Träume
Mein Atem war eiskalt. Und ging stoßweise. Nein... Nein, bitte, nicht. Es begann schon wieder. Der Wald engte mich ein. Und in mir drängt mich etwas, zu gehen. Ich wehre mich, doch da der Widerstand zu groß wird, bewege ich mich vorwärts. Meine Knochen fühlen sich eingerostet an, doch ich komme langsam voran. Weiter, immer weiter, flüstere ich mir ein. Dabei sehe ich mich um. Doch es gibt nichts auffälliges zu sehen. Nur Bäume. Hohe, dunkle Bäume. Und der schmale Pfad, auf dem ich mich begab. Und es war kein Ende in Sicht. Kein. Ende. Etwas in mir entfachte Panik. Ich zittere und lege die Arme um mich, um meinen Körper zu wärmen. Da landete etwas nasses auf meinem Arm. Es war eine Schneeflocke. Und ehe ich mich versah, war der Wald von einer Frostschicht bedeckt, während millionen Flocken vom Himmel fielen. Meine Temperatur sank drastisch und ich stieß eine Atemwolke aus. Auf einmal stoppte der Schnee. Mittlerweile muss ich mir einen Weg durch den weißen Boden kämpfen und stolperte abrupt. Dabei fiel mir ein Loch im Boden auf, welches sich zu einem Gang formen schien. Ich streckte die Hand aus und merkte dabei eine... Anziehung. Ich kroch auf das Loch wie gebannt zu. Stieg hinein. Und fiel.
Es gab kein Ende. Und kein Geräusch. Stille breitetet sich um mich herum aus. Da merkte ich, wie ich angekommen war. Ich fühlte keinen Aufprall, doch ich fiel nun nicht mehr. Meine Sinne waren benebelt. Vergeblich versuchte ich, meine Umgebung zu ertasten, aber nichts war in Reichweite. Zudem war so dichter Nebel, dass ich meine eigene Hand nicht erkennen konnte. Da fing ich an zu zweifeln. Elben war die Fähigkeit des präzisen Sehens geschenkt. Selbst im Dunkelsten Bereich müsste ich etwas erkennen. Doch hier liegt Magie vor. Vermutlich... dunkle Magie. Was konnte ich dagegen tun? Meine Gedanken setzten plötzlich wieder ein und ich überlegte voller Tatendrang. Ein Schauer durchfuhr mich, sodass ich mich instinktiv umdrehte. Aber es war nichts. Nichts und niemand war hier. Also ging ich, wenn auch beunruhigt, weiter.
Eine ganze Weile später, nach vielen Überlegungen, bin ich nicht weiter gekommen. Strecke habe ich zurückgelegt, aber keine Erkenntnisse gewonnen. Bis ich ein Flüstern wahrnehme. „Sternenkind.", haucht eine Stimme. „Tochter des Lichts." ich drehe mich einmal um mich herum. Doch niemand ist da. Dann merke ich einen Luftzug. Und eine ruckartige Bewegung. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass ein Licht sich auf mich zubewegt. Erst wirkt es... wie ein Freund. Langsam komme ich ihm entgegen. Doch sobald ich die Hand danach ausstreckte, schleudert es wütend, ruckartig auf mich zu. Es formt sich zu einer orangenen Kugel, die Gelb lodernde Flammen um sich stößt. In Schock bleibe ich stehen. Bin unfähig, mich zu bewegen. Und im letzten Moment, bevor das Ding mich trifft, reiße ich die Arme hoch und bilde eine Abwehrhaltung, während ich die Augen zukneife und mich ducke.
Schließlich ist es eigenartig still. Leicht öffne ich ein Auge und betrachte die Situation. Die Kugel steht still. Nein, hat einen gewissen Abstand von mir, und versucht immer wieder, zu mir zu gelangen. Warum dringt sie nicht durch? Da merke ich ein Flackern in der Luft. Nur ganz leicht, doch ist es da. Ich berühre die Luft um mich. Und stoße auf Widerstand. Darauf fahre ich mit meiner Hand an der Fläche entlang. Sie umfasst mich vollständig. Ein Schutzschild.
Meine Gedanken und das Bild vor mir beginnt zu verschwimmen, sodass mein Puls höher schlägt. Was passiert hier? Panik. Panik breitet sich in mir aus. Doch mit einem Pusten wird alles besser. Ich hatte vergessen zu atmen... Ich... bin ein Schutzschild? Wie habe ich das getan? Wie kann ich ihn kontrollieren? Und... wieso ich? Angst macht sich in meinem Bauch breit. Langsam hebe ich einen Finger, und merke, wie mich sofort ein Kribbeln durchfährt. Etwas hat sich verändert. Ohne dass ich es beabsichtigt habe, ist ein Lächeln auf meinen Lippen erschienen- ich kenne meine Stärke. Ich habe eine Kraft, etwas, was ich kontrollieren kann. Ich bin stark. Und weiß, dass ich es wert bin.
——
Noch einige Male habe ich meine Magie weitergeführt. Bis ich nun weiß, wie ich damit umgehen muss. Meine Hände können beeinflussen, wie stark der Schutzschild ist und wohin er reicht. Werde ich es schaffen, andere zu beschützen? Mein Lächeln erstarrt auf einmal. Denn eine neue Umgebung ist um mich herum. Wasser.
——
Ich stehe mitten in einem See, umgeben von Wellen, die immer stürmischer werden. Sie sind klein, doch werden von Sekunde zu Sekunde doppelt so groß. Drehend bewege ich mich im Kreis, das Wasser zur Seite schiebend. Meine Kleider, die ich trage, sind schwer und nass von den Wassermengen. Ich will durch das Wasser hinausfinden, doch ich bin mitten auf der See. Weit und breit kein Ende, kein Rand zu sehen. Nur der Horizont. Die Furcht beginnt schon wieder, Besitz von mir zu ergreifen. ~Beruhige dich, Livi, bleibe ruhig..~ Versuche ich mir einzureden. Doch ich weiß, dass Wasser, Flut... Die Tiefe des Meeres schon immer... meine größte Angst war.
Mittlerweile steht mir das Wasser beinahe bis zum Kinn. Mein Atem geht unregelmäßig und mein Körper zittert. Ich merke, dass mich ein Schauer überzieht und ich friere. Noch ein Mal tief Luft holen. Atmen. Zittrig folge ich meinem Vorhaben und bin nun untergetaucht. Meine Glieder sind taub. Und unfähig, sich zu bewegen. Ich werde sterben. Ertrunken, genau gesagt, hier und jetzt. Nie wieder werde ich Legolas zu Gesicht bekommen. Da stocke ich. Und in mir drin regt sich wieder ein Gefühl. Hoffnung. Warum bin ich denn hier? ~Denke nach, Liviel.~ Bis mir plötzlich die Erinnerung wiederkommt. Das hier ist nicht echt. Es ist ein Traum, ich ging in einem Raum, um eine Prüfung abzulegen... Etwas wurde mir eingespritzt... Und nun... Bin ich in einem Traum.
Meine Augen blinzeln und ich öffne den Mund. Da merke ich, dass ich auch hier atmen kann.
Es ist nicht real. Es ist ein Traum. Sie wollen dich testen, und dich mit deinen Ängsten konfrontieren. Ich lächle. Es ist nicht real. Und ich lasse mich fallen.
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