1. Kapitel: Das Treffen
Scar Face:
„Wo genau soll dieser Kerl nun sein?", fragte ich General Lee leise, während ich neben ihr durch die Gassen der Unterwelt von Coruscant lief. Besonders viel Zeit hatte ich bisher nicht auf solch tiefen Ebenen des Planeten verbracht, aber ehrlich gesagt reichten mir die Erzählungen von hier auch mehr als genug aus. Dass es hier nämlich eine ungemein hohe Rate an Kriminalität gab, gegen die die Republik wegen des Krieges einfach nichts tun konnte, war weder ein Geheimnis, noch mir bei meinem ersten Besuch hier verborgen geblieben. „In einer Bar, nicht mehr weit von hier. Zu unserem Glück scheint dieser Leofried einen Arbeitsplatz mit kurzem Weg zu einer Fluchtmöglichkeit zu bevorzugen", erklärte mir die Jedi Ritterin. „Na toll, noch so ein gesetzloser Streuner", gab ich leise zu der Pentoranerin zurück, welche nur etwas mit den Schultern zuckte. Leicht die Nase rümpfend sah ich mich weiter um, das Licht war stark gedämpft, wodurch alles dunkel und abweisend erschien und an den Seiten der Straße lag jede Menge Abfall. „Oh man, egal wie viel Zeit zwischen meinen Besuchen hier unten vergeht, der Gestank um kein bisschen besser, allenfalls nur noch schlimmer", murmelte ich leise. „Ja, nur daran können wir gerade nichts ändern, ganz davon abgesehen, dass wir dafür auch nicht unbedingt hier sind", entgegnete Lee. Mürrisch brummend beobachtete ich das Treiben der Leute hier unten, die dicht nebeneinander durch die Gasse liefen und sich dabei auch dichtan uns vorbeischoben. Vorsichtshalber bewegte ich meine Hände in die Nähe meiner Blaster-Pistolen, man konnte ja nie wissen, wie viele wagemutige Taschendiebe hier gerade rumtollten. Kaum eine Minute später erwies sich dies als eine durchaus weise Entscheidung, als ein halbstarker Möchtegerndieb versuchte, mir den Blaster aus dem rechten Holster zu klauen.
Unter meinem Helm grimmig lächelnd wartete ich ab, bis er sein Ziel fast erreicht hatte, bevor ich ihn mit der linken Hand am Hals packte und gegen den nächsten Laternenmast drückte. Dabei zog ich mit der Rechten genau den Blaster, den der Kerl gerade stehlen wollte, aus dem Holster und hielt dem Dieb den Lauf unter die Nase, woraufhin dieser erschrocken die Augen aufriss. „Nun also, wenn du dich schon traust den Commander einer Klon-Eliteeinheit zu bestehlen, dann solltest du wirklich etwas schneller sein", riet ich ihm mit düsterer Stimme. „Scar Face, ich kann deine Reaktion zwar verstehen, aber wir sind heute leider nicht hier, um Polizei zu spielen", erinnerte mich Lee, welche stehen geblieben warund mir eine Hand auf die Schulter legte. „Hm, da hast du wohl nochmal Glück gehabt...", die unterschwellige Drohung klang schlimmer, als sie eigentlich gemeint war, aber wenigstens verfehlte sie ihren Zweck nicht, denn der Dieb weitete nur erschrocken die Augen. Anschließend ließ ich wieder von ihm ab, steckte den Blaster zurück in seinen Holster und ging dann mit General Lee weiter durch die Gasse, wobei ich die Menge um uns gekonnt ignorierte. Vermutlich wunderten sich die meisten der Leute entweder darüber, dass einmal jemand etwas gegen die Kriminalität hier unternommen hatten, oder dass meine Klonrüstung pechschwarz war. „Dort vorne ist es", meinte der General plötzlich und zeigte auf ein Gebäude vor uns. „Ein Nachtclub?", fragte ich leicht verwundert und teils auch aufgebracht. Bei der Einsatzbesprechung im Jedi Tempel hatte General Kenobi noch betont, dass diese Person, die sie für diesen speziellen Einsatz hinzuziehen wollten, ein wahrer Meister seines Fachs war. „Was für ein Meister in Sachen Kriegsführung besucht denn bitte solch einen Ort?", fragte ich mich im Stillen, während die Pentoranerin bereits auf den Eingang zuhielt.
