(10) Alte Freunde, neue Feinde
Astrid
Es war, als würde ich im Auge eines Sturmes stehen. Alles um mich herum wurde fortgerissen, jeder Anker zerstört, alles, was mich ausmachte, hoffnungslos vernichtet.
Aber bei mir war es still. Totenstill. Und doppelt so leer.
Sie hatte uns verraten. Einfach so. Nach allem, was wir durchgemacht hatten, hatte sie uns kurzerhand als Ablenkungsmanöver benutzt.
Oder?
Oder hatte sie das von Anfang an alles so geplant? Waren wir von Anfang an nur ein Mittel zum Zweck gewesen? Eine Möglichkeit, endlich Tovens Festung zu zerstören?
Das würde so viel erklären. Wozu hätte sie uns etwas über sich erzählen sollen, wenn wir nur ein Werkzeug waren? Die Rätsel hatte sie womöglich auch selbst geschrieben, damit wir keinen Verdacht schöpften. Und ich hatte ihr von Anfang an vertraut. Bedingungslos. Weil mein Bauchgefühl mich bisher noch nie im Stich gelassen hatte.
Diesmal hatte es das. Sie hatte es aber auch so verdammt geschickt angestellt. Warum sollte ich einer Person misstrauen, die uns offensichtlich selbst misstraute? Ne, da gab es kaum Gründe. Erst hatten wir sie davon überzeugen wollen, dass sie uns vertrauen konnte, und danach war es schon zu spät gewesen. Argh!
Und jetzt hatte sie ihren Plan endlich vollenden können und war uns los. Und Sturmpfeil war tot.
Hatte es sie überhaupt gekümmert, was passiert war? Oder war das auch alles nur gespielt gewesen? Verdammt, Sturmpfeil war tot, tot und blieb für immer tot! Und warum? Warum, verdammt nochmal?!
Weil diese dämliche Pute uns benutzt hatte!
Oh, Moira, ich schwöre dir, ich werde dich finden. Schneller, als dir lieb ist. Und dann werden wir mal sehen, wie gut ich Niras Werk wiederholen kann. Aber diesmal, liebe Moira, diesmal hast du keinen bescheuerten Zopf, der dir dein verlogenes Leben rettet!
„Warum?"
Hicks' Stimme hatte nichts Wütendes. Nur der stumme Schrei des Unglaubens füllte seine hohlen Worte, während der Rauch immer dichter wurde und die Luft verpestete.
„Warum?"
Der Qualm schien seine Frage wie ein Echo durch die Luft zu werfen, sodass jeder sie hörte, niemand sie wahrlich zu fassen bekam und doch jeder sie verstand.
Wahrscheinlich war es klug, diese Frage zu stellen. Wahrscheinlich. Aber weder die Frage noch die Antwort konnten das Geschehene ungeschehen machen, also waren sie überflüssig. Es war mir schlichtweg egal, warum sie es getan hatte. Es war mir egal, was sie sich dabei gedacht hatte. Und erst recht interessierte es mich nicht, wie lange sie das schon plante. Nichts davon änderte irgendwas. Moira war von Anfang an eine Verräterin gewesen und Punkt. Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Mehr wollte ich gar nicht wissen.
Ich wusste bereits genug, um bei allen Göttern zu schwören, dass einer von uns beiden unser nächstes Zusammentreffen nicht überleben würde und Odin, selbst wenn es mich endgültig meinen Arm kostete, ich würde nicht derjenige sein.
„Weil sie genauso denkt wie ich. Sie ist die eine Person außer mir, die Berk noch als Familienmitglied der Drachenjäger sieht."
Mitleidig sah Toven uns an. Oh, diesen Blick konnte er sich schenken.
„Ich bring' sie um."
Der Westenträger verschluckte sich an der Luft. Als er sich von seinem Hustenanfall halbwegs erholt hatte, starrte er mich aus großen Augen an. Und nicht nur er, ich konnte mir der Blicke aller bewusst sein. Wirklich aller. Selbst die Drachenjäger auf den Schiffen neben uns waren in ihrer Bewegung erstarrt und sahen ausnahmslos mit dem selben ungläubigen Blick zu mir. Ups, da hatte ich wohl lauter gesprochen als beabsichtigt. Konnte mir auch egal sein.
„Ja, richtig gehört. Ich bring' sie um!"
Diesmal brüllte ich so laut, dass es sich anfühlte, als würden meine Stimmbänder reißen.
Sollten sie doch, ich würde weiter schreien.
„Ich. Bringe. Dieses. Verlogene. Miststück. Um."
Wütend funkelte ich diejenigen Drachenjäger an, die skeptisch die Augenbrauen hochzogen.
„Und jeden, der mich davon abhalten will."
Eine Hand legte sich auf meine Schulter.
„Astrid, vielleicht sollten wir-"
„Diese Hexe hat uns benutzt und sich offensichtlich einen feuchten Dreck um uns geschert, Hicks! Sturmpfeil ist tot und ihr fällt nichts Besseres ein, als uns direkt im Stich zu lassen! Erwarte nicht von mir, dass ich ihr das durchgehen lasse."
„Das erwartet niemand von dir. Es ist nur... Astrid, wir kennen sie anscheinend gar nicht, aber wir haben gesehen, was sie kann. Wir sollten sie uns nicht zum Feind machen, nicht jetzt."
„Daran hätte sie früher denken müssen."
„Hicks hat recht. Überlasst sie uns, wir bereiten uns schon lange darauf-"
„DANN SAG DIESEM QUALLENKOPF SUNGIRD, DASS ICH IHN LIEB GRÜSSE UND ER SICH GEFÄLLIGST EIN ANDERES ZIEL SUCHEN SOLL!"
Toven wurde kalkweiß. Die Drachenjäger tuschelten ängstlich miteinander und mir wurde erst jetzt bewusst, dass ich kurz davor stand, dem Westenträger den Stock ins Herz zu rammen.
Schnaubend ließ ich meinen Arm sinken.
„Noch Fragen?"
Unisono Kopfschütteln sämtlicher Drachenjäger. Na also.
Zur Ruhe kommen. Pah.
Krachend brach ein weiteres kopfgroßes Stück aus der Reling. Ich trat gegen und sah mit Genugtuung, wie es an den Bug des Schiffes neben uns knallte und dann gurgelnd von den Rudern unter Wasser gerissen, wieder hochgeschleudert und erneut ertränkt wurde.
Doch dieses gottverdammte Holzstück bildete sich etwas ein und wich dreist in den Spalt zurück, der dafür sorgte, dass sich die Ruder der beiden Schiffe nicht in die Quere kamen. Dort trieb es dann ruhig auf der Wasseroberfläche vor sich hin.
Was erlaubte es sich eigentlich?! Es hatte sich gefälligst quälen zu lassen, bis ich nicht mehr Moiras höhnisch grinsendes Gesicht auf ihm sah! Aber Moira grinste nur noch breiter und streckte mir in Form einer Lichtspiegelung die Zunge heraus.
„AAAAARGH!"
Wieder platschte ein großes Stück Holz ins Wasser, dass es nur so spritzte. Erneut holte ich aus, doch anstatt weitere Kerben ins Holz zu schlagen, kam meine Axt polternd hinter mir auf dem Boden auf.
Jetzt rutschte mir schon meine eigene Axt aus der Hand! Oh, Moira würde zahlen, doppelt und dreifach!
