Kapitel 80
Pov. Stegi
"Aufstehen du Schlafmütze!", schrie Mona aufeinmal und weckte mich auf. Ich blinzelte vorsichtig, doch sie riss mit voller elan die Vorhänge vor ihrem Fenster auf, sodass ich meine Augen direkt wieder schloss und mich unter dem Kissen versteckte. "Warum war ich gestern Nacht nochmal zu dir gekommen? Was ne dumme Idee.", fragte ich sie, doch meine Stimme trat nur gedämpft unter dem Kissen hervor. "Keine Ahnung. Weil du Gesellschaft haben wolltest? Weil mein Bett bequemer ist als deins? Weil du mich unendlich vermisst? Kannst dir was aussuchen.", antwortete Mona. "Einfach nur lächerlich."
Der wahre Grund, warum ich gestern Nacht vor Monas Haustür gestanden hatte, war Tim. Ich starrte auf unseren Chat. Nichts. Gar nichts. Rein gar nichts war passiert. Tim hatte meine Nachricht einfach getrost ignoriert. Die Häckchen hatten sich blau gefärbt, doch das war alles. Weder hatte Tim mir zurück geschrieben, noch mich angerufen. Und vor meiner Haustür aufgekreuzt war er auch nicht. Damit hatte er meine Frage eigentlich schon beantwortet. Und das war gestern zu viel für mich gewesen. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass Tim unsere Beziehung so wenig wert war.
Mühselig stand ich auf und schlich die Treppe hinunter in die Küche. Mona saß bereits am Tisch und löffelte ihre Schüssel mit Müsli. Wahrscheinlich war das schon ihre zweite Portion, so wie ich sie kannte. Ich wusste keinen anderen Menschen, der so viel und so oft essen konnte wie meine beste Freundin. Manchmal war ich erstaunt, dass sie trotzdem so schlank war, bei der Menge an Nahrung, die sie ständig zu sich nahm.
Langsam ließ ich mich ebenfalls auf einen der Stühle sinken. "Heute gehts shoppen.", verkündete Mona gut gelaunt und riss die Arme in die Luft. "Juhu.", sagte ich ironisch. "Ach komm schon Stegi. Ein wenig Ablenkung wird dir gut tun."
Wahrscheinlich hatte Mona recht. Und so kam es dazu, dass wir wenige Stunden später in der Stadt zwischen meheren Geschäften standen. Meine Freude fürs shoppen gehen war immernoch nicht wirklich geweckt, jedoch wollte ich mich ablenken. Einen Tag nicht an Tim denken und eine schöne Zeit mit Mona verbringen. So weit mein Plan, jedoch war ich mir nicht sicher ob ich das schaffen würde. Der Gedanke an Tim war zu einer Konstante in meinem Kopf geworden. Das Erste woran ich beim aufstehen dachte und das Letzte, woran ich dachte bevor ich einschlief. Tagtäglich, jede Woche.
Wir schlenderten gerade durch die Einkaufsstraße, als mir lilane Haare in den Blick fielen, die mir sehr bekannt vorkamen. Ich dachte angestrengt nach woher, doch als sich die Person, der die Haare gehörten, in unsere Richtung umdrehte und mir ins Gesicht blickte fing ich an zu lächen und auch auf ihrem Gesicht zogen sich die Mundwinkel nach oben. Selina. Sie kam auf uns zugerannt. "Steeeeegiii!", rief sie bevor sie mir um den Hals fiel. Ich erwiederte ihre Umarmung. Selina löste sich wieder von mir und umarmte auch Mona.
Selina hatte sich äußerlich kaum verändert. Sie trug immernoch ihre Snapback über ihre lilanen Haare, eine skinny Jeans und einen Pullover. An ihren Füßen waren einfache, tiefe Chucks. Genauso hatten wir sie damals auf der Klassenfahrt kennengelernt. Das Ganze war schon ziemlich lange her und ich freute mich sie wieder zu sehen. Wir verbrachten den restlichen Tag mit Selina zusammen. Bummelten durch die Stadt und gingen Abends zusammen was essen. Selinas Anwesenheit war so erfrischend und wir hatten sehr viel spaß. Sogar so viel, dass ich den Gedanken an Tim für einige Stunden abschalten konnte.
Pov. Tim
Müde stellte ich mein leeres Glas wieder zurück auf die Theke und fuhr mir über mein Gesicht. Ich wusste nicht wie spät es war und es war mir auch egal. Ich war mir aber sicher, dass ich bereits einige Stunden an genau dieser Stelle saß und und in die Leere starrte während ich ein Bier nach dem anderen wegbecherte. Und ich war mir auch sicher, dass ich noch weitere Stunden hier sitzen bleiben werde, da ich so wenig Zeit wie möglich mit meinem Vater in einem Gebäude verbringen wollte. Ich wollte unbedingt den Moment herauszögern wenn ich wieder nach Hause musste. Ich wollte ihm nicht über den Weg laufen. Er sollte nicht wieder einmal die Chance bekommen seine Wut an mir auszulassen.
Plötzlich merkte ich, wie mir jemand auf die Schulter tippte und sich danach neben mich auf den Barhocker setzte. "Was", fragte ich unhöflich ohne meinen Kopf in die Richtung zu drehen und die Person anzugucken. "Tim?", kam nur als Antwort, obwohl es auch mehr nach einer Frage klang. Da ich die Stimme nicht zuordnen konnte, die Person aber wohl meinen Namen wusste drehte ich meinen Kopf dann doch in ihre Richtung. Da saß eine Blonde Frau vor mir. Ich schätzte sie auf ca zwanzig. Sie kam mir bekannt vor, aber mir wollte einfach nicht einfallen woher. Deswegen schaute ich sie mit gerunzelter Stirn an. "Ähh ja und wer sind sie?", fragte ich verwirrt. Das Mädchen verdrehte die Augen, holte Ihr Handy hervor, tippte darauf rum und hielt es sich ans Ohr. Jetzt war ich noch verwirrter. Plötzlich fing mein Handy an zu Klingeln und ich starrte auf das Display. Dort stand Eingehender Anruf von Maja . Ich drückte den grünen Hörer und führte mein Handy ebenfalls ans Ohr. "Hallo.", sagte ich ich mit verwirrtem Blick. "Hi Tim. Hier ist Maja. Hast du Lust auf Frustsaufen?" Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich fing an zu lächeln. Natürlich. Maja. Ich hatte sie damals in einer Bar kennegelernt, in der ich mich nach dem Streit mit Stegi verkrochen hatte und besaufen wollte. Sie hatte es doch tatsächlich geschafft mich abzulenken (siehe Kapitel 44f :D). Auch Maja fing nun an zu lächeln. "Das Angebot nehme ich gerne an.", beantwortete ich ihre Frage über das Handy.
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