16| Von Fotografen und Milliardären
Quinn
Ich bin unendlich nervös. Nicht nur werde ich in weniger als zwei Stunden zusammen mit Aiden auf einen roten Teppich gehen, sondern auch ein Kleid anziehen.
Und ich hab noch nie so ein Kleid angehabt. Mom hat es mir besorgt, es ist schwarz und geht mir ungefähr bis zu den Knien. Es hat dünne Träger und einen V-Ausschnitt und passt farblich zu Aidens Anzug.
Der besteht aus einem normalen weißen Hemd, einer schwarzen Jacke und einer schwarzen Hose. Die ganzen Outfits sollen nicht zu formell aussehen, aber schon schick.
"Bist du fertig?", fragt Mom und ich schrecke aus meinen Gedanken.
"Noch nicht ganz." Ehrlich gesagt hab ich noch nicht mal angefangen, mich fertig zu machen. Aber ich muss mich ja auch erst mal mental darauf vorbereiten.
"Beeil dich, du musst doch noch in die Maske", meint Mom und hilft mir, das Kleid überzuziehen. Es fühlt sich ungewohnt an aber, wie ich sie gebeten habe, Mom hat ein bequemes Kleid für mich ausgesucht.
"Vorsicht", sagt sie und hält meine Haare weg, während sie mir den Reißverschluss zumacht.
Zuerst habe ich ja gezweifelt, ob das Kleid nicht meine sowieso schon blasse Haut noch mehr hervorhebt, aber ganz Im Gegenteil.
"Du bist wunderschön", meint Mom und fährt mir durchs Haar. "Mein großes Mädchen."
Ich lächle und betrachte mich im Spiegel. Sie hat Recht: ich hab mich noch nie so schön gefühlt.
In diesem Moment räuspert sich hinter uns jemand, ich drehe mich um und sehe Aiden, der im Türrahmen steht und mich angrinst.
Mom streicht mir nochmal über die Wange und geht dann zur Tür. "Ich lass euch mal allein. Aber nicht vergessen, ihr müsst noch in die Maske."
Ich lächle ihr zu und Aiden kommt auf mich zu, als sie den Raum verlassen hat.
"Du siehst unglaublich aus", meint er, legt seine Hände auf meine Schultern und dreht mich so zum Spiegel, dass ich ihn und mich sehen kann.
"Du aber auch."
"Ich weiß." Er grinst schelmisch und ich gebe ihm einen leichten Klaps auf den Arm.
"Du hast ein viel zu großes Ego."
"Hatte ich schon immer. Aber ich meins ernst, du siehst toll aus."
"Danke."
Aiden fährt sich durchs Haar und zieht eine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche. Er zündet sich eine an und legt den Kopf schief.
"Soll ich dich zur Maske bringen?"
Ich zucke mit den Schultern. "Wenn du willst."
Ich finde den Weg bestimmt auch so, aber seine Gesellschaft ist mir nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil.
"Na dann komm." Er streckt mir die Hand hin und gemeinsam machen wir uns auf den Weg in das Hotelzimmer, das der Stylist der Band, Mason, kurzerhand zum Make-Up-Salon umfunktioniert hat.
Als wir eintreten sitzt Olive noch auf dem Stuhl vor dem Spiegel. Sie dreht sich um und lächelt, was Mason allerdings nicht gutzuheißen scheint. Er dreht ihren Kopf direkt wieder zurück.
"Aiden. Willst du dich auch endlich mal auf meinen Stuhl setzten?", will Mason wissen, während er gefühlt eine Tonne Haarspray in Olives Haaren verteilt.
"Nein. Aber meine wunderschöne Begleitung." Ich werde rot und sehe auf meine Hände. Aiden stupst mich an.
"Ich mag es, wenn du rot wirst", flüstert er mir zu und meine Gesichtsfarbe wird noch dunkler.
"Hey", sagt Olive und schnippst. "Ich schätze das, was zwischen euch ist ja sehr, aber du kannst jetzt auf Masons heiligen Stuhl."
Schnell nicke ich und setzte mich, während Aiden sich neben dem Spiegel an die Wand lehnt.
Mason fährt durch meine Haare. "Was könnten wir mit dir machen? Wellen?" Ich will schon antworten, aber Aiden schüttelt den Kopf und ich schweige lieber. Anscheinend erwartete der Stylist nicht wirklich eine Antwort.
"Oder doch hochgesteckt?" Er wirft einen Blick auf Aidens verstrubbelte Frisur und seufzt dann.
