5. Kapitel
Nach einer Weile wachte Stella wieder auf, immer noch auf dem Boden liegend und in die Decke gewickelt. Es war ganz ruhig, doch sie fühlte sofort, dass Luca und Leo weg waren. Als sie sich hastig aufsetzte und Stella sich umsah, bestätigte sich ihre Vermutung.
Leos Decke lag noch auf dem Sofa und auch Lucas Schlafsachen lagen noch dort auf dem Boden wo er sie liegen gelassen hatte. Fluchend richtete sich Stella auf und sah kurz aus dem Fenster nach draußen. Sofort entspannte sie sich wieder, weil die beiden Jungs neben dem Auto standen.
Etwas verwirrt sah sie dann zu einem etwas älteren Mann, der ihnen half irgendwas aus der Hintertür des Autos zu heben, damit sie es dann in ein anderes Auto stellen konnten, das anscheinend diesem fremden Mann gehörte. Stella wusste nicht wie lange sie geschlafen hatte, aber es sah so aus, als ob es bald wieder Abend werden würde. Sie war also bis etwa am Mittag bewusstlos gewesen, bevor sie dann wieder bis am Abend geschlafen hatte, jedenfalls hoffte sie das. Sie wusste nicht wie lange sie wirklich bewusstlos gewesen war und was währenddessen alles passiert war.
Stella zuckte zusammen, als Leo sich schließlich zu ihr drehte und sie durchs Fenster anlächelte. Sofort drehten sich auch Luca und dieser Mann um, wobei sogar der fremde Mann ein freundlicheres Lächeln aufsetzen konnte als Luca.
Matt lächelte Stella zurück, bevor sie aus der Haustür ging und zu den drei Männern schlenderte. Vielleicht brauchten sie ja Hilfe und dieser Mann gehörte wahrscheinlich auch der Organisation an, dann konnte sie auch mit ihm reden. Wenn sie wirklich der Polizei alles erzählen musste, dann würde sie schon drei Verbrecher kennen.
„Da kommt ja unsere Schlafmütze.", sagte Luca, als sie neben den drei Männern stehen blieb und sich auf die Lippe biss. Sie fühlte die neugierigen Blicke des fremden Mannes auf sich, als Leo ihr auf die Schulter klopfte und sie kurz schwach lächelnd ansah.
„Ich denke, ihr solltet euch mal kennenlernen.", meinte Leo und deutete danach zu dem Mann. „Das ist Roberto. Er ist unser Onkel und unser Auftraggeber.", meinte er lächelnd. Der Mann nickte Stella freundlich zu, doch sie konnte wieder seinen brennenden Blick auf sich bemerken.
Sie drehte sich schließlich um und half Leo eine Kiste aus dem Auto zu heben. „Wieso schaut der mich so an?", fragte sie den Schwarzhaarigen leise nach und drückte ihm die Kiste in die Hand, damit er sie seinem Bruder geben konnte, der sie dann Roberto gab, damit er sie in seinen eigenen Wagen stellen konnte.
Leo unterdrückte ein Lachen und sah sie kurz belustigt an. „Er will doch wissen, wer den nächsten Auftrag für ihn ausführt.", raunte er zurück, damit ihn die anderen beiden nicht hören konnten.
Stella nickte danach nur und half ihnen weiter die Kisten ins Auto zu räumen. Sie hatte auf ein Gespräch gehofft, damit sie vielleicht wirklich diesen Roberto kennenlernen konnte oder vielleicht sogar besser mit Luca auskam. Doch es war anstrengend die schweren Kisten ins andere Auto zu befördern und Leo, der einzige mit dem man wirklich gut ein Gespräch führen konnte, schien gerade auch nicht in der Stimmung zu sein überhaupt irgendwas zu sagen.
Irgendwann fragte sich Stella, was in diesen schweren Kisten war, die sie da mühselig rumtrugen. Als sie sich wieder ins Auto beugte, um eine von diesen vielen Kisten von der Rückbank zu nehmen, hob sie den Deckel etwas an und biss sich auf die Lippe, als sie die silbern glänzenden Waffen darin erkannte. Diese Verbrecher handelten jetzt auch noch mit Waffen. Gut, dann konnte sie mehr der Polizei erzählen.
