sky full of stars
look at the sky tonight,
all of the stars have a reason
A reason to shine,
a reason like mine
and i'm fallin' to pieces
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Am Montag hat sich nichts geändert.
Als Jungkook im Autohaus ankommt, erscheint ihm alles wie immer.
Seine Kollegen beachten ihn kaum. Begrüßen ihn mit einem beiläufigen Nicken, dass sie in aller Gleichgültigkeit auch jedem Fremden auf der Straße hätten zukommen lassen können.
Was hatte er anderes erwartet?
Dass sich die Welt an einem Wochenende auf den Kopf stellt? Dass eine einzige Begegnung alles verändern kann?
Das wäre naiv zu glauben.
Und Jeon Jungkook war nicht naiv.
Mit dieser Charaktereigenschaft hätte er nie gegen seinen Vater bestanden.
Jungkook weiß, dass Veränderungen so nicht funktionieren.
Die Erde bewegt sich immer nur ein kleines Stück.
So wie wir selbst. Und wir kommen erst voran, wenn wir es kontinuierlich tun.
Uns weiterbewegen.
Erst viel später erkennen wir, dass wir nicht mehr an dem Ort sind, an dem wir mal waren und dass wir nicht mehr die Person sind, die wir mal waren.
Deswegen sind Veränderungen ja auch so gefährlich.
Vielleicht geben wir manchmal kurz vor dem Ziel auf, weil wir das Gefühl hatten, dass wir bisher nicht vorangekommen sind. Aber das sind wir. Nur weil du einen Schritt zurückgemacht hast, heißt das nicht, dass die fünf Schritte nach vorne nicht mehr zählen. In Summe bist du immer noch vier Schritte weiter als am Anfang.
Also gib nicht auf.
Das tut Jungkook auch nicht. Alles kann sich verändern, das weiß er. Das schließt ihn selbst mit ein.
Yoongi ist den ersten Schritt mit ihm gemeinsam gegangen. Den zweiten muss er jetzt alleine gehen. Er kann das schaffen. Nur vielleicht noch nicht heute.
Jungkook sperrt vor Arbeitsbeginn seine Tasche in den kleinen Spind in der Umkleidekabine der Mitarbeiter.
Eigentlich ist es ziemlich unnötig, dass sie überhaupt so etwas haben.
Hier zieht sich nie jemand um.
Du kommst im Anzug und du gehst wieder im Anzug. Ganz egal, wie lange du in der Zwischenzeit gearbeitet hast. Ganz egal, welche Temperaturen draußen herrschen.
Der Anzug ist nicht nur ein Image. Er ist eine Lebenseinstellung.
Und ja, selbst die kann man vortäuschen.
Jungkook hat Erfahrung damit.
Gestern Abend hat er überlegt, ob er heute Morgen wirklich an der Arbeit erscheinen soll. Ein Teil von ihm rebelliert, weil er es getan hat.
Der Teil von ihm, der schon so lange auf die Veränderungen wartet. Schon so lange dafür kämpft und sich danach verzehrt. Gierig nach mehr ist.
Es fühlt sich ein bisschen wie ein Verrat an Min Yoongi an. Er ist sicher nicht dafür verglüht, dass Jungkook weiterhin nur vorgefertigten Fußstapfen folgt, anstatt einen eigenen Weg zu finden.
Aber ein Leben ohne einen festen Job und ohne feste Einnahmequelle, kam ihm seltsam alternativlos vor. Und in einem Autohaus wie diesen, bekommt man keine zweite Chance.
bmw motors busan.
Was für eine Farce.
Aber sollte man eine Sache nicht immer dann erst aufgeben, wenn man genau weiß, wofür man es tut?
Zumindest denkt Jungkook das.
Vielleicht ist es nur eine lahme Ausrede dafür, dass er heute Morgen nicht den Mut dafür gefunden hat, etwas Neues zu wagen.
Vielleicht ist es aber auch einfach in Ordnung. Jungkook wurde sein ganzes Leben lang immer für irgendwas verurteilt.
Er muss nicht selbst auch noch damit anfangen.
Er wird den nächsten Schritt gehen.
Aber er muss auch bereit dafür sein.
Und das ist okay.
Er ist okay.
Egal, was sein Vater sagt.
Der Spind neben Jeon Jungkook gehört zu Kim Taehyung. Er ist seit etwa zwei Jahren in diesem Autohaus angestellt, damit ungefähr ein Jahr länger als Jungkook selbst.
