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(5) Verschwunden

Heidrun

Herbst. Allgemein bekannt als die bunte und nasse Jahreszeit, in der die Sonne abends alles in Gold tauchte und morgens glutrot wiedergeboren wurde.
Stürme? Ne, nicht mit einer Silbe erwähnt.

Einmal mehr setzte der Wind nach und ich konnte mich nur unter äußerster Anstrengung im Sattel festkrallen. Eisern umklammerten meine ertaubenden Finger die Griffstücke. Ich hatte ganz bestimmt nicht vor, in das tosende Meer unter mir zu fallen.
Meterhohe Wellen bäumten sich wie gigantische Berge, zwischen ihnen klafften gischttrunkene Schluchten. Weißgelber Schaum bauschte auf, wann immer einer der Wasserberge unter lautem Krachen brach, und wurde in dicken Flocken von den Böen in die Höhe gerissen. Hin und wieder tauchten Schiffstrümmer auf und wurden in der selben Sekunde schon wieder unter Massen an Wasser begraben. Hoffentlich war Dagur nicht auf die aberwitzige Idee gekommen, bei diesem Wetter die Segel zu setzten. Diese Höllenfahrt würde selbst er nicht heil überstehen.

Windfang kämpfte sich zentimeterweise weiter voran.
Wir wussten beide nicht, wie lange wir noch durchhalten würden. Schon seit Sonnenaufgang waren wir den Naturgewalten ausgeliefert, die nicht nur unser kleines Nachtlager überschwemmt hatten, sondern auch erfolgreich jede Landemöglichkeit vor uns versteckt hielten.
Als wolle der Himmel uns auslachen, ertönte in der Ferne das tiefe Grummeln eines Donners. Ein Gewitter. Möge Thor uns gnädig sein.
Wie als Antwort verwandelte sich der leichte Nieselregen in steinharte Hagelkörner. Zitternd schob ich meine Kapuze ein Stück tiefer- und fiel halb aus dem Sattel, als Windfang von einem kräftigen Windstoß zur Seite geschubste wurde. Der verstärkte Stoffrand wurde mir unerbittlich in die offenen Augen geweht. Es brannte höllisch und ich sah vor Tränen nur noch verschwommene Schemen. Der nächste Luftstoß beförderte uns nach hinten, fuhr unter meine Kapuze, blies sie auf und riss mich mit roher Gewalt von ihrem Rücken.

Erschrocken schrie ich auf, Windfang brüllte verzweifelt, während der Sturm die Oberhand gewann und sie hin und her warf. Ich hing nur noch mit den Fingerspitzen im Leder des Sattels und spürte, wie meine Fingernägel mit jeder Bewegung etwas mehr nachgaben.
Nein, nein, bitte nicht!
Der erste Nagel brach. Ich biss die Zähne zusammen.
War ich nun eine Berserkerin oder nicht? Ich hatte gegen meinen eigenen Bruder gekämpft, da war doch solch ein Sturm keine Hürde!
Verbissen rammte ich meine Nägel tiefer ins Gewebe. Gerade rechtzeitig. Eine neue Böe schleuderte uns nach rechts, ich spürte, wie zwei weitere Nägel umknickten.
Jetzt oder nie!

Mit zusammengebissenen Zähnen spannte ich meine Arme an, zog mich ein Stück nach oben, warf mein linkes Bein über den Sattel- und wurde vom nächsten Windstoß direkt wieder herunter gepustet.
Und gleich nochmal!
Diesmal schaffte ich es mithilfe eines günstigen Luftstoßes, der mir eine Menge Schwung verschaffte. So viel Schwung, dass ich prompt wieder von Wimdfangs Rücken rutschte und nun an ihrer anderen Seite baumelte.
Okay, aller guten Dinge sind drei.
Eins... zwei... drei!
Geschafft!
Mit brennenden Armen und keuchend, aber ich war oben! Und noch viel besser; da hinten hob sich etwas dunkel von den blaugrauen Wogen ab.

„Windfang! Da vorn ist eine Insel. Komm, bis dahin schaffen wir es!"

Zustimmend fauchte meine Gefährtin und schlug kräftiger mit den Schwingen. Millimeter für Millimeter kamen wir voran, trotzten dem Wind und ließen unser Ziel nicht aus den Augen. Und dann, endlich, ragte der zerklüftete, robuste Felskollos vor uns auf.
Erschöpft landete Windfang in einer der vielen kleinen Höhlen. Sie schaffte es gerade noch, den Eingang durch einen Schweifhieb zu verschließen, dann fielen ihr die Augen zu. Ich kuschelte mich unter ihren tropfnassen Flügel, der mir wenigstens etwas Wärme spendete, und tat es ihr gleich.



Das war nun schon der fünfte Sturm in neun Tagen gewesen. Dabei war es auf der Berserkerinsel noch sommerlich warm gewesen, bevor ich aufgebrochen war.

Etwa zwölf Tage zuvor hatte ich meinem Bruder in ständiger Wiederholung versprechen müssen, dass es kein Problem für mich war, neun Tage als Oberhaupt der Berserker zu fungieren. Er und Mala waren sich immer noch nicht einig darüber, wie sie zwei verschiedene Völker von einem Standort aus anführen wollten- eigentlich stand selbst eben dieser Standort noch in den Sternen. Ich hatte einmal den Fehler gemacht, sie danach zu fragen. Drei Tage später hatte Dagur mich mitten in der Nacht auf Knien um Rückendeckung angefleht, um der endlosen Diskussion zu entkommen. Was er aber am folgenden Tag natürlich hartnäckig abstritt.

Ich hatte mich zwar schon mit dem Gedanken angefreundet, in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft Oberhäuptin zu sein, da Mala nicht in dreißig Jahren daran dachte, in dieser Thematik klein beizugeben. Meinem Bruder hatte ich davon jedoch noch nichts erzählt, er sorgte sich ja bereits um mich, wenn ich mal für drei Tage allein unterwegs war.
Jedenfalls pendelte das stolze Oberhaupt nun regelmäßig zwischen den Inseln hin und her, bis sie sich geeinigt hatten. Vor drei Wochen war es wieder so weit gewesen.
Zusammen mit Schnüffler hatte ich ihn von der mittlerweile wieder hergestellten Berserkerinsel verjagt- selbst schuld, er hatte sich die lächerlichsten Ausreden einfallen lassen, um nochmal umzudrehen. Ehrlich, „Mein Sattel! Wo ist der denn nur hin? Ich hatte ihn doch gerade noch gesehen!" ist auch so schon ziemlich durchschaubar, aber richtig kläglich wurde es, als ich ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er bereits auf dem vermissten Objekt saß. Irgendwann hatte ich beschlossen, dass man manchen Leuten zu ihrem Glück verhelfen musste und ihm mit Fischaugensuppe gedroht. Ich glaube, Schnüffler war noch nie so schnell davongestürzt.

Die neun Tage waren wie im Flug vergangen und ziemlich nervenaufreibend gewesen. Typisch Berserker eben, ein falsches Wort und schon kloppte sich die ganze Insel.
So war mir erst am zehnten Tag aufgefallen, dass Dagur schon hätte zurück sein müssen. Ich war beunruhigt gewesen, aber richtige Sorgen hatte ich mir erst zwei Tage später gemacht. Meine Schreckenspost blieb unbeantwortet, was ziemlich untypisch für ihn war. Sonst kam seine Antwort meist zeitnah. Nach kurzem Hin und Her hatte ich Jenn und Paul, unseren Schmieden, die Verantwortung übertragen und war in Rekordzeit zu den Beschützern des Flügels gerast.

Dort hatte man mich überglücklich empfangen, aber die Atmosphäre hatte sich verändert. Alle waren bedrückt und angespannt gewesen, als ob gleich etwas unglaublich Schlimmes passieren würde.
Das Gute war, dass es meiner Familie soweit gut ging. Das Schlimme und der Grund für Dagurs längere Abwesenheit war das Verschwinden sämtlicher Drachen der Insel, einschließlich Schnüffler und des Eruptodons.

Deshalb war ich nach Berk geflogen, während mein Bruder per Schiff zurückfuhr. Astrid hatte mir in einem sehr langen Brief von dem Kampf gegen Drago erzählt, aber gesehen hatte ich meine Freunde schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Seit Fischbein und ich ein tiefgründiges Gespräch über bestimmte Emotionen geführt hatten, um genau zu sein.
Es war in meinen Augen ein wenig taktlos gewesen, dass ich mich erst jetzt, wo wir ihre Hilfe brauchten, wieder bei ihnen blicken ließ, vor allem, da sich das neue Oberhaupt wahrscheinlich erstmal an seine neue Familienkonstellation gewöhnen musste. Ich wusste nur zu gut, was er durchgemacht hatte und vielleicht noch durchmachen musste.
Wir waren dennoch einstimmig der Meinung gewesen, dass Hicks uns bei der Sache behilflicher als jeder Andere sein konnte.

Doch als Windfang und ich nach einem fast pausenlosen Flug völlig entkräftet die Heimat der Drachenreiter erreicht hatten, erfuhren wir von Valka und Eret, dass die Helden sich bereits wieder Hals über Kopf ins nächste Abenteuer gestürzt hatten, zusammen mit einer sogenannten Moira, auch bekannt als schwarze Kriegerin. Von ihr hatten mir Dagur und Mala ebenfalls erzählt- Beide in einem ziemlich angesäuerten Tonfall. Die Einzelheiten des Treffens hatten sie für sich behalten, aber ich vermutete, dass mein Bruder so einiges hatte einstecken müssen.
Aber wie Hicks eben war, musste er jedem helfen, dem er irgendwie helfen konnte, auch wenn derjenige, wie Valka schmunzelnd erzählt hatte, sich noch so sehr dagegen sträubte. Das hatte ich selbst ebenso am eigenen Leib erfahren, davon konnte die gerade erst zurückgekehrte Wikingerin jedoch nichts ahnen.
Leider hieß das für uns, dass wir auf uns allein gestellt waren. Valka hätte mir zwar wirklich gerne unter die Arme gegriffen, aber sie musste sich zeitgleich um Berk kümmern und an Hicks kam sowieso niemand heran. Er war eben einfach Hicks, einzigartig, genial und manchmal etwas naiv.

Auf dem Flug zurück zu meiner Heimatinsel hatte ich zufällig auf einer völlig verwahrlosten Marktinsel gehört, wie sich zwei stark angetrunkene Männer über eine Schiffsflotte unterhielten, die einer von ihnen behauptete gesehen zu haben. Eigentlich nichts Besonderes, aber als von „diesen komischen grünen Käfigen" laut leiernd die Rede war, war ich hellhörig geworden. Drachenjäger.
Den nicht wirklich vertrauenswürdigen Auskünften eines überrumpelten Betrunkenen, der von einem gewitzten, vermummten Mädchen mit aufklappbarer Axt, deren Klingenpeitschling derweil alle Seeschneckenvorräte der Insel gaaaaanz unauffällig plünderte, bedroht wurde, zufolge waren sie Richtung Süden gefahren. Übrigens fand ich jenen Klingenpeitschling völlig überfressen im Wipfel des höchsten Baumes der Insel, untendrunter standen mehrere stämmige Frauen mit schrillen Stimmen, bewaffnet mit allen nur erdenklichen Haushaltsgeräten. Von Gabeln bis Stühlen war alles dabei. Eine schleuderte sogar zwei tote Aale wie Peitschen um sich, was auch Windfangs panische Flucht in den gefährlich knarzenden Baum erklärte.

