5| Von Wodka und französischem Frühstück
Aiden
Aiden fährt sich durch sein verwuscheltes Haar und nimmt einen weiteren Zug an seiner Zigarette. Es ist noch früh am Morgen und der Wind weht unangenehm über den Balkon des Hotelzimmers, in dem der Blonde die Nacht verbracht hat.
Er ist gestern erst spät ins Bett gekommen, aber das macht ihm nicht viel aus, er ist es schon gewöhnt, wenig Schlaf zu bekommen.
Aiden drückt die Zigarette in einem Aschenbecher, der auf dem Geländer steht, aus und geht zurück nach drinnen. Im Bett liegt sein Fang von gestern, eine Brünette, und schläft.
Er schnappt sich Wechselklamotten aus seinem Koffer und verschwindet damit im Badezimmer, das Mädchen schmeißt er nachher raus. Neben dem Waschbecken steht eine Flasche und als Aiden daran riecht, stellt es sich als Wodka heraus.
Er nimmt einen Schluck und schlüpft in sein Oberteil und in seine Hose. Er hat sich für ein einfaches T-Shirt und eine schwarze Jeans entschieden, viel werden sie heute nicht machen und am Abend zieht er sich sowieso um.
Da öffnet sich die Badezimmertür und das Mädchen kommt, mit einem Hemd von Aiden an, herein. Sie reibt sich verschlafen übers Gesicht und gähnt.
"Hey. Seit wann bist du denn schon wach?", fragt sie und fährt über die Tattoos an Aidens Unterarm.
Verwirrt sieht er sie an. "Was tust du?", will er wissen und weicht von ihr zurück.
"Bist du nüchtern etwa schüchtern?" Die Brünette kichert und er verzieht das Gesicht. Sie bildet sich also ein, dass er was für sie empfindet.
Er seufzt. "Nein, bin ich nicht. Und jetzt hau ab."
Überrumpelt sieht sie ihn an. "Was?"
"Bist du schwerhörig oder was, ich hab gesagt du sollst verschwinden!"
"Aber ich dachte..."
"Was? Dachtest du ich lad dich zum Frühstück ein, gebe dir meine Klamotten und dann frag ich dich ganz höflich nach einem Date? Ihr Frauen seid alle gleich, bildet euch auf ein bisschen Sex gleich eine Beziehung ein!"
Die Brünette kneift die Augen zusammen und Aiden sieht, dass sie endlich versteht, was er meint. "Geht's noch, du Schwein! Du kannst mich doch nicht einfach irgendwo in ein Hotel abschleppen und mich dann danach einfach rausschmeißen!"
Aiden ballt die Hände zu Fäusten und funkelt sie wütend an. "Kann ich sehr wohl, das siehst du doch. Ist doch nicht mein scheiß Problem, wenn du mit jedem mitgehst!"
"Nennst du mich etwa eine Schlampe!" Das Mädchen greift nach der Wodkaflasche und bevor der Blonde reagieren kann, landet sie knapp neben seinem Kopf an der Wand.
"Du hast nicht grad meinen tausend Dollar Wodka an die Wand geschmissen, oder?", fragt Aiden ruhig und sie weicht zurück. "Ich empfehle dir jetzt wirklich die Fliege zu machen sonst kann ich für nichts garantieren."
Sie wendet sich um und nur kurze Zeit später hört Aiden die Hotelzimmertür zuschlagen.
Der Blonde gleitet an der Wand des Badezimmers nach unten und vergräbt das Gesicht in den Händen. Der blöde Wodka ist ihm scheißegal, den hat er von der Tankstelle, und er hätte dem Mädchen auch nie was getan, aber die Tatsache, dass ihm diese Lügen so leicht über die Lippen kommen, macht ihm Angst.
"Denny? Wo bist du?", hört er plötzlich Olive fragen. Aiden hat überhaupt nicht mitbekommen, wie sie ins Hotelzimmer gekommen ist.
Schnell rappelt er sich auf und tritt aus dem Badezimmer. "Hier."
"War das Mädchen, das grade halb nackt durchs Hotel gerannt ist, deines? Die war nämlich echt heiß", meint die Schwarzhaarige und lässt sich aufs Bett fallen.
"Ja. Vielleicht erwischst du sie noch, aber die ist echt nervig." Aiden öffnet die Minibar und zieht eine Flasche Tequila heraus. Er hebt eine Augenbraue und sieht Olive an, doch die schüttelt den Kopf, also nimmt er nur ein Glas aus dem Schrank und gießt sich drei Finger breit ein.
"Ach übrigens, Naomi Pauls hat uns nicht in ihre Show eingeladen", informiert sie ihn und er zuckt die Achseln.
"Was hast du erwartet, nach ihrem Abgang gestern?"