Seufzend machte sie einfach weiter und musste wirklich zugeben, dass es sich gut anfühlte, wenn man etwas Verbotenes tat. Vielleicht würde das alles gar nicht mehr so schlimm sein wie sie erwartet hatte. Und falls es doch schlimmer werden sollte, wäre die Behörde sicher stolz auf sie.
-
Nach etwa einer halben Stunde waren die Kisten mit den Waffen alle im anderen Auto und sie hatte auch noch mitgeholfen die ganzen Rückbänke zu putzen, damit man wirklich nirgends noch Spuren von den Waffen finden konnte. Seufzend stand sie jetzt ans Auto gelehnt da mit einer eiskalten Cola in der Hand und redete mit Leo, der jetzt auch wieder gesprächiger war.
Luca und Roberto standen auf der anderen Seite des Autos und besprachen auch irgendwas, wobei sie dabei ziemlich ernst wirkten, während Leo Stella gerade erklärte, dass er ziemlich gut schießen konnte und einmal Luca auch einen Hut vom Kopf geschossen hatte.
Sie hörte ihm nur halb zu, ihre ganze Aufmerksamkeit lag auf den beiden anderen Männern, die gerade wirklich seriös schienen. Konzentriert versuchte sie vielleicht mitzuhören was die beiden besprachen, doch sie konnte nichts verstehen, dafür redeten die beiden zu leise.
Irgendwann zückte Leo sein Handy und sah sie danach kurz an. „Es ist Zeit fürs Abendessen. Du hast wahrscheinlich Hunger und ich glaube, es wäre keine schlechte Idee, wenn wir uns jetzt eine Pizza liefern lassen. Die Pizzalieferanten wissen doch sicher nicht, dass dieses Haus eigentlich unbewohnt ist.", meinte er grinsend und bestellte kurz darauf. Er fragte seinen Bruder und Roberto gar nicht was sie für eine Pizza wollten, wahrscheinlich war dies nicht das erste Mal, dass sie Pizza bestellten und er wusste sowieso welche Pizza sie nahmen.
Nach ein paar Minuten setzte sich Stella mit den anderen in eine ebenso spärlich eingerichtete Küche in der es nur einen ziemlich alten Tisch gab und ein paar Barhocker. Sie öffneten ihre Pizzaschachteln und fingen schließlich an hungrig zu essen. Der Pizzalieferant hatte ihnen kurz zuvor ihr Abendessen vorbeigebracht und schien sich wirklich nicht daran zu stören, dass dies eigentlich ein unbewohntes Gebäude war.
Stella musste zugeben, dass sie wirklich Hunger hatte, sie hatte heute Morgen nur ihr Müsli gegessen, aber es konnte auch sein, dass dieser Morgen schon mehrere Tage zurücklag, weil sie immer noch nicht wusste, wie lange sie bewusstlos gewesen war.
Ruhig sah sie deswegen zu Leo, als sie das zweite Pizzastück hochhob. Luca und Roberto sprachen immer noch miteinander und es schien nicht so, als ob sie ihr zuhören würden, wenn sie jetzt auch noch was fragte. Leo hörte ihnen aber gar nicht zu, er aß weiter seine eigene Pizza und lächelte Stella dabei immer wieder aufmunternd an.
„Wie lange war ich eigentlich bewusstlos?", fragte sie nach, als auch Leo ein neues Pizzastück hochheben musste und gerade in dieses beißen wollte.
Leo legte das Stück seufzend wieder hin und sah sie kurz nachdenklich an.,, Nicht lange, nur ein paar Stunden. Du warst jedenfalls die ganze Autofahrt ruhig und danach wurdest du schon unruhig.", meinte er lächelnd und biss danach wieder in sein Pizzastück.
„Wie geht es dir eigentlich? Wahrscheinlich ist Chloroform nicht gerade gesund und ich war ja auch nicht ganz sanft mit dir...", murmelte er verlegen und klang kurz etwas schuldbewusst, was ihn wieder unglaublich süß machte.
Stella lachte danach und trank einen weiteren Schluck ihrer Cola. Endlich waren die Kopfschmerzen weg, wahrscheinlich weil sie jetzt auch wieder was aß und auch was trank. Sie konnte sonst aber nichts fühlen, keine anderen Schmerzen oder sonstige Beschwerden. Naja, bis auf ihre schmerzenden Arme, aber wahrscheinlich hätte sie diese einfach besser trainieren sollen, bevor sie schwere Kisten mit Waffen in ein anderes Auto transportierte.
