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Das Kennenlernen

Blinzelnd öffne ich  meine Augen. Wo bin ich hier? Was ist passiert? Langsam kommen mir die  Erinnerungen zurück. Ich erinnere mich an die Orks, wie ich versucht  habe zu fliehen und doch getroffen wurde und mich der Elb rettete.

Komisch, ich spüre  keinen Schmerz. Bin ich im Himmel, gestorben? Nein, hier sieht es anders  aus. Wenn ich mich umschaue, kann ich erkennen, wie groß und  beeindruckend dieses Zimmer ist. Es ist ähnlich eingerichtet wie der  Wald draußen. Überall sind Äste und Zweige angebracht, die sich  ineinander verschlängen, die Wände sind grün und braun gehalten, außerdem sind  elbische Wörter auf verschiedenen Dingen eingraviert. Ich selbst liege in einem großen Himmelbett, welches aus braunem Holz besteht und auch die Natur in den Verzierungen wiederspiegelt.

,,Du bist wach,  endlich.", höre ich eine Stimme erleichtert sagen. Ich drehe mich zur  Seite und sehe den Elb, der mich vorhin mitnahm. „Oh, ihr seid es! Ich  danke euch für alles was ihr für mich getan habt. Wie kann ich diese  Schuld nur wieder ausgleichen?" Er lächelt. „Ich hätte euch doch nicht  beim Sterben zusehen können. Wie geht es euch?" „Danke, mir geht es schon  viel besser, ich spüre fast keine Schmerzen mehr. Aber erzählt mir, wer  seid ihr und wie habt ihr mich gefunden?", antworte ich ihm und setze  als Zeichen meiner Dankbarkeit ein Lächeln auf.

Er erwidert es und sagt  darauf: „Ich heiße Legolas und komme aus diesen Wäldern, dem Düsterwald,  so wird er genannt. Nun, ich war vorhin im Wald unterwegs, um meine  Pflichten zu erfüllen, als ich euch bemerkt habe, bereits als ihr den  Wald betratet. Dies weckte meine Neugier und ich folgte euch schon eine  Weile. Dann habe ich euch kurz verloren, fand euch aber schnell wieder.  Und darauf hörte ich einen Schrei der Orks, ich merkte, dass ein Kampf  stattfand. Kurze Zeit später auch euch. Also ritt ich schnell in deine  Richtung und begann, die Orks zu töten, und fand darauf auch euch,  verwundet. Den Rest kennt ihr ja. Aber eine Sache gibt es noch von  meiner Seite, ich sah euch unbewaffnet dem Ork gegenüber, woran lag  dies? Wie heißt ihr, schöne Elbin und woher kommt ihr?", fragt er mich.

Legolas, was für ein  schöner Name, der so gut zu ihm passt. Mit einem Lächeln gebe ich ihm  meine Antwort: „Mein Name ist Liviel und ich komme aus Lichttal, dieses  Reich befindet sich nicht weit von hier. Ich war unbewaffnet, da mein  Vater mich nie das Kämpfen gelehrt hat, er meinte, dies würde das Risiko  verringern, dass ich mich auf Abenteuer außerhalb meiner Heimat begebe  oder generell in die weite Welt gehe.", lache ich.

„Oh nein, ich wünschte,  dass ihr Kampferfahrung gehabt hättet, da euer Weg so viel leichter  gewesen wäre. Aber was habt ihr überhaupt außerhalb Lichttals gemacht,  wenn ihr nicht rausdurftet?", antwortet Legolas.

„Nun, ich befand mich  mein ganzes Leben lang in meiner Heimat. Da meine Vater das Verbot  erließ, die Welt zu erkunden, wurde ich oft von Langeweile erfüllt. Und  irgendwann war meine Neugier so groß, dass ich mich heimlich  davonschlich und Abenteuer erleben wollte. Mein Gefühl hat mich dann  hierher, in den Düsterwald geleitet und mich schließlich hierhin  geführt. Warum mein Vater mir das alles verboten hat, darüber habe ich  leider keine Ahnung. Ich habe früher Andeutungen gemacht, aber bei  diesem Thema wurde er immer wütend und abweisend, er wollte mir nichts  erzählen. Aber ich denke, irgendwann wird er es mir wohl sagen müssen.", erkläre ich. „Aber bitte, erzählt mir, was ist in der Zeit geschehen, wo ich bewusstlos war?"

„Nun,   ich habe dich, auf meinem Pferd reitend, zum Palast gebracht, so  schnell  ich konnte. Dort habe ich die Heiler informiert und dich sofort   behandeln lassen. Glücklicherweise konnten die Heiler deine Wunde   mithilfe der elbischen Arzei sofort heilen. Dann brauchtest du Ruhe.   Deshalb ließ ich dich in dieses Zimmer bringen, es ist das   Gästezimmer.", er lächelt. „Ich bin nicht von deiner Seite gewichen." Den   letzten Satz flüstert er nur und scheint ihn zu sich selbst zu sagen,   aber ich konnte es trotzdem verstehen. Ich lächle zurück.