Er ist der einzige Kollege, der Jungkook mit so etwas wie Respekt und Fairness begegnet. Vermutlich, weil sie fast dasselbe Alter haben.
Ansonsten haben sie recht wenig miteinander gemein.
Zwischen ihnen besteht bestimmt trotzdem das Potential für Freundschaft, wenn sie es nur versuchen würden.
Aber das haben sie nie.
Jungkook hat so viel in seinem Leben unversucht gelassen.
Vielleicht ist das die eigentliche Tragödie.
„Hey", wird er aufgeregt von Taehyung begrüßt. Seine Augen funkeln lebendig. Er wirkt hibbelig.
Im Gegensatz zu Jungkook, lebt und liebt Taehyung seinen Beruf.
Autos sind seine absolute Leidenschaft, sein Heiligtum.
Vor allen Dingen BMW.
Er kommt aus einer ärmlichen Gegend, hat sich alles selbst aufgebaut und erkämpft. Hat den Schulabschluss nachholen müssen, hat Jungkook andere Kollegen munkeln hören. Die Gründe dafür sind ihm allerdings nicht bekannt.
Trotzdem hat Taehyung sein Studium als Jahrgangsbester abschließen können.
summa cum laude
Mit Auszeichnung.
Die Worte beschreiben Taehyung wohl am besten.
Alles, was er anfasst, wird zu Gold. Oder zu Geld. Was ist da schon der Unterschied.
Mit seinem Aussehen und seinem Charisma hätte er wohl überall anfangen können zu arbeiten. Ihm standen alle Möglichkeiten offen.
Doch er wollte genau hier hin.
Jungkook versteht nicht, dass er und Taehyung bis auf den letzten Satz, eigentlich ziemlich gemeinsam haben.
„Hey", erfolgt seine lahme Erwiderung.
Er redet nie sonderlich viel mit seinen Kollegen. Es ist nicht so, als würde sich jemand für seine Antworten interessieren.
„Hast du schon gehört, dass wir gleich prominenten Besuch empfangen werden?", fragt Taehyung. Seine Stimme vibriert weiterhin mit Leben. Kein Wunder, dass er so aufgeregt ist.
Die meisten Kollegen freuen sich über prominente Geste. Ein gutes Geschäft. Und eine gute Geschichte. Quasi der Jackpot.
Jungkook muss den Kopf schütteln.
Er hat sich ohnehin noch nie dafür interessieren können, sich wie ein Geier auf ein lebendiges Stück Fleisch zu werfen. Denn nichts anderes tun sie doch, oder?
„Irgendwer hat wohl zufällig mitbekommen, wie der Boss gestern Abend mit BigHit Entertainment telefoniert hat. Agust D will sich den neuen angucken und hat sich für unser Autohaus entschieden. Kannst du dir das vorstellen?", Taehyungs Worte wirken jedoch wenig geierhaft. Er scheint wirklich aufgeregt zu sein. Zumindest hat Jungkook seinen Kollegen noch nie so erlebt.
„Agust D wird gleich hier hinkommen", betont sein Gesprächspartner noch einmal inbrünstiger, ganz so als ob Jungkook die Bedeutungsschwere hinter seinen Worten noch nicht gänzlich verstanden hätte und nur deswegen mit Enthusiasmus zögert.
Er wird so auffordernd angeguckt, dass dies wohl einer dieser Momente darstellt, den Jungkook nicht schweigend überstehen wird.
„Ich weiß nicht wer das ist", gibt er ausdruckslos zu.
Es gibt schlimmere Verfehlungen, da ist er sich sicher.
Nicht mal sein Vater wäre ihm dafür lange böse.
Schließlich sollte man sich erst gar nicht so viel für die Welt der Reichen und Schönen interessieren. Das würde ja nur bedeuten, dass Jungkook seinen Kopf wieder in die Wolken stecken würde.
Und da hat er seinen Sohn nie gesehen. Sondern immer nur am Boden.
Jungkook hat die Welt der Idole nie verstanden.
Eine Welt, von der man in den Nachrichten immer nur in Glanz und Gloria liest, solange, bis die nächste Zeitung schockiert davon berichtet, dass erneut ein Mitzwanziger sich dazu entschieden hat, sein Leben vorzeitig zu beenden. Niemand hat es geahnt. Niemand hat davon gewusst.
Es war doch immer alles gut.
Bis zu dem Moment, wo plötzlich gar nichts mehr gut war.
Einer Welt, in der sich zwei Extreme urplötzlich gegenseitig auflösen und ineinander umwandeln können, kann Jungkook nicht vertrauen.
