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🏈 Prolog 🏈

Ein Jahr zuvor

Mit einer Wasserflasche in der Hand und gekleidet in meine Cheerleaderuniform verlasse ich die Mädchenumkleide der Sporthalle. Bis zum Training dauert es zwar noch ein wenig, aber ich will heute überpünktlich sein. Meine erste Stunde als Teamkapitänin soll perfekt werden und Coach Miller hat mir angeboten mich bei der Vorbereitung zu unterstützen. Außerdem wollen wir noch ein paar Details bezüglich der Choreographie durchgehen, die wir für das wichtige Heimspiel unseres Footballteams in ein paar Wochen planen.

Ich liebe das Cheerleading. Für mich gibt es nichts Schöneres, als mit meinen Freundinnen auf dem Feld zu stehen und zusammen unsere Choreographie zu performen. Deshalb geht für mich auch ein Traum in Erfüllung, jetzt und mit gerade mal sechzehn Jahren als Junior Kapitänin zu sein.

Außerdem wird mein Aufstieg von einer einfachen Cheerleaderin zur Kapitänin meinen Lebenslauf zusätzlich pushen und mich bei meinen Mitschülern noch bekannter machen. Denn die Sportler – in unserem Fall die Footballspieler und Cheerleader – sind die beliebtesten Schüler der Red Hill High. Wobei die Erfolge des Footballteams mehr gewürdigt werden. Dabei hat mein Cheer Team auf den letzten Cheerleadermeisterschaften zwei Pokale und hohe Platzierungen abgeräumt.

Jedenfalls will ich nicht auf meine Highschool-Jahre zurückblicken und mich darüber ärgern, ein schüchternes, unbeliebtes Mauerblümchen gewesen zu sein, über das jeder gelacht hat, weil ihr Dad stottert. So wie es vor ein paar Jahren gewesen ist, als ich noch auf die Middle School gegangen bin. Das hat sich erst geändert, als wir hierhergezogen sind und ich neu an der Highschool beginnen konnte. Ich habe mich für die Cheerleader beworben und bin ins Team aufgenommen worden. Der Sport und die Freundinnen, die ich dadurch gefunden habe, haben mir ein unvergleichliches Gemeinschaftsgefühl und Selbstvertrauen vermittelt.

Inzwischen hat sich bereits herumgesprochen, dass ich jetzt die Kapitänin bin. Mitschüler, die ich nur vom Sehen her kenne, haben mir gratuliert, und einige Jungs scheinen ein Auge auf mich geworfen zu haben. Das könnte mein Schuljahr werden. Jetzt fehlen mir nur noch ein Freund und erste Erfahrungen, dann kann ich mit meinen Freundinnen mitreden, die schon einiges ausprobiert haben, während ich noch in allem Jungfrau bin, in dem man Jungfrau sein kann. Aber ich bin zuversichtlich. Jeder Junge möchte mit Cheerleadern ausgehen. Und mit der Cheerleaderkapitänin erst recht.

Zwar hat es schon ein paar Jungs gegeben, die Interesse gezeigt haben, doch die wollten eher wissen, was ich unter meiner Uniform trage, statt mich kennenzulernen. Ich suche nicht nach Spaß, sondern einer festen Beziehung. Einem Jungen, der mich so mag, wie ich bin und zu mir passt. Dank meines neuen Status sollte die Auswahl jetzt größer sein. Einer muss ja dabei sein, der genau so ist, wie ich mir einen ehrlichen festen Freund vorstelle.

Und obwohl sich nun mein größter Traum, Kapitänin zu werden, erfüllt hat, bin ich unglaublich nervös. So schnell, wie ich als Cheerleaderin in der Schulhierarchie aufgestiegen bin, kann ich wieder fallen. Was, wenn ich als Kapitänin versage? Wenn ich mich total blöd anstelle oder die Mädels doch nicht zufrieden mit mir sind? Zwar sind sie alle damit einverstanden gewesen, als Hailee – meine Vorgängerin, die nun am College studiert – und Coach Miller mich ausgewählt haben. Doch wenn ich meine Aufgabe vermassle, kann ich mich von meinem Traum verabschieden. Dann heißt es Tschüss Cheerleading. Tschüss süße Jungs. Tschüss Beliebtheit.

