Epilog
„Neueröffnung!
Das Elysium Heaven wird nach Datenschaden endlich wieder für Kunden zugänglich sein.
Racoon City
Nach Monaten der Untersuchung und Restrukturierung öffnet das Elysium Heaven, die weltweit führende Traumwelt-Technologie, erneut seine Pforten. Unter der Leitung von Sassy Duncan und weiteren Experten konnte das beschädigte System nicht nur stabilisiert, sondern auch sicherer gemacht werden.
Die Verantwortlichen für den Skandal, der das Vertrauen in die Traumwelt erschütterte, wurden zur Rechenschaft gezogen. Der Hauptverursacher befindet sich derzeit in Untersuchungshaft und erwartet ein Gerichtsverfahren. Die neue Version des Systems legt einen klaren Fokus auf Sicherheit, Transparenz und Erschwinglichkeit.
„Unser Ziel ist es, die Vorteile der Traumtechnologie allen Menschen zugänglich zu machen", erklärte Miss Duncan in einem öffentlichen Statement. Mit weniger Features, aber dafür auch deutlich geringeren Gebühren, soll das neue Elysium Heaven für mehr Menschen nutzbar sein, unabhängig von ihrem sozialen oder finanziellen Status.
Die Neueröffnung markiert nicht nur einen Wendepunkt für die Technologie, sondern auch für das Vertrauen der Nutzer. Erste Testläufe zeigten eine positive Resonanz, und die Nachfrage nach Zugängen steigt bereits. Die zukünftigen Entwicklungen des Systems sollen weiterhin unter der Aufsicht eines unabhängigen Gremiums erfolgen."
*️⃣
Xander ließ das Glas sinken und strich mit den Fingern über die Zeitung, während er die Worte erneut las. Er hätte fast alles verloren – nicht nur die Traumwelt, sondern auch sein Leben. Doch nun, nach all dem Chaos, war es ein kleiner Sieg, ein Neubeginn.
„Warum bist du noch hier, Xander?"
Er sah auf. Sassy stand im Türrahmen, gekleidet in ein knielanges Kleid in leuchtendem Gelb. Ihre schwarzen Locken waren heute kunstvoll geflochten und wurden von ebenso gelben Blumen geschmückt. Sie hatte die Arme verschränkt, und ein amüsiertes Lächeln lag auf ihren Lippen.
„Ich weiß es nicht," gab Xander zu, seine Stimme etwas rau. Die Nervosität nagte immer noch an ihm, und er griff instinktiv in die Tasche seines Anzugs, wo das kleine Kästchen lag.
Sassy hob eine Augenbraue und trat näher, zupfte an seiner blauen Fliege, die perfekt zu seiner gefärbten Haarsträhne passte. „Xander, das ist der wichtigste Tag deines Lebens! Solltest du nicht längst draußen sein?" Auf ihren High Heels überragte sie Xander um ein paar Zentimeter. Wie gut, dass Yuki noch kleiner war als Xander.
„Auch das weiß ich nicht", murmelte er unsicher, die Finger krampfhaft um das Kästchen schließend.
„Und was weißt du?" Sassy sah ihn herausfordernd an. Er seufzte, senkte den Blick und sagte schließlich: „Dass ich eine scheiß Angst habe."
Nun lächelte Sassy sanft und streichelte liebevoll über Xanders Arm. „Es ist ganz normal, an so einem Tag nervös zu sein! Aber ich kenne eine Freundin, die dir Mut machen könnte."
Sassy zog ihr Handy aus einer kleinen Umhängetasche, die farblich zu ihrem Kleid und den Schuhen passte, und sprach hinein. „Nia, bitte sag Xander, was du davon hältst, dass er Yuki heute heiratet!"
Prompt kam Nias vertraute Stimme aus dem Telefon. „Ich finde, es wurde langsam Zeit! Hast du nicht schon lange genug gewartet, Xander?"
Xander lachte trocken, obwohl sein Herz noch immer raste. „Leicht gesagt für dich, Nia. Du bist eine KI. Du musst nicht vor versammelter Familie und Freunden stehen und hoffen, dass du die richtigen Worte findest."
„Stimmt," entgegnete Nia, und Xander konnte förmlich hören, wie sie schmunzelte. „Aber ich kenne dich. Du bist vielleicht nervös, aber du wirst genau die Worte finden, die Yuki hören möchte. Ihr gehört zusammen, und das weißt du tief in deinem Herzen."