Wutschnaubend fuhr ich herum und riss meine Axt in die Höhe. Anschließend konnte ich gerade noch rechtzeitig zur Seite springen, bevor ich mir meine eigenen Zehe abgetrennt hätte.
Unbeteiligt lag meine Waffe auf dem Boden, in dem Blatt konnte ich mein wutverzerrtes, rotes Gesicht sehen. Das konnte sie sich aber sofort wieder abschminken! Sie hatte mitzumachen, bis ich aufhörte!
Wieder riss ich sie in die Höhe und wieder verlor ich beinahe einige Zehen. Was erlaubte sie sich eigentlich? Gut, toll, wenn sie ständig runterfiel, brauchte ich sie auch nicht mehr. Dann konnte ich sie gleich ins Meer werfen.
Wer benötigte schon so eine blöde Axt?
Ich jedenfalls nicht. Am Ende machte Moira sich darüber noch lustig. Nein, diesem Miststück würde ich das Lachen gehörig aus dem Gesicht fegen, und wenn meine Waffe darauf keine Lust hatte, gut, dann nahm ich halt eine andere!
Grimmig umgriff ich den mit Leder umwickelten Griff.
Irgendwann musste alles ersetzt werden. Warum nicht heute?
Schwungvoll schleuderte ich die Axt über die halbzerstörte Reling, doch das Platschen blieb aus. Lag vielleicht daran, dass sie noch immer unbewegt vor mir lag.
„AAAH!"
Alle weiteren Versuche verliefen genauso erfolglos, dafür machte sich ein unangenehmes Brennen in meinem Oberarm breit. Wo kam das denn- Thor, was war mit meiner Hand los? Sie schwebte bereits wieder kurz über dem Griff und zitterte, als wäre sie ein trockenes Blatt im Wind.
Schön, dann war mit meiner Axt also alles in Ordnung.
Verflucht, diese Hexe war nichtmal anwesend und hatte trotzdem fast dafür gesorgt, dass ich meine Axt versenkte! Das konnte doch nicht wahr sein! Ich hatte ihretwegen genug verloren, verdammt! Und es hatte sie nicht ein Mal, nicht ein einziges verfluchtes Mal gekümmert! Nein, stattdessen verriet sie uns mal nebenbei und machte sich aus dem Staub. Verbündete, von wegen!
Diese doppelzüngige Intrigantin hatte uns nur benutzt und jetzt hatten wir unseren Zweck erfüllt und wurden nicht mehr gebraucht. Ich schwöre dir, Moira, das wirst du bereuen, wie du noch nie etwas bereut hast!
Wie aufs Stichwort gaben meine Knie nach. Thor, was hatte sich eigentlich nicht gegen mich verschworen? Wieso war diese abscheuliche Welt so unglaublich ungerecht?
Wieso, verdammt?!
Wieso, wieso, wieso, wieso?!
Ich bekam erst mit, dass ich eingeschlafen war, als ich in Hicks' Armen wieder aufwachte.
Er sah gedankenverloren aufs Meer hinaus. Wahrscheinlich versuchte er immer noch, den Grund für all das zu finden. Sinnlos. Moira war ein billiges Miststück, das war der Grund.
In meinem Augenwinkel blitzte etwas auf. Meine Axt lag an Ort und Stelle, umgeben von unzähligen Splittern.
Und es waren wirklich unzählige Splitter. In allen Größen und Formen bedeckten sie das Deck wie ein hölzerner Teppich. Odin, wie lange hatte ich denn blind drauf los gehackt? Die Mastsplitter hatte Helmut mehr schlecht als recht weggefegt gehabt, wobei ich ihm für seine Unfähigkeit am liebsten auch eins übergezogen hätte. Und wenn das nur die Splitter waren, wie sah dann-
Oh.
Oha.
Ja, so hatte ich mich gefühlt und fühlte mich auch jetzt noch.
Die einst stabile Reling hatte gefährliche Ähnlichkeit mit einem stark ausgefransten Ärmelsaum, jedes Wrack hätte Lachtränen vergossen. Lediglich der mit drachensicherem Eisen verstärkte Teil war bis auf einige große Kratzer unbeschadet geblieben. Zusammen mit dem lädierten Mast musste das Schiff einen absolut verwahrlosten Eindruck machen. Naja, immerhin hatte meine Schiene, nach deren Befestigung Hicks mir etwas Ruhe empfohlen hatte, gehalten. Und meine Axt hatte diese Tortur ebenfalls überlebt. Auf dem in gleißendes Licht getauchten Blatt konnte ich nichtmal einen neuen Kratzer erkennen. Odin, und ich war so, so kurz davor gewesen, diese einzigartige Waffe mir nichts dir nichts für immer im Meer zu versenken! Verdammt, das war viel zu knapp gewesen. Wie schaffte es diese Schlange bloß, mich derart fertig zu machen? Sie war doch gar nicht anwesend! Nein, dieses miese Stück Abartigkeit turnte gerade irgendwo anders selig lächelnd durch Schäfchenwolken und grinste über unsere Gutgläubigkeit. Ich würde ihr sowas von die Leviten lesen, sobald-
Halt. Atmen, Astrid. Ein, aus, ein, aus, ein, aus. Sie war es nicht wert, dass ich mich jetzt wieder aufregte.
Atmen.
Ruhig atmen.
Spar dir deine Wut auf, bis du sie triffst. Ein. Aus. Und dann wird sie das alles volle Breitseite abkriegen.
Hicks' Brustkorb hob sich spürbar an, als er tief Luft holte. Er seufzte leise und schlang seine Arme enger um mich. Automatisch musste ich lächeln, ich konnte gar nichts anders. Wenn es einen Menschen gab, für den ich sofort und ohne zu zögern durchs Feuer rennen würde, dann war es Hicks.
Aber zuerst würde ich Moira umbringen.
„Hey."
Überrascht sah Hicks zu mir runter.
„Du bist schon wach?"
„Äh..."
Meine Augen wanderten zur Sonne. Tatsächlich, ich hatte höchstens eine Stunde geschlafen.
„Hat sich länger angefühlt."
Hicks lächelte leicht, dann flog sein Blick wieder sorgenvoll zum Horizont.
„Wir sind bald da."
Ach ja, da war noch was gewesen. Weil seine Basis zerstört war, hatte Toven Kurs auf einen Knotenpunkt von Sungirds Armada genommen. Dort, so hatte er uns versichert, würde man meinen Arm professionell verarzten, uns auf seine Anweisung hin tolerieren und wahrscheinlich gab es sogar Karten, die uns nach Berk führen konnten.
Doch auch er wusste nicht, wie viele andere Jäger sich zurzeit an diesem Ort aufhielten- falls Moira den nicht ebenfalls in die Luft gejagt hatte.
Wieder starrte ich die Reling an. Bedrohlich wie ein Tiefseespaltergebiss ragten die Überbleibsel in die Luft.
„Ich sollte mich bei Toven entschuldigen."
Kommentarlos entließ mein Verlobter mich aus der Umarmung, die ich mir sofort zurückwünschte. Dennoch stand ich auf. Ich war eine Kriegerin, kein kleines Mädchen, das sich in einer Umarmung versteckte. Ich regelte meine Probleme selbst. Dafür musste ich Toven allerdings erstmal finden.
Wie von selbst trugen meine Füße mich drei Runden übers Deck, liefen um jedes Hindernis zwei Kreise in jede Richtung und erschufen wahre Trampelfade zwischen den hellen Splittern, aber Toven fanden sie nicht.
