•Kapitel 2•
Jungkook
(Der Abend davor)
Phillipe ging mir auf die Nerven.
Was wollte der schon wieder hier bei uns? Mein Bruder und Jimin waren endlich glücklich miteinander und dann kam dieser Ex-Freund, der bei uns überhaupt nichts verloren hatte. Der arme Chim war so fertig, dass es ihn ein paar Tränen kostete.
Ich wusste nicht was damals genau passiert war, aber ich fürchtete, dass es sich schlimmer anfühlen musste, als das was sie uns gesagt hatten. Sogar Joonie und Hobi sahen immer rot, obwohl die beiden so viel Gutes in den Leuten erkennen wollten.
Und dann war da noch Taehyung.
Als ich mich zu ihm umdrehte, blickten wir uns ganz automatisch in die Augen und aus irgendeinem Grund konnte ich nicht wegsehen.
Dieses tiefe Braun, das manchmal sogar wie schwarz waren. Seine dunklen Augenbrauen, die ihn etwas ernster wirken ließen, als er wirklich war. Seine Lippen, die jedes Mal an Farbe gewannen, wenn er nur kurz über sie leckte.
...Ich starrte ihn schon wieder an!
Schnell drehte ich mein Gesicht weg und lief mit ihm und den Anderen zu einem Tisch, an den wir uns setzten und ein wenig quatschten.
Es war schön, dass meine Brüder eine so wundervolle Beziehung hatten. Joonie schien Jin wirklich gut zu tun und wäre Jimin nicht gekommen und hätte Yoongi aus seiner Höhle hervorgezogen, wüsste ich nicht wie lange er sich noch vor der Welt verstecken würde.
Mein Bruder war vielleicht immer unser Beschützer gewesen und hatte uns so viel Gutes getan, aber er hatte sich auch immer die Schuld am Tod unseres Vaters gegeben. Wir wussten, dass es nicht so war - so etwas passiert, es war ein Unfall und hätte Dad ihn an diesem Abend nicht gerettet, dann hätte es unsere Familie wirklich zerrissen.
Yoongi stellte sich immer das umgekehrte Szenario vor, von dem was eigentlich passiert wäre. Denn hätten wir ihn an diesem Tag verloren, wäre unsere Mutter daran zerbrochen, mein Bruder und ich hätten eine Lücke in unserer Mitte gehabt und Dad hätte sich noch mehr die Schuld daran gegeben, als Yoongi es schon tat.
Ich hatte versucht meinen Bruder aufzubauen, aber anscheinend kam dieser kleine Mochi da genau richtig und half ihm wieder auf die Beine. Jimin hatte es sogar geschafft, dass Yoongi-Hyung zu seinem Geburtstag lächeln konnte. Das war ein Wunder gewesen.
So eine Liebe würde ich auch gerne eines Tages finden. Eine liebenswürdiges Mädchen, egal wie sie aussieht.
Oder konnte ich es mit mir vereinbaren, dass es nicht nur ein Mädchen sein musste?
Ich hatte mit meinen Brüdern schon darüber gesprochen und oft darüber nachgedacht, was das für seltsame Gefühle waren. Aber ich konnte es mir nicht eingestehen.
Es gab nichts, was ich mir eingestehen musste!
Selbst wenn ich TaeTae ansah, durfte ich nicht daran denken.
Es war keineswegs falsch etwas für einen Jungen zu fühlen, aber ich wusste, was es für Konsequenzen mit sich brachte. Meine Brüder konnten damit gut umgehen, jedoch nicht ich. Dafür war ich doch viel zu schwach...
Ich hörte jemanden neben mir seufzen, der sich als Tae herausstellte und ich betrachtete kurz sein Seitenprofil. Sogar seine Nase schien perfekt und es machte mich wahnsinnig, dass ihm seine braunen Haarsträhnen so ins Gesicht hingen. Ich hätte sie ihm gerne zurückgestrichen.
Er schien etwas gelangweilt, was seltsam war, da er sonst immer voller Begeisterung an den Gesprächen unserer Freunde teilnahm. Aber nun saß er dort und hing seinen Gedanken nach.
Es war vielleicht keine so gute Idee, aber ich wollte ihn aufmuntern. Das war irgendwie wichtiger als meine zurückhaltende Fassade aufrecht zu erhalten.
Ich lehnte mich zu ihm und er zuckte leicht zusammen, als ich ihm ins Ohr flüsterte. „Wollen wir vielleicht was trinken gehen."
Er schaute mir in die Augen und wir waren uns wieder so unglaublich nahe. Aber bevor ich mich zurücklehnen konnte, hörte ich seine Stimme. „Streich das ‚vielleicht' und ich sage ‚ja'."