„Was?", bringt Taehyung völlig fassungslos hervor. „Lebst du etwa hinterm Mond?"
Nein, möchte Jungkook antworten, ich lebe in den Sternen.
Aber er traut sich nicht.
Er traut sich doch nie etwas.
Warum sollte dieser Moment anders sein?
Er hat doch bereits bewiesen, dass sich wirklich absolut gar nichts geändert hat.
„Ich bin ein riesiger Fan, aber wahrscheinlich werfen sie mich raus, wenn ich ihn nach einem Autogramm frage", überlegt Taehyung laut.
Wahrscheinlich hat er Recht. Es würde den guten Ruf des Hauses beschädigen, wenn die Angestellten zu viel Begeisterung zeigen.
Kühle Anerkennung ist gut. Aber bloß nicht zu viele echte Emotionen. Nicht auszumalen, wenn dadurch ein unprofessioneller Eindruck entstehen könnte. Wenn man tatsächlich glauben könnte, dass hier echte Menschen arbeiten.
Jungkook sollte nicht so denken.
Es lässt ihn nur bitter wirken.
Und das ist er noch nicht.
Dafür ist er noch zu jung.
Gibt es ein Mindestalter, ab dem man verbittert sein kann?
Wahrscheinlich nicht.
Aber es wäre schön zu hoffen, dass nicht schon die allerjüngsten in die Bitterkeit getrieben werden.
Schnelle Schritte und hastig geflüsterte Worte lassen ihr Gespräch unverhofft verstummen.
agust d, agust d, agust d
skandieren die Stimmen seiner Kollegen im Chor. Fast wie ein Fangesang.
Nur das hier nicht die Performance gefeiert wird, sondern nur das Geld.
Ein bisschen tun diese Idole Jungkook leid.
Ob sie überhaupt noch für sich selbst gefeiert werden? Oder nur noch für die Person, die sie nach außen hin darstellen? Für ihr Geld? Für den Erfolg?
Das muss ein einsames Leben sein.
Vielleicht, denkt er, bringen sich deswegen so viele von ihnen um.
Sie sterben an Einsamkeit inmitten der Masse.
Solche Tode hat die moderne Gesellschaft also hervorgebracht.
„Komm", zerrt ihn Taehyungs Stimme zurück in die Realität, weit weg von einer Gesellschaftskritik, die an einer anderen Stelle Platz finden muss. Gleichzeitig führt ihn eine Hand an seinem Ärmel zügigen Schrittes zu den Verkaufsräumen.
Sein Anzug knittert, ist alles, worüber Jungkook nachdenken kann.
Sein Vater würde sich darüber aufregen.
Er sollte Taehyung darum bitten, ihn wieder loszulassen.
Er kann alleine gehen.
Selbst dann, wenn er die Richtung aus den Augen verloren hat.
Sie bleiben nur wenige Meter von ihrem neusten Ausstellungsstück stehen.
Der M850i ist kein schlechtes Auto, findet nicht mal Jungkook.
Er ist modern geschnitten und wirkt in seiner ganzen Form erhaben. Eine klassische Eleganz ist ihm eigen, die wohl unverhofft eine gewisse Anziehungskraft auf jeden potenzieller Käufer auswirkt.
Jungkook hätte trotzdem lieber einen alten Camper.
Auf das Dach könnte er das Teleskop stellen und die Sterne von dort aus beobachten.
Taehyung zumindest beobachtet diesen Agust D gerade mit offenem Mund, obwohl er eigentlich ziemlich unauffällig ist.
Er ist schmal. Und viel kleiner als Jungkook.
Wahrscheinlich wirkt er auf der Bühne trotzdem riesig. Und auch riesig für seine Fans.
Aber so macht er auf Jungkook einen sehr fragilen Eindruck. Er ist so schmal. Als könnte er jederzeit auseinanderbrechen.
Vielleicht trägt er deswegen die Farbe schwarz wie ein Schutzschild.
Eine breite Gesichtsmaske verdeckt fast sein gesamtes Gesicht. Sie lässt eigentlich nur seine Augen wirklich frei. Und trotzdem ist zusätzlich eine schwarze Kapuze tief in die Stirn gezogen.
Rechts und links wird Agust D jeweils von zwei Bodyguards bewacht, sodass keiner der Verkäufer an ihn herantreten kann.
Es verstärkt den Eindruck der Fragilität nur noch.
Obwohl es normal ist. Kein wirklich berühmtes Idol erscheint ohne Personenschutz in ihrem Autohaus.