Wo steckte der jetzt schon wieder? Musste ich allen Ernstes unters Deck gehen?
Nicht ohne meine Axt. Das hatte ich oft genug durchlebt.
Schnaubend klaubte ich meine Waffe vom Boden auf. Hicks war inzwischen ebenfalls aufgestanden und untersuchte zusammen mit Ohnezahn, der wenig hilfreich, aber umso herzerwärmender hochkonzentriert seinen Reiter nachahmte, seine Taschen auf etwas Hilfreiches. Erwartete er wirklich, dass dieses Miststück ihm eine Nachricht zugesteckt hatte? Pah, es wäre ein Wunder, wenn sie sich nicht sogar die ach so wertvollen Rätsel unter den Nagel gerissen hatte. Naja, gebraucht hätten wir sie eh nicht mehr, vermutlich hatte sie diese Zeitverschwendung selbst geschrieben.
Missmutig stapfte ich die Treppe hinab und widerstand nur schwer dem Drang, mich von hinten an die Drachenjäger anzuschleichen und sie auszuknocken. Ehrlich, sie luden einen geradezu dazu ein! Und wo ihr Befehlshaber war, wussten sie auch nicht. Schafsköpfe, allesamt.
Die Basis war gigantisch.
Wir legten an einem Hafen an, der für die gut zwanzig riesigen Schiffe viel zu groß war. Sie wirkten verloren, während sie auf den leichten Wellen schaukelten. Von diesem Hafen führten mehrere gepflasterte Wege zwischen Unmengen Zelten und Käfigen hindurch zu drei großen Arenen und einigen steinernen Bauten. Überall wuselten Menschen durcheinander, Drachen fauchten und knurrten und einige Händler boten ihre Waren feil.
„Haltet eure Drachen am besten möglichst nah bei euch. Und bleibt für den Anfang in meiner Nähe. Man muss ein Unglück schließlich nicht provozieren."
Wie aus dem Nichts tauchte Toven hinter dem Mast auf.
„Wir gehen zuerst zu Vermundr, damit er seinen Männern sagen kann, dass ihr keine Feinde seid. Die Schiffe dort im Hafen gehören fast ausschließlich ihm, also sind auch fast alle Leute auf der Insel ihm unterstellt. Danach bringe ich euch zu den Heilerzelten."
Die Reling übersah er konsequent. Auch gut, denn nach einer Entschuldigung war mir gerade ganz bestimmt nicht zumute.
Vermundr entpuppte sich als Meister des Versteckens. Wir hatten bereits sämtliche Zelte und Hütten durchkämmt und wurden nun schon zum siebzehnten Mal zu seiner Hütte geschickt, in der er sich zum siebzehnten Mal nicht befand.
Sogar Toven stand allmählich an seiner Geduldsgrenze.
„Dieser Obsidianfigur verpass' ich irgendwann noch einen Schellenring!"
„Obsidian? Oh, da haben sie Glück, das habe ich heute im Angebot! Drei Steine für nur-"
Der übereifrige Händler bemerkte den Blick des Westenträgers und ließ die drei schwarz glänzenden Kristalle schleunigst hinter seinem Rücken verschwinden.
„Ach, was ein Unglück, er ist mir gerade ausgegangen..."
Demonstrativ streckte er uns seine nun leeren Hände entgegen und schlüpfte wieder hinter seinen Stand. Toven verdrehte genervt die Augen.
„Wenn der Typ kein Met verkaufen würde, wäre er hier schon längst runtergeflogen."
Als wir schließlich sooft zwischen den Zelten und Hütten hin und her gewandert waren, dass ich die Wege auswendig kannte, drehte der Westenträger sich zu uns um.
„Es ist zwecklos. Ich habe gehofft, euch diesen Ort ersparen zu können, doch ich befürchte, dass Vermundr sich in seiner Lieblingsarena aufhält."
„Ooder", Taff fuchtelte wichtigtuerisch mit dem Zeigefinger durch die Luft, „er steht direkt vor uns und gratuliert sich zu seinem lokihaften Einfall, einen Wechselflüglerhautmantel zu nähen. So würde ich es jedenfalls tun."
„Klar, aber es wäre meine Idee gewesen."
„Papperlapapp, deine Idee, ts. Deine letzte Idee war das Unterwasser-Atmungs-Kugelrund, absolut nutzlos."
„Pah, den Einfall hattest du, nicht ich! Ich hab's nur zusammengebaut!"
„Genau, und dann ist es auseinandergefallen und ich musste es wieder zusammenbauen."
„Ja, und danach sah es noch schlimmer aus!"
Resigniert seufzte Hicks.
„Wo müssen wir lang?"
Im Stillen dankte ich dem Drachenjäger dafür, dass er uns von hier hatte weghalten wollen. Zwar war die Arena relativ sauber und stank bei weitem nicht so bestialisch wie der Drachentrackt auf dem Schiff, aber da unten war die Hölle los.
Menschen und Drachen brüllten durcheinander, zehn Männer versuchten, ein Prachtexemplar von einem Todsinger unter Kontrolle zu halten, der wild um sich schlug und die Halle mit seinen Bernsteingeschossen dekorierte. Durch seine Schreie spielten alle anderen Drachen in ihren Käfigen verrückt, eine Klingenpeitsche schaffte es fast, sich zu befreien, wurde aber gerade noch so davon abgehalten. Glücklicherweise hatte Toven uns vorhin etwas Watte gegeben, sodass unsere Freunde von den verlockenden Gesängen verschont wurden.
Das nächste Geschoss verfehlte knapp eine Dreiergruppe Drachenjäger, die dabei waren, in einen Seitentunnel abzubiegen. Es sah fast so aus, als ob die beiden äußeren den schmächtigen Typen in ihrer Mitte abführten. Was natürlich keinen Sinn ergab, denn was sollte der verhältnismäßig Kleine schon verbrochen haben?
Anscheinend genug, um sich geschickt loszureißen und davonzustürzen, als die gelb-orange Masse wenige Zentimeter neben ihm aufkam. Seine zwei Wachen brauchten eine Sekunde, dann stürmten sie ihm hinterher und wow, so, wie der Flüchtige Haken schlug, machte er das nicht zum ersten Mal. Oder doch, denn anstatt Richtung Ausgang, sprintete er auf die Drachenkäfige zu. Was war bitte in den gefahren?
Erfahren würde ich es wohl nie, denn der Todsinger vollführte mit seinem Schweif eine Schlaufe und fegte ihn damit direkt in unsere Richtung. Er prallte gegen die Wand und blieb kurz liegen, dann richtete er sich ächzend auf. Hätte er sich umgedreht, hätte er einen einwandfreien Blick auf unsere Schienbeine gehabt. Tat er allerdings nicht, sein Gleichgewicht hatte sich noch nicht ganz gefangen und er musste sich schnell auf seine Beine stützen, um nicht nochmal umzufallen.
Weshalb kam er mir so bekannt vor? Ich kannte diesen Drachenjäger nicht, oder?
Nein, kannte ich nicht. Aber ich kannte die Stimme, die wüst fluchte, als der Helm herunterfiel und einen langen schwarzen Zopf offenbarte. Das war kein Drachenjäger, das war meine Lieblingsberserkerin in falscher Kleidung.
„Heidrun?"
Überrascht fuhr die Person herum. Kein Zweifel, das war Heidrun, wie sie leibt und lebt.