Sanft legte sie eine Hand auf seine Schulter und sah ihn beruhigend an. „Hey, es ist alles gut, mir geht es eigentlich ganz gut. Lass mich jetzt aber einfach die Pizza aufessen.", meinte sie lächelnd und grinste danach schief, als Leo sofort nickte und sich hastig wieder seinem eigenen Essen zuwandte.
Zufrieden lehnte sich Stella wieder zurück und aß schließlich auch wieder weiter ihre Pizza. Sie war wirklich froh, dass sie nicht lange bewusstlos gewesen war, auch wenn sie sich dann wahrscheinlich deutlich schlechter fühlen würde. Sie konnte sich jetzt aber ein Bild davon machen, wer jetzt schon erfahren hatte, dass sie weg war. Ganz sicher würde es ihre Arbeitsstelle wissen, weil sie heute nicht zur Arbeit erschienen war, aber die würden sich sicher keine großen Sorgen machen. Sie war sowieso immer das komische Mädchen gewesen, das ihren Freund verloren hatte.
Ihre Eltern hatten es wahrscheinlich auch noch nicht mitbekommen, sie wussten ja, dass sie ziemlich alleine lebte und sie würden es wahrscheinlich erst sonntags erfahren, wenn sie nicht an ihrem wöchentlichen Gespräch teilnehmen würde.
Ihre Nachbarn würden es wahrscheinlich auch nicht wissen, sie verzog sich meistens einfach in ihre Wohnung und darüber hinaus hatte sie sowieso keine Ahnung, wer ihre Nachbarn waren. Würden ihre Nachbarn auch verschwinden, würde sie selber das vielleicht wirklich auch gar nicht bemerken.
Leo hatte ihr schon was erzählt, dass sie dann später bei ihrer Familie anrufen sollte, damit sie ihnen mitteilen konnte, dass sie gerade auf einem Urlaub war, damit sie sich keine Sorgen machten. Ihre Eltern würden ihr das auch glauben und höchstwahrscheinlich fanden sie die Idee auch gut, weil sie schon lange der Meinung waren, dass Stella etwas Neues brauchte, damit sie nicht zu sehr wieder an Samuel erinnert wurde.
Sie sah schließlich auf, als sie die Hälfte ihrer Pizza gegessen hatte und Roberto nun ebenfalls aufstand. Die Jungs hatten schon ihre Pizza fertiggegessen, nur Leo knabberte noch an seinen Pizzarändern rum, doch diese ließ er sofort fallen, als er sah, dass sein Onkel aufgestanden war. Stella stand nun auch langsam auf, weil es die anderen taten und beobachtete schließlich Roberto, der seine Neffen umarmte und ihnen beiden etwas auf Italienisch zuflüsterte.
Sie wirkte ziemlich überrascht, als der Mann schlussendlich auch noch sie umarmte und ihr dabei auf den Rücken klopfte. „Bis bald und enttäusch mich nicht.", sagte er leise, bevor er sich löste. Kurz lächelte er alle noch freundlich an, bevor er schließlich aus dem Gebäude trat, damit er die Waffenlieferung weiter ins Landesinnere bringen konnte.
Langsam setzte sich Stella wieder hin, als die quietschenden Reifen von Roberto nicht mehr zu hören waren, damit sie die Pizza fertigessen konnte. Leo setzte sich ebenfalls wieder hin und knabberte zufrieden an seinen Rändern weiter.
Luca stellte währenddessen die Kartons zusammen und trat danach dicht auf Stella zu. Er beugte sich zu ihr runter, bis er ihr schließlich ins Ohr raunen konnte. „Du musst nachher deine Familie anrufen. Wir wollen doch nicht, dass unser Plan wegen dir ins Wasser fällt.", sagte er leise und löste sich schließlich wieder von ihr.
Stella nickte nur langsam, wusste nicht was sie sonst noch sagen sollte. Luca versuchte jetzt gar nicht mehr freundlich zu sein, er zeigte einfach ganz offen, dass er sie nicht mochte.
Plötzlich lächelte Luca schlussendlich doch und zwinkerte ihr sogar zu. „Iss jetzt aber deine Pizza fertig, sonst klaut Leo dir noch den Rest." Mit diesen Worten verschwand er aus der Küche und ließ eine ziemlich verwirrte Stella und einen rot angelaufenen Leo zurück, der ihr sofort versicherte, dass er niemals ihre Pizza aufessen würde.
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