17. Die Gewalt der Union
„Du wirst es sehen, Spook Asem."
Nach der schwarzen Einöde des Alls, der schmutzigen Stürme von Scurm und der heimsuchenden Leere der Steppen von Scolvar erschien Vetorius nun wie das Abbild blühenden Lebens, selbst aus der Entfernung. Blaues Wasser wurde durchsetzt von grünen Wäldern und Graslanden, dazwischen drängten sich feuchte Sumpfgebiete. Beinahe erschien der Planet wie ein kleines Paradies.
Spook wandte sich von dem von fleckigen Wolken umspülten Planeten ab und sah zu Lemeska, die auf der Kante ihres Sitzes saß und mit großen Augen auf ihren Heimatplaneten starrte. „Gibt es keine Städte dort?"
Sie schrak aus ihren Gedanken auf. „Doch", sagte sie. „Aber sie sind nicht groß. Sie dienen nur als Orte des Handels, und manchmal treffen die Anführer der Banden unter meinem Vater sich dort. Die meisten sind außerdem irgendwo verborgen im Regenwald, und von oben kaum zu finden. Nicht einmal nachts sieht man ihre Lichter."
„Und dein Vater hat eine Festung in einer der Städte?"
Lemeska sah ihn an mit einer Mischung aus Verachtung und Bedauern. „Seine Festung ist kein Gebäude", antwortete sie geheimnisvoll.
Spook sah sie ungläubig an. Im Zwielicht konnte er Azurians amüsiertes Grinsen erkennen, seine scharfen Zähne glänzten im Widerschein von Vetorius.
Lemeska grinste ebenfalls. „Du wirst es sehen, Spook Asem."
Er unterdrückte ein Zusammenzucken. Noch immer klang sein echter Name falsch. Jedes Mal, wenn einer seiner Begleiter ihn aussprach, lief ihm ein Schauder über den Rücken, als stürze sich im nächsten Moment ein Mann des Syndikates auf ihn. Einer, der nicht behauptete, seine Hilfe zu brauchen, als einzigen Grund, ihn nicht zu töten.
Resigniert wandte er sich von Lemeska und Az an und sah wieder hinaus auf den immer näher kommenden Planeten. Aus dem Augenwinkel konnte er Danjas konzentrierte Miene erkennen, während er den grollenden Fighter in den Landeanflug lenkte. Links neben sich, verschmelzend mit den hunderten anderen Sternen, sah er die Nebula Umbra, ein goldener Schimmer zwischen den silbernen Sonnen. Mehrere Tage waren vergangen, seit Ezamkhias Delnimes ihn auf Scolvar ausgesetzt hatte und Danjas Freundschaft zu ihm einer Art zweckmäßigem Bündnis gewichen war. Der Kopfgeldjäger vertraute und misstraute ihm zu gleichen Teilen. Immer wieder fiel Danja in sein altes Verhaltensmuster zurück, doch er ertappte sich stets dabei, gerade, wenn Spook zu hoffen begann, ihr Verhältnis könnte einstweilen wieder die alte Freundschaft werden. Doch er wusste, dass es kaum passieren würde. Danja war nachtragend, und Spook wusste, er hatte nichts anderes verdient. Viel zu lange hatte er ihn angelogen.
Doch er hatte nun ein neues Ziel, das seinem Leben einen Sinn verlieh, erinnerte er sich an sein Gespräch mit Lukas zurück. Er würde sich sein Vertrauen erneut verdienen. Er würde Danja und Isabella Jacery helfen, Azurian und Lemeska auszuliefern.
Er war sich sicher, dass keiner von ihnen ahnte, welche Gefahr sich im Laderaum befand, nur wenige Meter unter ihren Füßen, selbst wenn Azurian weiterhin misstrauisch ihnen gegenüber blieb. Captain Bantwells Befehl an Spook und Danja schien ihn etwas beruhigt zu haben, doch gänzlich verschwunden war seine Skepsis nicht. Lemeska dagegen kümmerte sich augenscheinlich nicht um Dinge wie Vertrauen oder Misstrauen, sondern trug weiterhin ihre Unbeschwertheit zur Schau, in dem Wissen, bald wieder in ihrer Heimat und so in Sicherheit zu sein.
Beide waren im höchsten Maße amüsiert über die Wahrheit über Spook gewesen, über seinen echten Namen, seine Unsterblichkeit und seine anscheinend unwahrscheinliche Fähigkeit, zu töten. Gerade letzteres schien sie zu belustigen. Lemeska nannte ihn den Tod der Unsterblichen und rief ihn bei seinem echten Namen, als wäre es eine höhnische Ehrenbezeichnung. Azurian versuchte halbherzig, sie zur Ordnung zu rufen, doch es blieb ein Versuch. Je näher sie Vetorius kamen, desto weniger ließ Lemeska sich vorschreiben.
Fast wünschte er sich, der Auftrag wäre endlich vorbei. Zwar war er fern einer persönlichen Abneigung gegen Azurian und das Mädchen, doch ihr Spott verletzte ihn dennoch. Nicht sehr, doch genug, um sie loswerden zu wollen.