„Astrid? Bei allen Göttern, ihr auch?"
„Eine Freundin von euch?" Toven zog eine Augenbraue hoch.
„Dein persönlicher Alptraum, wenn du sie auch nur schief ansiehst.", giftete Heidrun sofort zurück und wich gekonnt einer Ladung Bernsteinmasse aus.
„Jap."
Hicks klang nicht minder überrascht als Heidrun aussah, als Toven sein strahlendes Lächeln aufsetzte. Da hatten wir noch einiges zu erklären.
Ohnezahn brummte unbehaglich, als Toven das Tor öffnete. Betreten mussten wir die Arena glücklicherweise nicht, denn der Gesuchte stand direkt neben dem Eingang.
„Toven, alter Freund! Was hat dich denn in diese Gewässer getrieben?"
Die Stimme des Mannes klang tief wie ein Donnergrollen. Er überragte Toven um eineinhalb Köpfe, seine rot-schwarze Tunika wäre dem Westenträger allerdings zu eng gewesen. Auf seinem Rücken kreuzten sich zwei pechschwarze Säbel, die Ringe an seinen Fingern waren allesamt mit geschliffenen Obsidianen versehen. Die Bezeichnung ‚Obsidianfigur' hätte aber genauso gut gepasst, wenn er sich ganz in weiß gehüllt hätte, denn seine Haut war nur minimal heller als Moiras Rüstung und seine Augen glichen in der Farbe den Säbeln.
„Vermundr, du alter Schleicher! Ich musste die ganze Basis nach dir absuchen!"
„Ach, das Biest will sich nicht bändigen lassen."
Just in diesem Moment bäumte ebenjenes Biest sich auf und entriss fünf Männern die Ketten.
„Männer, das ist ein Drache, kein Plüschtier! Packt doch mal ordentlich zu, wenn ihr nicht gefressen werden wollt! Und fangt gefälligst die Göre wieder ein!"
„Genau deshalb bin ich hier. Dieses Mädchen steht unter meiner Verantwortung."
Heidrun und Vermundr zogen unisono die Augenbrauen hoch.
„Ach was? Dann hast du sie geschickt, um mir die Drachen zu klauen?"
„Natürlich nicht! Aber ich bürge dafür, dass sie es für die Dauer ihres Aufenthalts nicht nochmal versucht."
„Selbstverständlich wird sie das nicht, die nächsten paar Jahre verbringt sie nämlich hinter Gittern!"
„Nein."
Mit diesem einen Wort strahlte Toven plötzlich so viel Autorität aus, dass die Leute um ihn herum leicht die Köpfe senkten. Nur Vermundr nicht.
„Nein?"
„Nein."
„Und wie kommst du darauf?"
Der Westenträger musste den Kopf in den Nacken legen, um dem Obsidianmenschen in die Augen zu blicken, doch es wirkte, als würde er von oben auf ihn herab sehen.
„Ich bitte dich ein letztes Mal als Freund darum, lehnst du ab, befehle ich es dir als dein Kommandant. Wir wissen beide, wie viel Sungird von Ungehorsam hält."
Vermundr trat einen Schritt zurück und beugte jetzt auch untergeben den Kopf.
„Sie untersteht deiner Verantwortung."
Was. In. Thors. Namen. War. Da. Gerade. Passiert?
„Die Drachenreiter stehen ebenfalls unter meiner Obhut."
„Natürlich."
„Vermundr?"
Der Angesprochene hob den Kopf und versuchte gar nicht erst, seine Frustration zu verbergen.
„Ihre Drachen auch."
„Verstanden."
„Alle."
Todesblicke regneten auf Toven ein.
„Männer, lasst die Klingenpeitsche frei."
„Sehr gut."
Der Westenträger drehte sich zu uns um.
„Macht es euch etwas aus, allein zum Heilerzelt zu gehen? Den Weg kennt ihr ja bereits. Ich muss mit meinem Kollegen hier noch etwas besprechen."
Die Antwort erübrigte sich, als Windfang grob die Drachenjäger beiseite stieß, die ihre Schweiffessel gelöst hatten, sich Heidrun schnappte und fast Ohnezahn umpflügte, während sie aus der Arena schoss. Als wir ihr nicht nachflogen, drehte sie sich verdutzt um, brüllte etwas und deutete in die Luft. Dann flog sie auffordernd einen Kreis, brüllte wieder, deutete von uns weg, flog erneut einen Kreis und brüllte ungeduldig. Schließlich landete sie sehr verwirrt hinter uns.
„Was zum Schneckenschleim ist hier los? Wieso ist dieser Drachenjäger nett zu euch? Was macht ihr überhaupt hier? Und Thor, Astrid, was ist mit deinem Arm passiert? Augenblick mal, wo ist Sturm-"
Scheppernd krachte ein Drachenjäger gegen das Tor, welches laut klappernd zufiel. Der Todsinger hatte sich endgültig losgerissen und versuchte verzweifelt, gegen die feste Kuppel aus Metallstangen anzukommen. Sein Gesang war verstummt, irgendwer hatte es geschafft, ihm einen Maulkorb anzulegen. Er drehte eine Kurve, seine blauen Schwingen mit den goldenen Zeichnungen streckten sich sehnsüchtig gen Himmel. An der Unterseite hatten sie das selbe Muster, das auch Sturmpfeil gehabt hatte. Seine gelben Augen hatten den gleichen traurigen Blick und selbst die Hörner schimmerten hell wie ihre. Und jetzt landete seine Aufmerksamkeit hilfesuchend auf mir.
„Astrid?"
Mein Sichtfeld ruckelte, als jemand mich vorsichtig schüttelte. Der Todsinger starrte mich noch immer an. In der Nähe rauschte das Meer, die Wellen brachen mit einem Geräusch wie strömender Regen. Die Sonne ließ seine Schuppen blitzen, warf tiefe Schatten in die frischen Kratzer und Risse auf seiner Haut. Ich starrte zurück.
Garff hatte Sturmpfeil geliebt. Wie eine Mutter und eine Freundin. Und Sturmpfeil hatte Garff geliebt. Wie einen Sohn und einen Freund. Und dieser Drache war ein Garff, der aussah wie Sturmpfeil. Als wollte Sturmpfeil mir so eine Nachricht senden. Was wollte sie mir sagen? Was sollte ich wissen? Ging es um Garff? War er in Gefahr?
Was wollte sie mir mitteilen?
„Astrid? Hey, was ist los?"
Wieder rüttelte man an meiner Schulter. Der Todsinger steckte flehend den Kopf durch das Gitter. Unser Blickkontakt hielt.
„Astrid, hey, hey, bitte, was ist los?"
Pfeile wurden abgeschossen. Tausende Betäubungspfeile. Aber der Todsinger hielt sich tapfer in der Luft, klammerte sich an den Hauch von Freiheit.
Dann kam das Netz. Er fiel. Der Blickkontakt brach.
„Astrid?!"
Ich zuckte zusammen und blickte direkt in Heidruns besorgte Augen.
„Ist alles- Ach was, komm, wir gehen jetzt zu diesem Heiler. Keine Widerrede."