Völlig in Gedanken versunken bemerke ich die Person, die aus der Jungsumkleide rechts vor mir kommt, zu spät und laufe direkt in sie hinein. Genauer gesagt gegen eine breite, harte Brust. Perplex halte ich mich an den Schultern beziehungsweise den Schulterpads dieser Person fest. Unter ihren Arm hat sie einen Helm geklemmt, in der anderen Hand hält sie einen Football, der mit mehreren Unterschriften versehen ist. Ich bin in einen Footballspieler hineingelaufen. Wie peinlich!

Langsam hebe ich den Kopf. Meine Augen treffen auf blaugraue und mir stockt der Atem. Meinem Gegenüber hängen zerzauste, dunkelbraune Haare in die Stirn, die zum Teil seine Brauen verdecken, als er diese hebt und mich amüsiert betrachtet.

Vor mir steht nicht nur irgendein Footballspieler. Vor mir steht Devyn Coleman, der Footballkapitän und Star unserer Schule. Er verzeichnet nicht nur die meisten Touchdowns im Footballteam, sondern ist auch dafür verantwortlich, dass die Mannschaft mehrmals hintereinander wichtige Spiele gewonnen und uns somit einige Pokale und Urkunden eingebracht hat. Der Coach, das Team, die ganze Schule setzt auf ihn.

Erschrocken trete ich einen Schritt zurück.

»Tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen. Ich bin ganz in Gedanken gewesen«, stottere ich und verfluche mich dafür, heute kein Make-up aufgetragen zu haben, da ich spüre, wie meine Wangen knallrot anlaufen.

»Kein Problem. Du darfst gern so oft in mich hineinlaufen, wie du willst. Ich bin gepolstert, wenn ich meine Ausrüstung trage.« Er zwinkert mir zu und klopft sich gegen die Brust. Doch dann zieht er seine Brauen zusammen und legt interessiert den Kopf schief. »Du hast heute deine erste Trainingsstunde als Cheerleaderkapitänin, oder?«

»Woher weißt du von unserem Training heute? Und woher weißt du, dass ich jetzt die Kapitänin bin?«, entfährt es mir. Wir sind in der gleichen Jahrgangsstufe und haben ein paar Kurse gemeinsam. Doch bisher haben wir nie viele Worte miteinander gewechselt.

Sein Mundwinkel hebt sich, wodurch sich Grübchen auf seinen Wangen bilden, die ihn frech wirken und mein Herz schneller schlagen lassen.

»Wir gehen beide auf dieselbe Highschool. Neuigkeiten machen hier schnell die Runde. Außerdem trainiert ihr meistens zeitgleich mit uns.« Sein Blick gleitet kurz über mein Erscheinungsbild, ehe er wieder bei meinen Augen haltmacht. Mir wird ganz warm. Nervös verlagere ich mein Gewicht auf den anderen Fuß. Hat er mich gerade abgecheckt? »Außerdem trägst du deine Cheerleaderuniform und bist gerade mit einer Wasserflasche aus Richtung der Umkleiden gekommen«, fährt er fort. »Wobei du eigentlich noch eine Stunde Zeit hast, oder?«

Verblüfft starre ich ihn an. Er hat mich nicht abgecheckt. Er ist nur sehr aufmerksam. »Das hast du gut beobachtet, Sherlock. Wegen meiner ersten Stunde als Kapitänin wollte ich ...«

»... früher da sein«, beendet er meinen Satz und nickt. »Ich verstehe.« Er macht eine Pause und betrachtet mich neugierig. »Und, bist du schon aufgeregt?«

Zuerst will ich sagen, dass ich absolut gechillt bin. Stattdessen antworte ich: »Total.« Was meine schwitzigen Hände beweisen. »Was hast du mit Ich verstehe gemeint?«

Sein Grinsen wird breiter. »Denkst du, du bist die Einzige, die sich schon einmal in einer solchen Situation befunden hat? Die ihre erste Stunde als Kapitänin vor sich hat? Du hast hier den Kapitän des Footballteams vor dir. Nachdem ich zum Kapitän ernannt worden bin, bin ich genauso nervös wie du gewesen. Zwar hat man auch als Footballspieler eine wichtige Stellung im Team, doch als Kapitän steht man noch mal unter mehr Druck und trägt viel Verantwortung. Ich habe richtig Schiss gehabt, dass ich es total vergeige. Vor meinem ersten Training als Kapitän habe ich vor lauter Aufregung nächtelang nicht schlafen können. Ich habe mich davor extra noch einmal mit Coach Johnson getroffen, mit dem ich alle Spielzüge durchgegangen bin und der mir meine Aufgaben als Teamkapitän ein weiteres Mal erklärt hat.«