„Hör zu Scar Face, dieser Kerl ist wirklich ausgesprochen reizbar und aufgrund einiger... Umstände der Vergangenheit haben wir generell schon schlechte Karten für das Gespräch mit ihm. Aus diesem Grund benötigen wir in dieser Situation ein gesundes Maß an Feingefühl und auch Geschick, weshalb du besser nicht gerade den Krieg oder so etwas ansprichst. Äh, den Jedi Orden hältst du lieber auch aus der Sache heraus und genauso alles, was mit der aktuellen Regierung der Republik zusammenhängt... Ich glaube, es ist eigentlich sogar das Beste, wenn du gar nicht erst anfängst zu reden", warnte mich der General noch vor, bevor sie das Innere des Clubs betrat, wobei mir eine Welle aus ziemlich unangenehmen Gerüchen entgegenschlug. Es roch eindeutig nach Alkohol, billigen Gewürzen und irgendeiner Form von Tabak, die mir so noch völlig unbekannt war, was aber an sich gerne so bleiben konnte. Trotzdem folgte ich dem General durch die Tür und sah mich kurz in dem lauten, gut besuchten Schankraum um, ehe mit einem Mal sämtliche Gespräche verstummten, sowie alle Augen auf mir lagen. „Oh, wie ich es hasse, wenn das passiert...", murmelte ich leise, da die Meute der Jedi nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Vermutlich lag das daran, dass sie eine braune Stoffrobe, die auch oder vor allem ihr Lichtschwert verdeckte, trug. Ich auf der anderen Seite versteckte mich im eigenen Gebiet nicht sonderlich gerne, da ich dies mit meiner Einheit, der 355. Legion, hinter feindlichen Linien schon genug machen musste. Außerdem war es wahrscheinlich auch nicht schlecht, wenn die Leute hier unten einmal ganz offen einen Gesetzeshüter unter sich sahen. „Da hinten ist er", meinte General Lee leise und zeigte in den hinteren Teil des Raumes. Dort befanden sich mehrere voneinander getrennte Nischen, in denen je ein länglicher Tisch mit einer in der Nische eingearbeiteten Bank, über denen auf einem Bildschirm groß und breit „VIP-Lounge" geschrieben stand.
Allerdings war dieser Bereich gerade nur eher spärlich besucht, weshalb es mir nicht schwerfiel zu erkennen, wen der wenigen Gäste der General nun genau meinte. Er sah definitiv anders aus, als ich in mir vorgestellt hatte, in erster Linie vor allem, weil er eine Rüstung trug, die der von uns Klonen durchaus ein gutes Stück ähnelte. Ebenso wie die Rüstungen meiner Legion, war seine größtenteils in ein Tiefschwarz gefärbt und hatte außerdem einige hellrote Markierungen auf dem Helm, sowie auch der Brust- und rechten Schulterplatte. Der Helm wiederrum unterschied sich grundlegend vom Modell unserer Rüstungen, da er gerade im Bereich um den Mund völlig abgerundet war, allerdings hatte auch er einen Zielerfassungsmesser, wie mein Helm ihn hatte. Vom unteren Teil der Rüstung, also allem kurz unter der Brust, konnte ich jedoch nicht wirklich etwas erkennen, da der Tisch logischerweise im Weg war. Lediglich die festen Stiefel, die dieser Kerl trug konnte ich ohne Zweifel erkennen, wobei mir der auf der rechten Seite etwas unförmig und viel zu breit erschien, was ich aber erstmal ignorierte. Viel mehr wurde mein Blick von dem angezogen, was neben unserem Freund an der Bank lehnte, nämlich ein 773-Firepuncher-Gewehr, was geradezu bezeichnend für Scharfschützen war. Ohne großartig Zeit zu verlieren ging der General mit mir im Schlepptau auf den entsprechenden Tisch zu und setzte sich dem Mann genau gegenüber. Ich wiederrum blieb mit vor der Brust verschränkten Armen neben der Jedi gestellt und behielt unseren Gegenüber, welcher nur desinteressiert aus seinem Becher trank, genau im Auge. „Das hier ist die VIP-Lounge, also nur für hochbezahlende Kunden und Leute, die hier einen kleinen Deal unter zivilisierteren Bedingungen aushandeln wollen", meinte der Mann völlig trocken. Nach dieser Aussage blickte er uns für einige Sekunden prüfend an und nahm dann noch einen Schluck aus dem Becher, welcher definitiv nichts ohne Alkohol enthielt.
„Diese Tatsache ist uns durchaus bewusst und es ist ja auch nicht so, dass wir hier keine Vereinbarung mit jemandem treffen möchten", erklärte Lee ruhig und gelassen. „Etwa mit mir?", erkundigte sich der Kerl eher weniger überrascht. „Oh, allerdings... Aber daran wirst du dich in den letzten Jahren sicher gewöhnt haben", entgegnete der General. „Ich wüsste nicht, wieso ich mich daran hätte gewöhnen sollen, immerhin bin ich nur ein einfacher Mann, der sich als Aufpasser in irgendeiner Bar verdingen muss, um zu überleben", meinte er darauf nur und trank noch einen Schluck. Dabei fragte ich mich nun ernsthaft, ob wir bei ihm richtig waren, denn ein echter Spezialist, wie wir ihn suchten würde sich in solch einer Situation niemals so betrinken. „Wir wissen beide, dass deine Talente sehr weit über deiner jetzigen Tätigkeit liegen... Leofried", wies Lee ihn hin und augenblicklich zuckte Angesprochener zusammen, während er seine rechte Hand unter den Tisch bewegte. „Ihr wisst also, wer ich bin... Jedi?", erkundigte sich dieser Leofried leise und abschätzend, was mir doch etwas Angst machte. Eben klang er immerhin noch wie ein einfacher Typ, der nur gut genug war, um in einer zwielichtigen Bar den Aufpasser zu spielen und jetzt klang er plötzlich wie ein knallharter Gauner. „Oh ja, wobei man dir zugutehalten sollte, dass du es einem wirklich alles andere als leicht machst etwas Genaues über dich herauszufinden... Besonders in Bezug auf deine wahre Herkunft ist es wohl mit am schwersten, was ich aber völlig verstehen kann. Ich würde mich jetzt allerdings besser fühlen, wenn du die Hand vom Blaster nimmst", meinte Lee ruhig, um die Situation wohl zu entspannen. Zugegebenermaßen etwas geschockt weitete ich die Augen, zielte dieser Mistkerl etwa gerade wirklich unter dem Tisch auf meinen General? Und wieso blieb sie nur so entspannt?
„Entschuldigung, schlechte Angewohnheit, die mir früh von meinen Leuten mitgegeben wurde... Jedoch würde ich mich besser fühlen, wenn Ihr Euer Lichtschwert auf den Tisch legt", gab dieser Leofried dann in einem leicht befehlenden Ton zurück. Das reichte mir, jetzt war er wirklich mehr als nur einen Schritt zu weit gegangen, es wurde Zeit diesem Kleingauner einmal eine klare Grenze zu setzen. „Also gut du Ganove, jetzt pass mal gut auf!", wies ich ihn mit kräftiger Stimme zurecht und zog den Blaster aus meinem rechten Holster. Noch bevor ich jedoch zielen konnte, hatte Leofried schon seine Waffe gezogen und mir den Blaster sauber aus der Hand geschossen, ohne mich selbst dabei aber zu treffen. „Mal sehen, jetzt möchte zusätzlich noch, dass der Klon seinen zweiten Blaster auch mit auf den Tisch legt... Ganz langsam natürlich", verlangte Leofried und sah mich dabei eindringlich an. „Tu bitte, was er sagt", hörte ich plötzlich die Jedi neben mir sagen, während ich aus den Augenwinkeln erkannte, wie sie ihr Lichtschwert langsam auf den Tisch legte und leicht zu Leofried schob. Nur widerwillig zog ich anschließend den zweiten Blaster aus dem Holster an meiner linken Hüftseite und legte ihn zu dem Lichtschwert auf den Tisch. Schwach nickend nahm unser Gegenüber dies zur Kenntnis und blickte kurz zur Bartheke, dessen Ausschenker wohl bereits bei dem Schuss erschrocken zu uns gesehen hatte. Die beiden Männer hielten nur für ein paar Sekunden Blickkontakt, jedoch schien ihnen das auch zu reichen, denn danach arbeitete der Schankwirt einfach weiter und auch die Gespräche im Raum wurden ohne Weiteres fortgesetzt. „Gut, wirklich sehr gut... Jetzt sagt mir aber endlich, was Ihr hier eigentlich genau von mir wollt, Meisterin Jedi", verlangte der Kerl mit Nachdruck. „Das Einzige, was wir von dir wollen, ist ganz simpel, dass du uns bei einer Mission, welche an sich nichts Besonders, aber dennoch ausgesprochen kompliziert ist, ein wenig unterstützt", erklärte Lee ruhig.
„Hm, ich wüsste nicht wirklich, was mich die Angelegenheiten der großen Republik angehen sollten... Für mich oder mein Volk getan hat sie bisher ja eher wenig bis gar nichts Gutes", entgegnete Leofried eiskalt. „Nun, weil es wie so oft eine gute Bezahlung für deine Dienste gibt... Genauer gesagt eine, bei der du das Angebot nicht ausschlagen kannst", erklärte Lee und sah Leofried nun etwas eindringlicher an, als zuvor. „Ach ja? Und was wäre es denn, was Ihr mir als Angebot machen könntet?", erkundigte sich unser Gegenüber doch ein wenig interessiert. „Das hier", meinte der General und zog ganz langsam, sowie ständig für Leofried sichtbar einen kleinen Stoffbeutel aus ihrer Tasche, um ihn über den Tisch zu ihm zu schieben. Ohne den Blick von uns zu nehmen, öffnete der Kerl anschließend mit der linken Hand den Beutel, bei dem ich mich schon von Anfang an gefragt hatte, was denn nun drin war. Jetzt bekam ich endlich meine Antwort, in Form eines kleinen, dunklen Brocken an Gestein, welches von einigen grünlichen Streifen durchzogen war. Während mich dieses kleine Ding eher kalt ließ, riss Leofried scheinbar überrascht die Augen auf und starrte den Brocken ganz genau an, als wolle er jeden Makel daran erfassen. „Anozid Erz", murmelte er daraufhin leise. „Reines Anozid Erz, ganz ohne Verunreinigungen oder auch einfachem Gestein... jedes Gramm davon ist echt", präzisierte Lee, wobei ich nicht wirklich etwas verstand. „Woher habt Ihr das hier?", fragte Leofried scharf nach. „Aus den Gewölben unterhalb des Jedi Tempels, dort liegt übrigens auch noch eine ganze Kiste voll damit", antwortete der General. „Und ich soll Euch nun bei Eurer Mission helfen, um es zu verdienen?", hakte Leofried nach. „Einfach gesagt, ja. Betrachte dieses kleine Stück einfach als eine Art von Anzahlung ohne jede Form der Verpflichtung... Meinetwegen darfst du Coruscant nach diesem Gespräch hiermit verlassen und nie wieder zurückkehren", erklärte Lee.
„Hm, wieso sollte ich mir etwas mit einer Arbeit für Euch verdienen, wenn es mir eigentlich rein rechtens schon lange zusteht?", erkundigte sich Leofried trocken und sah uns herausfordernd an. „Das soll doch wohl ein Scherz sein? Wie kommst du darauf etwas aus dem Jedi Tempel für dich in...", bevor ich den Satz beenden konnte, hielt mich Lee zurück und brachte mich mit einem kurzen Blick endgültig zum Schweigen. „Verzeih ihm bitte... Ihm fehlt vielleicht ein wenig das diplomatische Geschick, aber diesen Mangel kann er mit seinen außerordentlichen Fähigkeiten im Kampf gut wieder wettmachen", versuchte der General unseren Gegenüber wohl schnell wieder zu beruhigen. „Also gut, zusätzlich werden wir dir auch noch eine nette kleine Prämie unmarkierter Kredits bezahlen, wenn du die Mission zu unserer Zufriedenheit erfüllst", kam Lee ihm entgegen. Ich auf der anderen Seite glaube kurz mich mächtig verhört zu haben. Leofried benahm sich nicht einmal ansatzweise respektvoll gegenüber uns und jetzt bekam er auch noch eine nette Bonusprämie, die wohl ursprünglich nicht Teil der Vereinbarung mit dem Taktischen Rat war? „Na schön, ich werde euch Beiden nichts versprechen, aber ich werde über Euer Angebot nachdenken... Wenn ich mich innerhalb von einer Woche nicht bei Eurem kostbaren Tempel gemeldet habe, könnt ihr davon ausgehen, dass ich nicht interessiert bin", lenkte Leofried zu meiner mittleren Überraschung ein. Danach stand er ohne ein weiteres Wort auf, steckte seinen Blaster ein, nahm sich noch seine Sachen von der Bank und verließ den Club.
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