Kapitel 1
Pov. Tim
'Endlich' dachte ich nur als mein Vater mit unserem Auto durch ein großes Tor steuerte. Hinter dem Tor lag das Internat, welches nun bis auf Weiteres mein Zuhause sein würde. Meine Eltern waren der Meinung mich hierher schicken zu müssen. Mir jedoch gefiel das ganz recht, denn ich sah in dem Internat meine Freiheit. Niemand konnte mir Hausarrest erteilen oder mich daran hindern Feiern zu gehen. Bis auf die unnötigen Sperrstunden, an die sich sowieso niemand hielt. Ich trauerte meinen alten Freunden nicht nach. Ich würde neue finden, denn in solchen Dingen war ich allgemein sehr offen und mutig. Außerdem hatte ich schon zwei Freunde dort. Tobi und Rafi. Die beiden waren bereits ein Jahr vor mir von ihren Eltern auf dieses Internat geschickt worden. Ich war also kein Stück aufgeregt was meine neue Klasse betraf, da ich in die von meinen Freunden gehen würde. Das hatten meine Eltern - wahrscheinlich aus schlechtem Gewissen - bereits beantragen lassen.
Ich lehnte mich zurück in den Sitz des Autos, während wir die lange Auffahrt in Richting des großen Gebäude entlang fuhren. Rechts und Links des gepflasterten Weges waren Wiesen, auf denen vereinzelt Bäume standen. Das Gebäude war U-förmig aufgebaut und in der Mitte des Hofes befand sich ein Brunnen. Wir stiegen aus, ich nahm meine Sachen und mein Vater öffnete die Tür. Am Empfang stand eine ältere Dame die uns schon erwartete, und auf uns zukam. "Du musst Tim sein.", begrüßte sie mich und musterte mich durch ihre Brille. Ich nickte bloß und sie fing an etwas mit meinen Eltern zu bereden. Währenddessen schaute ich mich neugierig um. Wir standen in einem Flur. Dunkler Boden, helle Wände. An der Decke waren Holzbalken, da das gesamte Gebäude ein Fachwerkhaus war. Insgesamt machte das Internat einen gemütlichen Eindruck.
"Tim?", rissen mich meine Eltern aus meinen Gedanken. "Wir wollten uns nur eben von dir verabschieden.", meinte meine Mutter und beide nahmen mich in den Arm, was ich nur mit einem Augenrollen erwiederte. Mein ganzes Leben lang hatten sie nie Zeit für mich gehabt, dann sollen sie jetzt bloß nicht so tun, als würde ihnen das Ganze hier schwer fallen.
Nachdem meine Eltern verschwunden waren führte mich die ältere Dame, die sich als Frau Köppen herausstellte, durch das Haus und das Gelände. Als wir die Einfahrt langfuhren konnte ich nur das U-förmige Gebäude erkennen. Jedoch verbarg sich noch viel mehr dahinter. Es gab eine große Sporthalle und einen Sportplatz. Ebenso war eine Schwimmhalle vorhanden und wenige Meter vom Internat entfernt lag ein großer Badesee. Im rechtem Trakt des U's lagen die Jungen- und im linken Trakt die Mädchenzimmer. In dem Teil dazwischen befanden sich Klassenräume, Aufenthaltsräume, und der Ess-saal. Auf den Fluren waren hin und wieder kleine Sitzecken. Teilweise sogar mit einem kleinen Kamin. Frau Köppen führte mich zu meinem Zimmer, damit ich meine Taschen ablegen konnte. Zum Glück hatte ich ein Einzelzimmer bekommen. Das Zimmer war hell und schlicht. Geradeaus ein Fenster, davor ein Schreibtisch. Rechts ein Bett, links ein Schrank. Auf derselben Seite eine Tür. Wahrscheinlich das Bad.
Ich ließ meine Sachen sinken und folgte Frau Köppen den Flur entlang. Sie wollte mich zu meiner Klasse bringen und erklärte mir noch allgemeine Regeln. Kein Rauchen, keinen harten Alkohol, keine Drogen, das Beachten der Sperrstunde. Das Übliche eben.
Vor der Klasse angekommen klopfte ich an der Tür, die sich kurz darauf öffnete. Hallo du bist bestimmt Tim, richtig?", fragte mich der Lehrer lächelnd. Ich nickte nur. "Ich bin Herr Schwertmann", reichte er mir die Hand. Ich schüttelte sie und trat ein. "Stell dich doch kurz vor.", bat mich der Mann, der für einen Lehrer verdammt jung aussah.
"Ja also ich bin der Tim, bin 16 Jahre alt, komme eigentlich aus Essen und spiele gerne Basketball.", sagte ich und blickte durch die Klasse. Ich fand Tobi und Rafi, die mit ihren Freunden in der letzten Reihe saßen und mich dumm angrinsten. Ich grinste kurz genauso dämlich zurück in ihre Richtung, ließ mein Blick danach aber weiter durch die Klasse schweifen. Ein paar Mädchen tuschelten, ein paar Schüler schauten mich interessiert an und andere wiederum juckte es überhaupt nicht und starrten gelangweilt durch die Gegend.
Plötzlich fokussierten meine Augen ein grünleuchtendes Augenpaar. Der Besitzer, dem diese schönen, smaragdgrünen Augen gehörten, hatte blonde verwuschelte Haare, eine kleine Nase, schmale Lippen und hervorstehende Wangenknochen.
Ich war verloren...
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