»Genau das habe ich mit Coach Miller auch vor«, sage ich und muss lächeln. Zu wissen nicht allein mit meinen Sorgen zu sein, nimmt mir ein wenig von der Angst.

Devyn deponiert seinen Football in seinem Helm, ehe er mir die Hand auf die Schulter legt. Erst da erkenne ich, dass sich auf seinen graublauen Augen braune Sprenkel befinden, die sich auf seinen Iriden wie Sterne verteilt haben.

»Es wird einen Grund geben, warum sie sich für dich entschieden haben«, meint er zuversichtlich. »Ich bin mir sicher, du wirst deine Aufgabe gut machen.«

»Danke, Devyn.« Seine Worte beruhigen mich.

»Und wenn du immer noch nervös bist, kannst du dir ja vorstellen, dass alle rosafarbene Plüscheinhörner sind«, schiebt er grinsend hinterher. »Das mache ich jedes Mal, wenn mich etwas unruhig macht, und das hat bisher ganz gut funktioniert.«

»Warum ausgerechnet rosafarbene Plüscheinhörner?«, lache ich. »Warum nicht ... keine Ahnung, irgendetwas anderes?«

Devyn beugt sich nach vorne. Sein Gesicht schwebt nun dicht vor meinem. Mir weht ein angenehmer Geruch nach Zitrus und Aftershave entgegen. »Meine kleine Schwester beruhigt die Vorstellung immer. Und würde ich mir vorstellen, alle wären nackt, wäre das bei meinen Teamkollegen eher unangenehm und bei euch Mädels ablenkend«, erklärt er und zwinkert mir zu.

Ich weiß nicht, was ich von seinen Worten und dem Zwinkern halten soll. Flirtet er gerade mit mir oder macht er nur Scherze? So, wie er sich gerade verhält, macht Devyn ja einen ganz netten Eindruck. Doch genau deshalb fallen so viele Mädchen auf ihn herein. Er wickelt sie um den Finger, bis er das bekommt, was er von ihnen will, und wenn er keine Lust mehr auf sie hat, lässt er sie einfach fallen. Zumindest habe ich das von meinen Freundinnen gehört.

Ehe ich etwas erwidern kann, schwingen die Eingangstüren nicht weit von uns auf und zwei Jungs mit Trainingstaschen in den Händen kommen herein. Als sie Devyn entdecken, der wieder auf Abstand geht, kommen sie auf uns zu und bleiben bei uns stehen.

Es sind weitere Footballspieler. Der fast zwei Meter große Hüne namens Read aus der Defensive Line ist vor ein paar Wochen an die Schule gewechselt und nickt uns nur zu. Braden, der Quarterback mit den aschblonden Haaren und dichten Brauen ist etwas kleiner, aber fast genauso breit und muskulös.

Er klatscht mit Devyn ab. »Was geht, Bro?« Dann fällt sein Blick auf mich. Seine weit auseinanderstehenden grünen Augen mustern mich interessiert. »Du bist Avery, die neue Cheerleaderkapitänin, richtig?«

Ich nicke voller Stolz. Auch die beliebtesten und heißesten Typen der Schule wissen von meinem neuen Status. Braden kennt sogar meinen Namen, obwohl ich bisher nichts mit ihm zu tun hatte. Innerlich ermahne ich mich cool zu bleiben und nicht aufgeregt auf und ab zu hüpfen, was mega peinlich und uncool wäre.

Braden lächelt mir zu. »Herzlichen Glückwunsch.«

Ich erwidere das Lächeln. »Danke.«

»Schon bereit fürs Training?«, wendet er sich an Devyn.

