Kapitel 13
„Ich komme jetzt höchstpersönlich mit nach Hause", informierte sie mich. „Ich nehme an, du bist mit Liam hier? Gut, dann werde ich auch mitfahren. Kannst du gehen?"
Was für eine Frage, ich erhob mich ein wenig zu schnell, sodass sich wieder alles leicht zu drehen begann, worauf Mum mich am Ellbogen fasste und nach draußen führte. Die ganzen anderen Leute waren schon wieder im Inneren der Disco verschwunden, während Liam zusammen mit meinen Bandkollegen von einem Fuß auf den anderen tretend vor dem Krankenwagen stand und uns erwartungsvoll entgegenblickte.
„Von euch hat also wirklich niemand was gesehen?", fragte Mum in die Runde, bevor irgendjemand anderes den Mund aufmachen konnte. „Mit wem war er denn zusammen?"
Liam runzelte die Stirn. „Mit Josh, glaube ich. Dann ..."
„Wer ist Josh?", fiel sie ihm ins Wort.
„Josh Devine, Mum. Der Anführer unserer Band", antwortete ich mit matter Stimme und unterdrückte den Drang, mich auf dem kalten Boden niederzulassen. Es war erst Ende Oktober, aber der Wetterbericht hatte schon Schnee vorhergesagt.
„Aha. Und wo ist dieser Josh?"
Als hätte er auf dieses Signal gewartet, kam nun jemand aus dem Gebäude heraus und blieb wie angewurzelt stehen, als er uns sah, bevor er in Höchstgeschwindigkeit auf uns zuraste – besser gesagt, auf mich. „Niall!" Er griff nach meinem Arm und ich zuckte automatisch zurück, worauf er mich verwundert anschaute. „Was ist passiert?"
„Du bist also Josh?", mischte sich meine Mutter wieder ein und er nickte. „Hervorragend, dann kannst du mir ja gleich sagen, wann du Niall aus den Augen verloren hast."
Er runzelte die Stirn und schien scharf nachzudenken. „Ihm ging es nicht gut, ich glaube, ihm war schlecht oder so. Jedenfalls sind wir dann zum frische Luft schnappen rausgegangen. Auf einmal war er in dem ganzen Gewusel verschwunden. Ich wollte ihn suchen, aber irgendein betrunkener Arsch hat es für nötig gehalten, mit mir eine Schlägerei anzufangen." Mit einem säuerlichen Ausdruck im Gesicht wies er auf eine blutige Schramme an seinem Kinn. „Er hat mich fast ausgeknockt, da bin ich in die Toiletten getorkelt." Er sah zwischen uns hin und her. „Was ist denn jetzt eigentlich los?".
„Wir haben Niall bewusstlos hinter dem Gebäude gefunden", meldete Harry, dessen Stimme sich allmählich wieder normalisierte.
Es war mir unangenehm, die anderen in der dritten Person über mich zu sprechen hören, wo ich auch noch selbst anwesend war, weshalb ich einwarf: „Was hattet ihr beide da eigentlich zu suchen?"
Louis und Harry sahen sich an. Täuschte ich mich, oder waren Louis' Wangen von einem leichten Rotschimmer überzogen? „Äh ...", stammelte er . „Ist das wichtig?"
Ich zog eine Augenbraue hoch.
Mum lachte ein wenig. „Ich glaube, das klärt ihr mal, wenn ihr unter euch seid. Liam, kann ich bei dir mitfahren?"
Liam brachte nur ein Nicken zustande. Sie bedankte sich bei ihm und lief hinüber zu Chris und Luke, vermutlich um eine Ersatzkraft anzuheuern. Ich fühlte mich mies, dass sie sich wegen mir einen solchen Stress machte, aber verhindern konnte ich es auch nicht. „Weißt du, was passiert ist?", wandte sich Josh wieder an mich; in seinen Augen lag Sorge. Ich schüttelte langsam den Kopf. „Blackout."
„Du erinnerst dich an wirklich gar nichts mehr?".
Wieder nur ratloses Kopfschütteln von meiner Seite. „Nur bis dahin, dass wir nach draußen gegangen sind. Dann ist alles weg."
Bevor Josh etwas erwidern konnte, kehrte Mum zu uns zurück. „Wir fahren jetzt sofort." Liam, der schon seit einigen Minuten den Autoschlüssel in den Händen hatte, war offenbar der gleichen Meinung, sodass mich jetzt gleich zwei Leute ungeduldig mitzogen, weswegen ich den anderen nur noch ein mattes „Bis morgen" zumurmeln konnte – das zu meinem Unglück nur Mum hörte, die daraufhin sofort empört dagegenredete. „Meinst du wirklich, ich lasse dich morgen da mitspielen? Vergiss es. Sieh dich doch mal an!"
Obwohl ich im Moment echt andere Sorgen haben sollte, war ich regelrecht entsetzt über ihre Reaktion. „Was? Aber das ist mein erster Auftritt mit der Band!"
Mit einem knappen, aber bestimmten „Nein" machte sie deutlich, dass sich ihre Meinung nicht mehr ändern würde.
Kaum war die Wohungstür zugefallen, lehnte sie sich mit einem erschöpften Seufzer an die Wand und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. „Niall, versprich mir eines."