Ich blende den Rest, den er sagt, einfach aus, ich hoffe mal, er kriegt das mit meinen Haaren hin.
Olive schiebt sich in mein Sichtfeld. Sie trägt eine schwarze Lederhose, ein schwarzes Shirt und einen knallpinken Blazer. Es steht ihr fantastisch.
"Du siehst super aus, Quinn."
"Danke. Du aber auch", meine ich und versuche, meinen Kopf möglichst gerade zu halten, damit Mason arbeiten kann.
"Und ich? Seh ich nicht auch super aus?", fragt Aiden gespielt beleidigt und zieht eine Schnute.
Olive gibt ihm einen Klaps auf den Arm. "Ich bin mir sicher, man hat dir schon gesagt, wie gut du aussiehst."
"Ich kanns aber nicht oft genug hören, das weißt du doch."
**
Quinn
Meine Hände zittern und ich hasse es. Seit wir vor ungefähr zehn Minuten in einen dieser schwarzen Vans, in denen alle Promis immer zu roten Teppichen kommen, eingestiegen sind, wollen sie nicht aufhören.
Da hilft es auch nicht, dass Aiden neben mir sitzt und eine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt hat.
Nervös sehe ich aus dem Fenster. Es wird langsam dunkel und Las Vegas präsentiert sich in seiner ganzen Pracht.
"Hey. Quinny", meint Aiden leise und ich wende meinen Blick zu ihm.
"Was?", frage ich und höre selber, wie scheiße ich klinge. Verdammt, ich muss mich beruhigen, es ist doch nur ein roter Teppich, der vielleicht zehn Minuten dauert.
"Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin die ganze Zeit bei dir. Und wenn du dich nicht wohl fühlst, dann gehen wir einfach weiter, okay?"
Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelt. "Außerdem siehst du verdammt sexy aus. Das muss der Welt gezeigt werden."
Und mit einem Mal ist meine Aufregung wie weggeblasen. Ich weiß nicht, ob es an Aidens Berührung liegt oder an dem, was er gesagt hat, aber plötzlich fühle mich überhaupt nicht mehr unsicher.
"Danke. Du bist süß", meine ich und gebe ihm einen schnellen Kuss, denn der Wagen hält an.
"Immer doch."
Zuerst steigt Grayson aus, dann Jordan und dann Olive. Ohne die Paparazzi vor dem Eingang wirklich zu beachten, verschwinden sie im hohen Tor zum Gebäude.
"Jetzt wir", sagt Aiden und nur Sekunden später öffnet er die Tür und ein Blitzlichtgewitter bricht über uns herein.
Ich taste nach seiner Hand und er drückt sie leicht. Gemeinsam steigen wir aus und ich versuche, durch die ganzen Lichter von den Kameras der Fotografen etwas zu sehen.
Es ist, als hätte ich mich nachts mitten auf den Highway in LA gestellt und die Scheinwerfer der Autos würden mich anleuchten.
Aiden zieht mich entschlossen weiter und ehe ich mich versehe, sind wir auch schon drinnen. Eigentlich ist es nicht so schlimm gewesen, wie ich gedacht hatte, aber der eigentliche rote Teppich kommt ja erst noch.
Wobei der Teppich, an dessen Anfang wir stehen, grün ist.
"Alles okay?", fragt Aiden leise und ich nicke.
Zum ersten Mal wird mir bewusst, wie riesig das Gebäude, in dem wir uns befinden, eigentlich ist. Die Decke ist bestimmt fünf Meter hoch, ich muss den Kopf in den Nacken legen um die Kronleuchter zu sehen, die von Stuck umrahmt im Gewölbe hängen. Die Wände, zumindest das, was man von ihnen sehen kann, sind mit Gold verziert und ziemlich edel.
Sofort fühle ich mich fehl am Platz.
Aiden gibt mir einen kurzen, aufmunternden Kuss auf den Kopf und geht dann zielstrebig weiter. Am Ende des Teppichs, wo eine große, hölzerne Tür in einen weiteren Raum führt, kann ich gerade noch Olive, Grayson und Jordan sehen, wie sie in ebendiesen verschwinden.
"Einfach lächeln, Quinny-Pooh." Aiden legt seinen Arm um mich und ich versuche, einigermaßen vorzeigemäßig zu lächeln. Ich will ja nicht, dass morgen überall Fotos von mir sind, wie ich total bescheuert aussehe.