In einem Kometen aus weiße Licht durchbrachen sie die Atmosphäre, und der Weltraum blieb hinter ihnen zurück. Rot glühende Punkte erschienen auf dem Holoscreen, und Spook sah die ersten Schiffe auf sie zufliegen. Es waren schwere Gefährte, ähnlich der Terraires, doch größer, brachialer und wesentlich besser bewaffnet. Mehrläufige Maschinengewehre klemmten unter den Flügeln und flankierten das Cockpit, schwere Kanonen waren unter dem Rumpf angebracht. Selbst Danjas imperialer Fighter schien lächerlich schwach gegen diese Bestien.
Das Abbild einer Frau mit schwarzen Tätowierungen im Gesicht und stacheligen, grellroten Haaren, gedämpft durch das blaue Licht des Holoscreens, materialisierte sich vor Spook und Danja. „Wer seid ihr und was habt ihr hier zu suchen? Antwortet schnell, oder wir schießen euch in Stücke", blaffte sie.
„Ich bin Danja Lexington. Meine Begleiter sind Spook Asem, Azurian Shahakazam und Lemeska Jean Bantwell", stellte Danja sie vor. „Captain Bantwell erwartet uns."
Die Frau legte den Kopf schief und machte eine kurze Handbewegung. Aus dem Augenwinkel sah Spook, wie die Gewehre zu rotieren begannen, und sein Herzschlag beschleunigte. „Zeigt mir Lemeska und Shahakazam", verlangte sie.
Folgsam erhob Lemeska sich und trat ins Blickfeld der Frau, Azurian folgte ihr auf dem Fuß. Sie winkte. „Was machen die Jungs, Reetha?", erkundigte sie sich fröhlich.
Reetha schnaubte, doch ein sprödes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Lee. Du bist noch dürrer geworden, als du ohnehin schon warst. Der Captain wird sich freuen." Sie strich sich durch die struppigen Haare. „Und über dich auch, Shahakazam. Folgt uns."
Eines der Schiffe beschleunigte, Spook konnte das Brüllen der Triebwerk ein seinem Bauch spüren, so laut waren sie. Rotes Feuer und schwarzer Rauch stoben aus den Motoren, doch auch dies schien, ebenso wie beider Nebula Umbra, nur eine Darstellung der Macht der Union zu sein. Spook spürte, wie sich die Nervosität in ihm regte, und kämpfte ein aufsteigendes Zittern nieder. Danja hatte ihm von seinem und Jacerys Verdachterzählt, die Einladung in Bantwells Festung könnte eine Falle sein, und er teilte ihn. Zwar war ihm bewusst, dass ihn niemand töten konnte, doch ebenso wie Delnimes war die Union in der Lage, ihn für Adalbast Croons' Tod zu bestrafen. Er zweifelte nicht daran, dass sie ebenso einfallsreich sein konnten wie der Kapitän des goldenen Schiffes.
Doch am meisten fürchtete er, jemand könnte Danja etwas antun. Mochte sein Name ihn vor dem Tod schützen, so würde selbst der Präsident des Empire Captain Bantwell nicht von Folter abhalten können. Spook warf einen schnellen Blick zu Danja, und er schien sein Unbehagen zuteilen, obwohl er versuchte, es nicht zu zeigen. Schließlich musste er stark wirken, erinnerte Spook sich, und der Gedanke versetzte ihm einen neuerlichen Stich. Dass Danja nun meinte, auch ihm etwas vormachen zu müssen, verletzte ihn.
Unter ihnen zogen Sumpfland, durchzogen von einem Delta aus unzähligen Wasserläufen, Steppe und schließlich Regenwald hinweg, so dicht, dass Spook nicht einmal den Boden erkennen konnte. Schwerfällige, gehörnte Wesen bevölkerten eine Lichtung, stumm brüllten sie den Fightern hinterher.
Je weiter sie kamen, desto öfter entdeckte Spook vereinzelte Wachen in den höchsten Baumwipfeln, dort, wo einzelne Bäume über die Decke aus Blättern hinaus ragten. Sie trugen schwere Geschütze bei sich, und Spook zweifelte nicht daran, dass diese Waffen sie mit nur wenigen Schüssen vom Himmel stürzen lassen konnten.
Schließlich ging der Fighter vor ihnen in den Sinkflug, und Danja folgte ihm etwas befangen. „Wollen die etwa einfach durch die Bäume fliegen?", murmelte er ungläubig.
Lemeska kicherte. „Hast du Angst, dass der Lack Kratzer abbekommt? Keine Angst. Du wirst es gleich sehen."
Danja warf einen schnellen Blick zu ihr. „Könntest du dich vielleicht etwas genauer ausdrücken und nicht so verdammt geheimnisvoll tun? Ich habe genug von Leuten, die etwas vor mir geheim halten wollen."
Spook sah hinaus auf das schier endlose grüne Meer aus Bäumen und schwieg betreten.
Hinter sich hörte er Lemeska kichern und Az ein Lachen unterdrücken, doch selbst das Schnauben, das er ausstieß, sprach Bände.
„Das ist der Lauf der Dinge", sagte sie hochnäsig. „Alle halten etwas von dir geheim, und da du die Auffassungsgabe eines Steins hast, muss sich auch niemand darüber Gedanken machen, dass du sie herausfindest."
