Stellas Outfits-Nr. 3
Am nächsten Morgen wachte Stella schon früh auf. Sie war tierisch nervös wegen ihrem Treffen mit Fabio. Noch vor wenigen Tagen hätte sie nicht im Traum daran gedacht, dass sowas wirklich wahr werden könnte und nun hatte sie tatsächlich ein Date mit ihm. Naja, ob sie es wirklich als solches bezeichnen sollte, wusste sie nicht so genau, aber auf jeden Fall fühlte es sich so an. Obwohl sie noch ziemlich müde war, war sie ganz dankbar, dass sie so früh wach war. Dann hätte sie genug Zeit sich hübsch zu machen. Ein Gefühl, dass ihr eigentlich fremd war, aber heute wollte sie wirklich perfekt aussehen und sich dafür auch ausführlich Zeit nehmen. Nachdem sie geduscht hatte öffnete sie ihren Kleiderschrank und probierte verschiedene Sachen an. So wirklich ergiebig war die Auswahl nicht. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich einen volleren Kleiderschrank. Sie überlegte was Fabio wohl gefallen würde und entschied sich schließlich für das zweite Outfit, das sie mit Lisa und Lena zusammen gekauft hatte. Zuerst schlüpfte sie in die schwarze Nylonstrumpfhose und zog dann das weisse Top mit der Schnürung am Rücken an. Danach folgte der Jeansrock, zu dem sie noch einen schwarzen Ledergürtel mit großer Schnalle anzog. Schließlich schlüpfte sie noch in die schwarzen Stiefeletten und ging dann ins Bad um sich zu schminken. Als sie sich, wieder zurück in ihrem Zimmer, im Spiegel betrachtete, war sie mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Und natürlich hoffte sie, Fabio würde es auch sein.
Glücklicherweise waren die Sportstunden heute ausgefallen, sodass Stella direkt in die Cafeteria gehen konnte, wo Fabio auch schon auf sie wartete.Wie zu erwarten war, wurden sie von den anderen Schülern interessiert beäugt. Lena,Nico und Lisa saßen am Tisch nebenan und schauten immer wieder kichernd und grinsend zu ihnen herüber. Fabio sprach nicht wirklich viel, aber der Kaffee, den er ihr spendierte und sein Lächeln entschädigte für vieles. Stella überlegte immer wieder, ob Fabio ihr Outfit wohl gefiel, aber er äußerte sich nicht dazu. Plötzlich kam auch Christina in die Cafeteria. Sie ging dicht an Stella vorbei in Richtung Theke und schaute sie bitterböse an, sagte aber nichts. Wenn Blicke töten könnten, wäre Stella vermutlich auf der Stelle tot gewesen. Ein komisches Gefühl. Eine Mischung aus Stolz und Angst erfüllte Stella. Nie hätte sie gedacht, einmal in so eine Situation zu kommen, in der sie Christinas Eifersucht auf sich ziehen würde. Als die Klingel zur nächsten Stunde läutete, verabschiedeten sich Stella und Fabio kurz. Gerne hätte sie gewusst, wie es nun weitergeht, aber Ort und Situation ließen nicht mehr zu.
Chemie verbrachte Stella wie in Trance. Ständig sprangen ihre Gedanken zwischen Fabio und Christina hin und her. Was hielt Fabio jetzt eigentlich von ihr? Hätte sie mehr reden sollen? Waren die Pakete von ihm, oder doch von jemand anderem? Und Christina? Würde sie irgendetwas unternehmen um sich an ihr zu rächen? War sie eifersüchtig oder hatte sie Fabio verlassen und schon ihr nächstes Opfer an der Angel? So genau wollte sie darüber gar nicht nachdenken. Stella war so in Gedanken vertieft, dass sie gar nicht mitbekam, wie Lena ihr leise zuflüsterte: "Und, hat Fabio dein Outfit gefallen, dass wir mit dir zusammen ausgesucht haben?" Sie brauchte einen Moment, bis sie wieder klar denken konnte und antwortete dann: *Ja, ich glaube schon." Am liebsten hätte sie hinzugefügt: "Aber Schuluniformen und Anime-Kostüme scheinen ihm noch mehr zu gefallen. ". Aber sie verkniff sich den Kommentar.