Eine kleine Stille  entsteht und Legolas wirkt nachdenklich, noch über meine Geschichte von Lichttal nachdenkend.  Nach einer Weile antwortet er: „Das ist wirklich außergewöhnlich, und  ich habe bereits von Lichttal gehört, es soll wirklich schön dort sein,  mein Vater hat mir auch davon erzählt. Aber leider kann ich nicht  nachvollziehen, welche Gründe dein Vater für dieses Verbot hatte.  Hoffentlich erfährst du eines Tages oder möglichst bald, wenn du  zurückkehrst, davon."

Dies lässt mich  aufschrecken und traurig werden. Warum muss ich zurück? Natürlich,  bestimmt ist mein Vater in Sorge, aber mein Abenteuer hat eben erst  begonnen! So schnell werde ich es nicht beenden, dafür werde ich sorgen,  außerdem gefällt es mir bei Legolas und vielleicht kann ich ihn besser  kennenlernen oder er bringt mir sogar das Kämpfen bei.

„Muss ich so bald schon  zurück? Ich würde gerne noch ein wenig hierbleiben, Düsterwald mit dir  erkunden, vielleicht kannst du mir ja auch das Kämpfen lehren, du bist  wirklich gut und geschickt darin.", bitte ich ihn.

„Na gut, ihr werdet  wahrscheinlich nicht mehr so lange bleiben, aber ein bisschen  herumführen kann ich dich gern. Und zum Kämpfen, vielen Dank, ich fühle  mich geehrt, aber es erfordert Übung, und ich habe es mein Leben lang  seit ich klein war gemacht. Willst du das wirklich auf dich nehmen?"

„Ja, ich bin mir sicher,  und wenn ich zurückgehen muss, werde ich mich ja wohl vielleicht  verteidigen müssen! Es wäre möglich, dass du dann nicht dabei bist, wer  soll mich dann retten?", frage ich mit einem Grinsen.

Das hat ihn jetzt  überzeugt. „In Ordnung, dass ist ein guter Punkt. Aber nicht mehr heute,  wir können in den nächsten Tagen, vielleicht morgen beginnen. Jetzt gibt es aber bald das Mittagsmahl, bist du fit genug und möchtest mitkommen?",  fragt er mit einem Lächeln.

„Natürlich, gern, ich  könnte nach diesem Vorfall bestimmt etwas vertragen!" Darauf steht er  von der Bettkante auf, auf der er vorher saß und reicht mir die Hand.  Ich ergreife sie glücklich und stehe vorsichtig auf.

Als ich wieder auf den  Beinen stehe, schaue ich erstmal an mir herunter. Wie sehe ich wohl aus?  Mit dieser Frage gehe ich langsam ein paar Schritte auf einen Spiegel  zu. Zu meiner Überraschung bin ich gepflegt, ich trage ein schönes,  gemütliches und langes Kleid, auch meine langen, blonden Haare sind gebürstet. Ich  denke, ich kann sogar so bleiben.

Ich sehe eigentlich so aus wie immer - blonde, lange Haare, grüne Augen, gross. Das weisse, bodenlange Kleid betont meine schlanke Figur auch schön und mit den weiten Ärmen fühle ich mich frei, unbeschwert. Und natürlich - mein Medaillon - es ist glücklicherweise noch immer um meinem Hals. Es ist ein Geschenk meines Vaters gewesen, als ich noch ein Kind war... Es gehörte meiner Mutter... Nachdenklich nehne ich es in die Hand und streiche, wie schon so oft, darüber. Dieses Bewegung gibt mir irgendwie immer das Gefühl, zuhause zu sein, bei IHR zu sein... Mutter... Ich seufze. Doch ich will mich nicht jetzt mit der Vergangenheit mal wieder beschäftigen, sondern den Moment - mit Legolas geniessen.

Ein wenig zu übermütig gehe ich zu Legolas zurück, was sich aber als schlechte Idee erweist.  Plötzlich stolpere ich über meine eigenen Füße und falle zu Boden. Ich  spüre, wie mein Arm schmerzt. Sofort ist Legolas bei mir.

Besorgt fragt er: „Oh  nein, geht es dir gut?" Vorsichtig und mit seiner Hilfe stehe ich auf  und gehe mit langsamen Schritten weiter. Ich nicke. „Es geht schon, mein  Arm schmerzt ein wenig, aber alles ist in Ordnung, ich werde jetzt nur  vorsichtiger sein." 

Weiter gehe ich recht  langsam, jedoch schon sicherer aus meinem Raum und wir machen uns auf  dem Weg zum Speiseraum, wo Legolas mich natürlich führt.

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