Erneut wandte Danja sich zu ihr um. „Hör auf, Unsinn zu reden, und sag mir, was uns erwartet!", fauchte er wütend.
„Oh, unser Tod der Unsterblichen verliert die Geduld!", schoss sie giftig zurück. „Schau doch nach vorne, dann siehst du es."
Hastig drehte Danja sich wieder zu ihrer Route um, und Spook folgte seinem Blick. Vor ihnen war eine Schneise in den Wald geschlagen worden, schwarze Schienen waren in ihr verlegt. Bäume und Gebüsch rauschten an ihnen vorbei, als sie erneut ihre Höhe verringerten und in die Schneise hineinflogen. Danja starrte hochkonzentriert auf den Weg vor sich, das Schiff der Union nur wenige Meter von ihnen entfernt. Spook warf einen raschen Blick hinter sich, und sah Lemeskas freudige Faszination und Azurians gespielte Langeweile. Er schien seelenruhig, doch seine hellen Augen huschten nervös umher. Ruhig schien niemand zu sein angesichts ihrer baldigen Ankunft.
Das Erste, das sie von der Festung der Bantwells sahen, war eine schwarzgraue Rauchwolke in der Ferne, und das schwarze Ungetüm aus dunklem Stahl, das darunter zu lauern schien. Schnell wie der Wind näherten sie sich der Bestie aus Metall, und als ein Windstoß den Rauch zur Seite trieb, erkannte Spook die Gestalt der Festung.
Es war ein Zug, eine Lok mit vorspringendem Bug und schweren Geschützen an den Seiten. Kleine Schießscharten entblößten weitere Artillerie, die mehrläufigen Gewehre, die Spook bereits auf den Schiffen gesehen hatte, und die großkalibrigen Waffen, die die Wachen in den Bäumen getragen hatten. Platten aus dickem Stahl umschlossen einen durch Schlitze sichtbaren Motorbock, rot glühend und fauchend, so groß wie ein kleines Haus. Aus acht Rohren schossen in rhythmischen Abständen Flammen und schwarzer Rauch in den Himmel, versengte Blätter und setzte Zweige in Brand. Es hatte beinahe den Anschein, als würde das Ungetüm atmen. Sie war so breit, dass Danjas Fighter zwei Mal nebeneinander Platz in ihr gehabt hätte, und doppelt so hoch. Noch aus der Entfernung kam Spook sich winzig vor. Organisch anmutende Rohre, manche so dick, dass er er aufrecht durch sie hätte durchgehen können, umschlangen das Gefährt wie Tentakel nund verschwanden in seinem Inneren. Weitere Schlote spuckten Feuer in die Luft, gekrönt von blau schimmernden Flammenzungen. Dampfwolken krochen aus verborgenen Öffnungen, die Räder, die mit Stangen miteinander verbunden waren, verschwanden beinahe in den weißen Schwaden. Rote Flaggen flatterten an langen Masten. Mit einem zischenden Dröhnen, wie das eines Nebelhorns, lang gezogen und donnernd, verkündete der Zug Lemeskas Rückkehr, und das Geräusch ließ Spooks Eingeweide vibrieren.
Die Bestie aus Stahl erinnerte ihn an ein dunkles Abbild der Nebula Umbra, Erinnerungen aus Stahl an die Alte Erde, als wähnten sich ihre Besitzer nur zu gerne in längst vergangenen Jahrtausenden. Erneut drehte er sich zu Lemeska um. „Dort wohnt dein Vater?"
„Dort wohne auch ich", berichtigte sie mit einem beinahe eingeschüchterten Tonfall, doch immer noch mit ihrer üblichen Überheblichkeit.
Azurian nickte. „Ja, dort wohnen die Bantwells. Auch sie haben einen Hang zum Dramatischen, so wie unser unsterblicher Captain."
Mit wirbelnden Haaren wandte Lemeska sich zu ihm um. „Das ist nicht wahr", widersprach sie empört.
Azurian bedachte sie mit einem zweifelnden Blick. „Kein Wunder, dass du und der Captain euch so blendend verstehen", sagte er spöttisch.
Der Fighter machte einen Sprung nach oben, als Danja ihn hochriss und eine lange Schleife flog. „Landet auf Deck Vier", befahl Reetha.
„Wir sollen auf dem Ding landen?", hakte Danja ungläubig nach.
Lemeska kicherte. „Ich bin schon auf diesem Zug gelandet, da war ich dreizehn", prahlte sie.
Spook sah für einen kurzen Moment Reethas spöttischen Blick, dann verschwand sie ohne ein weiteres Wort vom Holoscreen. Danja ging in den Landeanflug, und schließlich setzten sie auf dem Zug auf. Etwas zischte, und die Plattform senkte sich in die Festung hinein. Über ihnen schloss sich eine Luke. Für einen Augenblick erhellte nur noch das Licht des Holoscreens das Innere des Fighters.
Spook wechselte einen unwohlen Blick mit Danja, und er sah die Angst in den Augen des jungen Kopfgeldjägers. Die Macht, die die Festung ausstrahlte, war beachtlich.
Mit einem Rucken stoppte die Plattform. Kurz herrschte Schweigen.
Danja brach es. „Auf in den Kampf."
