•Kapitel 12•
„Und auf was hättest du Lust?", fragte mich Kookie, als wir durch die Straßen liefen, nachdem uns der Bus abgesetzt hatte.
Ich schmunzelte leicht. „Du fragst mich? Dabei solltest du entscheiden, es ist dein Urlaub."
„Aber deiner doch auch, oder warum bist du hier, hm?", meinte er stirnrunzelnd.
Ich lachte und gab ihm mit meiner Schulter einen leichten Schubs. „Mann, einer muss doch auf dich aufpassen."
Mit roten Wangen sah er nach vorn, musste sich dabei sein Grinsen verkneifen. „Idiot."
„Na gut.", gab ich mich seufzend geschlagen und reckte meinen Kopf, um etwas leckeres zu finden. „Wie wäre es mit Italienisch?"
„Klingt gut."
„Ich kenn dich halt.", zwinkerte ich, woraufhin sich seine Wangen noch mehr röteten.
„Blödmann."
Ich lachte und nahm ihn bei der Hand, um ihn sicher über die Straße zu führen und in das Restaurant rein, das ich gefunden hatte. Mal sehen wie es hier schmeckte.
Ich lächelte einer Kellnerin zu, die uns danach sofort zu einem Tisch brachte, da noch einiges frei war. Wir setzten uns einander gegenüber und bekamen die Menükarte. Lange brauchte es nicht bis wir uns entschieden hatten und etwas zu trinken und zu essen bestellten, welches uns kurz darauf gebracht wurde.
Also Trinkgeld würde ich hier auf jeden Fall geben!
Ich sah Kookie beim essen zu und wie er über irgendwelche Geschichten erzählte, die ich schon an die hundert mal gehört hatte, aber jedes Mal wieder interessant fand. Vor allem aber seine Art zu reden.
Irgendwann stoppte er und erwischte mich beim Starren.
„Entschuldige, das hab ich dir schon mal erzählt, nicht wahr?", fragte er mit roten Wangen und blickte beschämt auf seinen Teller, von dem er sich seine Nudeln auf die Gabel rollte.
„Schon gut, bitte rede weiter.", meinte ich gelassen und hörte ihm weiter zu. Wenn es eins gab, das mich glücklich machte, dann war es ihn so zu sehen.
In einem Moment der Unachtsamkeit, musste ich wieder an meine Familie denken und was mich schon seit ein paar Jahren verfolgte. Kookie sprach von unserem Leben Zuhause - ich war froh, dass ich es so nennen durfte -, über unsere Hyungs und seine Mum. Er erzählte mir von seiner Großmutter und ich zog meine Augenbrauen zusammen.
Diese Frau war mir allein deswegen unsympathisch, weil sie ihre Tochter nicht mit dem Vater meines Schwarmes hatte davon gehen lassen wollen. Und es stieg, als ich mich an die Geschichte von Yoongi-Hyung erinnerte.
Ich schüttelte abwertend den Kopf. Ja, irgendwo hatten unsere Familien etwas gemeinsam. Wenigstens ein Mitglied konnte man getrost ignorieren, auch wenn es schöner gewesen wäre für einander da zu sein.
Ich schaute mir Kookie einen Augenblick lang noch an, bevor ich mich dann räusperte und seine Aufmerksamkeit bekam.
„Jungkook, kann ich dir etwas erzählen?"
Mit fragenden Blick und großen Augen gleichzeitig, nickte er. „Ja, natürlich. Was gibt es denn? Du siehst schon die ganze Zeit in Gedanken vertieft aus, ist alles okay?"
Ich belächelte seine unglaublich fürsorgliche Art. Während ich versuchte die Leute mit physischem Körpereinsatz zu beschützen, kümmerte er sich um den psychischen Teil und um ihre mentalen Wunden.
Waren wir nicht eigentlich ein perfektes Team? Warum sah er es nur nicht?
Mein Lächeln bröckelte, als ich wieder an das dachte, weswegen ich ihn unterbrochen hatte. „Ich möchte dir von meiner Familie erzählen."
Etwas erstaunt hob Kookie die Brauen an, doch nickte dann verstehend und wartete.
„Es wird mal langsam Zeit, dass du dir ein Bild machen kannst."
„Hyung! Bitte tu' das nicht nur, weil du das Gefühl hast es mir sagen zu müssen.", bat er mich.
Ich lächelte abermals. „Keine Sorge, ich wollte es dir schon lange sagen, aber bisher kamen wir auch so zurecht, oder?"
Ich zwinkerte ihm zu, woraufhin er erneut rot wurde und einfach weiter aß, mir aber zuhörte.
„Mit fünfzehn...habe ich meiner Schwester ein Geheimnis anvertraut. Ich habe ihr gesagt, dass mein Interesse nicht nur Mädchen gilt, sondern dass ich auch etwas für Jungs übrig habe."