Nach Chemie stand wieder Deutsch auf dem Stundenplan. Als Stella das Klassenzimmer betrat stand Sarah schon vorne an der Tafel. Sie war heute mit ihrem Referat dran. Erst jetzt fiel Stella mit einem Schrecken wieder ein, dass es heute die letzte Stunde vor ihrem eigenen Referat war. Frau Kraft hatte sich an die Seite des Klassenzimmers gestellt und blickte Sarah während des ganzen Vortrags finster an. Die war dadurch so eingeschüchtert, dass sie kaum ein sinnvolles Wort heraus brachte und sich schließlich nach einer Viertelstunde, den Tränen nahe, zurück an ihren Platz setzte. Frau Kraft schritt zurück nach vorne, klopfte in bekannter Manier mit ihrem Zeigestock in ihre Handfläche und sagte: " Nun, Sarah, das war wohl nichts. Hoffen wir Mal das Stella das am Freitag besser hinbekommt." Stella wurde es heiss und kalt. Sie würde sich heute Mittag wirklich direkt an die Vorbereitung setzen, denn auf Ärger mit Frau Kraft konnte sie gut verzichten.
Als Stella zu Hause angekommen war, traute sie ihren Augen nicht. Vor der Tür, auf der Treppenstufe lag wieder ein Paket. Diesmal ohne Anschrift und selbstverständlich auch ohne Absender. Das einzige was darauf groß und mit Filzstift geschrieben war, war " Nr. 3". Stella musste das Paket gar nicht erst öffnen. Sie wusste, was darin war. Natürlich nicht was für ein Outfit, aber dass es eines sein müsste, war ihr klar. Was sollte das nur? Hatte Fabio noch immer nicht erreicht, was er wollte? Oder war er am Ende doch nicht der Absender? Aber wer dann? Stella entschloss sich, das Paket erstmal nicht zu öffnen, obwohl sie natürlich schon neugierig war. Erstmal musste das Referat erledigt werden. Zuerst fiel ihr sichtlich schwer, klare Gedanken zu fassen. Immer wieder war sie mit ihrem Kopf bei dem Karton, der inzwischen unter ihrem Bett stand. Irgendwann konnte sie sich aber dann doch besser konzentrieren und nach drei Stunden war sie halbwegs zufrieden mit ihren Ausarbeitungen. Stellas Eltern waren inzwischen auch heimgekommen und hatten es sich im Wohnzimmer bequem gemacht. Stella zeigte ihnen ihre Ergebnisse und gemeinsam beschlossen sie, dass sie es gut so lassen konnte. Wenn nur nicht die Aufregung und Frau Krafts herrische Art wären, hätte sie sich keine Sorgen machen müssen.
Als das Abendessen vorbei war, ging Stella zurück in ihr Zimmer. Langsam zog sie den Karton unter dem Bett hervor und öffnete ihn. Als sie den Inhalt erblickte, blieben ihr Augen und Mund offen stehen. Sie hatte mit vielem gerechnet, damit aber nun wirklich nicht. In dem Paket lag exakt das gleiche Outfit, das Frau Kraft immer trug: Die Lederhose, die Stiefel, die Bluse das Jacket. Das konnte kein Zufall sein. Schließlich fand Stella auch noch, diesmal ganz unten in der Schachtel, einen Zettel: "Zieh das am Freitag zu deinem Referat an." Daneben erneut der Grinsesmilie. Stella fühlte ein ein Gefühl zwischen Wut und Verzweiflung in sich aufsteigen. Warum wollte er das von ihr? Und woher wusste er überhaupt von ihrem Referat? Von Nico, von Christina, etwa von Frau Kraft selbst? Steckten jetzt etwa alle unter einer Decke? Wütend schob Stella den Karton unters Bett. Sie würde das nicht anziehen, und wenn sie Fabio dadurch verlieren würde. Aufgewühlt schlief Stella schließlich erst spät am Abend ein. Sie träumte von Fabio, Christina, Herr Hauger und Frau Kraft, die ihr alle Pakete vorbeibrachten. Aus jedem Paket flogen Zettel mit grinsenden Smilies hervor.
Die nächsten beiden Tage versuchte Stella möglichst vielen Leuten aus dem Weg zu gehen. Sie war nervös wegen dem Referat, unsicher wegen des Pakets und hatte keine Lust mit irgendjemand darüber zu reden. Lediglich den Vorschlag mit Lisa und Lena shoppen zu gehen, nahm sie an. Etwas mehr Auswahl im Kleiderschrank konnte, wie sie die letzten Tage festgestellt hatte, nicht schaden...
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