⚝──⭒─12.KAPITEL─⭒──⚝
NATÜRLICH HAT das nicht geklappt. Was rede ich mir auch ein, dass ich in der angenehm warmen Aura der hübschen Elfe, umhüllt von ihren - wie ich jetzt herausgefunden habe, dunkelbraunen - Flügeln nicht einschlafen kann. Lachhaft, dass ich jemals geglaubt habe, nicht komplett einschlafen zu müssen, doch natürlich hatte ich geschlafen. Das fällt mir allerdings erst auf, als ich von sanften, kalten Windstößen geweckt werde.
Verwirrt öffne ich die Augen und spüre erst dann die sanfte Wärme einer Präsenz um mich herum. Arme sind fest um mich geschlungen und mein Kopf liegt auf etwas weichem. Ich blinzele einige Male und gewöhne mich an das helle Morgenlicht, was von der Sonne ausgeht, welche anscheinend vor uns aufgeht.
Ich blicke auf und erkenne das scharfkantige, mit goldenen Strichen verzierten, Gesicht der Elfe. Sie sieht nicht auf mich herab, sondern starr nach vorne und kaut nervös auf ihrer Unterlippe herum - jedenfalls glaube ich, dass sie nervös ist. Unbemerkt begutachte ich ihr Gesicht und versuche mir jedes noch so kleine Detail einzuprägen, was ich von hier unten sehen kann.
Tatsächlich wird mir das nach einer Weile langweilig und ich drehe den Kopf, um versuchen zu erahnen, wohin wir fliegen. Was ich in diesem Moment natürlich nicht mehr sehe, ist, dass die Elfe auf mich herab schaut und ein kleines Lächeln ihre Lippen ziert.
Mit zusammengekniffenen Augen blicke ich in die ferne und der Sonne entgegen. Unter unseren Füßen rauscht die gräserne Landschaft daher. Neben uns stehen hohe, dunkle Fichtenbäume und ich bin mir sicher, würde sie ihre Flügel zu vollster große ausstrecken, so würde sie die Bäume auf beiden Seiten berühren können.
Erstaunlich, wie schnell die Landschaft unter einem davon ziehen kann, wenn man am fliegen ist. Das hätte mir zwar auch schon gestern auffallen können, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, mich an de Elfe festzuklammern, dass ich keine Zeit hatte, mich an der Landschaft zu ergötzen.
Meine Freude über die Schönheit des Fliegens zerbricht jedoch sofort, sobald ich am Horizont eine rote Turmspitze erkenne. Diese Elfe fliegt uns doch tatsächlich zurück zu dem Schloss, aus dem sie mich gerettet hatte!
"Bist du verrückt?", kreische ich sie an, mir ist total egal, ob sie mich nun versteht oder nicht. Heiße Wut brodelt in meinem Bauch, ich hätte ihr nie vertrauen sollen! Wie dumm kann man sein, einer Elfe, einer Mythe zu vertrauen oder ihr gar das Herz zu schenken?
Entrüstet werfe ich mich in ihren Armen umher und versuche mich aus ihrem - nun eisernem - Griff zu befreien. Ihr Griff verstärkt sich jedoch nur mit jedem meiner Befreiungsversuche. Das geht so lange, bis sich ihre Fingernägel durch meine Kleidung in meine Haut bohren.
Ich schreie auf und sehe sie entsetzt an. Jetzt sieht sie endlich auf mich herab, entsetzten spiegelt sich auch in ihrem Gesicht wieder und sie lockert ihren Griff sofort, doch der Schmerz bleibt.
Ich reiße meine Schulter aus ihrem Griff und da ich nicht wirklich etwas anderes tuen kann, ohne in den Tod zu stürzten - wie witzig, dass dies in den letzten Tagen so oft beinahe der der Fall war - drehe ich mich auf meine rechte Schulter und starre, wie ein kleines, trotziges Kind, in die Ferne.
Wütend beobachte ich das näher kommende Schloss und male mir aus, wie meine letzten Tage wohl sein werden. Werde ich wieder in den Sturm gesperrt? Oder wird mich die, wohlmögliche, Prinzessin oder Königin zu ihrer Genugtuung mit zu sich nehmen? Will sie sich an meiner Menschlichkeit ergötzen? Was zur Hölle ist ihr Plan?
Langsam macht mich diese ganze Sache, von verdammten Mythen gefangengenommen zu werden, nicht mehr wütend, sondern extrem genervt.
Ich verstehe schon, wenn Elfen real sind - was sie offensichtlich sind - dann sind auch all die heldenhaften Geschichten, Gedichte und Lieder, die über Menschen, die Elfen gemordet haben, war. Dass die Elfen uns dann genau so hassen, wie wir sie, oder besser gesagt, wie wir die simple Idee ihrer Existenz hassen.
Eine besonders brutale Geschichte schleicht sich in meinen Kopf, die Schlacht von Ilenor. Ilenor war einst ein schönes, friedliches Königreich von den damals hoch angesehenen Lichtelfen. Sie lebten im stillen, dennoch wussten einige Menschen von ihrer Existenz, was der Elfen Königreich relativ schnell zum Verhängnis werden sollte.
Ein Dorf, nahe an dem Königreich gelegen, erlebte einen Mordfall und schon ihn sofort auf die Elfen, die damit tatsächlich nichts zu tun hatten. Das Dorf - Amerush, wenn ich mich recht erinnere - forderte andere Dörfer zum Kampf auf, sogar ganze Königreiche schlossen sich dem Kampfzug an, die hatten nur auf den richtigen Moment gewartet.