Von den folgenden Minuten bekam ich nicht viel mit. Der Schmerz in meinem Arm war so stark, dass es gar nicht schlimmer werden konnte. Ich konnte auf meinen Arm fallen, man konnte ihn schlagen, man hätte ihn mir sogar abschneiden können, schlimmer ging nicht mehr. Aber da hatte ich mich mittlerweile dran gewöhnt, er war ja ständig da. Und außerdem bildete er eine hervorragende Ablenkung zu dem Loch in mir drin. Wenn ich mich auf meinen Arm konzentrierte, nahm ich diese Leere nicht ganz so stark wahr. Eigentlich konnte der Schmerz also noch eine Weile bleiben.
Hatte der Todsinger vielleicht genau das gesehen, als er mir in die Augen sah? Hatte er deshalb nicht weggesehen? Er, der sich an den letzten Funken Hoffnung krallte? Hatte er Angst davor, auch diese Leere zu finden? Was machten sie jetzt mit ihm? Wenn- Hatte gerade jemand ‚Moira' gesagt?!
„Woher weißt du von ihr?"
Hicks saß neben mir und hielt meine gesunde Hand. Wie lange machte er das schon? Wie waren wir überhaupt in das Zelt gekommen? Thor, so lange war ich doch gar nicht abwesend gewesen!
„Valka hat mir erzählt, dass ihr mit ihr unterwegs seid. Wo ist sie jetzt?"
„Das undankbare kleine Miststück? Keine Ahnung. Die hat uns vorbildlich benutzt und nachdem Sturmpfeil deshalb gestorben ist, hat sie sich in bester Manier in Luft aufgelöst und uns bei den nächstbesten Drachenjägern ausgesetzt. Hoffentlich erstickt diese Platzverschwendung an ihren Lügen."
Ich konnte förmlich sehen, wie Heidrun die neuen Informationen verarbeitete. Je mehr sie begriff, desto größer wurden ihre Augen.
„Sie hat was?!"
„Ganz genau."
„Oh, falls ich sie jemals sehe-"
Ihre Augen wurden noch ein Stück größer, als sie auch den zweiten Teil meiner Antwort begriff.
„Sturmpfeil ist... Oh Astrid!"
Schon fand ich mich in einer Umarmung wieder. Und es war zwar nicht Hicks' Umarmung, aber doch irgendwie genau das, was ich gebraucht hatte, ohne es zu vermissen.
„So weit bei uns im Norden?"
Ungläubig fuhr Hicks hoch. Wir saßen wie vorhin alle in dem leeren Heilerzelt- der alte Herr war nach verrichteter Arbeit unverzüglich gegangen, wahrscheinlich durch die Präsenz der Drachen- und erfuhren von Heidrun, wie sie hierher gekommen war.
„Ja, darüber habe ich mich auch gewundert. Seit Viggo war es schließlich sehr ruhig gewesen. Jedenfalls bin ich der Spur gefolgt und es lief alles nach Plan, bis der Todsinger anfing zu singen. Windfang hat ihr Versteck verlassen, der Besitzer dieser Uniform wurde bewusstlos gefunden und ich entdeckt, weil Schnüffler das Tor aufstieß, kaum dass ich das Schloss gelöst hatte."
„Klingt übel."
„Ach.", winkte Heidrun ab.
„Nicht im Vergleich zu euch."
Fischbein wollte noch etwas erwidern, schloss seinen Mund allerdings stumm. Er hatte Heidrun die ganze Zeit über nur flüchtig angesehen und sofort wieder weggeschaut, sobald sie sich bewegte. Meine beste Freundin hatte den Blickkontakt mit ihm ebenfalls vermieden. Was auch immer zwischen ihnen vorgefallen war, ganz wohl fühlten sie sich nicht in der Gegenwart des Anderen. Schade, sie wären ein tolles Paar gewesen.
„Oh, äh, noch was,", beendete die Berserkerin endlich das angespannte Schweigen, „auf meinem Weg habe ich etwas Seltsames gefunden."
Sie entledigte sich flott der übergroßen Drachenjägersachen und stand in altbekannter Tracht vor uns. Nur der silberne Gegenstand an ihrem Gürtel war neu. Diesen band Heidrun los und überreich ihn meinem Verlobten, der das Ding vor Schreck fast fallen ließ.
„Eine Drachenaugen- Aber wo... wie... Die haben wir doch alle vernichtet...?"
„Eine Linse? Ist das Teil dafür nicht... naja... hm... lass mich überlegen... einfach zu gigantisch?"
„Ich sag' das ja nur ungern, aber Rotzbakke hat nicht ganz unrecht."
„Ts, natürlich habe ich recht!"
Unbeeindruckt fuhr Fischbein fort: „Allerdings sieht das für mich eher so aus, als hätte jemand-"
„-drei Linsen übereinandergeklebt, natürlich! Seht euch mal den Rand des Kristalls an, dahinter befinden sich noch zwei."
Es war schon niedlich, wie Hicks sich darüber freute wie ein Kind über Snoggeltog.
„Du weißt nicht zufällig, was es damit auf sich hat, oder?"
„Ich hatte gehofft, dass du es mir sagen kannst.", meinte Heidrun ein wenig enttäuscht.
„Klasse, hurra, Jubel, noch ein Rätsel. Ganz toll."
Wenn sich meine Wut nicht ausschließlich auf das arrogante Mistvieh konzentrieren würde, hätte Rotzbakke jetzt ein ernstes Problem gehabt, aber so begnügte ich mich mit einem hoffentlich warnenden Blick, der wenige Sekunden später wie magisch von der Titanlinse angezogen wurde.
Theoretisch bot dieser silber-schwarze Gegenstand eine hervorragende Ablenkung von... von irgendwie allem. Und darüber hinaus hatten wir mit Drachenlinsen schon oft genug zu tun gehabt, das Problem war also lösbar. Besser ging's gar nicht.
Sagte man nicht, dass man nach eine Pause meistens besser vorankommt, als wenn man sich in dem Problem festrennt? Moira zu finden war mein Problem. Und dieses unscheinbare Gerät dort bot die perfekte Pause.
„Und jetzt?"
Kurz verunsicherte mich der Tatendrang in meiner Stimme. In den letzten Tagen hatte ich mich an ihren hohlen Klang gewöhnt.
„Jetzt überlegen wir uns einen Plan, wie wir- Toven!"
Das Lächeln meines Verlobten gefror für den Bruchteil einer Sekunde, dann schaffte er es halbwegs, nicht zu gezwungen weiterzulächeln. Mein Eifer dagegen verpuffte, als wäre er nie da gewesen. Kleine Bernsteinklumpen schmückten das dunkelblonde Haar des Drachenjägers. Der Todsinger musste den Maulkorb abgelegt haben. Das hatte man ihm sicherlich nicht durchgehen lassen. Nein, nein, nein, warum hatte ich nichts getan? Er hatte so sehr gefleht, mit demselben Blick wie Sturmpfeil, nur dass ich ihm noch hätte helfen können. Er- Astrid, verdammt, das war ein Todsinger! Der hat in seinem Leben schon mehr Drachen das Leben gekostet, als du an deinen Fingern abzählen kannst! Was meinst du, wie viele Drachen die Drachenjäger retten, wenn sie das Biest auslöschen? Du bist doch einst selbst fast von einem gefressen worden!
Aber woher nahm ausgerechnet ich das Recht, so über den Drachen zu urteilen? Er folgte nur seinen Instinkten. Dagegen konnte er nichts tun. Ich hatte die Wahl gehabt. Ich hätte ihm helfen können. Und damit mich und meine Freunde in Gefahr gebracht, dennoch hätte ich ihm helfen können. Hatte ich nicht. Ich hatte tatenlos zugesehen, wie er seine heißgeliebte Freiheit verlor. Also, wen bezeichnete ich hier als Biest?
