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rewrite the stars

if i find a way,
would you walk it with me?
look at my face
while you talkin' to me
'cause we only have
one conversation a week
can i get one conversation
at least?

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"Kennst du mich etwa?", erkundigt sich Jungkook unbedarft.
Es könnte sein.
Er kann sich nicht an jedes Gesicht erinnern, dessen Hand er schon geschäftig geschüttelt hat.
Am Anfang hat er es noch versucht.
Aber nachdem ihm aufgefallen ist, dass sich niemand an ihn erinnert, hat er auch damit angefangen, sich nicht mehr an jede einzelne Enttäuschung zu klammern.

"Nicht wirklich", erklärt ihm Yoongi geduldig. Seine Stimme ist immer noch dunkel und sanft. Jungkook fühlt sich aufgefangen von ihr.
Komisch.
Er fällt doch nicht einmal.

"Bisher haben wir uns nur aus der Ferne beobachtet."
Seine Aussagen sind so schwammig, dass Jungkook sie einfach nicht greifen kann. Sie rinnen ihm durch die Hände wie Sand.
Der warme Oberschenkel an seinem ist das einzige Indiz dafür, dass die Situation überhaupt Spuren von Realität beinhaltet.

Jungkook würde ihn gerne fragen, was er damit meint.
Würde ihn gerne fragen, ob er ein Stern ist. Ob er die Sternschnuppe ist, deren letztes Aufglühen er aus den Augenwinkeln beobachtete. Einen Moment bevor ihn Yoongis Stimme in der Einsamkeit erschreckte.

Aber das wären alles dumme Fragen.
Und man stellt keine dummen Fragen.
Nicht einmal als Kind. Jungkook hat keine dumme Frage mehr gestellt, seit er fünf Jahre alt war.
Sein Vater wäre so enttäuscht von ihm, wenn er jetzt damit anfangen würde.

Eigentlich, denkt Jungkook, stellt er seitdem gar keine Fragen mehr.

"Ich habe mich nicht verlaufen", erklärt der Jüngere schließlich stockend, "Ich habe den Ausflug heute geplant, mir den Punkt auf der Karte markiert und bin schließlich losgewandert. Ich wollte genau hier hin, weil heute Nacht der Perseiden Meteorschauer beginnt. Bis zu seinem Höhepunkt am 15. August fallen bis zu 150 Sternschnuppen in der Stunde. "

"Und danach?", fragt ihn Yoongi.

"Danach fahre ich wieder nach Hause."

"Und bist du dann immer noch an genau dem Ort, an dem du sein willst?"

Ja, möchte Jungkook aus einem Reflex heraus antworten. Denn mehr als das ist die Antwort nicht.
Weder ehrlich noch sonderlich gut durchdacht.
Es ist nur so, dass Jungkook nie eine Wahl hatte, als genau dort zu sein, wo er nun mal war.

Sein Schweigen ist für Yoongi Antwort genug.

"Weißt du", sinniert er, während sein Blick erneut in den Himmel gerichtet ist. In seinen Augen funkeln selbst ein paar Sterne. Wahrscheinlich ist es nur eine optische Täuschung, eine Spiegelung des Firmaments.
Aber Jungkook hat diese Konstellation ansonsten noch nirgendwo gesehen.

"Manchmal verlaufen wir uns auch, wenn wir wissen, wo wir gerade sind. Weil das nicht der Grund dafür ist, dass wir uns verlaufen haben."

"Was ist dann der Grund?, erkundigt sich Jungkook.
Jetzt gerade fällt es ihm gar nicht so schwer Fragen zu stellen.
Vielleicht weil er sich nicht verurteilt dafür fühlt, dass er eben nicht alle Antworten selbst kennt.

"Der Grund ist manchmal, dass wir uns schon so lange auf dem falschen Weg befinden, dass wir vergessen haben, dass es auch einen richtigen geben könnte."

Richtig und falsch sind so abstrakte Begriffe.
Jungkook hat die Definition von ihnen noch nie gänzlich verstanden.
Sein Vater hat ihm mit Nachdruck seine eigene Auffassung von richtig in den Kopf gebrannt.
Das kam Jungkook aber nie sonderlich richtig vor.

Darf man das nicht selbst entscheiden? Was man richtig und was man falsch findet?
Oder ist das jetzt schon wieder eine von diesen dummen Fragen, die man einfach nie zu stellen hat? 

"Woher weißt du, was richtig ist?", versucht sich Jungkook trotzdem an der Formulierung seiner Zweifel.