"Apropos. Was war denn gestern mit dir los?"
Aiden verdreht die Augen und schiebt Olive zur Seite, damit er sich auch ins Bett legen kann. "Nichts. Was soll gewesen sein?"
"Weiß nicht. Du warst eben einfach komisch."
Er zuckt nur die Achseln und sieht aus dem Fenster, während er einen Schluck aus seinem Glas nimmt. Inzwischen scheint die Sonne und durch die immer noch offene Balkontür kommt warme Luft.
"Denny?"
"Liv?"
"Ich hab gehört, in einem Club paar Blocks von hier steigt eine Geburtstagsparty, irgend so ein Musikproduzent. Mit Einladung würden wir bestimmt rein kommen, ich kann mal rum telefonieren, wenn du willst."
Der Blonde denkt kurz nach, dann nickt er. "Klingt gut. Wissen Grayson und Jordan Bescheid?"
"Das kannst du ja machen, während ich uns Einladungen besorge. Okay?"
Olive steht vom Bett auf und Aiden tut es ihr gleich. "Von mir aus. Bis gleich."
"Jap, bis gleich."
**
Quinn
Langsam öffne ich meine Augen und blinzle gegen das helle Licht, das durch die Vorhänge in Elizas Zimmer scheint. Ein Blick auf den Wecker verrät mir, dass es bereits nach zehn Uhr ist.
Ich angel nach meinem Smartphone, das auf dem Nachtisch liegt und da die Nacht über geladen hat, und seufze auf, als ich die verpassten Anrufe von meiner Mom sehe.
Leise, um meine Freundin nicht zu wecken, stehe ich auf und gehe mit Wechselklamotten ins angrenzende Badezimmer. Ich lasse mich auf den Badewannenrand sinken und wähle Moms Nummer.
Es klingelt kaum, da geht sie auch schon ran. "Quinny? Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht, ist alles in Ordnung?", fragt sie besorgt und ich schüttle lächelnd den Kopf.
Auch wenn es manchmal etwas nervig ist, dass Mom sich immer Sorgen macht, ist es doch immer ganz süß, wenn sie so aufgelöst ist.
"Hey Mom. Bei uns ist alles in Ordnung, ich hab bis grade eben noch geschlafen, es war gestern Mitternacht, als wir ins Bett sind."
Sie atmet erleichtert auf. "Okay, dann ist ja gut. Wann soll ich dich denn abholen?"
Ich werfe einen kurzen Blick zu Eliza, die gerade aufwacht und mich verwirrt ansieht. Ich deute auf mein Handy und schließe wieder die Tür. "Ich sag dir am besten Bescheid, ja? Wir wollen ja noch frühstücken und so. Ich ruf dich dann an."
"Mach das. Wir sehen uns später", sagt Mom.
"Ja, bis nachher!"
Ich lege auf und ziehe mich schnell um, dann gehe ich zurück zu Eliza, die inzwischen auch andere Klamotten anhat.
"Deine Mom?", fragt sie und ich nicke.
"Ich hab mich mal wieder bei ihr gemeldet, sie hat sich Sorgen gemacht."
Meine Freundin nickt. "Sollen wir mal schauen, ob Dad schon wach ist und dann frühstücken?"
"Jap."
Sie führt mich eine offene Küche mit Esszimmer und deutet auf den Tisch. "Setz dich schon mal, ich schau nach Dad."
Während Eliza wieder im Flur verschwindet, um Andrew zu wecken, nehme ich mein Handy heraus und gebe kurzerhand "Aiden de Vil" in die Suchmaschine ein.
Das Erste, was sie mir ausspuckt, ist eine Aufzählung von Frauen, mit denen er zusammen gewesen ist. Na super.
Ich weiß sowieso nicht, warum ich das hier mache. Was erhoffe ich mir davon, Aiden zu googeln? Ich werde ihn nie wieder sehen und er wird mich wahrscheinlich auch schon wieder vergessen haben.
Ich schüttele meinen Kopf und stecke mein Handy wieder weg. Reiß dich zusammen, Quinn.
In diesem Moment kommt Andrew gähnend in den Raum, gefolgt von Eliza. "Sagt mal, warum seid ihr denn schon wach, Mädels? Es ist Samstag, da schläft man bis Mittag", meint er und lässt sich auf einen Stuhl am Tisch plumpsen.
"Nur alte Leute schlafen so lange, Dad. Außerdem haben wir Hunger."
"Jaja, schon gut, ich mach ja schon. Irgendwelche Wünsche? Quinn, du bist der Gast?"
"Oh, äh also ist mir eigentlich relativ egal. Ich esse was da ist", sage ich schnell und sehe schüchtern auf meine Hände. Ich mag es generell nicht, wenn die gesamte Aufmerksamkeit auf mir liegt.