Zischend öffnete sich die Luke des Fighters, und nacheinander traten sie hinaus, zuerst Lemeska, flankiert von Azurian, hinter ihnen Danja und Spook. Ein älterer Vraguar erwartete sie, begleitet von einigen Soldaten der Union. Eine Narbe teilte die linke Hälfte seines Gesichts.
Azurian überholte Lemeska und schritt auf ihn zu. „Grandyre. Hier ist, was ich dem Captain bringen sollte." Ausladend wies er auf die drei anderen. „Lemeska, Danja Lexington und Spook Asem."
Der alte Vraguar nickte beiläufig. „Azurian. Endlich", knurrte er beinahe freundlich, und neigte den Kopf, um sie mit seinem gesunden Auge ansehen zu können. „Lemeska. Dein Vater wird sich freuen, dich wieder in seinen Reihen zu wissen." Er verzog das Gesicht zu einem schwarz glänzenden Lächeln, verzogen durch die Narbe, und Spook schauderte. „Lexington, Asem, willkommen auf Vetorius. Mein Name ist Grandyre Varn Rhys", stellte er sich vor. „Der Captain erwartet euch bereits."
Sie folgten Rhys durch endlose, dunkle Gänge, die Spook die Festung erneut als finstere Schwester der Nebula Umbra erscheinen ließen. Im Hintergrund stampfte und grollte der Motor der Lok. Fahles Licht schien durch schmale, längliche Fenster hinein, gelbliche Lichtstreifen am Boden erhellten die kühlen Flure zusätzlich. Sie begegneten Kriegern und Soldaten aller Arten, schwer bewaffnet, die sie mit einer Mischung aus Interesse und Verachtung beobachteten. Doch jeder räumte anstandslos den Weg vor Rhys, bis sie ein Tor aus schwerem Stahl erreichten. Ein schwarzes Symbol war nachlässig darauf gezeichnet worden. Vier Wachen mit geladenen Reducergewehen standen davor, die Läufe glühten blau.
Einer von ihnen trat vor und streckte die Hand aus. „Eure Waffen."
Spook reichte ihm anstandslos sein Gewehr, Azurian gab schicksalsergeben seine Waffen weiter, und Spook sah aus dem Augenwinkel, wie sehr es Danja schmerzte, seinen Blaster abzugeben. Doch sowohl Laserpistole als auch Revolver wanderten in die Hände des Wachmannes. Ein weiterer tastete sie ab, doch fand anscheinend nichts Anstößiges.
Gerade, als er an ihm vorbei gehen wollte, hielt der Mann Danja auf. „Was ist in dem Mantel?"
Sichtlich unbehaglich zeigte Danja ihm die Reihen der Meriego-Messer. Stumpf schimmerten sie im gelblichen Licht.
Der Mann grinste. „Her damit."
Mürrisch legte Danja den Mantel ab. Deutlich grober als Spook wurde er abgetastet, dann ließen die Wachen auch ihn vorbei. Ohne jedes Geräusch glitt die Tür zu Seite und enthüllte einen großen, beinahe quadratischen Saal mit hoher Decke, gestützt von schlichten, stählernen Säulen. Blaues Feuer umhüllte träge flackernd ihre Fundamente, doch als Spook daran vorbei ging, spürte er keine Hitze. In den Schatten lungerten Unionisten herum, ihre Waffen klirrten leise, ihr Flüstern klang wie das Rauschen der Blätter draußen. Spooks Schritte klangen in seinen Ohren unangenehm laut in der gespenstischen Stille des Saales.
Der Weg zwischen den Säulen mündete in einen erhöhtem Teil des Saals, flankiert von Soldaten, gekrönt von einem sichelförmigen Gebilde, das wohl einen Thron darstellen sollte. Captain Bantwell saß darauf und trug das rätselhafteste Halblächeln zur Schau, das Spook je gesehen hatte, kaum zu erkennen durch das riesige, runde Fenster hinter ihm, durch das schwindende Licht der untergehenden Sonne des carunischen Systems zu sehen war.
Rhys neigte den Kopf. „Captain. Jene, die Ihr erwartet habt, sind angekommen."
Bantwell nickte. „Das sehe ich", sagte er unbeteiligt. Seine Stimme jagte Spook einen Schauder über den Rücken, so kalt und dunkel wie der Stahl, aus dem seine Festung gemacht war. Langsam erhob er sich von seinem Thron und trat die Stufen hinab zu ihnen. Seine nackten Füße flüsterten auf dem Metall, sein langer Mantel floss hinter ihm her wie ein Fluss aus Stoff. Vor seiner Tochter blieb er stehen und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Lemeska Jean. Ich freue mich, dass du zurückgekehrt bist."
Sie nickte und räusperte sich verlegen. „Ich freue mich ebenfalls, Vater", sagte sie förmlich. Ihre Stimme hatte jeglichen schelmischen Klang verloren, nun klang sie unterwürfig und scheu. Sie hielt sich beinahe militärisch gerade.
„Ich hoffe, deine Reise war... angenehm?"
„Ich kann nicht..." Sie unterbrach sich. „Es gab keinen Grund zur Beschwerde."
Bantwell musterte sie streng. „Geh. Wir sprechen uns später. Und lass dich neu einkleiden."
