⚝──⭒─1.KAPITEL─⭒──⚝
NOCH NIE in meinem Leben war mir so kalt, wie es mir gerade ist. Mühsam schleppte ich mich durch den Wald und wollte eigentlich nichts anderes tun, als mich an den nächsten Baum zu legen und aufzugeben. Aber das konnte ich nicht. Aufgeben. Was ein Schwachsinn. Ich gebe nicht auf, niemals. Auch nicht, wenn ich blutend durch den Wald renne.
Warum ist mir kalt? Es ist Sommer, es sollte warm sein. Auch jetzt, in der Nacht. Warum also war mir - Blutverlust. Natürlich. Blutverlust macht Sachen mit deinem Körper, die sich die meisten nicht einmal vorstellen können.
Schwummerigkeit, Übelkeit, Kältegefühl, Angstzustände und Halluzinationen. Das waren die gelisteten Symptome im Buch, was gegen sie zu tun ist? Druck auf die Wunde legen und die verletzte Stelle, so gut es geht, hochlagern. Eine Definition wie aus dem Buch. So ein scheiß, dass das im echten Leben aber nicht immer klappt. Wie soll ich, rennend und verfolgt werdend, irgendwas hochlagern?
Meine Nase kann ich so hoch tragen wie ich will, aber mir würde das nicht helfen, jedenfalls nicht, wenn ich nicht vorhatte, zu sterben.
„Denk nach, denk nach, denk nach", murre ich und sehe mich um. Wald. Nichts anderes außer ein endlos scheinender Wald - egal wohin ich schaue, ich sehe nur diesen verdammten Wald. Ich schwenke zur Seite, vielleicht kann ich meine Verfolger mit abrupten Richtungswechseln wie ein Hase.
Meine Taktik hält jedoch nicht lange durch, es dauert nicht lange und da macht sich der Blutverlust erneut bemerkt. Mir wird schwarz vor Augen und ich habe das Gefühl zur Seite zu kippen. Gerade noch so kann ich mich am Boden abfangen, sehe aber keine Möglichkeit mich wieder aufzurappeln.
Mein Herz schlägt wie wild in meiner Brust und ich habe Angst, dass meine Verfolger es hören können. Mühsam ziehe ich mich hinter einen Baum und hoffe stumm, dass sie einfach vorbei gehen und mich übersehen.
Ganz in der Nähe höre ich die schweren Schritte der Soldaten. Sie klingeln so laut in meinen Ohren, dass ich schwören könnte, dass die Soldaten direkt neben mir auftauchen würden, oder sogar durch den Baum laufen würden. Doch nichts geschieht, sie laufen vorbei und scheinen mich überhaupt nicht warzunehmen. „Was?", verwundert schaue ich ihnen hinterher, wie sie weiter in die Mitte des Waldes laufen. Ihre silbernen Rüstungen glänzen im Mondlicht und ich erhasche einen Blick darauf, wie blutverschmiert die eine Rüstung ist. Wen haben die denn erwischt? Das arme Schwein blutet bestimmt wie Sau.
„Oh", mit einem Blick nach unten fällt mir auf, dass ja ich das arme Schwein bin. Ich blute wie Sau. „Scheiße", verzweifelt schaue ich mich um und bete, zu wem auch immer jemanden wie mich - einen Menschen - in dieser Welt anhören würde. Ich bin den Soldaten, wie auch immer ich das geschafft habe, entkommen, nur um dem sicherem Tod dennoch ins Gesicht zu blicken. Super. Genau das hatte ich vor, genau das war mein Masterplan gewesen. Ich könnte kotzen.
Nein ehrlich, mir kommt die Galle hoch und ich schaffe es gerade noch so, mich zur Seite zu drehen und auf den Waldboden zu brechen. Eine sanfte Hand umschließt meine Haare und flüstert mir, in einer hohen, göttlich klingenden Stimme, sanfte Worte zu. Verwirrt blicke ich hoch und werde geblendet. Über mir steht eine große, gold glänzende Gestallt. Ist das Gott? Oder ein Engel? Ist es aus mit mir? War es das, sterbe ich jetzt wirklich? Ich meine, ernsthaft jetzt?
Bevor ich diese Fragen jedoch laut stellen kann, oder überhaupt etwas sagen oder machen kann, beugt sich die Gestallt zu mir herunter, legt ihre Hand sanfte über meine Augen und alles wird schwarz. Was zur Hölle passiert hier?
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