Und wenn ich es nicht für den Todsinger getan hätte, ich wäre es Sturmpfeil schuldig gewesen. Argh, wie viele Zeichen brauchte ich denn, bis ich mal irgendwas schnallte? Dieser Drache hatte sogar ausgesehen wie sie! Und ich hatte ihn einfach so... einfach so... zurückgelassen. Obwohl ich ganz genau wusste, was passieren würde. So wie Moira es womöglich bei uns gewusst hatte. Ach verdammt, ich war doch keinen Deut besser als sie!
Odin, bitte, lass den Todsinger noch leben. Ich... ich flehe dich an. Bitte. Ich werde ihn befreien. Nur, lass ihn noch leben. Bitte! Ich muss ihn noch retten können, bitte!
„Ah, hier seid ihr! Oh, was ist das denn? Sowas habe ich noch nie gesehen."
Neugierig beäugte der Drachenjäger die Linse, welche Hicks wie nebenbei an Heidrun zurückgab.
„Ach, das... Ihr... Bruder hat es beim Schmied des Onkels ihrer Tante gefunden und es ihr zum Geburtstag geschenkt."
Hicks zuckte mit den Schultern.
„Sie wollte uns nur zeigen, wie sauber der Schmied gearbeitet hat, dass es so interessant aussieht."
„Das tut es allerdings. Soll ich es kurz in Augenschein nehmen? Ich glaube, so etwas Ähnliches mal in der Hand gehalten zu haben."
Definitiv nicht. So nett Toven uns gegenüber auch sein mochte, das ging ihn nichts an.
„Ich denke nicht.", war Heidrun glücklicherweise meiner Meinung.
„Nur ganz kurz?"
„Nein!"
Windfang knurrte unterstützend. Wahrscheinlich legte sich nur deshalb für den Bruchteil einer Sekunde ein Schatten über seine Augen. Als Drachenjäger musste es schwer sein, das einfach so hinzunehmen, da schlug Toven sich zugegebenermaßen ziemlich wacker. Ich würde den Todsinger bei unserer Abreise trotzdem befreien.
„Auch gut.
Ich habe leider schlechte Nachrichten für euch. Vermundr's Gebiet ist das südlichste von allen, er hat daher keinerlei Karten, die euch zurück nach Berk führen können. Und darüber hinaus war anscheinend Erlendur als letzter hier. Er ist ein sehr pflichtbewusster Mann, aber Ordnung entfällt seinem Interesse. Es wird eine Weile dauern, bis wir die hier gelagerten Karten gefunden haben."
Als wäre nichts gewesen, klatschte Toven in die Hände.
„Daher schlage ich vor, dass wir sofort mit der Suche beginnen."
„Äh, ich möchte nicht nörgeln oder so, aber ist das nicht der Weg zur Arena?"
„Durchaus richtig, Zwillingsmädchen. Unser Archiv befindet sich dort."
Zügig schritt Toven weiter.
Hey, das war perfekt! Sobald wir die Karte hatten, konnten wir Schnüffler, den Eruptodon und den Todsinger befreien und von hier verschwinden.
Oder? Der Drachenjäger war freundlich zu uns gewesen, sollten wir das wirklich so durchziehen? Nein, da musste es eine andere Variante geben. Außerdem musste ich mich zuallererst vergewissern, dass der Todsinger noch lebte. Falls er das nämlich nicht mehr- Astrid, jetzt reiß dich zusammen! Er lebte noch! Ganz bestimmt. Sieh einfach zu, dass du die Anderen nicht verlierst.
Kurze Zeit später erreichten wir die Arena. Noch immer tummelten sich zahlreiche Drachenjäger unter der Metallkuppel, aber die meisten Drachenkäfige waren verschwunden. Mit ihnen der Todsinger.
Yakdung, wo war er? Was hatten sie mit ihm angestellt?!
„Oh, ein hübsches Gerät hast du da."
„Danke, aber es wird genau dort bleiben, wo es jetzt ist." Mit dem Tonfall der Berserkerin hätte ich meine Axt schleifen können.
„Schade."
Schnaubend warf Heidrun dem Kerl einen letzten Blick zu und folgte Rotzbakke, der sich vor uns einen Weg durchs Gedränge schlug.
Seltsam. Wir hatten die Arena gerade erst betreten, wie war ihm die Linse so schnell aufgefallen?
Hm, vielleicht hatte der silberne Rand einfach das Licht reflekt-
„Hey! Gib das sofort zurück!"
Ich packte den flüchtenden Drachenjäger an seinem Oberteil, trat ihm in die Kniekehle und stieß ihn zu Boden. Überrumpelt ließ er die Linse fallen, welche klimpernd davonrollte. Super gelaufen.
Gleichzeitig sprangen Dagurs Schwester und ich dem Objekt hinterher, aber wie zufällig mussten plötzlich sämtliche von Vermundrs Untertanen unseren Weg kreuzen.
Füße stießen gegen die Linse, sie änderte ihren Kurs, blieb liegen, wurde weitergeschossen.
„Wo...?"
Irritiert blieb ich stehen. Verdammt, gerade eben hatte ich sie noch gesehen!
„Da!"
Heidrun rannte los, ich hinterher. Toven und unsere Freunde hatten wir schon lange verloren. Warum interessierten sich die Drachenjäger überhaupt so sehr für diese Linse? Ehrlich, das war definitiv kein Zufall mehr! Irgendwas musste es mit ihr auf sich haben, dass sie so besonders war. Ein Grund mehr, weshalb wir sie finden mussten. Aber wofür brauchte Sungird- meine Umgebung kippte plötzlich. Yakdung, wer hatte mit ein Bein gestellt?!
Wie in Zeitlupe segelte ich dem Boden entgegen, ruderte mit meinem Arm und trippelte mit den Füßen, um mich irgendwie doch noch zu fangen, aber erfolglos.
Dafür entdeckte ich wenige Handbreit vor mir die Linse. Ich brauchte nur meinen Arm ausstrecken... Ja, ich hatte sie!
„Heidrun, ich-"
Jemand riss sie mir aus der Hand. Überrascht legte ich den Kopf in den Nacken.
„Toven?!"
„Oh, ist alles in Ordnung? Ich dachte, du würdest sie fester halten."
Er beugte sich wieder runter und half mir auf. Jedoch nicht, ohne den silber-schwarzen Gegenstand fester zu umklammern.
„Ja, alles gut. Bekomme ich sie zurück?"
Ich wusste selbst nicht, welche Antwort ich erwartete. Toven schien mich gar nicht erst verstanden zu haben.
„Hm?"
„Die Linse.", forderte Heidrun nun mit Nachdruck. Wo kam sie plötzlich her? War sie nicht gerade noch irgendwo links von mir gewesen?
„Natürlich, aber ich würde sie mir zuerst gern-"
„Jetzt."
Diesmal war ich mir sicher, dass ich mir den Schatten über Tovens Augen nicht einbildete.
„Fünf Minuten?"
„Auf keinen Fall."
„Tja, dann danke ich dir wohl sofort dafür, sie zu uns gebracht zu haben. Hier. Seht es als Tauschgeschäft."
Er holte aus einer Innentasche seiner Weste eine Karte. Unter Garantie die Karte, nach der wir suchen wollten.