Sie nickte folgsam, beinahe ein Knicks, und verschwand im Dunkel hinter den Säulen.
Spook warf Danja einen Blick zu, und er erwiderte ihn. Es erschreckte ihn geradezu, die sonst so schlagfertige Lemeska derart eingeschüchtert zu sehen.
Bantwell hatte sich nun Azurian zugewandt. „Shahakazam. Ich bin erfreut über deine Rückkehr zur Union von Vetorius. Dafür, dass du meine Tochter aus dem Gefängnis des Empire befreit hast, danke ich dir."
Azurian lächelte gezwungen. „Es war etwas, was ich für Euch stets gerne getan habe."
Bantwells Lächeln war so kalt wie das Metall zu seinen Füßen. „Natürlich. Ich hoffe, dass ich dich bald in der Position einsetzen kann, die ich schon immer für dich vorgesehen hatte."
„Die da wäre?"
„Die eines Generals. Somit wärst du gleichauf mit Rhys. Zwar wirst du dich bewähren müssen, doch nach allem, was ich über dich und deine Leistungen im Empire gehört habe, wird es dir kaum schwer fallen."
Die Vraguare tauschten Blicke, und Spook hatte den Eindruck, dass keiner von ihnen sonderlich begeistert war.
Bantwell entging es nicht. „Ihr werdet euch beide mit dieser Vorstellung arrangieren müssen, doch es ist ein Lohn für deine Loyalität und ein Beweis meines Vertrauens. Das weißt du sicher zu schätzen."
„Selbstverständlich, Sir." Azurian hielt dem Blick des Captains stand.
Dennoch schien er erleichtert, als Bantwell sich Danja und Spook zuwandte. „Danja Lexington und Spook Asem. Der Tod der Unsterblichen, und der Unsterbliche in seiner Begleitung", sinnierte Bantwell berechnend. „Ihr wisst, warum ihr hier seid?"
Danja setzte ein Lächeln auf, das wohl seine Angst überdecken sollte. „Wir haben geholfen, Eure Tochter zurückzubringen. Durch unser Zutun erkauften wir die Passage auf der Nebula Umbra und brachten sie so sicher nach Hause zu ihrem Vater", behauptete er kühn.
Bantwell erwiderte sein Lächeln mit einem beunruhigenden Schimmern in den Augen. „Ist das wahr, Shahakazam?", fragte er, ohne sich von Danja abzuwenden.
Azurian seufzte. „In der Tat, sie haben uns geholfen. Die Überfahrt ging auf ihr Konto."
Bantwells Lächeln war starr wie das einer Wachsfigur. „Warum?"
Danja biss sich auf die Lippe. „Wir hatten gehofft, der König von Vetorius würde sich erkenntlich und dankbar angesichts unserer Hilfe zeigen", log er verlegen. Spook bewunderte plötzlich seine Stärke. Niemals hätte er geschafft, Bantwell so ins Gesicht zu lügen.
Bantwell lachte leise auf. „Ich würde mich erkenntlich zeigen. Doch alles, was ihr hättet erringen können, habt ihr in dem Moment verloren, als ihr Adalbast Croons ermordet habt."
„Welche Schande", murmelte Azurian.
„Danja trifft keine Schuld. Es war allein mein Anliegen, und er wusste nichts davon", erklärte Spook, obwohl ihm allein der Gedanke, das Wort an Bantwell zu richten, Angst einjagte. „Er jagte Croons allein des Geldes wegen, und es ist meine Schuld, dass er auf seine Spur kam."
Der König von Vetorius wandte sich langsam ihm zu. „Nun, was war dein Anliegen? Croons war einer meiner wertvollsten Männer, und er war auf einer wichtigen Mission." Sein Blick huschte zu Azurian, der ein beinahe unhörbares Geräusch der Missbilligung von sich gegeben hatte. „Du verstehst, warum ich es tat."
„Ja, Sir", bestätigte Azurian widerstrebend. „Und wenn ich es nicht unbedingt gutheiße, hätte ich es an Eurer Stelle nicht anders getan."
Bantwell nickte ihm kurz zu und wandte sich wieder an Spook. „Warum hast du Croons getötet?"
Spook atmete tief durch und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. „Er tötete meine Frau, ohne jeden Grund. Seit vielen Jahren jagte ich ihm hinterher, und schließlich sah ich meine Chance. Er war in meiner Reichweite, ich hatte sein Messer, und auch die Regeln des Captain Delnimes konnten mich nicht davon abhalten. Ich musste für meine Taten bezahlen", er schluckte, „und werde es erneut tun, wenn Ihr es für nötig erachtet." Sein Herz hämmerte in seiner Brust, schmerzhaft, als erinnere es sich an das Gefühl von Croons' Messer zwischen seinen Rippen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Danja die Zähne zusammenbiss.
„Also war es Rache", fasste Bantwell zusammen.
„Ja, Sir."