Der grinst ihn an. »Klar, ich freue mich schon. Ich habe mir noch mal die Videos vom letzten Training angesehen. Mir sind noch ein paar Sachen aufgefallen, auf die wir achten müssen. Das können wir dann später besprechen. Zieht ihr euch erst mal um. Ich muss sowieso noch kurz zu Coach Johnson. Wir sehen uns auf dem Feld.«

»Alles klar. Dann bis später.« Bradens Blick wandert von Devyn zu mir zurück. »War schön, dich kennengelernt zu haben, Avery. Ich hoffe, wir werden uns demnächst öfter über den Weg laufen.« Er lächelt mir erneut zu.

Ich lächle zurück, fühle mich allerdings ein wenig unwohl, weil sein Freund und Devyn uns beobachten und ich Angst habe, irgendetwas falsch zu machen.

»Klar, das wäre toll.«

»Super. Bis dann«, meint Braden.

Ich atme erleichtert aus, als die beiden Jungs in die Umkleide gehen. Mein Herz rast. Zwei der wichtigsten Footballspieler im Team haben eben mit mir gesprochen. Ganz zu schweigen davon, dass einer von ihnen der Footballkapitän höchstpersönlich ist!

Der nach wie vor neben mir steht, wie mir bewusst wird. Als ich meinen Kopf in seine Richtung drehe, wird mir noch wärmer, als mir ohnehin schon ist. Er hat seinen Blick direkt auf mich gerichtet.

»Du musst auch zum Sportplatz, oder? Dann können wir ja gleich zusammen hingehen«, schlägt er vor.

Ich kann mein Glück kaum fassen, auch wenn ich mich wegen seines Rufs als Herzensbrecher vor Devyn in Acht nehmen muss. Allerdings ist er bis jetzt ganz nett gewesen und es ist bestimmt nicht schlecht, mit dem Footballkapitän gesehen zu werden. Vielleicht werden wir ja sogar Freunde. Immerhin haben wir trotz verschiedener Sportarten dieselben Positionen in unseren Teams.

»Klar, gerne«, sage ich deshalb.

Der Weg zum Sportplatz ist nicht weit, da dieser direkt an die Sporthalle grenzt. Wir müssen nur eine Treppe hinunterlaufen und nach rechts auf einen gepflasterten Weg abbiegen. Dabei kommen uns weitere Footballspieler mit ihren Trainingstaschen entgegen. Devyn wird von allen begrüßt. Er ist wirklich beliebt bei seinem Team. Ich bekomme einen interessierten Seitenblick, ein freundliches Nicken oder Lächeln. Dann kommen wir an den Tribünen vorbei, wo ein paar Schüler sitzen. Auf den Laufbahnen drehen ein paar Mädchen und Jungen ihre Runden. Auf dem aus Naturrasen bestehenden Spielfeld stehen unsere Coaches und unterhalten sich miteinander. Sie sind gut miteinander befreundet.

Zwei Mädchen, die auf den untersten Rängen Platz genommen haben und uns bemerken, stoßen sich gegenseitig an und kichern übertrieben, als Devyn an ihnen vorbeiläuft. Er registriert es mit einem selbstgefälligen Grinsen und nickt ihnen zu, woraufhin sie erröten.

Ich wiederum werde nur mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugierde betrachtet, was mich verunsichert. Sicher fragen sie sich gerade, warum wir den Sportplatz gemeinsam betreten haben. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mit ihm zusammen herzukommen. Jetzt werden sie bestimmt die verrücktesten Gerüchte an der Schule streuen. Ich will nicht für das nächste dumme Mädchen gehalten werden, das auf Devyn hereingefallen ist. Allerdings sind wir die Kapitänin des Cheerleaderteams und der Kapitän des Footballteams. Sich zu kennen ist da doch normal, oder? Und wenn wir zusammen wären, würde das mehr als passen. Es wäre perfekt.

»Willst du nicht gern mit mir gesehen werden?«, fragt mich Devyn plötzlich.

Ich bleibe stehen. »Wie kommst du darauf?«

Devyn hält ebenfalls an. »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wobei deine Gegenfrage wohl Antwort genug ist«, erwidert er und klingt zu meiner Überraschung ein wenig verletzt.

Verdammt. Ich will es mir mit ihm nicht verscherzen. Doch ich kann nicht vergessen, was meine Cheerleaderfreundinnen über ihn erzählt haben.