Ich kann gar nicht sagen, wie viele Fotografen und Kamerateams hinter der Absperrung stehen und Fotos von uns machen. Sie sind wie eine Masse, es ist unmöglich, einzelne Gesichter auszumachen.
Im Nachhinein habe ich keine Ahnung, warum ich eigentlich so nervös gewesen bin. Meine ganze Aufgabe hat darin bestanden, zu lächeln und Aiden ab und zu einen Meter weiter zu folgen.
Trotzdem fällt eine ziemliche Anspannung von mir ab, als wir den Teppich verlassen und den Raum, der mehr einer Halle ähnelt, betreten. Überall sind Stehtische aufgestellt, die meisten sind schon besetzt und es ist voller Menschen.
"Wow", bringe ich hervor und Aiden sieht mich lächelnd an.
"Das war auch meine Reaktion beim ersten Mal." Er lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. "Da drüben sind die Anderen. Komm mit."
**
Aiden
Aiden hasst es, Quinn einfach so stehenzulassen. Aber er ist schließlich nicht nur zum Vergnügen hier, sondern auch fürs Geschäft.
Er bahnt sich einen Weg durch die Menge, bis er bei seinem Ziel angekommen ist: Ashton Jones, Selfmade-Milliardär und selbsternannter Umweltschützer. Der Gastgeber des heutigen Abends.
Er lächelt, als er Aiden sieht. "Jacob de Vil, was eine Ehre, Sie hierzuhaben", säuselt er und innerlich verzeiht Aiden das Gesicht.
Wie er Ashton hasst. Und wie er es hasst, dass er ihn immer bei seinem Zweitnamen nennen muss. Aber der Milliardär ist nun mal einer der Hauptinvestoren der Band.
"Die Ehre ist ganz meinerseits Mr. Jones. Sie haben sich mal wieder selbst übertroffen."
Als eine Kellnerin mit einem Tablett voll Sektgläsern vorbeiläuft, schnappt sich der Blonde schnell eines. Nüchtern hält er das nicht den ganzen Abend aus.
"Ich hab gesehen, Sie haben eine Begleitung mitgebracht. Dürfte ich ihren Namen erfahren?"
Aiden sieht in sein Glas und leert es dann in einem Zug. "Quinn", meint er schlicht.
Ashton nickt und winkt eine Bedienung zu sich heran. "Dem jungen Mann noch ein Glas, ja?" Der Kellner nickt und Aiden überreicht ihm sein leeres Sektglas.
"Und sind Sie auch mit Begleitung hier?", will er wissen und der Milliardär nickt.
"Ja. Naomi müsste hier irgendwo sein. Naomi, Schatz!"
Aiden dreht sich um, um zu sehen, wen Ashton meint. Naomi Pauls, die Talkmasterin, kommt auf die Beiden zu und gibt dem Milliardär einen kurzen Kuss.
"Naomi, das ist Aiden de Vil. Er hat eine Band", stellt Ashton vor und der Blonde versucht, einen relativ netten Gesichtsausdruck aufzusetzen. Allerdings erinnert er sich noch sehr gut daran, wie sie ihn vor ein paar Wochen noch beschimpft hat.
Naomis Lächeln verschwindet, als sie Aiden ansieht. "Ja. wir kennen uns bereits", meint sie abschätzig und der Blonde atmet auf, als der Kellner mit seinem Glas kommt.
"Ach wirklich?"
Aiden würde am liebsten im Boden versinken. Das kann er jetzt wirklich gar nicht gebrauchen.
"Ja." Er lacht nervös. "Ich würde mich gern noch weiter mit Ihnen unterhalten, aber ich muss leider weiter."
Ohne auf eine Antwort zu warten dreht er sich auf dem Absatz um und flüchtet förmlich zurück zu Quinn und den Anderen. Erin ist inzwischen auch da.
"Denny, wo warst du denn?", fragt Grayson und sieht ihn fragend an.
"Ashton", antwortet er und legt einen Arm um Quinn.
"Ich hab dich vermisst", flüstert er ihr zu.
Sie lächelt und lehnt sich etwas gegen Aiden. "Du warst doch gar nicht lange weg."
"Trotzdem."
Wichtige Frage! Wie findet ihr eigentlich die Sichtwechsel zwischen Quinn und Aiden? Ich schreibe ja nämlich grade den zweiten Band und deshalb wäre es gut, wenn ich wüsste, was ihr davon haltet, weil ich noch nicht sicher bin, ob ich in der Fortsetzung auch die Wechsel machen soll.
Ps: Merkt euch Ashton mal, der wird noch wichtig.
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