Rovenna - nicht ich, natürlich nicht, sondern meine Urururururururur, was weiß ich wie viele Urs, Großmutter - war damals eine Bekannte des Prinzen und wusste genau, wo das Königreich seinen Sitz hatte. Sie hatte nur so darauf gewartet, dass ein Kampf losbricht, dass der Hass gegen Elfen in den Menschen erneut entflammen würde - es würde mich nicht wundern, hätte sie den Mord in Amerush begannen.
Eine ganz morbide Geschichte, um ehrlich zu sein, vor allem wenn man bedenkt, dass ich mit dieser Frau verwandt sein sollte. Ihr wurde nachgesagt, die brutalste Kämpferin der Schlacht gewesen zu sein und sie war es auch, die die größte Gräueltat des Krieges begann.
Das einst wunderschöne Königreich stand in Flammen und unzählige Elfen lagen Tod oder schwer verletzt am Boden. Rovenna Schritt durch das Schlachtfeld auf eine Elfenfrau zu, die ihr schert noch immer hoch erhoben in ihren Händen hielt und entschlossen der menschlichen Frau, die auch sie einst als Freundin gezählt hatte, entgegenblickte.
Man sagt sich, dass die beiden für drei Tage und drei Nächte gekämpft haben, bevor Xenaia, - der Name der Elfenfrau war danach in aller munde, nicht aus Anerkennung, sondern aus purem Spott - zu Boden ging und sich ergab. Sie soll Rovenna angebettelt haben, sie nicht zu töten, hatte gefleht, hatte geweint, doch Rovenna blieb kaltherzig.
Sie schleppte die Elfe in das nächstbeste Königreich und warf sie dort in den Kerker, sie versuchte alle möglichen Informationen über die Elfen herauszufinden, die es gab. Doch selbst die grotesksten Foltermethoden brachten nichts, Xenaia erlaubte sich kein Wort über ihre Lippen kommen zu lassen und so starb sie auch.
Rovenna hingegen behauptet, dass Xenaia in ihrem letzten Atemzug ihre ganze Blutlinie verfluchte, doch keiner glaubte ihr. Das machte sie verrückt, sie schwor, dass Xenaia immer und immer wieder vor ihrem innerem Auge auftauchte und sie verhöhnte.
Nicht lange nach Xenaias Tod, brachte auch sie sich um. Doch Rovenna hatte eine Tochter und sie brachte sich um. Doch auch Rovennas Tochter hatte eine Tochter und sie - naja, sie brachte sich ebenfalls um.
Und wenn mich diese verdammte Elfe tatsächlich zu diesem bescheuertem Schloss fliegt, dann werde ich mich auch dem Boden entgegen.
Apropos Schloss. Mittlerweile konnte ich wohl schon die Backsteine der Fassade zählen, hätte ich besser aufgepasst, doch in diesem Moment flattert die Elfe schon durch einen hölzernen Rahmen, der viel zu klein für eine Tür ist.
Fliegen wir durch ein Fenster? Aber wenn sie doch die Prinzessin oder ähnliches ist, warum betreten wir das Schloss nicht durch die immens große Eingangstür? Hat sie sie übersehen? Ich glaube mal nicht.
"Nkosazana! Wenzani ngegama lenkosi?", ein etwas älterer Elf mit rötlichen Flügeln stürzt zu der Elfe und ich sehe meine Chance. Heftig winde ich mich aus ihrem Griff, diesmal gelingt es mir sogar, doch ich lande polternd auf dem steinernem Boden.
Nicht vorteilhaft für meine Nase, wie diese mir mit einem lauten Knacken mitteilt. "Danke dafür", grummle ich, setzte mich auf und halte mir die Nase, aus welcher eine absurde Menge an Blut fließt.
"Kal, ngingakuchazela lokho, ngicela ungamtsheli ubaba!", mit einem bittenden Blick aus ihren grünen Augen sieht sie den männlichen Elfen an. Ungerührt zuckt dieser nicht mal mit seiner Braue, die ebenfalls leicht rötlich ist - obwohl, orange trifft es eher.
"Menschen Sprache, bitte!", keife ich und funkle die beiden wütend an. Doch die beiden übergehen mich komplett, fast so als würden sie mich nicht gehört haben. Gut, vielleicht klinge ich sehr nasal - mit gebrochener Nase sprechen ist immer so eine Sache - aber laut geredet habe ich trotzdem.
"Kulungile, ungathanda ngenzeni, nkosazane Moreai?", der Elf mit den roten Flügeln - Kal wie ich aus, anscheinend Moreais, Worten herausgehört habe - lässt seine Schultern, und Flügel, geschlagen hängen.
Ein breites Lächeln breitet sich auf Moreais Gesicht aus und sie blickt kurz zu mir. Ein für mich unleserlicher Blick ziert nun ihr Gesicht.
"Uyawazi umuthi angawusebenzisa ukuze awuqonde futhi?", im Gegensatz zu Moreais Fröhlichkeit zeigt sich blankes Entsetzten auf Kals Gesicht.
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[Prinzessin! Was in des Königs Namen tut Ihr da?]
[Kal, ich kann dir das erklären, bitte sag meinem Vater nichts!]
[Na gut, was möchtet Ihr, dass ich tue, Prinzessin Moreai?]
[Kennst du einen Trank, mit dem sie und verstehen kann?]
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