Bantwell neigte den Kopf und begann, vor ihnen auf und ab zu schreiten. „Ich kann deine Motive verstehen, und ich bewundere dich für deinen Mut, Delnimes' Regeln zu trotzen, für deine Ausdauer, dass du für diese Frau all die Jahre auf einen solchen Moment gewartet hast, und für deine Ehrlichkeit, dass du es mir so sagst. Dennoch", er blieb stehen und sah Spook an, „kann ich deine Taten nicht gutheißen. Du hast einen sehr wichtigen Mann mit beeindruckenden Fähigkeiten getötet, der mir noch sehr nützlich gewesen wäre, und er fehlt mir nun." Die unterschwellige Wut in seinen Worten trieb Übelkeit durch Spooks Körper, und er unterdrückte ein Schlucken. „Doch was mit dir geschehen wird, werde ich nicht heute entscheiden."
Spook nickte erleichtert und versuchte die Gedanken an die möglichen Strafen zu unterdrücken. Es hatte keinen Sinn, sich deswegen zu sorgen, erkannte er und dachte an Jacery im Laderaum des Fighters. Hoffentlich hatten die Unionisten ihn nicht durchsucht.
„Zu Ehren meiner zurückgekehrten Tochter", sagte Bantwell, während er die Stufen zu seinem Thron hinaufschritt, „wird es morgen Abend ein Fest geben. Asem und Lexington, ihr seid ebenfalls eingeladen. Nehmt es als Zeichen meiner Dankbarkeit." Er lächelte falsch. „Weitere Informationen folgen. Ihr könnt nun wegtreten. Alle."
Unruhe entstand, während die Unionisten zum Tor schlurften und begannen, über das Fest zu reden. Rhys, der während der Audienz still hinter ihnen gestanden war, wandte sich an Spook, Danja und Azurian. „Azurian, du kommst mit mir. Du bekommst ein Quartier, und wir haben noch etwas zu besprechen." Er packte einen der vorbeigehenden Unionisten am Handgelenk. „Bring die Herren Lexington und Asem in Räume im Block acht."
Der Mann, mit dunkler Haut und einer kunstvollen Flechtfrisur in den ungewöhnlich blonden Haaren, nickte, und bedeutete Danja und Spook, ihm zu folgen. Ein anderer Unionist gab ihnen an der Tür ihre Waffen zurück, und sie schritten erneut durch die kühlen Flure der fahrenden Festung. Als sie den Hangar passierten, in dem Danjas Fighter stand, hielt der Kopfgeldjäger ihn auf. „Warte. Wir brauchen noch unsere Ausrüstung."
Der Mann hob fragend eine Augenbraue. „Ihr habt eure Waffen, ihr rennt nicht nackt durch die Gegend. Was braucht ihr noch?"
Danja grinste. „Etwas, in dem man Captain Bantwell bei dem morgigen Fest beiwohnen kann, ohne sich allzu barbarisch zu fühlen."
Der Mann bedachte ihn mit einem spöttischen Blick. „Nur zu, Lexington", sagte er und wies mit großer Geste auf den Fighter.
Zu zweit betraten sie das Schiff und schlossen die Luke hinter sich. Unbehaglich sah Spook aus dem Fenster des Cockpit. Draußen lungerten einige Soldaten herum, zu viele, als dass sie zufällig dort waren. Der Blonde unterhielt sich mit ihnen, ein anderer lachte laut über einen Scherz.
„Danja, sei vorsichtig", warnte er, als Danja das Klopfzeichen machte, das er mit Jacery vereinbart hatte, als er sie kurz vor ihrem Flug nach Vetorius an Bord genommen hatte.
„Ich weiß", erwiderte Danja barsch und öffnete die Luke zum Laderaum. „Es ist unauffällig genug, wenn wir in den Laderaum gehen. Wo sonst sollten wir unsere Sachen aufbewahren?"
Spook seufzte. Er hatte recht, doch die Anwesenheit der Soldaten machte ihn noch nervöser, als er ohnehin schon war. Jede Sekunde vermutete er, sie würden das Feuer auf ihn und Danja eröffnen. Vielleicht wussten sie schon längst von ihrer Verschwörung... Schaudernd warf er den Gedanken ab und folgte Danja in das Zwielicht des Laderaums.
Isabella Jacery erwartete sie zwischen Kisten voller Proviant und anderer Ausrüstungsgegenstände. Waffen klemmten in Halterungen an der Wand, weitere Türen führten zu den Räumen der Motoren und der Lebenserhaltungssysteme. Die Decke war so niedrig, dass selbst Spook geduckt gehen musste, die Luft war stickig und verbraucht. Eine bläulich leuchtende Laterne auf einer der Kisten bildete die einzige Lichtquelle, die Lampen an der Wand waren längst kaputt. Danjas Fighter war keiner der neuesten Generation.
„Wir sind in Bantwells Festung, nicht wahr?", vergewisserte Jacery sich, Aufregung färbte ihre Stimme unter all ihrer üblichen humorlosen Reserviertheit.
Danja nickte knapp.
„Sie haben das Schiff durchsucht, doch mich haben sie nicht gefunden", berichtete sie.
„Diese Hurensöhne. Schnüffeln ungefragt in meinem Schiff herum", murmelte Danja erbost.
Jacery überging ihn. „Was habt ihr erfahren?"
„Ghost hatte den Captain ein wenig erzürnt, dadurch, dass er schuld an Croons' Tod ist, und er hat ihm gedroht. Mich hat er in Ruhe gelassen, aber auch das kann nur eine Strategie sein, dass er verheimlicht, wie viel wert ich für ihn sein könnte." Danja straffte die Schultern. „Wir sind nun seine Gäste, aber genauso gut hätte er uns gleich als seine Gefangenen nehmen können."