„Aber-"
„Es tut mir aufrichtig leid, Hicks, aber ich habe meine Befehle auszuführen. Fliegt nach Hause, bevor Sungird von euch erfährt."
Tief in mir drin explodierte etwas. Die Wut, Frustration, Trauer und Verzweiflung, die ich in den letzten Stunden zu einem Klumpen geballt und unter den Eindrücken des aktuellen Moments vergraben hatte, barst auseinander wie eine Glaskaraffe, die gegen einen Felsen geschleudert wurde. Erst Moira, dann Toven.
Wer kam als Nächstes? Überhaupt, was bildete er sich eigentlich ein? Uns die ganze Zeit was von Familie zu predigen und dann einfach wegschicken? Das konnte er sich abschminken!
„Du gibst mir jetzt sofort die Linse."
Schlagartig wurde es still. Komisch, dabei hatte ich gar nicht geschrien, obwohl mir danach mehr als nur zu mute war.
„Die Linse, Toven."
Nur für fünf Minuten, damit ich sie dir ins Gesicht werfen kann, Toven. Nur fünf Minuten.
Sieh's als Tauschhandel. Zähne gegen Linse.
„Ihr solltet lieber gehen."
Nein, du Idiot, wir gehen ganz sicher nirgendwo hin!
„Nicht ohne die Linse."
Und dann war plötzlich jede Spur von dem Toven, den ich glaubte zu kennen, verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Kein Lächeln, keine funkelnden Augen, sondern verächtlich verzogene Lippen und erbarmungslose Blicke. Auf einmal hatte er eine verblüffende Ähnlichkeit mit Drago, was mich intuitiv nach meiner Axt greifen ließ.
„Ich sage es noch ein letztes Mal, Drachenreiter. Verschwindet. Verschwindet jetzt, und wir lassen euch unbehelligt ziehen."
Oh, wenn ich nur mit Blicken töten könnte! Diese ganze Situation war so dermaßen ungerecht! Die Drachen wartete vor der Arena auf uns, wir waren aufgespalten und den Drachenjägern somit unterlegen. Und warum befanden wir uns schon wieder in so einer Lage? Warum war mal wieder nur der blödeste Weg die Option?
Tja, ganz einfach, weil ich dieser Schlange vertraut hatte! Und Toven nicht schnell genug umgebracht hatte. Und anschließend tatsächlich angefangen hatte, dieses Familienbezirze zu glauben. Ah ja, apropos:
„Ich dachte, seine Familie greift man nicht an?"
„Oh, das kommt ganz auf die Begebenheiten an. Und normalerweise lassen Freunde sich auch nicht im Stich."
Der hatte gesessen. Ein Faustschlag ins Herz.
Meine Sicht verschwamm, der Boden schwankte und ich bekam keine Luft mehr. Mein Hals kratzte, als würde er jeden Moment zerspringen, aber ich bekam einfach keine Luft. Wie eine Metallkugel, die man mir gewaltsam in den Hals gedrückt hatte. Meine Augen brannten, doch meine Lider weigerten sich zu blinzeln. Ein komisches, grauenvolles Geräusch füllte meine Ohren, wollte mein Trommelfell zerreißen und mich in tausend Teile zerschmettern, gleichzeitig drückte es von innen gegen meinen Kopf.
Verraten. Verraten, verraten, verraten. Schon wieder. Wegen einer verfluchten, gammligen Linse! Aber schön, immerhin. Endlich war das Geheimnis gelüftet. Freunde? Pah, sowas gab es in diesem gottverlassenen Teil der Welt nicht! Alles nur Verräter, Lügner, Gauner und Mörder!
Ich hasste sie, und wie ich sie hasste! Ich hasste sie, hasste, hasste und hasste diese Miststücke, verdammt! Oh, es gab gar keine Worte dafür, wie sehr ich sie verabscheute, allesamt. Und ich würde sie alle finden. Alle. Jeden einzelnen der kleinen, verlogenen Wichtigtuer. Und ich würde sie zahlen lassen. Allen voran Moira, diese Hexe, die uns mit voller Absicht in die Fänge der Gauner gestoßen hatte. Sie würde als erste zahlen. Und zwar den höchsten Preis. Mal sehen, wie gut sie uns ohne Kopf noch auslachen konnte!
Argh, ich werde ihnen allen ihr selbstzufriedenes Lächeln aus den Gesichtern prügeln! Mit bloßen Händen! Oh, und dann werde ich jedes der leichenbesudelten Mörderschiffen in Sägespäne verwandeln, sie anzünden und um das Feuer tanzen! Ich werde sie-
Luft. Luft! Yakdung, wo blieb die Luft?!
Panisch riss ich die Augenlider wieder auseinander, es brannte, aber ich sah nichts. Alles verschwommen, schwarze Punkte tanzten über hellen Grund. Dann verschwand urplötzlich das beißende Geräusch, der Schmerz in meinem Hals ließ nach, ich konnte atmen! Tief saugte ich die Luft ein, diese kühle, beruhigende Luft. Dann konnte ich wieder sehen. Halbwegs. Die schwarzen Punkte tanzten jetzt vor einem scharfen Hintergrund, der mir zeigte, dass zwei Meter um mich herum kein einziger Mensch mehr stand. Sogar Hicks und Heidrun waren zurückgewichen.
Moment, sie waren zurückgewichen? Vor... vor mir? Was hatte ich- Odin, wie hatte ich geschrien, dass selbst meine Freunde in Deckung gingen?
Andererseits konnte mir das gerade egal sein. Vielleicht hätte ich Angst vor mir haben sollen, aber Angst war gerade ausverkauft. Heute gab es nur Wut im Doppelpack und mit einer Prise:
„Erwähne das noch ein einziges Mal, und ich stopfe deinen Mund mit meiner Axt!"
„Das klang nicht so, als würdet ihr das Angebot annehmen. Zu schade. Wirklich bedauerlich."
Scheppernd fiel das Arenator in die Angeln.
Ich fuhr herum. Verflucht, was hatte ich mir nur dabei gedacht?! Jetzt saßen wir hier fest, die Drachen konnten von draußen kaum etwas ausrichten. Argh!
Überall um uns herum wurden Waffen gezogen. Dolche, Schwerter, Äxte, Keulen und Morgensterne glänzten auf und blockierten unseren Weg hier raus. Ich hörte Ohnezahn brüllen, Windfangs Stacheln klappten mit einem schleifenden Geräusch auseinander. Das war schlecht, sehr schlecht. Und es war der eindeutige Beweis, dass wir schon wieder verraten worden waren. Jetzt konnte es niemand mehr leugnen. Tja, wie gut, dass der Verantwortliche in meiner Reichweite war! Moira wäre mir lieber gewesen, aber man nahm ja, was man kriegen konnte. Und Toven konnte ich kriegen.
„ARRGHH!"
Doch anstatt auf ihn zuzustürmen, duckte ich mich unvermittelt. Häh, was war denn jetzt in mich- WHOOOAA, das war knapp!
Tovens Axtblatt fuhr wenige Millimeter über mir durch die Luft. Ich konnte den Luftzug deutlich durch mein Oberteil spüren, zumindest bildete ich mir das ein.
Thor sei Dank, wenigstens jetzt funktionierten meine Reflexe wieder. Und während er den Schwung abfing, holten Heidrun und ich gleichzeitig zum Gegenschlag aus.