Seither flogen Windfang und ich ohne wirkliches Ziel herum, darauf vertrauend, dass der vorlaute Händler die Wahrheit gesagt hatte. Uns blieb schlussendlich nichts Anderes übrig. Der nächste Vulkanausbruch würde verheerende Folgen für die Beschützer haben und wenn Schnüffler nicht mehr auftauchte, würde Dagur alles auseinander nehmen.
Bisher waren die zahlreichen Stürme allerdings das Einzige, was wir gefunden hatten.

Und jetzt lag ich hier, in klammen Sachen, ausgelaugt und von der Kälte wachgehalten.
Neun Tage, fünf Stürme, viel zu kurze Nächte und viel zu wenige Anhaltspunkte. Nie im Leben hätte ich geahnt, dass ich mir eines Tages die Anwesenheit von Drachenjägern so sehr ersehnen würde.

Wie es wohl gerade bei Mala aussah? Machte sich Dagur viele Sorgen? Die letzte Nachricht hatte ich ihm vor sechs Tagen geschrieben, wenige Stunden vor dem zweiten Sturm. Nach dem Unwetter war das Pergament vom Regen völlig aufgelöst und ich wusste nicht, wo ich auf die Schnelle neues herbekommen sollte.
Er war doch hoffentlich nicht losgefahren, um mich zu suchen?! Nun ja, ich an seiner Stelle wäre losgefahren, er war immerhin mein Bruder. Aber Dagur war verheiratet und Berserkeroberhaupt, er würde sich nicht einfach so auf die Suche nach seiner Schwester, die wer weiß wo steckte, begeben. Nicht mit so viel Verantwortung auf seinen Schultern.

Doch, genau das würde er tun.
Stöhnend schlug ich mir die Hände vor die Augen.





Der Himmel leuchtete in kräftigen Gelb-orange-Schattierungen, die Sonne schob sich leuchtend wie ein brennender Riesenhafter Alptraum über die Wasserkannte am Horizont, das ruhig funkelnde Meer reflektierte das Farbschauspiel. Ein Sonnenaufgang, wie ihn die Poeten auspriesen.
Das matte Metall von Windfangs Schuppen fing die Farben ein und wir zwei wurden ebenfalls Teil dieses überirdisch schönen Anblicks.
Viel zu schnell schwang sich die Sonne gänzlich in die Höhe und die Farben verblassten. Ein neuer Tag hatte begonnen.
Neuer Tag, neues Glück. Blieb zu hoffen, dass das Sprichwort sich heute als wahr erwies.

Zumindest das Wetter meinte es ausnahmsweise mal gut mit uns. Ruhige Luft und freie Sicht- die perfekten Voraussetzungen. Außerdem müssten wir die Flotte bald eingeholt haben. Klingenpeitschlinge flogen in der Regel schneller als Schiffe fahren konnten und da wir unsere Pausen möglichst kurz hielten, sollten wir auch den Vorsprung der Jäger und den durch die Nächte entstehenden Abstand so langsam wieder wett gemacht haben.
Neue Hoffnung durchflutete mich und ich lächelte leicht. Bald. Bald würden wir Schnüffler und den Eruptodon gefunden haben.

Und dann?

Schlagartig verlosch das Lächeln und meine Schultern sackten nach unten.
Wie sollten wir nur zu zweit gegen eine ganze Flotte ankommen?
Obwohl... wenn ich es schaffte, unbemerkt auf das Schiff mit den beiden Drachen zu gelangen, könnte ich mich untermischen. Erfahrungen hatte ich diesbezüglich ja mehr als genug- und Talent offensichtlich auch. Dann musste ich nur zu den Käfigen finden und Schwupp! auf Schnüfflers Rücken und mit dem Eruptodon im Schlepptau fliehen. Ähnliche Manöver hatte ich schon oft gemacht, es stellte also keine große Schwierigkeit mehr dar.
Wenn ich vorher noch einen der Mannschaft ausknockte, hatte ich sogar die richtige Kleidung.