»Ich will nur nicht, dass alle denken, ich wäre dein nächstes Betthäschen«, erkläre ich ihm ehrlich.

Devyn klappt die Kinnlade herunter. Fast wären ihm sein Helm und der noch immer darin liegende Football entglitten.

»Wow.« Er schüttelt den Kopf. »Du glaubst wohl alles, was andere erzählen, oder?«

»Nein!«, rufe ich schnell und laufe neben ihm her, als er weitergeht. Er hebt nur die Brauen, woraufhin ich die Arme vor der Brust verschränke. »Okay, ja«, murmle ich leise. »Aber ich habe diese Information von einer sehr guten Freundin, der ich vertraue. Und dich kenne ich ja nicht.«

Dieses Mal ist Devyn derjenige, der zuerst stehen bleibt. Ich tue es ihm gleich. »Wie wäre es, wenn du mich erst kennenlernst und dir selbst ein Bild von mir machst, ehe du über mich urteilst?«, schlägt er kühl vor.

»Ich ...«, beginne ich und breche ab.

Fragend hebt er die Brauen.

Ehe ich antworten kann, brüllt Coach Johnson über den Platz: »Coleman, was stehst du da so herum? Flirten kannst du auch später! Jetzt haben wir zwei erst einmal Spielzüge zu besprechen! Also beweg deinen Hintern her!«

»Ich komme schon!«, ruft Devyn zurück und schenkt mir einen undefinierbaren Blick. »Du kannst es dir ja noch überlegen«, raunt er mir zu, ehe er zu seinem Coach joggt.

***

Noch das ganze Training über ist mir die Begegnung mit Devyn nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Zumal er immer wieder zu mir herübergesehen hat, was mich ganz unruhig gemacht hat. Ich habe mich sogar mehrere Male verzählt. Aber auch ohne ihn wäre mein erster Tag als Kapitänin sehr aufregend gewesen. Ich stand zum ersten Mal ganz vorne an der Spitze und durfte den Takt vorgeben.

Die Gelegenheit, Devyn kennenzulernen, bekomme ich jedoch nicht, da ich ihn die nächsten Tage und Wochen kaum zu Gesicht bekomme. Entweder fehlt er in unseren gemeinsamen Kursen oder er ist in seine eigenen Gedanken versunken und scheint niemanden um sich herum wahrzunehmen.

Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Bei dem Gespräch im Flur der Turnhalle und auf dem Weg zum Sportplatz haben wir uns eigentlich ganz gut verstanden.

Zwar finde ich seine plötzliche Distanziertheit ein wenig schade, weil ich gern mehr über ihn erfahren hätte, aber ich werde keinem Typen hinterherlaufen. Erst recht nicht einem aufgeblasenen Footballkapitän, der sich für etwas Besseres hält und denkt, er könnte mit mir spielen.

Doch dann steht schließlich an einem Freitagabend das große Footballspiel gegen unsere größten Rivalen – die Haie der Blue Cliff High – an.

Das Herz schlägt mir bis zum Hals; meine Hände sind vor Aufregung ganz nass, als wir Cheerleader nacheinander auf den hell erleuchteten Sportplatz laufen und uns dort in einer Dreiecksformation aufstellen. Ich stehe ganz vorne an der Spitze. Wir tragen unsere Uniformen, die aus einem langärmlichen, weinroten Oberteil mit unserem Schullogo vorn drauf und einem gleichfarbigen Rock bestehen, der bis zur Hälfte unserer Oberschenkel reicht. Darunter tragen wir elastische Shorts.

Die Leute auf den Tribünen begrüßen uns jubelnd. Nachdem der Applaus ein wenig verebbt ist, beginnen wir mit unserer Choreographie. Unserer Choreographie, bei der ich mitgewirkt habe. Und nicht nur das: Heute ist mein erster offizieller Auftritt als Kapitänin des Cheer Squads – wie wir unser Team auch nennen.

Außerdem bin ich dieses Mal nicht nur eines der drei Top-Girls – auch Flyer-Girls genannt –, sondern das Top-Girl in der Mitte. Zwei Mädels tragen mich auf ihren Handinnenflächen. Zudem stützen sie mich an den Knöcheln, während ich wie die beiden Tops neben mir, die ebenfalls von Cheerleadern gehalten werden, erst die Fäuste und dann ein Bein in die Höhe strecke.

