinsen nicht. Es war so süß, wie er sich für mich einsetzte.
Tiana starrte ihn einen Moment lang eingeschüchtert an, bevor sie dann schnaubte. „Ihr werdet mich nicht wiedersehen."
„Das hatten wir gehofft.", sagten Lee und ich gleichzeitig.
Empört verschwand die Blondine und zurück blieben nur noch mein Bruder, mein Freund und ich - abgesehen von den ganzen Menschen um uns herum, die noch nicht gegangen waren.
Ich zog mein Bunny wieder zu mir, um meine Hand an seinen Rücken zu legen und ihn im Nacken leicht zu kraulen. Er ließ es sich gefallen, war aber sofort wieder der nervöse Kookie und wartete gebannt darauf, dass Lee und ich uns aussprachen, bedeutete mir sogar mit einem Blick, dass ich den Anfang machen sollte.
Ich hätte lachen können. Als wären wir verheiratet.
„Lee, willst du noch mit essen kommen?", fragte ich den Älteren, welcher überrascht zu mir sah. „Mum kocht."
„Huh?" Kookie sah mich aus großen Augen an, doch ich ignorierte es dieses Mal, auch wenn ich es gerne gesehen hätte.
Ja...ich hatte sie Mum genannt.
„G-gern.", stotterte Lee.
„Gut."
Kookie verdrehte die Augen und räusperte sich. Ich wusste was er wollte, schloss von daher kurz die Augen. Als ich sie wieder öffnete, lächelte er mich an und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Wir sehen uns gleich draußen.", sagte er, ich nickte. Er drehte sich zu Lee und lächelte auch ihn an. Dann lief er los. „Und wehe ihr streitet schon wieder!"
Ich konnte ein leises Lachen nicht zurückhalten.
Als ich wieder zu meinem Bruder sah, schwiegen wir einen Moment lang.
„Du warst schon immer ein sehr lebhaftes Kind...Ich wollte dich beschützen, seit dem ersten Augenblick, in dem ich dich gesehen habe. Du warst so klein, aber trotzdem ein ziemlicher Brocken, immerhin war ich auch noch ein Kind." Er lachte leicht, was auch mich zum schmunzeln brachte.
„Du hast dein Bestes gegeben, das weiß ich jetzt."
„Nein. Nein, das hab ich nicht, sag sowas nicht.", meinte er, die Stirn gerunzelt, als er sich über die Lippen leckte. „Ich hätte es besser machen sollen. Aber ich war zu feige."
„Das ist bei unseren Eltern nicht schwierig.", bemerkte ich mit ruhiger Stimme und schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Es war hart die erste Zeit. A-aber ich hab gelernt damit umzugehen."
„Ich hätte dich beschützen sollen. Mit Dir gehen sollen."
„Du warst noch genauso ein Kind wie ich. Halt dir nicht so eine Standpauke, wenn es noch schlimmere Geschwister gibt." Mit einer kurzen Handbewegung wies ich auf die Tür nach draußen, woraufhin er kurz gluckste. Ich musterte ihn kurz, konnte aber nichts weiter tun, als zu sprechen. „Letztendlich haben mir meine Eltern gezeigt, wie unfair die Welt manchmal sein kann, meine Freunde haben mit geholfen aufzustehen, meine Liebe hat mir eine Familie geschenkt...und mein Bruder hat mir gezeigt, dass man auch zweite Chancen vergeben kann."
Lee sah mich überrascht an und biss sich auf die Unterlippe. „Ich hab immer noch die zweite Chance?"
Ich schniefte einmal, versuchte nicht zu heulen. Nicht vor den ganzen Menschen. „B-bitte. Bitte sag mir einfach, dass du mich nicht auch noch verarscht hast und bleib bei mir."
Als ich das sagte, konnte ich meine Tränen wirklich nicht mehr aufhalten. Ich schluchzte los und versuchte mein Gesicht zu verstecken, doch das übernahm mein Bruder für mich. Lee drückte mich an sich und umarmte mich seit langer Zeit wieder.
Es war ein so vertrautes Gefühl, trotzdem wir uns ewig nicht so nahe gekommen waren.
Langsam legte ich auch meine Arme um ihn, meine Nase an seine Schulter gepresst, seine an meiner.
„Ich schwöre dir, dass ich dich nicht mehr verlasse. Ich bleib bei dir, ich bin hier." Ich schluchzte noch einmal, da spürte ich auch seine Tränen auf meiner Kleidung, während er mir durch die Haare fuhr und ich mich fester an ihn krallte. „Ich bin hier, Tae, versprochen. Ich bleib hier."
Und ich glaubte ihm.
~•~•~•~•~•~
Lachend saßen wir alle im Café und versuchten uns zu beruhigen. Wir waren noch Essen holen, bevor wir beschlossen hatten, dass wir uns einfach ein wenig unterhalten wollten. So aßen wir nun im Café, jeweils an zwei Tischen, nur einen Gang voneinander entfernt, mein Bruder mir gegenüber.
„Lee, was willst du jetzt machen?", fragte Mum und nahm sich eine Pommes. Nannte ich sie schon wieder so?
Mein Bruder räusperte sich und sah verlegen in die Runde. Mir fiel auf, dass er nicht mehr ganz so müde aussah, wie bei unserer ersten Begegnung vor ein paar Wochen. Er schien ein wenig glücklicher.
„Naja, ich wollte sowieso weg von meiner Arbeit. Und ich dachte, dass ich in der Nähe meines Bruders sehr gut aufgehoben wäre."
„Du willst herziehen?", fragte Hobi.
Lee nickte. „Ich würde mich hier gerne bewerben, wo weiß ich auch noch nicht, aber ich möchte mein eigenes Geld verdienen, auch für eine Wohnung."
„Du kannst doch erstmal hier wohnen.", schlug Mum vor, was uns alle zum schmunzeln brachte.
Sie hatte keine Angst davor vier neue Jungen zu sich zu holen, da war ihr einer mehr ebenso recht.
Lee lächelte leicht. „Das ist sehr lieb von Ihnen, aber ich möchte das so."
„Etwas selbst aufbauen. Das klingt gut.", sagte ich, als ich nach einer Pommes griff.
„Das machen wir beide."
Ich stoppte und sah auf. Er hatte recht. Wir bauten uns gerade wieder etwas auf. Denn Lee war bei mir, genauso wie die anderen.
Das war sie. Ich war in meiner Familie angekommen.
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Guys, I love u und ich enttäusche euch nur ungern, aber diese Story wird heute beendet.
Zur Aufmunterung ein Bunny:
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