Doch die Sonne wanderte unablässig über den Himmel und ich spähte vergeblich nach Schiffen. Egal wohin man sah, alles sah gleich aus; kleine Wellen blitzten im Sonnenlicht, das Wasser schimmerte in einem tiefen Türkis, der Himmel war leuchtend blau, keine einzige Wolke ließ sich blicken und die Sonne glühte strahlend hell. Nichts erweckte den Anschein, als ob hier gestern ein starker Sturm sein Unwesen getrieben hätte, im Gegenteil, die Luft schien stillzustehen. Mittlerweile befanden wir uns außerhalb meiner Karten, ich hatte also keine Ahnung, worauf wir zusteuerten.
Möglicherweise flogen wir sogar auf das Ende der Welt zu. Wahrscheinlich war das Quatsch, denn selbst während meiner Zeit als Einzelgängerin war ich nie auf den legendären Wasserfall getroffen, und ich war wirklich viel herumgekommen. Das beklemmende Gefühl in meinem Bauch ließ sich davon leider nicht beruhigen.

Ich richtete meinen Blick wieder auf den Übergang von Meer zu Himmel. Irgendwann mussten wir diese Drachenjäger doch mal finden!
Es sei denn, der Händler hatte gelogen und es gab gar keine riesige Flotte. Dann flog ich einfach nur sinnlos in der Gegend umher und jagte den Wind. Vielleicht hatte er früher einmal Viggos Armada gesehen und in seiner Trunkenheit die Zeiten verwechselt. Oder-
Ich erstarrte.
Oder er war einer der Drachenjäger und sollte eine falsche Fährte legen, um Leute wie mich vom Pfad abzubringen.

Aber was sollte ich tun? Ohne den Eruptodon war eine ganze Insel dem Untergang geweiht. Das konnte und wollte ich nicht verantworten, falls der Mann tatsächlich die Wahrheit gesagt hatte.

Grimmig fixierte ich weiterhin den Horizont. Mir war kalt, der kühle Flugwind und die noch nicht getrockneten Sachen waren keine gute Kombination. Heute Nacht musste ich unbedingt Holz für ein Feuer zusammenkriegen, wenn ich nicht krank werden wollte. Kräuter hatte ich in meiner Eile vergessen und mit tropfender Nase und Dauerhusten konnte ich meinen Plan vergessen.

„Ach, Windfang. Wie schaffen wir es eigentlich, immer dann in Schwierigkeiten zu geraten, wenn gerade alles gut läuft?"

Ihr ratloses Schnauben wurde von meinem Aufkeuchen übertönt.
Der Horizont explodierte.

Genau an der Stelle, wo Himmel und Wasser sich zu berühren schienen, schossen meterhohe Wolken wie Marmorsäulen in den Himmel.
War das der Wasserfall? Das Ende der Welt? Stürzte das Meer hinter dem Dunst in unendliche Tiefen hinab? Es sah so aus. Ganz genau so, wie man es in den Legenden beschrieb.

In einer Mischung aus Neugierde und Furcht auf das, was mich hinter dem Dunstvorhang erwartete, trieb ich Windfang auf die Wolken zu. Je näher wir kamen, desto deutlicher hörte man es rauschen. Nur, dass dieses Rauschen so gar nicht wie das eines Wasserfalls klang. Unregelmäßig zischte es laut, während eine neue Dampfsäule in den Himmel stob.