Wir hatten den Kampf bereits verloren, bevor er angefangen hatte. Da konnte ich noch so sehr um mich schlagen, treten, schreien und so wüst fluchen, dass einige Drachenjäger pikiert wegsahen, gegen hundert bewaffnete und bei weitem nicht so unbegabte Kämpfer, wie Toven behauptet hatte, hatten wir zu siebt, verletzt, eingekesselt und ohne unsere Drachen keine wirkliche Chance. Zumal Vermundr verboten gut mit diesen dämlichen Säbeln umgehen konnte! Odin, diese Teile waren noch abartiger als Krogans geliebte Metallkette.
Bei den Drachen schien es nicht besser zu laufen. Seit dem letzten Geräusch eines explodierenden Feuerballs war eine beunruhigend lange Zeit vergangen. AAAARRGH! Verdammt, verflucht, Yakdung, Yakdung, Yakdung! Das konnte jawohl nicht wahr sein! Diese rückgratlosen, stinkenden Personen hatten nicht das Recht, uns so fertig zu machen, bei Mehltaus stoppeligen Kinn! Das. War. Nicht. Fair! Gar nichts von alledem war fair! Was hatten wir getan, dass uns dieses grässliche Schicksal zuteil wurde? WAS?! Das war ungerecht, so ungerecht! Yakdung nochmal, was hatte ich falsch gemacht?! Wieso musste ich Sturmpfeil verlieren und dann zweimal hintereinander nur benutzt werden? WIESO, IHR GEISTIG ZURÜCKGEBLIEBENEN SCHICKSALSMACHER?! Und warum, WARUM, mussten immer die Lügner gewinnen? Womit hatten die das verdient? Jede Qualle besaß ein stärkeres Rückgrat, und diese Viecher waren dumm, glitschig und knochenlos!
Argh, ich werde sie alle töten, sie alle leiden lassen, sie alle, alle, jeden wertlosen Einzelnen von ihnen die schlimmsten erdenklichen Qualen durchleben lassen!
Und danach werde ich mir Sturmpfeil zurückholen, und wenn ich dafür höchstpersönlich nach Valhalla laufen muss, ich werde sie zurückholen! Hört ihr das, ihr, die ihr selbstgerecht entschieden habt, sie mir wegzunehmen? ICH HOLE SIE MIR ZURÜCK!
„Nana, wer explodiert hier denn gleich? Nicht, dass noch jemand verletzt wird."
Oh, keine Sorge, ich bringe dich erst um und verletze dich dann, Toven.
HALT! Wage dich bloß nicht, auch nur daran zu denken, das jetzt laut zu sagen, Astrid! Du hast heute schon für genug Schwierigkeiten gesorgt!
Zitternd vor Wut biss ich mir auf die Innenseite meiner Wangen. Fast Augenblicklich schmeckte ich Blut. Eines Tages werde ich ihm das heimzahlen. Eines Tages...
„Ich will ein letztes Mal Gnade vor Recht wallten lassen. Ihr habt die Wahl, Drachenreiter; Gebt ihr eure Waffen freiwillig ab oder müssen wir erst eines eurer geliebten Reptilien bedrohen?" Er lachte hämisch, Vermundr und die Drachenjäger stimmten ein.
Eines Tages, Toven. Eines Tages, der schneller kommen wird, als du dir denken kannst. Merk dir diesen Blick, du wirst ihn nochmal sehen.
„Ach, das funktioniert wunderbar! Herrlich, absolut entzückend. Wenn ihr uns jetzt die Ehre erweisen würdet, genauso selbstständig und widerstandslos in die Zellen zu gehen?"
Als er sich gekünstelt höflich verbeugte, hätte ich ihm so unglaublich gern mein Knie in den Bauch gerammt. So unglaublich gern. So, so, SO gern. Dann würde ich mit Genugtuung sehen, wie er japsend zu Boden ging. Allein die Vorstellung daran ließ mich meine Mundwinkel zu einer sicher unnormalen Figur verziehen. Ich war mir selbst nicht sicher, ob ich lächelte oder oder mit geschlossenen Lippen die Zähne fletschte.
Aber ich konnte nichts machen. Ich durfte nichts machen. Für meine Freunde.
Toven erhob sich aus der Verbeugung, noch verächtlicher grinsend.
„Wollen die Ehrengäste uns diesen kleinen Wunsch erfüllen?"
Irgendein Drachenjäger zog mir seine Keule über den Kopf, ohne dass ich den Schlag spürte, oder er verabreichte mir eine der Tinkturen, mit denen man wohl Kontakt zu Geistern und Göttern aufnehmen konnte. Denn Tovens Grinsen versteinerte, seine Augen wurden groß und glasig und er fiel wie eine nasse Strohpuppe der Länge nach auf den Boden. Einfach so. Das konnte gar nicht der Realität entsprechen, so schön es auch wär-
Unmöglich. Das war nie und nimmer wahr. Oder doch, das wäre noch besser. Glaube ich. Vielleicht auch nicht. AAAH, konnte mir bitte einer erklären, was hier gerade für ein Spiel gespielt wurde? Was sollte das? Wie hing das zusammen? Das passte einfach nicht! Ganz und gar nicht! Das. War. Schlichtweg. Unmöglich! Nicht real! Ausgedacht, unwahr, gelogen, fantasiert!
Wieso um alles in der Welt ragte da seelenruhig ein winziges Pfeilende aus Tovens Hals? Wo kam das her?
Ach was, ich kannte nur eine Person, von der das kommen konnte, aber die war ganz sicher nicht hier. Einbildung, ganz klar. Alles nur Einbildung.
Dann fiel mir der Schatten über dem betäubten Körper des Drachenjägers auf und mir wurde siedend heiß bewusst, dass das keine Einbildung war.
Alle Blicke flogen nach oben, zum von Metallstreben zerschnittenen Himmel. Gerade schnell genug, um die drei unmittelbar nacheinander abgeschossenen schwarzen Feuerbälle zu sehen, die dreifache Explosion, als sie auf die Kuppel trafen, zu beobachten und mit verschiedensten Emotionen in die tiefdunkle Qualmwolke zu starren.
Erst, als bei einem der abgehenden Tunnel in mehreren Metern Entfernung die Bewegungslosigkeit urplötzlich durch bewusstlos zu Boden fallende Körper ersetzt wurde, registrierte ich endlich, dass gar nichts mehr einen Sinn ergab.
Aber auch, dass Moira nie so weit weg gewesen war, wie ich angenommen hatte. Ganz im Gegenteil.
Und genau dieses Detail zerschlug alles, was ich bisher für real gehalten hatte.
———————————————————————-
7428 Wörter
Juchu! Fertig! Halleluja! Ehrlich, dieses Kapitel hat mich sämtliche Nerven gekostet. Nicht zuletzt, weil es irgendwie explodiert ist- ich hatte es fertig, sehe nach unten in die Ecke und falle rückwärts vom Stuhl, weil es fast 11.000 Wörter waren. Dann habe ich stundenlang gegrübelt, ob ich es einfach so lassen, aufteilen oder rabiat kürzen sollte. Da ich euch weder ein Monsterkapitel antun noch die Handlung noch weiter hinauszögern wollte, habe ich mich für letzteres entschieden. Meine Güte, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie unglaublich anstrengend Kürzen ist! Besonders, da mir zwei der rausgenommenen Stellen sehr gefallen haben. Naja, hoffentlich gefällt es euch trotzdem.
LG, Hektorianja
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro