
Juliet I
„Wo warst du?", fragte Ada noch einmal. Juliet trat von einem Fuß auf den anderen. Sollte sie ihr die Wahrheit sagen? Sie warf ihre langen Haare nach hinten und meinte entschlossen, wenn auch nicht etwas schuldbewusst: „Ich war die ganze Zeit in der Halle. Wahrscheinlich hast du mich einfach nicht gesehen", dann wand sie sich aus Adas' Griff, wünschte ihr eine gute Nacht und ging schnell die große Treppe hoch. Ihr Herz klopfte schnell. Es war nicht der richtige Moment gewesen, sagte sie sich immer wieder. Das Passwort – Lily hatte es ihr gesagt – war Carpe Diem und die fette Dame nickte nur, bevor sie sich weiteren Wein einschank. Der Gryffindorgemeinschaftsraum hatte sich nicht verändert: rote Sessel und ein paar Sofas standen um den Kamin herum verteilt; Tische und Stühle waren wie immer an den Seiten des Raumes verteilt. Juliet drehte sich im Kreis; den Blick nach oben gerichtet. Auf beiden Seiten der Treppe waren kleine Steinbalkone, die zu den Schlafsälen der Siebtklässer führten. Es roch leicht stickig, also öffnete sie eines der Fenster. Ein kühler Wind fuhr ihr durch die Haare und sie schloss kurz die Augen. Sie fühlte sich nicht gut, ein Geheimnis vor Ada zu haben, aber andererseits fühlte sie sich auch noch nicht bereit, ihr davon zu erzählen. Langsam hob sie den Kopf und starrte auf den schwarzen See hinunter. Um diese Uhrzeit war er wirklich schwarz. Juliet spürte ein leichtes Ziehen in der Magengegend, als sie sich umdrehte und in Richtung Schlafsaal ging. Kaum war sie auf der Treppe, öffnete sich das Portraitloch und Lily, Remus und ein Haufen Erstklässler kamen in den Gemeinschaftsraum gestolpert. Mit einem Lächeln auf den Lippen stieg sie höher die Wendeltreppe hoch und betrat schließlich den Schlafsaal. Die 5 war gegen eine 6 ausgetauscht geworden und auf einmal ganz fröhlich packte sie ihre Sachen aus, legte ihre Schuluniform heraus und war im Bad, als endlich Lily und Marlene ins Zimmer kamen. Juliet kam mit der Zahnbürste im Mund aus dem Bad und schaute Lily belustigt dabei zu, wie sie sich aufs Bett warf und den Kopf in den Kissen vergrub. Marlene schlüpfte grinsend aus ihrem Umhang und warf ihn neben ihr Bett auf den Boden. Juliet rannte schnell ins Bad zurück, um ihren Mund auszuspülen, dann hockte sie sich auf ihr Bett. „Was ist ihr denn über die Leber gelaufen?", fragte sie Marlene, die gerade in ihr Nachthemd schlüpfte. Marlene lachte und setzte sich neben sie. „Einer der Ersties hat Potential unsere liebe Lily in den nächsten Monaten in den Wahnsinn zu treiben." Lily stöhnte. „Der ist wie Potter, nervig, anhänglich und unglaublich besserwissend." „Sieht er auch so gut aus?", fragte Juliet und konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen. Lily stützte sich auf und warf das nächstbeste Kissen auf ihre lachenden Freundinnen. Gespielt beleidigt schloss sich Lily im Bad ein und als sie wieder raus kam, waren ihre Haare nass und sie setzte sich auch auf ihr Bett. Während sie ihre Haare in zwei Zöpfe flocht, quatschten die drei über belanglose Dinge, und Juliet war froh, wieder zu Hause zu sein.
Am nächsten Morgen schien die Sonne schon früh morgens in den Schlafsaal und fröhlich zog Juliet sich an. Dann betrachtete sie ihre beiden Freundinnen, die beide noch schliefen. Mit einem schelmischen Grinsen zog sie ihren Zauberstab und flüsterte „Arguamenti". Wild um sich schlagend richtete sich Marlene auf und warf ihr einen wütenden Blick zu. „Ich bring dich um", flüsterte sie leise lächelnd. Juliet kreischte auf und deutete auf die Uhr. „Wir müssen aber gleich los, Marls", grinste sie. Marlene warf ihre blonden Haare nach hinten und verdrehte die Augen. „Dann erwarte eben Rache in jedem Moment", grinste sie und mit einem Schwenker ihres Zauberstabes tauschte sie ihr Nachthemd gegen die Schuluniform um. Anschließend zog sie Lily die Decke weg und zerrte sie aus dem Bett. Juliet betrachtete das Ganze lächelnd. Lily war zwar Jahrgangsbeste, aber im Gegenteil zum Klischee des Strebers, war sie eine geborene Langsschläferin. Keine fünf Minuten später verließen sie zu dritt den Gemeinschaftsraum, um zum Frühstück zu gehen. Juliets' Herz klopfte ein bisschen schneller – das Frühstück war jedes Mal besonders. Lily und Marlene gingen zielstrebig zum Gryffindortisch, doch sie machte einen Umweg zum Ravenclawtisch. Ada saß neben Grace am Anfang der Tafel und schien sich mit ihr zu unterhalten. Schnell ging sie zu ihr. „Hey, Ada", begrüßte sie ihre Freundin. Ada sah sie an und lächelte. „Hi", sagte sie. „Hast du deinen Stundenplan schon?", fragte Juliet sie. Ada schüttelte den Kopf und runzelte leicht die Stirn. „Nein, aber du bekommst ihn sicher gleich", sagte sie und nickte zum Gryffindortisch hinüber, wo Professor McGonnagall schon bei James angekommen war. „Oh", sagte sie kurz, dann lief sie so schnell sie konnte, ohne zu rennen, zu ihren Tisch hinüber. Sie kam gerade rechtzeitig an, um McGonnagall sagen zu hören: „Mr Lupin?" Schnell setzte sie sich neben Lily, die sich zu ihr rüber beugte und flüsterte: „Wir haben gerade überlegt: das Wetter ist ja so schön, wollen wir später an den See gehen und einfach so ein bisschen das Ende des Sommers feiern?" Juliet nickte sofort. Das klang gut. „Und magst du Ada nicht auch fragen, ob sie kommen will?", flüsterte jetzt Marlene von der anderen Seite. „Ja, mach ich", antwortete sie. McGonnagall ging jetzt weiter und blieb vor ihr stehen. „Miss Green, da sie gute Ergebnisse in ihren ZAG-Prüfungen hatten, belegen sie dieses Jahr Kräuterkunde, Verwandlung, Zauberkunst, Zaubertränke, Muggelkunde, Astronomie und alte Runen." Die Lehrerin gab ihr ihren Stundenplan und Juliet begutachtete ihn interessiert. Marlene zog ihn ihr aus der Hand und verglich ihn mit ihrem. „Wir haben fast die gleichen Stunden", freute sie sich. „Was habet ihr zuerst", fragte Remus die Mädchen. „Wir haben, glaub ich, alle Zaubertränke. Ihr?", fragte Lily. „Tatze, Krone und ich haben auch Zaubertränke", Lily stöhnte genervt auf, „Wurmschwanz hat Muggelkunde", beendete er seinen Satz. Marlene zupfte Juliet am Ärmel. „Frag Ada doch jetzt schnell", forderte sie sie auf. Sie nickte und schulterte ihre Tasche. „Wer ist Ada?", fragte Sirius verwirrt. Juliet verdrehte die Augen. „Meine Freundin? Sie ist in Ravenclaw", fügte sie hinzu. Ohne einen Kommentar abzuwarten, lief sie schnell zu Ada hinüber. „Hey, möchtest du später mit an den See kommen?", fragte sie schnell. Ada drehte sich um. „An den See? Mit wem dem?" Juliet wedelte mit den Händen. „Na mit den anderen halt." „Also Gryffindors?" Juliet nickte. Ada sagte kurz nichts. Ihr Blick wanderte zum Gryffindortisch hinüber. Dann nickte sie. „Okay." Juliet lächelte. „Dann bis um vier." Erleichtert, dass Ada zugestimmr hatte, schnappte sie sich eine Scheibe Toast und lief mit den anderen in Richtung Kerker.
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