Wahrscheinlich gehen sie nirgendwo ohne ihren Personenschutz hin. Vielleicht nicht einmal in ihr eigenes Haus.
Die meisten von Jungkooks Kollegen tummeln sich im Verkaufsraum wie hungrige Fische um einen großen Köder. Es ist ihm schon fast unangenehm.
Er würde gerne zurück in die Umkleidekabine gehen, nur um kein Teil des Spektakels sein zu müssen.
Aber Taehyungs Hand krallt sich immer noch in seinem Ärmel fest.
Und Jungkook musste noch nie jemanden darum bitten ihn loszulassen. Also weiß er auch nicht, wie das geht.
Niemand traut sich, Agust D anzusprechen.
Vermutlich hat er bereits verkündet, dass er keine Beratung wünscht.
Natürlich zieht sich deswegen trotzdem kein guter Verkäufer zurück, er hält lediglich höflichen Abstand ein.
Schließlich könnte der Kunde ja jederzeit seine Meinung noch einmal ändern.
Sowas kommt vor.
Es ist ungewöhnlich, aber nicht unmöglich.
Zumindest nicht so unmöglich wie der Augenblick, in dem seine Augen den Blick von Agust D fangen und Jungkook erstarrt, als hätte man sein Blut durch flüssigen Stickstoff ersetzt.
-196°C.
Das ist wohl die ungefähre Temperatur, die Agusts Blick durch seine Venen pumpt.
Er muss das restliche Gesicht nicht sehen können, um zu erkennen, dass er gerade dem Sternenjungen von vorletzter Nacht gegenübersteht.
Min Yoongi steht nur ein paar Meter weit von ihm entfernt.
Eine Hand sanft und besitzergreifend auf das Dach des M850i gelegt.
Ohne das dunkelschwache Glühen um ihn herum, wirkt er tatsächlich wie ein normaler Mensch.
Agust D nickt ihm zu, wendet den Blick nicht wieder von ihm ab.
Jungkook sieht, wie sich seine Mundwinkel bewegen, ist jedoch nicht in der Lage dazu, die Worte zu verstehen. Er ist zu weit weg.
Dabei war er den Sternen doch noch nie so nah wie jetzt.
Er versteht die Aufforderung auch ohne Worte.
Er soll zu ihm kommen.
Die engagierten Bodyguards setzen sich in Bewegung, um den Platz neben ihrem Schützling für Jungkook freizuräumen.
Die Etikette gebietet ist, dass sie zumindest so viel Abstand einhalten, dass sie nicht jedes Wort ihres kommenden Gespräches werden belauschen können.
„Du Glückspilz", flüstertet ihm Taehyung aus den Mundwinkeln zu. Seine Hand löst sich nur zögerlich aus dem Ärmel von Jungkooks Anzug und er versucht ihn noch in der gleichen Sekunde wieder glatt zu streichen.
Unmöglich.
Er ist vollkommen zerknittert.
Aber das ist nichts.
Im Gegensatz zu dem Chaos, dass gerade in ihm wütet.
Der Blick von Agust D ist so direkt, dass Jungkooks gefrorenes Blut augenblicklich in Lava verwandelt wird.
Es zerspringt einfach in seinen Venen. Dehnt sich exponentiell aus.
Wie ist unter diesem Umständen noch atmen möglich?
Wo ist sein Herzschlag?
„Ich habe von dir geträumt", begrüßt ihn Agust D ohne Umschweife.
Seine Worte sind wie ein Angriff, dem Jungkook schutzlos gegenübersteht. Er wird beinah ohnmächtig, als die Bedeutung des Satzes schließlich bis in seine letzten Gehirnwindungen hindurch sickert.
„Es ist lange her", erklärt Agust D weiter, noch bevor Jungkook sich soweit gesammelt hat, dass er zu einer Erwiderung ansetzen könnte.
„Star Shopping. Kennst du den Song? Ich habe ihn für dich geschrieben."
„Ich kenne kein einziges Lied von dir", muss Jungkook offenherzig zugeben.
„Ich weiß", das Grinsen von Agust D ist genauso amüsiert wie das Lächeln das Sternenjungen. Sie müssen dieselbe Person sein. Aber wie ist das möglich?
„In meinem Traum hast du mich auch nicht erkannt."
ENDE
für alle, die nach etwas hoffnung in den sternen suchen:
es gibt sie.
wir müssen nur lernen, sie zu erkennen.
diese geschichte ist für euch. <3
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro