Wir stehen noch immer in der Umarmung und ich will nicht loslassen. Caden lässt mich nicht im Stich und darüber bin ich froh. Ich bin froh, hierher gekommen zu sein.

"Ich kann nicht atmen", flüster ich.

Caden will mich loslassen, aber ich ziehe ihn näher an mich ran. Ich hatte vergessen, wie schön eine Umarmung sein kann. Körperlicher Kontakt, der kein Unheil anrichtet.

"Nein. Ich kann einfach nicht atmen."

Andere würden es vielleicht nicht verstehen, aber er tut es und er weiß auch, was mir hilft. Caden erzählt mir von den Sternen, die über uns sind. Er erzählt mir Neues und schon Gesagtes. Plappert und hört nicht damit auf. Auch, als ich wieder zu atmen beginne.

~

Wir lassen uns los und die Morgenröte erstreckt sich um uns. Erstaunt stelle ich fest, dass Caden weint. Als würde ich das immer tun, wische ich seine Tränen weg, aber er zuckt zusammen kurz bevor ich die Haut berühren kann. Doch bevor ich einen Schritt zurück gehen kann, um ihm Platz zu geben, nimmt er meine Hand, legt sie an seine vernarbte Wange und schließt die Augen.

"Mich hat noch nie jemand angefasst, seit-", bricht er ab.

"Seit dem Hausbrand, bei dem deine ganze Familie gestorben ist und du der einzig Überlebende warst."

Erschrocken reißt er die Augen auf.

"Seit der Nacht mit dem Polizeiauto war mir klar, wer du bist."

Caden lacht und lässt meine Hand los.

"Und du bist Lucien, der bei seinem Stiefvater wohnt, der ein Arschloch ist."

Diesmal bin ich es, der erschrocken ist.

"Man, ich weiß seit der ersten Nacht, wer du bist. Mein Vater hat mir von dir erzählt."

Der Vater, der ein Feuerwehrmann war und der versucht hatte, mir zu helfen. Stattdessen tut es nun sein Sohn.

"Schön dich kennenzulernen", sage ich und versuche zu lächeln, aber als mir mein Gesicht einfällt, ist es schon zu spät und eine Salve von Flüchen schießt aus meinem Mund heraus.

"Du könntest mir echt geniale Flüche beibringen, so wie sich das anhört. Würdest du das tun?", fragt Caden.

"Heute Nacht?"

"Deal."