Xander seufzte und ließ das Kästchen in seiner Tasche los. „Was, wenn ich es vermassle? Was, wenn ich stolpere oder... keine Ahnung, etwas völlig Dummes sage?"
„Dann wird Yuki lächeln, dich ansehen und dir trotzdem ihre Hand reichen," sagte Nia sanft. „Weil sie dich liebt, Xander. Mit allen Fehlern, Ängsten und Haarsträhnen in seltsamen Farben."
Sassy grinste. „Hör auf sie, Xander. Sie kennt dich vielleicht besser, als du dich selbst."
„Mag sein, aber sie hat mich auch zweimal fast umgebracht!", entgegnete Xander.
„Nur um dich zu retten", konterte Nia.
Das stimmte allerdings. Xander seufzte und fuhr sich nervös durchs Haar. Wie er nach seinem Aufwachen von Sassy erfahren hatte, war Renard bereit gewesen, für die Rettung seiner Schwester – und die Erfüllung seines eigenen Plans der Zerstörung von Elysium Heaven – über sprichwörtliche Leichen zu gehen. Er hatte einen seiner skrupellosen Kumpane ins Institut eingeschleust und die Rückkehr aus der Schnittstelle nur für zwei Personen geplant.
Dass Nia ihn und, wie sie ihm nach ihrer Wiederherstellung durch Sassy selbst erzählte, auch Mr Harold vom Turm gestoßen hatte, hatte ihm das Leben gerettet. Während die Traumwelt ins Chaos gestürzt, und Renard mit Yasmin entkommen war, hatten Xander und Mr Harold in einer tieferen Ebene, dem verschlüsselten Datenarchiv, auf ihre Rettung durch Sassy gewartet.
Insofern hatte Nia tatsächlich geholfen – auch wenn ihre Methoden... unorthodox gewesen waren.
Doch bevor Xander mit Nia deswegen streiten konnte, kam Hektor durch die Tür der kleinen Kapelle. Sein Anzug spannte auffällig über seinen muskulösen Armen. „Was ist los? Alle warten auf euch! Wieder Angst bekommen, Xander?" Er grinste überheblich. Doch Sassy lachte und hakte sich bei ihm unter. „Xander hat keine Angst! Er hat die Wächter überlebt. Da wird ihn doch eine Hochzeit nicht aufhalten.
Xander atmete tief ein und nickte schließlich. Sein Griff um das Kästchen lockerte sich, und ein entschlossener Ausdruck legte sich über sein Gesicht. „Okay... okay. Ich schaffe das."
„Natürlich schaffst du das!", rief Sassy und klopfte ihm auf die Schulter. „Und jetzt raus mit dir, bevor Yuki denkt, du hättest kalte Füße bekommen!"
Xander nickte, spürte sein Herz aber noch immer in seiner Brust hämmern. Doch die Worte seiner Freunde gaben ihm die Kraft, die er brauchte. Sie waren immer bei ihm und er war nicht allein.
Voller Zuversicht ging er auf die Tür zu, die aus der Kapelle ins Freie führte. Sie war aus dunklem Holz, mit einer feinen Maserung und klaren Konturen. Doch als Xander genauer hinsah, entdeckte er verspielte Ornamente, Schnörkel und einen zarten Anstrich in tiefem Blau. Xander zögerte. Irgendetwas an der Tür ließ ihn kurz innehalten. Dann fiel es ihm ein.
Dies war keine normale Tür. Sie war etwas Besonderes.
Denn es war die Tür, hinter der seine Zukunft auf ihn wartete.
Als er sie endlich öffnete und in den Garten trat, sah er Yuki am Ende der Stuhlreihen stehen. Sie war ein Bild von Eleganz, das weiße Kleid wehte leicht im Wind, und ihre schlohweißen Haare schimmerten im Sonnenlicht. Ihre Augen, so voller Leben, strahlten ihm entgegen, und für einen Moment hatte Xander das Gefühl, dass alles in der Welt stillstand.
Er spürte, wie sich die Spannung in seiner Brust löste, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er atmete tief ein, nahm den Moment in sich auf, und dann – mit einem festen Griff um das kleine Kästchen in seiner Tasche – ging er den ersten Schritt auf sie zu.
In diesem Moment wusste er, dass Nia und Sassy recht hatten.
Es war Zeit.
Zeit, seinen Traum endlich Wirklichkeit werden zu lassen.
ENDE
Oder ein Anfang?
Ihr entscheidet, wann das Träumen aufhört und das Leben startet. Denn eine Rückspultaste existiert im wahren Leben leider nicht...
Ca. 28.000 Wörter
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