Der hauchfeine Dunst hatte mich längst aufs Neue bis auf die Knochen durchnässt, als mir endlich aufging, was ich vor mir hatte.
Ein fast erloschener Vulkan ragte nur wenige Meter über die Wasseroberfläche hinaus. Als sanfter Hügel erhob er sich aus dem Meer und brach in der Mitte in sich zusammen. Das bereits erstarrte Magma in seinem Krater wies mehrere Löcher auf, in die beständig das Meerwasser floss, welches der Sturm in diese riesige Mulde gebracht haben musste. Der Grund der Löcher war augenscheinlich noch heiß genug, um die Flüssigkeit stoßweise verdampfen zu lassen.
Das Spektakel war atemberaubend. Licht brach sich im Wasser, sodass hundert kleine Regenbögen durch die Luft schillerten, hier und da wuchsen farbenfrohe Blumen und im Boden funkelten Kristalle. Dieser Ort war wahrlich ein kleines Paradies.

Windfang landete behutsam auf dem tiefschwarzen Strand und schlagartig wurde mir warm. Etwas, das ich seit einigen Tagen schrecklich vermisst hatte.
Einladend schimmerten die glänzenden Steine, die anstelle von Sand den Boden außerhalb des Kraters bedeckten, mich an und für eine Sekunde war ich versucht, abzusteigen und die kleine Oase ausführlich zu bewundern.
Dann fielen mir die Drachenjäger wieder ein.
Nein, ich hatte keine Zeit zu verplempern, so verführerisch es hier auch war.
Noch zwei Atemzüge lang genoss ich die Wärme, dann gab ich Windfang das Signal zum Abflug.

Vier Flügelschläge später landeten wir wieder. Als Windfang sich abgestoßen hatte, hatte sie einige Steine zur Seite gestoßen und ich war von irgendwas geblendet worden. Wer weiß, eventuell lag dort etwas Nützliches?
Ich sprang aus dem Sattel und kniete mich vor die Stelle, von der das Blitzen gekommen war.
Nichts. Unsere Landung hatte den Gegenstand wieder verschüttet.
Kurzerhand wühlte ich in dem glasartigen Sandersatz.
Ja, glasartig beschrieb es perfekt. Ich schnitt mich mindestens sieben Mal, ehe meine Finger etwas streiften, das sich anders als die Steine anfühlte. Ich packte es und zog es mit einiger Muskelkraft heraus.

„Eine Drachenaugenlinse?! Aber die sind doch alle-"

Erst jetzt registrierte ich das Unübersehbare.
Die Ähnlichkeit bestand, ohne Frage. Aber dieses Ding sah irgendwie anders aus.
Erstens war es deutlich schwerer, was wohl daran lag, dass es so groß war wie drei Linsen direkt hintereinander und zweitens stimmte die Färbung absolut nicht. Der Rand war aus silbernem Metall und der Kristall unterschied sich in so gut wie nichts von den umliegenden Steinen.
Ich inspizierte das Ganze genauer.
Doch, der Stein war anders. Unzählige winzige Einschlüsse glitzerten schwach unter der Oberfläche. Vorsichtig fuhr ich mit den Fingern darüber. Schmutz und Salz lösten sich als Krümel und offenbarten die ganze Pracht des Kristalls, der nun sehr viel deutlicher glitzerte.
Ich wischte auch über die metallene Fassung und entdeckte dadurch Einkerbungen auf dem breiten Rand. Allerdings waren diese so willkürlich, dass es sich um Verschleiß handeln musste.

Das Zischen einer neuen Dampfsäule ließ mich meine Betrachtung beenden. Dafür hatte ich später noch Zeit, wenn Schnüffler und der Eruptodon in Sicherheit waren. Vielleicht waren die Reiter dann auch wieder auf Berk. Sie konnten hiermit bestimmt mehr anfangen als ich.

Die sonderbare Linse verstaute ich in der Tasche, dann schwang ich mich auf Windfangs Rücken.
Zeit, dass wir die Drachenjäger fanden.

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Wörter insgesamt: 2981

(Das Bild oben ist wieder von mir gemalt worden. Ich muss unbedingt üben, mit Pinsel und Wasserfarbe Nasen zu malen...)

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