Schweißperlen treten mir auf die Stirn. Es kostet enorme Anstrengung, meine Körperspannung zu halten. Doch das Klatschen der Zuschauer und das überwältigende Gefühl, hier oben zu sein, sind es mir wert.

Auch wenn ich weiß, dass sie auf die Footballspieler warten, sehen sie sich unsere Choreographien gerne an. Und dieses Mal stehe ich im Mittelpunkt.

Mein Blick schweift über die Menge. Die halbe Schule ist anwesend. Sowohl Schüler, Lehrer, als auch Eltern und Geschwister. Mein Dad und meine Mom sitzen auf der Tribüne und klatschen begeistert. Sie sind stolz auf mich. Einerseits freue ich mich über ihre Anwesenheit, obwohl sie sich gar nicht für Sport interessieren. Andererseits hoffe ich, dass niemand meinen Dad anspricht, sonst merken sie, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Und das wäre richtig, richtig peinlich. Es würde mein mühsam aufgebautes Image kaputtmachen. An die schrägen Blicke meiner Mitschüler will ich gar nicht erst denken. Das hat mir schon an der Middle School gereicht.

Nachdem wir zum Abschluss eine dreistöckige Pyramide vorgeführt haben, bei der das Publikum in tosenden Applaus ausgebrochen ist, stellen wir uns in zwei parallele Reihen auf und heben die Pompons, woraufhin die Footballspieler zwischen uns hindurchlaufen.

Die Jungs sind unterschiedlich groß, manche sind breit, andere schmächtig gebaut. Sie alle tragen ihre weinroten Uniformen passend zu unseren Cheerleading-Outfits. Die Helme haben sie sich noch nicht aufgesetzt, sondern sie unter ihre Arme geklemmt, als sie sich im tosenden Applaus der Zuschauer feiern lassen.

Braden ist der vorletzte Spieler. Im Vorbeilaufen zwinkert er mir zu. Ich erröte. In den letzten Tagen hat er sich immer wieder mit mir unterhalten. Vor dem Spiel hat er sogar bei den Umkleiden auf mich gewartet. Er hat mich gefragt, ob ich gemeinsam mit ihm auf die After-Party gehen will, die das Footballteam bei seinem Freund Read in der Villa seiner Eltern schmeißt. Die halbe Schule ist auf die Party eingeladen. Das ist ein großes Ding. Es wird so aussehen, als gingen wir jetzt miteinander aus. Was bedeutet, dass er Interesse an mir hat. Ich freue mich schon darauf. Immerhin habe ich einem Date mit einem beliebten, heißen und reichen Quarterback zugestimmt, auch wenn es nur auf der Party ist!

Grinsend sehe ich zu, wie er sich mit seinen Kumpels abklatscht. Leider kann ich mich nicht länger auf ihn konzentrieren, da der letzte Footballspieler den Sportplatz betritt und die Tribüne endgültig in einen ohrenbetäubenden Jubelsturm ausbricht. Jungs klatschen, Mädchen kreischen den Namen des letzten Spielers. Devyn Coleman.

Laut Braden nimmt er immer noch weder die Schule noch das Training ernst. Vermutlich vergnügt er sich lieber mit den Mädchen, die ihm nachlaufen, weil er Kapitän ist. Das bestätigt nur Sofias Meinung, dass er ein Aufreißer ist.

Da er aber der Footballkapitän ist, müssen wir ihn extra laut bejubeln, wenngleich ich ihn lieber ausgebuht hätte.

Im Vorbeilaufen streift Devyns Blick den meinen. Graublaue Augen treffen auf meine blauen. Es sind nur wenige Sekunden, doch mir stockt der Atem, weil er mich so direkt, so intensiv ansieht. Als würde er mir in die Seele schauen. Seine Miene ist verschlossen, er wirkt unglücklich.

Doch dann schenkt er mir ein kurzes, kaum wahrnehmbares Lächeln, ehe er an mir vorbeizieht und sich zu seinem Team gesellt.

Die Jungs setzen ihre Helme auf und stellen sich ihren Gegnern entgegen.

Es ist das letzte und wichtigste Heimspiel für dieses Jahr.

Und ausgerechnet das verlieren wir.

Wegen Devyn.

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