Spook erinnerte sich an die Selbstverständlichkeit zurück, mit der Rhys sie zu ihren Quartieren schicken wollte, und erkannte die Wahrheit in seinen Worten. Die Möglichkeit, Azurian und Lemeska abliefern und danach dankbar verschwinden zu können, waren in Bantwells Augen wohl niemals eine Option gewesen. Sie waren wertvoll, erkannte er, ein Unsterblicher und der Sohn des mächtigsten imperialen Generals.
„Besser ist es, wenn er nie in die Position gerät, uns benutzen zu können", meinte Danja trocken und sah Jacery erwartungsvoll an. „Es wird ein Fest geben, morgen Abend. Zu Ehren von Lemeska."
Jacery horchte auf. „Und der Captain, sie selbst, und auch Shahakazam werden dort sein."
Danja nickte. „Sie alle, und wir sind ebenfalls eingeladen sein."
Sie lächelte, ohne jeden Humor und voller Grimm. „Wie einfach er es für uns macht. Ich werde mich dort einschleichen und den Captain erschießen. Sobald das letzte Gericht vor ihnen steht, wenn alle betrunken und benebelt sind. Lexington, du tötest das Mädchen. Ich hoffe, du bist imstande, eine Frau umzubringen." Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
Er erwiderte ihn. „Ein totes Weib namens Srany Miraga wird dir bestätigen, dass Frauen nicht meine Schwäche sind."
Sie schnaubte und blickte schnell zu Spook, und ein ehrlich amüsiertes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ich denke auch. Ghost, du tötest Shahakazam. Es ist einfach." Sie sah ihn erneut an, nun offen, nach einem Anzeichen von Schwäche suchend. „Als würde man ein Tier erschießen."
Er starrte sie an, ohne eine Miene zu verziehen, selbst wenn ihm flau im Magen war. „Ich werde es tun." Danach war ihr Einsatz hoffentlich beendet.
„Tötet so viele Unionisten wie möglich. So können sie uns nicht verfolgen. Wir werden von diesem Zug fliehen, mit diesem Schiff, und nach Neor fliehen."
„Dort, wo alles begonnen hat. Was passiert auf Neor?", wollte Danja wissen.
Sie sah ihn an, als ob es eine entsetzlich dumme Frage war. „Ihr bekommt euer Geld, und wir alle gehen unserer Wege", antwortete sie schlicht.
„Was ist, wenn es nicht funktioniert? Wenn etwas schief läuft, oder jemand von den dreien überlebt?", sprach Spook seine Sorgen aus. „Oder wenn wir gar vorher aufgedeckt werden?"
Jacery strich über den Griff ihrer Waffe. „Wenn einer von ihnen überlebt, ist es unser Auftrag, denjenigen zu jagen und ebenfalls zur Streckezu bringen. Sollte einer von euch sterben, könnt ihr es als Akt der Rache sehen, seinem Mörder ein schnelles Ende zuteil werden zu lassen. Dennoch wird der Auftrag fortgeführt. Sollte ich sterben, wird sich die Liga der einarmigen Banditen höchst ungehalten euch gegenüber zeigen. Das, und das Geld, das auf euch wartet, sollte euch von einem Verrat abhalten." Sie blickte zu Danja, als erwarte sie einen Einwand, doch er schwieg ungerührt. „Lexington, ich hoffe, deine Geheimwaffe hält, was sie verspricht."
Spook sah Danja überrascht an, doch der Kopfgeldjäger nickte nur kurz. „Das wird sie. Und nur so aus reiner Neugier: wie gedenkst du, dem Empire das Chaos, das wir hier anrichten wollen, erklären?"
Jacery schnaubte. „Ich werde behaupten, ich habe Shahakazam und Lemeska bis hierher verfolgt, wo mich Bantwells Männer leider erkannten und töten wollten. Es gelang mir, beide mit etwas Hilfe", sie wedelte mit der Hand in Danjas und Spooks Richtung, „beide in Gewahrsam zunehmen, doch ich musste mir einen Weg hinausschießen. Shahakazam fiel noch im Feuerwechsel, während es mir gelang, Lemeska gefangen zu nehmen. Doch sie griff mich an, und ich musste sie töten, um nicht selbst zu sterben." Sie starrte Danja hart an. „Genügt das?"
Er grinste umwerfend. „Es klingt erstunken und erlogen, so wie es ist. Aber das Empire wird es dir abkaufen." Er klang, als wäre er ganz und gar nicht überzeugt.
„Zum ersten, sie werden es nicht überprüfen können. Ich denke, ich kann darauf zählen, dass meine Komplizen schweigen, da sie alsbald um mehr als zweihunderttausend Dollar reicher sein werden. Diese Gefahr ist gebannt, oder nicht?" Sie legte einen Finger an den Lauf ihres Blasters und sah beide bedeutungsvoll an.
Danja hob eine Augenbraue, doch schwieg.
„Zum zweiten, es ist wohl kaum dein Problem, Danja Lexington. Und ich werde mich nur vor General Lexington verantworten müssen, und nicht vor seinem naiven Sohn", schloss sie hochmütig.
„Ich könnte dich hier und jetzt erschießen, und vor Captain Bantwell schleppen. Er würde mir sicher den ein oder anderen Dollar für deinen Kopf geben", sinnierte Danja, die Hand an der Waffe. „Wen kümmert die Liga, wenn der König von Carun seine Hand über dich hält?"
Sie lächelte, als hätte er gerade ihre Worte bestätigt. „Calixtus Bantwell ist ein Geschäftsmann, und du bist ein sehr gutes Geschäft. Frei lassen wird er dich, den Sohn des Generals, nicht, selbst wenn du mich vor seine Füße wirfst."
„Lasst den Unsinn", fuhr Spook dazwischen. Jacery war klug. Sie kannte Danjas Schwachstelle, und wusste sie einzusetzen. Still hoffte er, dass er und Danja schnell genug waren, um sie so bald wie möglich aus den Augen zu verlieren. „Noch brauchen wir einander. Keiner von uns wird diese Festung je wieder lebend verlassen, wenn wir nicht unseren Plan ausführen. Morgen beenden wir diesen verfluchten Auftrag, und danach sehen wir einander hoffentlich nie wieder."
Danja und Jacery funkelten einander durchs Zwielicht an, keiner von ihnen löste die Finger von der Waffe, doch sie schwiegen.
„Gut. Jacery, wie wirst du dieses Schiff verlassen?", fragte Spook.
„Ich werde mich nachts davonschleichen. Lasst es meine Sorge sein", antwortete sie und wandte endlich ihren wütenden Blick von Danja ab. Ihr Droidenauge schien hell wie ein Stern im Halbdunkel.
„Da nun alles geklärt ist", Spook wandte sich von ihnen ab und öffnete einer der Kisten, von der er sich erinnerte, dass sie seine wenigen Besitztümer enthalten musste, „werden wir nun unsere Sachen nehmen und zurück nach draußen gehen, bevor sie Verdacht schöpfen."
„Allein, dass wir eine halbe Ewigkeit hier drin sind, ist schon verdächtig genug, um aufzufliegen", murmelte Danja missmutig, doch auch er begann, seine Kisten zu durchsuchen.
Als sie den Laderaum verlassen wollten, hielt Jacery sie zurück. „Seid vorsichtig. Eine Menge hängt von euch ab", warnte sie beinahesanft.
Danja nickte knapp und zog sich nach Spook hinaus in das Licht, das durch das Cockpit fiel. Draußen sprachen und scherzten die Unionisten, und Spook erkannte an den schnellen Blicken zum Cockpit die Ungeduld des Blonden. Sie mussten sich beeilen. Sie waren verdächtig, das erkannte er selbst. Doch war es nicht natürlich, sich nach einer Drohung des Captain wenigstens etwas auf eine Flucht vorzubereiten? Der Gedanke beruhigte kaum seine flirrenden Nerven. Ihm war, als ständen ihre Absichten mit Neonbuchstaben an die Außenhülle des Fighters geschrieben, so wie die Schilder an Lukas' Frachter.
Es musste funktionieren. Sie waren Bantwell auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wenn auch nur ein Schuss daneben ging, wären sie nichts mehr als Werkzeuge in seinen Fingern. Oder schon bald tote Männer.
Spook dachte an sein Messer, das versteckt in einem der Fächer des Fighters lag. Wenn die Unionisten es fanden, wäre auch er bald tot, und anders als zuvor schien der Gedanke ihm gänzlich unangenehm. Er sah seinen Freund an, der seine Kleidung in einen zerschlissenen Seesack stopfte, und einige Waffen versteckte. „Jacery sagte, du hättest eine Geheimwaffe", begann er vorsichtig.
„Ja."
„Was für eine Waffe?"
Danja trat auf ihn zu. „Du. Du bist unsterblich. Egal, wie viel Geschosse sie in deinen Körper jagen, du wirst stehen bleiben", flüsterte er grob. „Es erhöht unsere Chancen, lebendig zu fliehen, wenn du mir den Rücken frei hältst. Ich hoffe nun", er hielt Spook den Griff seines zweiten Blasters hin, „dass du weißt, dass dir jetzt nichts mehr, weder Croons, noch deine unverständliche Abneigung gegen Gewalt, im Weg stehen darf. Verstanden?"
Spook nickte befangen und nahm den Blaster. Gegen die Schwere des Gewehres, das er immer noch bei sich trug, fühlte er sich beinahe ungefährlich an. Langsam ließ er den Blaster in seiner Tasche verschwinden und legte seine eigene Waffe ab. Danja wandte sich heftig ab und fuhr fort, seine Sachen zu packen.
„Was, wenn tatsächlich etwas schief läuft? Was, wenn wir gefangen genommen werden?", fragte Spook in die hektische Stille hinein.
„Dann haben wir bald nichts mehr, worüber wir uns Sorgen machen müssen." Danja packte seinen Revolver in den Sack, dann hielt er inne und sah Spook offen an. „Zumindest ich nicht. Du jedoch wirst eine unschöne Ewigkeit vor dir haben."
~ ~ ~
Heute wird das letzte Kapitel zu diesem Buch geschrieben. Hurraahh...
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