F I F T E E N
Patricks Sicht
Endlich läutete es zur Mittagspause. Schnell huschte ich aus dem Klassenzimmer und lief nach draußen in den Pausenhof, hinter mir hörte ich schwere Schritte. Dies spornte mich an, noch schneller zu laufen. Kaum hatte ich die große Tür beiseite gestoßen, sah ich meinen besten und auch einzigen Freund, der geduldig unter unserem Baum wartete. Freddie winkte mich freudig zu sich. Bevor ich mich aber zu ihm begeben konnte, wurde ich an meinem Ranzen zurück ins Schulgebäude gezogen.
Die schwere Tür fiel laut ins Schloss und Freddie verschwand aus meinem Sichtfeld, zuvor sah ich nur noch seinen erschrockenen Blick. Mit ruckartigen Bewegungen wurde ich immer tiefer in das große Gebäude gezogen. Obwohl ich die Person, die mich mit sich zog, nicht sehen konnte, wusste ich ganz genau wer es war. Und zwar niemand geringeres als Tim, der Anführer der Clique, die mir täglich das Leben zur Hölle machte.
,,Na du kleiner Streber, hast du mich vermisst?", hörte ich seine selbstgefällige Stimme. Tim war letzte Woche nicht in der Schule und somit hatte ich einigermaßen Ruhe. Doch mir war klar, nun würde er all das, was er in dieser einen Woche versäumt hatte, nachholen. Und damit war nicht der Schulstoff gemeint.
Schon spürte ich die kalte Steinwand an meinem Rücken, mein Ranzen wurde mir unsanft entrissen und dessen gesamter Inhalt auf den Boden geleert. Auf meinen Aufgaben wurde herumgetrampelt, meine eigentlich neue Schultasche in den Müll gesteckt. Sie zerbrachen meine Stifte, beschmissen mich mit meinem Pausenbrot und zerrissen meine Hefte.
Und als wäre all das nicht genug, begannen sie auf mich einzuschlagen, bis mir schwarz vor Augen wurde. Alle Mitglieder der Clique machten mit, außer einer, der lachend in der Ecke stand und das alles filmte.
Zu dieser Zeit war Freddie der einzige, der noch zu mir hielt. Warum mich alle hassten, wusste ich nicht. War es etwa, weil meine Eltern nicht reich waren und mir nicht die neuesten Sachen kaufen konnten? Oder weil ich so gute Noten hatte? ich konnte es mir einfach nicht erklären.
Nach einem anstrengenden Schultag kam ich mit dreckiger Schultasche, kaputten Schulmaterial und blauen Flecken, die sich über meinen gesamten Körper verteilten, nach Hause. Meine Eltern waren natürlich geschockt, obwohl ich jede Woche mindestens einmal so zurück kam. Sie wollten bereits schon einmal die Schule anzeigen, doch ich konnte sie gerade noch so davon abhalten.
Mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen verließ ich wenig später das Haus meiner Eltern. Obwohl es draußen stürmte, bestand ich darauf, zu meinem besten Freund zu gehen. Mein Vater meinte noch zu mir, er könnte mich doch einfach fahren, doch da ich wusste, wie sehr er es hasste bei Regen mit dem Auto zu fahren, hatte ich dankend abgelehnt. Wenn ich gewusst hätte, was passiert, wäre ich auf sein Angebot eingegangen.
Bei jedem Schritt schmerzte meine Hüfte und von dort zog sich der Schmerz bis zu meinen Schultern. So kam es, dass ich bei nahezu jeder Bewegung schmerzerfüllt aufstöhnte.
Doch nachdem ich mich quälend langsam Freddies Haus näherte, wurde mir wieder einmal schwarz vor Augen. Zitternd hielt ich mich an einer Straßenlaterne fest. Ein kalter Windzug ließ mich frösteln, meine gesamte Kleidung war komplett durchnässt.
Einige Male blinzelte ich, bis nur noch vereinzelt weiße Punkte vor meinen Augen umhertänzelten. Da ich so schnell wie möglich diesem Sturm entkommen wollte, raffte ich mich auf und stolperte den Wegrand entlang. Es begann langsam zu donnern und etwas weiter entfernt erhellte ein Blitz die dunkle Umgebung.
Schließlich musste ich nur noch eine Straße überqueren, dann stand nichts mehr einer heißen Schokolade im Weg.
Von der Gier getrieben setzte ich einen Fuß auf die Fahrbahn, vergaß völlig zu schauen. Und genau das wurde mir zum Verhängnis.
In der Mitte der Straße angekommen, hörte ich lautes Quietschen. Panisch schoss mein Blick in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Wenige Meter von mir entfernt raste ein LKW im gefährlichem Tempo auf mich zu. Vor Schreck war ich wie gelähmt, unfähig dem Gefährt auszuweichen. Und so kam es wie es kommen musste.
Mit einem lauten Knall traf das harte Metall meine Seite und schleuderte mich mehrere Meter weit. Knackend kam mein Körper auf dem harten Asphalt auf, wobei mein Kopf gegen den Bordstein knallte.
Ich sah alles genau vor mir. Die Rettungskräfte, die vergeblich versuchten meinen zerstörten Körper wiederzubeleben. Den traumatisierten LKW-Fahrer, der neben meinem toten Körper zusammensackte. Meine Eltern, die bei der Nachricht in Tränen ausbrachen. Freddie, der sich aufgrund meiner Unachtsamkeit das Leben nahm. (Für alle die sich fragen: Waaaas? Wieso?.. Wird in den nächsten Kapiteln noch aufgeklärt)
So starb ich am 9. Februar aufgrund schwerem Schädel-Hirn-Traumas, mehreren Knochenbrüchen und zahlreichen inneren Blutungen.
Schweißgebadet schreckte ich aus meinem Traum hoch. Schwer atmend fasste ich mir ans Herz.
Ich bin tot und das nur wegen Tim. Wegen meinen Mobbern. Sie hatten mich an den Rand der Verzweiflung getrieben. Wegen ihnen ging es mir an diesem Tag so schlecht, dass ich einfach zu Freddie musste.
Mir wurde soviel Schaden zugefügt. Nur wegen diesen scheiß Mobbern. Ich hatte Angst, dass sich das alles wiederholt. Bei Manu.
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