Grinsend stand er mit mir auf und lief mit mir zum Büffettisch, auf dem die Bowle stand, die wahrscheinlich ein wenig zu viel mit Wodka versetzt wurde, dem Geschmack von vorher zu urteilen.
Tae reichte mir einen vollen Becher. Wir stießen an und tranken etwas von dieser Mischung, die mir früher oder später so einige Gedanken rauben würde.
Aber es war mir egal, ich wollte Tae ablenken und mich ebenfalls. Ganz unnütz war es also nicht.
Ich verhielt mich so, als würde ich nie mit ihm reden, dabei war er wirklich mein bester Freund. Tae wusste alles von mir, außer von meinem Interesse des Geschlechts - bei dem ich mir selber nicht sicher war - und den Gefühlen, die ich ihm gegenüber versuchte zu verleugnen. Ich redete mir ein, dass ich einfach nervös in seiner Nähe war.
„Freust du dich schon auf den Urlaub?", riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken, weswegen ich ihn erschrocken ansah.
Diese Augen...
Schnell schluckte ich mein Getränk hinunter und nickte. „Ja, das wird bestimmt toll."
Wir hatten vor in Groß Britannien ein wenig herumzuschlendern. Zwei Wochen lang. Alleine.
Zuerst wollten wir nach Schottland, uns dort ein wenig umsehen, und haben danach ganz einfach ein Hotel am Rande von London gebucht. Es war Einiges, das wir erleben konnten und ich freute mich auch darauf mit ihm allein unterwegs zu sein, nur hatte ich Angst, was es mit sich brachte.
Ich kannte Tae. Wie schon gesagt, er war mein bester Freund. Und ich wusste, dass er mehr erlebt hatte als ich bisher. Und mit mehr erlebt meinte ich Sex.
Er war so offen was das Thema anging und von daher wusste ich, dass er gerne mal etwas Spaß hatte, ohne das Gefühle dabei eine Rolle spielten.
Ich denke, ich hatte einfach Angst nicht genau das zu bekommen. Die Gefühle, die ich mir selbst so sehr von der Person wünschte, mit der ich eine Beziehung führen wollte. Ich brauchte diese Verbindung.
Aber ich war mir nicht sicher ob ich diese mit Tae bekommen könnte. Wenn ich es denn überhaupt wollte! Ich hatte Furcht vor dem Verlust unserer Freundschaft, wenn er mitbekommen würde, worüber ich nachdachte.
Also war dieser Urlaub in Groß Britannien eine echte Herausforderung und Probe der Gefühle. Meiner Gefühle.
„Meinst du wir können uns von deinem Bruder den Fotoapparat ausleihen? Ich hätte wirklich Lust ein paar schöne Fotos zu schießen und das nicht mit meiner Handykamera.", fragte Tae mich, während er sich die Tanzpaare ansah.
„Sicher doch. Er wird sich freuen, dass sie mal eingeweiht wird."
Der Braunhaarige lächelte leicht und schaute dann zu mir. „Ich glaube, er hat es schon getan."
„Wie meinst du das?" Fragend legte ich meinen Kopf schief.
„Ich hab neulich gesehen, wie er Jimin fotografiert hat, als er noch schlief.", lachte Tae leicht und auch ich musste grinsen.
Zusammen blickten wir zu dem verliebten Pärchen rüber, die noch immer eifrig mit den anderen sprachen. Sie hielten Händchen und blieben dicht beieinander. Ein Bild, welches sich nie ändern würde, das wusste ich.
„Die beiden sind wirklich ein Musterbeispiel für jede Beziehung, stimmt's?", meinte ich und drehte mich wieder zu meinem besten Freund um.
Er nickte nachdenklich. „Ja, das sind sie wohl."
Dann schaute er mich an und sofort verfingen sich unsere Blicke miteinander. Ich konnte nicht wegsehen und versuchte nicht rot zu werden.
Um die unangenehme Stille zwischen uns und diese Spannung zu unterbrechen, füllte ich unsere Becher wieder auf und nahm einmal einen kräftigen Schluck. Er tat es mir gleich und sagte nichts dagegen, dass wir uns langsam aber sicher betranken.
Den Rest des Abends verbrachten wir damit uns zuzuschütten, bis wir einfach verschwanden und ich am nächsten Morgen in einem Hotelzimmer aufwachte. Mit Taehyung an meiner Seite.
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Bitteschön, das 2. Kapitel ist draußen.
Vielleicht ist es noch nicht der beste Anfang, aber die Spannung kommt noch. ;)
Hope u enjoy🙏🏻
~safemenow
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