Ich sagte es gerade heraus und war gespannt auf Kookies Reaktion. Erst schien er sich zu versteifen, doch als seine Neugierde hervortrat, machte die Unbehaglichkeit Platz.
Ich wusste immer noch nicht genau, wie gut er auf das Thema zu sprechen war, aber ihn ging es auch etwas an. Ob nun wegen der Sexualität oder meiner Vergangenheit.
Er kannte mich, ja. Und er wusste auch, was meine Meinung war. Aber er kannte nicht meine ganze Geschichte.
„Tja, und die Quasselstrippe, die sie nun mal ist, erzählte sie es sofort meinem Bruder. Allerdings wurden die beiden unabsichtlich belauscht und so kam es, dass auch meine Mutter davon Wind bekam."
Kookie schnappte nach Luft. Alle Peinlichkeit war vergessen, viel zu sehr war er in meine Erzählung vertieft.
„Nein! Deswegen bist du rausgeflogen?"
Ich nickte. „Ja. Meine Mum ist ausgeflippt, als sie das hörte und traf zusammen mit meinem Vater die Entscheidung mich wegzuschicken. Ich verstand mich ja noch nie so gut mit meiner Familie, aber seit dem noch weniger.
Ich kam bei Joonie unter und ungefähr zur gleichen Zeit Jimin bei Hobi."
„Ja, ich erinnere mich.", sagte Kookie kurz.
„Genau.", seufzte ich und aß noch etwas von meinem Hähnchen.
„Und dann?", fragte der Schwarzhaarige zögerlich.
Ich schluckte mein Essen hinunter. „Du weißt ja noch, dass Jin von seiner Gastfamilie beraubt wurde, nicht?"
„Ja...Ich erinnere mich sogar noch daran, wie verzweifelt mein Hyung war."
Sein trauriger Blick machte mich fertig, deswegen sprach ich schnell weiter, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
„Tja, wir wollten eigentlich alle vier zusammenziehen, aber Jin musste erst mal wo unterkommen, wo es auch sicher war. Und Joonie war natürlich der Held, auch wenn sie sich zu der Zeit noch angekeift hatten."
Er kicherte und ich tat es ihm gleich. Es war unglaublich sich vorzustellen, dass diese zwei, die immer aufeinander hingen, sich einmal nicht ausstehen konnten. Zumindest Jin seinen jetzigen Freund nicht.
Um das zu glauben, musste man dabei gewesen sein.
„Naja und als wir uns dann alle mit Jin viel besser verstanden, sahen es Jimin und ich als Gelegenheit an mit nach Deutschland zu kommen. Aber Joonie und Hobi durften wir natürlich nicht in Frankreich zurücklassen und somit zogen wir alle zu euch."
„Aber..." Kookie runzelte die Stirn. „Was ist jetzt mit deiner Familie?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, wir haben nie wieder Kontakt aufgenommen. Ich weiß zwar nicht genau, wie meine Geschwister heute noch darüber denken, aber meine Eltern haben Ein für alle Male mit mir abgeschlossen.
Wer braucht schon drei Vorzeigekinder? Nein, die Arbeit wollten sie sich nicht machen. Da war es einfacher mich rauszuwerfen."
„Tae...", kam es ganz leise von ihm, den Einzigen, den ich nun bei mir haben wollte.
Kookie griff nach meiner Hand und sah mich mitfühlend an. Ich seufzte und versuchte das Mega Kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren und aß weiter. Dann drückte er meine Hand ein wenig mehr und ich sah auf.
Er lächelte vorsichtig. „Bist du wenigstens zufrieden mit deiner neuen Familie?"
Mann, war ich froh ihn zu haben. Er sagte nicht „aber jetzt hast du eine neue Familie", sondern ging sofort darauf ein.
Denn wir wussten es alle, dass wir genau das waren. Eine Familie.
„Ich hätte keine bessere finden können.", gestand ich, sodass wir uns beide kein Grinsen mehr verkneifen konnten.
Dann machte er wieder ein ernstes Gesicht. „Kannst du mir sagen, wo sie wohnen? Dann würde ich denen nämlich einen Arschtritt verpassen!"
Lachend fiel ich fast vom Stuhl und musste mir den Bauch halten.
Nun gut, manchmal war auch Kookie die Person, die zuschlagen wollte, auch wenn er es nie tun würde.
—————
Wie findet ihr Taes Vorgeschichte? Die wurde ja jetzt erstmal angesprochen.
Nochmal sorry, hatte gestern ein Buch gelesen und noch irgendwas anderes gemacht, was ich jetzt schon nicht mehr weiß, und deswegen kam nichts.
Ach ja! Ich war arbeiten - kann ja mal passieren!^^
Hope u enjoy🙏🏻
~safemenow
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