⚝──⭒─2.KAPITEL─⭒──⚝
VORSICHTIG BETRACHTE ich die Menschenfrau, die vor meinen Füßen liegt. Ihr Ledergewand ist an einigen Stellen zerrissen und an ihrem Bauch klafft ein großes Loch, aus dem andauern dünnflüssiges Blut floss und den Boden in tiefrote Farbe tränkt. Was haben die Soldaten ihr bloß angetan? Warum, haben sie ihr etwas angetan?
Ich beuge mich vor, betaste vorsichtig ihr schmales, kantiges Gesicht, dass so scharfe und elegante Gesichtszüge hat, als wäre sie eine Elfe, oder als könnte bloßes anfassen ihres Gesichtes einen verletzten. Behutsam taste ich es ab und suche nach Verletzungen in ihrem Gesicht, dann nehme ich meine Hände von ihrem Gesicht und halte sie knapp über ihrem Körper. Angestrengt lege ich meine Stirn in Falten und konzentriere mich auf die Kraft meines Körpers und auf die Verletzungen inner- und außerhalb des Menschens.
Ich atme tief ein, schließe die Augen und gebe mich ganz der Magie hin, ich darf das hier nicht vermasseln, ich muss sie heilen. Es dauert eine Weile, aber dann fühle ich die Kraft aus meinem Herzen strömen. Sie strömt aus meinem Herzen in meine Schultern, in meine Arme, dann in meine Hände und zum Schluss kommt die Magie an meinen Fingerspitzen an. Ich spüre sie, pochend und drückend hinter meinen Fingerspitzen und ich bekomme Panik. Panik, dass ich sie nicht freilassen kann. Panik, dass ich die Magie nicht loslassen und der Menschenfrau helfen kann. Kurz öffne ich mein eines Auge, blinzle durch meine Wimpern hindurch und betrachte meine rechte Hand. Erneut atme ich tief ein. Ich schaffe das, muntere ich mich selber auf. Einfach atmen, einfach atmen.
Ich schließe mein Auge wieder und versuche mich zu beruhigen, die Panik muss weg. Ich weiß nicht warum, aber ich beginne, an die Menschenfrau zu denken. Wie ich sie gesehen habe, wie sie durch den Wald gerannt ist. Amüsiert muss ich etwas schmunzeln, sie wusste ja gar nicht, dass sie durch meinen Garten gerannt ist, die Soldaten wussten das natürlich auch nicht, aber ich bin mir sicher, dass meine Wachen sie bereits in Gewahrsam genommen haben. Gut so, ich will wissen, warum sie der Frau das angetan haben.
Konzentrieren, Moreai, rede ich mich zur Vernunft. Ich beginne mir vorzustellen, wie die Menschenfrau voller Bewunderung in meinem Schloss umherläuft, wie sie die Wandmalereien betrachtet und mich nach alten Verwandten fragt. Ich stelle mir vor, wie ich ihr das reiten auf Griala, meiner Stute, beibringe. Ich stelle mir vor, wie wir zusammen im Garten sitzen und ein Picknick machen. Woher kommen diese Ideen? Oder sind es Erinnerungen?, ich bin verwirrt, eine Elfe zu sein, kann manchmal wirklich verwirrend sein.
Der Druck hinter meinen Fingerspitzen löst sich und kurz habe ich Angst, dass sich die Kraft zurückgezogen hat, doch dann fühle ich meine Kraft, stärker als je zuvor, durch meinen ganzen Körper rauschen. Es fühlt sich an, als würde ich von innen verbrennen.
Ein Schrei durchbricht die stille des Waldes und zuerst denke ich, dass es die Menschenfrau zu meinen Füßen ist, doch dann stelle ich fest, dass ich diejenige bin, die schreit. Der schmerz ist so stark, dass ich mich nicht zurückhalten kann und ich beginne, es alles hinauszuschreien. Ich will meine Augen öffnen, will mich von der Magie losreißen, doch ich kann nicht. Strahlen von Magie schießen aus meinem Körper, verbrennen meine Haut, versenken meine Haare und treffen, mit glühender Hitze, auf den Körper am Boden des Waldes.