"Also wenn du schon so fragst, Dad, ich hätte gerne ein typisch französisches Frühstück, mit Schokocroissant und Milchkaffee."
"So? Junge Dame, sehe ich aus wie ein Fünf-Sterne Restaurant?", empört sich Andrew und zieht Eliza zu sich heran.
"Quinn will das auch. Stimmts?"
Überfordert zucke ich mit den Schultern. "Ja, denk schon."
Meine Freundin sieht Andrew vielsagend an und der seufzt. "Na dann muss ich wohl Schokocroissants kaufen gehen. Macht keinen Unsinn, solange ich weg bin. Ach und Quinn, irgendwelche Allergien, Unverträglichkeiten?"
"Nope."
"Okay. Dann mach ich mich mal auf den Weg. Bis gleich."
"Tschau Dad."
"Tschüss."
Kaum ist er aus der Tür, funkelt Eliza mich fragend an und ich seufze. "Was ist denn, Lizzy?"
"Du hast mir gestern versprochen, dass du mir alles erzählst was ich wegen dir und Aiden wissen will."
Ich verdrehe die Augen, aber sie hat ja recht. Ich habe es ihr versprochen. "Also, frag mich schon."
Sie grinst und lässt sich auf den Stuhl neben mir fallen. "Warum ist Aiden von der Bühne runter, nachdem ihr euch angeschaut habt?"
"Ich weiß es nicht. Vielleicht hab ich ihn an was erinnert, was er eigentlich machen sollte, anstatt auf der Bühne rum zu sitzen."
Eliza presst unzufrieden die Lippen zusammen und sieht mich missbilligend an. "Das ist aber ja langweilig. Warum hast du ihn angestarrt?"
Ich rutsche unwohl auf meinem Stuhl herum. "Ja, naja, ich hatte halt so ein komisches Gefühl als er mich angeschaut hat."
Sie quiekt auf. "Du bist in ihn verknallt?!"
Ja super, genau darauf habe ich eigentlich überhaupt keine Lust. Ich weiß es doch selber nicht mal, was das ist. Wie soll ich ihr das denn jetzt erklären?
"Ich bin mir nicht sicher. Kann schon sein. Er hat mich halt irgendwie fasziniert, aber um in ihn verliebt zu sein, da muss ich ihn doch kennen, das passiert ja nicht aus fünf Meter Entfernung."
"Klar kann das aus Entfernung passieren. Hast du noch nie von Liebe auf den ersten Blick gehört?"
"Doch. Aber ich glaub nicht dran. Man muss eine Person erst kennenlernen, bevor man sie wirklich lieben kann", meine ich und Eliza seufzt.
"Na wenn du das sagst. Aber was machen wir denn jetzt, um Aiden und dich zu verkuppeln? Wir könnten ihm auf Instagram schreiben oder-"
"Wir machen gar nichts", unterbreche ich sie schnell. "Weißt du, wie oft er wahrscheinlich zu hören bekommt, dass man ihn liebt? Außerdem bin ich mir ja gar nicht sicher."
Eliza verschränkt schmollend die Arme. "Aber das ist doch langweilig."
"Es ist nun mal wie es ist. Aber lass uns über was anderes reden." Ich denke nach. "Deine Mom. Warum ist sie nach Italien gegangen?"
Meine Freundin seufzt und spielt mit einer ihrer Haarsträhnen.
"Sie war halt nie so der Familienmensch. Ich war ja auch nicht geplant gewesen, meine Mom wollte nie Kinder haben. Dann haben sich Dad und sie getrennt und sie hat sich in einen jungen Italiener verliebt, mit dem sie dann nach in irgendein kleines Dorf in Italien ausgewandert ist. Ich sehe sie in den Ferien und ich mag sie auch, aber man merkt ihr halt an, dass sie mich nicht so richtig will."
"Das ist ja doof", sage ich mitfühlend und streiche ihr über den Rücken.
Sie winkt ab. "Quatsch. Das macht mir nicht viel aus, ich bin ja irgendwie schon dran gewöhnt. Und ich hab ja auch Dad."
Ich nicke und sehe auf meine Hände. Ich habe keinen Dad, und manchmal wünsche ich mir wirklich mit ganzem Herzen einen.
"Hey, lass uns doch die Videos von gestern anschauen, während wir warten", schlägt Eliza vor und ich stimme ihr zu.
"Mal kucken, ob du was Ordentliches aufgenommen hast."
Wir lassen uns aufs Sofa fallen und ich ziehe mein Handy hervor, das voll von Konzertaufnahmen von gestern ist.
Bisschen langweilig, ich weiß. Ist nur zum Übergang.
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