Ich wusste nicht, ob es eine so gute Idee, war einfach zuzustimmen, aber sie sah so fragil und fertig aus, dass ich einfach bejahte und angespannt auf ihre Bedingung wartete. „Wenn dir irgendetwas einfällt, und sei es nur ein Gesicht, oder dass du dich an die Schuhe eines anderen erinnerst, bitte sag es mir sofort, okay?" Eindringlich sah sie mich so lange an, bis ich genickt und mich noch immer leicht schwankend auf den Weg in mein Zimmer gemacht hatte. Sie kam mir hinterher und blieb im Türrahmen stehen, während ich mich völlig gerädert aufs Bett fallen ließ. „Wieso hast du mir eigentlich nichts davon erzählt, dass ihr euch heute Abend zum Weggehen trefft?"
Sofort fühlte ich mich schuldig, weil ich gar nicht daran gedacht hatte, sie zumindestens ansatzweise in meine Pläne einzuweihen. „Hatte ich vergessen ... tut mir leid."
„Wie kommt es dazu, dass du freiwillig eine Disco betrittst? Du hasst das doch eigentlich?", hakte sie weiter nach und ich konnte es ihr nicht verübeln; jede Mutter würde vermutlich so reagieren, wenn sie ihren Sohn mitten in der Nacht halb bewusstlos von einer Disco aufsammeln müsste.
„Es war eine Art Bandtreffen. Harry, Louis und der Rothaarige, Ed, waren auch dabei, Josh hast du ja auch schon gesehen. Liam ist mitgekommen, erstens, weil ich nicht alleine hinwollte, und zweitens, weil seine Liebe des Lebens ebenfalls anwesend war." Bei der Erinnerung an einen vor Glück strahlenden Liam wurde es mir ganz warm ums Herz. „Da wollte ich einfach nicht absagen."
„Bereust du es, hingegangen zu sein?"
Ich wunderte mich über diese komische Frage. „Jetzt sowieso. Aber allgemein ... ich werde wohl nie ein Fan vom Weggehen werden. Es war ziemlich langweilig. Alle haben sich nur betrunken, die Musik war viel zu laut und das Gedränge macht einen ja wahnsinnig."
Mit jedem meiner Worte wurde das Lächeln auf ihren Lippen größer. „Dachte ich's mir doch. Wie viel hast du getrunken?"
„Wird das jetzt ein Verhör?", fragte ich belustigt zurück.
„Niall, wenn ich im Dienst bin und dich dabei irgendwo abholen muss, habe ich das volle Recht, dich hinterher ein wenig auszufragen", stellte sie klar und ich hob beschwichtigend die Hände. „War nur ein Witz."
„Ein ziemlich schlechter sogar. Also?"
Ich rief mir die Abläufe im Gebäude vors innere Auge. „Ich hab nicht mal dieses eine Glas ganz ausgetrunken."
„Und dann war dir schon schwindelig?"
„I-ich weiß es nicht mehr genau, ich war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr ganz bei mir." Ich raufte mir die Haare. „Mann, was ist nur mit mir los?"
Langsam trat sie ins Zimmer und setzte sich neben mich aufs Bett. Unter anderen Umständen hätte ich das als peinlich erachtet und hätte mich so schnell wie möglich verkrümelt, aber jetzt konnte ich ein wenig seelischen Beistand gut gebrauchen.
„Gar nichts ist mit dir los", sagte sie mit sanfter Stimme. „Wir klären die Sache."
Ich öffnete meinen Mund zu einer eher weniger optimistischen Antwort, da gab mein Handy seinen Message-Ton von sich. Normalerweise bin ich nicht der Typ, der sich sofort auf sein Smartphone stürzt und ohne das Teil keinen Schritt vor die Türe setzt, aber jetzt kam mir jede Ablenkung recht. Stirnrunzelnd stellte ich fest, dass die Nachricht von Josh stamme, der sich nach meinem Wohlbefinden erkundigte. Der musste sich ja echt Sorgen um mich machen ... sollte ich ihm vielleicht doch eine Chance geben? Immerhin schien er doch ganz freundlich und fürsorglich zu sein ... ich verwarf den Gedanken. Ich hatte jetzt ganz andere Probleme.
„Wer ist das?" Lächelnd nickte Mum auf das Handy in meinen Händen.
„Äh, Josh", gab ich zögernd Auskunft, da ich nicht vorhatte, ihr alle Einzelheiten über mein momentanes Chaosleben aufzuzählen. „Er fragt nur, wie es mir geht."
„Dieser Josh scheint ein ganz netter Kerl zu sein", stellte sie fest, worauf ich nur nachdenklich nickte und leise „Anscheinend" murmelte.
„So." Nachdem sie ein letztes Mal meine Schulter gedrückt hatte, erhob sie sich ächzend vom Bett und steuerte auf die Tür zu. „Gute Nacht. Und schrei einfach, wenn was ist."
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Tja, alle denken, Josh ist voll der nette Mensch, und Nialler kann sich an nichts mehr erinnern ... praktisch :o
Wie auch immer, ich freu mich über Vötchens und Kommiiis! <3
Und (die meisten werden es eh schon kennen): Wer Bock auf eine Vampir-Ziall-Story hat, kann ja mal in meine neue "Vampire" reingucken xD *Eigenwerbung ahoi*
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