Dann ist es weg. Auf einmal ist alles weg. Schwere Stille legt sich um und auf mich. Ich sinke nach vorne und stütze mich auf den kalten Erdboden ab. Schnelle und hektische Atemzüge verlassen meinen Mund und, obwohl ich die Augen noch immer fest geschlossen habe, wird mir schwummerig. Die ganze Welt dreht sich und ich kann mich nicht mehr halten, ich gehe zu Boden und rolle mich auf den Boden. Ich stoße gegen etwas und öffne meine Augen langsam. Das erste was ich sehe, ist der dunkle, von Sternen bedeckte, Himmel. Der Mond steht beinahe direkt über mir und scheint mir in die Augen, als wäre er die Sonne. Vor Schmerzen kneife ich meine Augen wieder zu und bete, dass meine Wachen meine Schreie gehört haben und mich suchen. Ich weiß nicht, was da gerade passiert ist. Was mir da gerade passiert ist.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, doch ich höre leise Flügelschläge in der Nähe und ferne rufe. Meine Wachen, dankbar stoße ich einen Atemzug aus, sie haben uns gefunden. Uns?, während der Zeit, in der ich hier lag, hatte ich die leichten Atemzüge und das leichte bewegen einer Person neben mir gespürt, aber nun war es weg. Zaghaft hebe ich den Kopf und blicke zur Seite, doch ich sehe nur die dicken Wurzeln des Baumes.
„ Nkosazana! Nkosazana, ukuphi? Ukuphi!", höre ich die Schreie über mir. „Iapha", krächze ich heraus, wohlwissend, dass meine Wachen mich nicht hören werden, noch nicht mal ich hab mich wirklich gehört. Also versuche ich mich zusammenzureißen und spreche nochmal, diesmal schaffe ich es auch, lauter zu klingen und es dauert kaum länger als einen Herzschlag, da kam einer meiner Wachen vor mir zu Boden.
„Nkosazana, kwenzakaleni kuwe?", spricht er mich an, beugt sich nach vorne und mustert mich besorgt. Ich will ihm antworten, bekomme aber keine Worte mehr heraus. Er scheint zu verstehen, dass die Schmerzen zu groß sind, denn er Blick gen Himmel und ruft, mit lauter Stimme. „Madoda!", sofort nähern sich mehrere Flügelschläge und die restlichen Wachmänner landen neben ihm. „Mphathi, inkosazana ibonakala ilimele!", informiert der Wachmann vor mir den großen, mit goldenen Schriftzügen verzierten Mann. Sofort macht er einige Schritte auf mich zu, seine Männer weichen sofort zur Seite. Der Komandant bleibt vor mir stehen, stützt sich auf seinem Knie ab und nimmt mein Gesicht behutsam in seine rauen Hände.
„Moreai, kwenzekeni kuwe? Ulimele yini sisi?", mit rauer Stimme und beinahe Tränen in den Augen, begutachtet er mich. Gerne würde ich ihm sagen, dass es mir sicher bald besser gehen wird und dass er sich keine Sorgen machen soll, doch ich spüre, wie ich das Bewusstsein verliere. Bevor ich dieser Welt vollkommen entgleite höre ich noch meinem Bruder schreien.
„Sesha ihlathi! Thola ukuthi ubani owenza lokhu kuye! Ubulindeleni? Iyahamba!"
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[Prinzessin? Prinzessin wo seit Ihr? Wo seit ihr?]
[Hier]
[Prinzessin, was ist Euch geschehen?]
[Männer!]
[Komandant, die Prinzessin ist verletzt!]
[Moreai, was ist dir geschehen? Bist du verletzt, Schwester?]
[Sucht den Wald ab! Findet, wer auch immer ihr das angetan hat! Worauf wartete ihr? Geht!]
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