Wenn es möglich ist, dass der Junge neben ihm schwach glimmt, wie ein langsam ausbrennendes Feuer, und so heiß ist wie ein Stern, dann ist es auch möglich Fragen zu stellen.
Fragen, die man ansonsten niemals laut aussprechen würde.

Denn nichts an dieser Nacht ist tatsächlich real.
Das kann es nicht sein.
Oder doch?

"Ich weiß nicht, was richtig ist", muss Yoongi ehrlich zugeben.
"Aber muss man das denn wissen, um differenzieren zu können, dass manche Dinge eindeutig falsch sind?"

Jungkook muss über diese Worte nachdenken.
Es gibt sicher einige Beispiele, die Yoongis Aussage untermauern. Aber eine These kann erst dann als wahr angenommen werden, wenn es kein Argument gibt, das sie falsifiziert.
Zumindest das hat er in der Universität lernen können.

Die Kunden werden das Auto erst kaufen, wenn sie in die Worte des Verkäufers vertrauen. Dafür darf man ihnen keinen Spielraum für Zweifel einräumen. Und das geht nur, wenn man mit Tatsachen besticht, die unwiderlegbar sind.

Jungkook wünscht sich, er hätte in der Schule und im Studium mehr Dinge lernen können.
Irgendetwas lernen können, was ihm wirklich dabei geholfen hätte, sein Leben selbstbestimmt zu führen.

Vielleicht könnte er dann auch leichter auf solch eine Frage antworten.
Stattdessen fällt ihm einfach keine Erwiderung ein.

Seine Kollegen fragen ihn nie etwas. Sie haben immer nur Antworten für Jungkook parat, nach denen er sich nie erkundigt hat.
Und sein Vater hat ihm schon mit 10 Jahren das Recht abgesprochen, sich selbst eine Antwort zu überlegen.

"Du musst nichts dazu sagen", nimmt ihm Yoongi schließlich die Entscheidung ab.
Vielleicht hat er gespürt, dass Jungkook wirklich nicht die Fähigkeit besitzt zu antworten.
Einfach, weil er nie etwas gefragt wird.

Nicht einmal danach, was er selbst denn möchte.

"Manchmal reicht es aus, darüber nachzudenken. Weil darüber nachzudenken der erste Schritt in Richtung Veränderung ist. Wir können wohl erst einen neuen Weg einschlagen, wenn wir uns bewusst darüber sind, dass er überhaupt existiert.
Wenn wir erkennen, dass Auswege real sind."

Jungkook schweigt weiter.
Yoongis Worte sind so schwer.
Sie legen sich auf seine Lunge und machen es ihm schwer zu atmen.
Er versucht bewusst tief einzuatmen. Den Sauerstoff mit Gewalt in seine Lungen zu pressen.
Aber die Anstrengung macht es nur noch schwerer.
Gewalt macht es niemals leichter.
Nie.

Und dann ist da plötzlich eine Hand in seiner.
Sie ist ganz weich. Ersetzt Brutalität mit Zärtlichkeit.
Sie hilft ihm dabei, die Last zu tragen.
Und seine Lungenflügel können sich wieder ausbreiten. Vielleicht weiter als je zuvor.

Zärtlichkeit ist ein neues Konstrukt in Jungkooks Leben.
Er hat schon von ihr gehört.
Aber er ist ihr noch nie begegnet

"Tust du mir einen Gefallen?", erkundigt sich Yoongi wieder. Es scheint ihn überhaupt nicht zu stören, dass ihm Jungkook seit einigen Minuten nicht mehr geantwortet hat.
Stattdessen hält er einfach weiter seine Hand.

So als wäre es ganz natürlich füreinander da zu sein.
Aber das ist es nicht.

Jungkook nickt vorsichtig. Wahrscheinlich kann er ihm einen Gefallen tun. Auch wenn sein Vater ihm wohl empfehlen würde, für den Gefallen sein Checkbuch zu zücken.

"Erzähl mir von dem Leben, dass du geführt hättest, wenn du es selbst hättest entscheiden können", fordert Yoongi ihn auf.

Jungkook blickt in den Himmel, als würde er erwarten, dass die Sterne die Antwort für ihn schreiben. Die Geschichte neu erzählen.

Er holt tief Luft.
"Genau so", bringt er atemlos hervor. "Nur nicht so temporär. Sondern dauerhaft."

Dauerhaft mit einer Hand, die seine hält.
Und mit einem Jungen, mit dem er gemeinsam leuchtet, bis sie verglühen.

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