⚝──⭒─6.KAPITEL─⭒──⚝
ICH STARRE in das Gesicht eines alten, erschrockenen Mannes, einem Elf natürlich, wie mir auffällt, als er schreit und mir seine etwas spitzeren Zähne zeigt.
Na super, diese Elfen wollen mich wirklich nicht in Ruhe lassen. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich heute - oder war schon ein Tag vergangen? - Wut gespürt hatte. Doch diesmal verstehe ich noch nichtmal, wovor dieser Elf Angst hat. Hat dieser andere Elf, der mit dem markantem Gesicht, mich etwa so schrecklich beschrieben? Oder sehe ich einfach so schrecklich aus? Vielleicht haben Elfen auch einfach Angst vor Menschen, wer weiß.
Die messerscharfen Fingernägel des Elfen bohren sich in meine Wangen und ich spüre den Schmerz, als sie meine Haut durchdringen. Heißes, nasses Blut rinnt meine Backenknochen herunter und sammelt sich an meinem Kinn, bevor es herunter tropft. Ich erwarte ein kleines Plätschern zu hören, wenn die Tropfen auf dem Boden ankommen, doch ich höre nichts. Einen Augenblick lang, scheint die Welt für mich still zu stehen und ich schiele über meine Wimpern nach unten.
Heilige Scheiße, der Boden liegt nicht direkt unter mir, sonder mehrere Meter unter mir. Mein Herz beginnt zu rasen, diese verdammte Höhe. Wenn sie wollten, könnten sie mich einfach fallen lassen und ich würde sterben. Natürlich hatte ich mich erst im Wald zum sicheren Tod fallen lassen, aber das geschah aus eigenem Willen - und unter enormen Adrenalin Einfluss. Hier wäre es nicht mehr meine Entscheidung, ob ich auf den Boden klatschen und sterben wollte und eigentlich wollte ich das nicht.
In meinem Kopf rast es gerade nur so vor Gedanken, die ich kaum zuordnen kann. Was sollte ich tun? Was würden sie tun? Ich komme schließlich zum Schluss, dass ich ziemlich in der Scheiße stecke.
Bevor ich jedoch weitere, halbwegs schlüssige Gedanken fassen kann, ertönt ein ohrenbetäubender Lärm. Der vor mir stehende Elf schlägt mit seinen Flügeln und ihr schlagen halt mir unangenehm in den Ohren, es hört sich beinahe so an, als würde jemand Trompete in meinem Ohr spielen. Ich verziehe mein Gesicht und reiße energisch meinen Kopf nach hinten, das ist ja gar nicht auszuhalten.
Er scheint sich beruhigt zu haben, denn das Flügelschlagend stoppt, stattdessen werde ich jetzt mit einem kritischen, leicht verschrecktem Blick gemustert. Immer noch kapiere ich nicht, warum dieser Riesen-Elf Angst vor mir hatte, apropos Riese, bitte erzähl mir nicht, dass es die auch gibt. Wenn schon Elfen existieren, welche Mythen entsprechen dann ebenfalls der Wahrheit? Und welcher Idiot hat uns denken lassen, dass es alles Mythen sind?
"Zilethe", ein zitternder Atemzug unterbricht die Worte des Elfens. "Zilethe emigodini"
Nach diesen Worten reißt er seine Hand zurück, was das Blut nun in kleinen Wasserfällen aus meinem Gesicht fallen lässt und ich werde unsanft herumgerissen. Ein Keuchen entweicht meinen Lippen und ich schmecke Blut in meinem Mund, schon wieder.
Ohne Rücksicht auf mich zu nehmen, schießen die Wachen aus dem Raum - bei der Größe war es wohl eher ein Saal - und fliegen, sobald wir draußen sind, immer und immer höher. Ich kann gerade so feststellen, dass es der frühe Morgen sein muss, da die Sonne noch nicht ganz am Himmel steht, dann kneife ich meine Augen zusammen.
Ich habe keine Ahnung, was zu den Wachen gesagt wurde und wenn sie mich fallen lassen sollten, so wollte ich meinen Verderben nicht ins Gesicht blicken, sonst würde ich wohlmöglich nicht kotzen müssen.
Die Wachen kommen abrupt zum stehen, was meine Beine in der Luft taumeln lässt. Ich balle meine Hände zu Fäusten und ramme mir dabei meine eigenen Fingernägel in meine Handflächen. Ein willkommener Schmerz, der aber den in meinem Gesicht nicht gleichkommt.
Zaghaft öffne ich meine Augen und komme Angesicht zu Angesicht mit einer Mauer. Nach kurzem hochblicken stelle ich fest, dass es sich um einen Turm, einen enorm hohen, handelt.
Plötzlich fällt mein Arm nach unten und ich Rutsche beinahe aus dem Griff der einen Wache. Ein Schrei kommt von mir und von der Wache. Sein Griff verfestigt sich und er zieht mich unsanft an meinem Kragen wieder hoch. Erschrocken schaue ich nach unten, der Boden ist so weit weg, dass ich ihn noch nichtmal ausmachen kann.
Ich schaffe es mit meiner Hand ein Stück der Rüstung des Wachelfens zu schnappen und klammere mich mit aller Kraft daran fest. Mein Atem rast und mein Herz schlägt so laut in meinen Ohren, dass ich mir sicher bin, dass die Wachen es ebenfalls hören. Elfen sollen ja so feine Ohren wie Fledermäuse haben, da haben sie sicher kein Problem damit, den Herzschlag eines verschreckten Menschen zu hören.
Plötzlich fliegt der Elf mit mir im Schlepptau etwas um den Turm herum, wo die andere Wache - der Arsch der mich losgelassen hatte - eine hölzerne Tür offenhielt. "Ngixwayise ngokuzayo uma umdedela, ngicishe ngimehlise", sagt der Elf neben mir und ich bilde mir ein, dass er mit den anderen schimpft, dass hätte er zumindest verdient.
Dennoch schüttelt die andere Wache schüttelnd seinen Kopf, was die kleine Strähne aus geflochtenem Haar neben seinem Ohr zum wackeln bringt. "Bengifuna ukumethusa futhi kwazi bani, mhlawumbe kusasa singamlahla ngempela", antwortet er. Er mag zwar schöner aussehen als jeder schnöselige Mensch, der zu viel von und auf sich hält, doch klingen tut er genauso. Er hat eine leicht nasale Stimme, die viel zu lässig spricht und mich schon wieder komplett aufregt.
Nichtmal in Gefangenschaft von Elfen wird man die nervigen, menschlichen Angewohnheiten los. Wenigstens das hätte doch anders sein können, dann wäre der »Aufenthalt« hier, vielleicht gar nicht so enorm schlimm, vorausgesetzt ich werde nicht gefoltert oder zu Tode gehungert.
Jetzt greift der Elf mit dem geflochtenem Zopf nach meinem Arm, packt mich und wirft mich auf den hölzernen Boden in den Turm. Ohne auch nur ein weiteres - für mich unverständliches - Wort, knallt er die Tür zu und haut ab, jedenfalls denke ich dass.
Ich mag zwar nicht so gut hören, wie es den Elfen nachgesagt wird, doch ich kann hören, ob er die Tür verschlossen hat, was er jedoch nicht getan hat. Ich rapple mich auf und stürze nach vorne und will nach einem Türknauf oder ähnlichem greifen, doch meine Hände fallen andauernd ins Leere. Verdammt!
Ich gehe einige Schritte nach hinten, wenn es keinen Schlüssel für die Tür gibt, bin ich eben der Schlüssel. Ich stelle mich einige Meter von der Tür entfernt seitlich auf und renne los. Mit einem guten Schwung und viel Kraft knalle ich gegen die Tür und schreie auf. Die verdammte Tür ist nur mit Holz verkleidet!Darunter ist irgendeine Art von Metall und ich bin mir, den Schmerz in Kauf nehmend, ziemlich sicher, dass ich mir gerade meine Schulter ausgekugelt habe. Super. Ganz toll.
Ich laufe zur, was ich denke, Mitte des Turmes und lasse mich auf den Boden fallen, nur um gleich wieder aufzuspringen. "Scheißdreck!", der Boden ist auch nur mit Holz verkleidet.
Ein pochender Schmerz zieht sich durch meinen gesamten Körper und ich kann nicht feststellen, welche Verletzung den Schmerz hervorruft. Sind es die gefühlten Löcher in meinem Gesicht, die geplatzte Lippe, meine brennenden Handflächen oder meine Schulter?
Suchend blicke ich mich in dem Turm um, vielleicht gibt es hier irgendwas, wo ich es mir gemütlicher machen könnte. Und tatsächlich finde ich etwas, an einer Wand liegen verstreute Strohhalme und eine dünne, schmutzige Decke. Obwohl, Stofffetzen trifft es wohl eher.
Seufzend schleppe ich mich in die Ecke und halte mir meine schmerzende Schulter, ich hätte ja auch einfach vorsichtiger sein können und die Tür erst anfühlen sollen, anstatt gleich gegen sie zu rennen, aber gut, was getan ist, ist getan.
Mit meinen Füßen schiebe ich die Strohhalme so gut es geht zusammen. Vorsichtig ziehe ich meinen Umhang aus, wobei der Schmerz in meiner Schulter nur noch stärker wird. Ich lege den Umhang auf den Boden und setze mich langsam hin. Einhändig versuche ich meinen Umhang zu falten, was mir allerdings mehr schlecht als recht gelingt. Dann schnappe ich mir den Stoffetzen, der erstaunlicherweise größer als gedacht ist und wickle in um mich.
Ich bette meinen Kopf auf meinen Umhang und versinke in unruhige Träume.
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[Bringt - bringt sie in die Kerker]
[Warne mich das nächste mal vor, wenn du loslässt, ich hab sie beinahe fallen gelassen]
[Ich wollte sie erschrecken und wer weiß, vielleicht dürfen wir sie morgen ja wirklich fallen lassen]
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