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19 ° Versöhnung

°Klea°

Es ist windstill. Die Vögel füllen die Morgenluft des Pausenhofs mit Gezwitscher. Sie suchen nach einem Partner. Warum kann ich keiner von ihnen sein? Sie müssen nicht die „finde dich selbst"-Propaganda der Menschen ertragen. Vögel suchen Würmer, bauen Nester und Kümmern sich um ihre Jungen. Niemand verlangt von ihnen, sich selbst zu sein, aber zur gleichen Zeit in das System zu passen. Gut, vielleicht müssen sie sich auch noch um ein Kuckucksei kümmern. Aber das war's. Ich fahre über das feuchte Gras unter mir und fühle mich, wie ein Kuckuck der Gesellschaft.
Zwei Birken ragen über mir auf und ich blicke auf den Schuleingang. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht, ob ich entdeckt werden will, oder nicht. Es ist egal, meine Präsenz würde eh niemanden kümmern. Und ausser dem Hausmeister ist noch keiner hier. Ich ziehe die eisige Luft ein. Sie sticht wie tausend Nadeln, doch ich spüre, wie sie die Enge in meiner Brust vertreibt.

„Klea?" Ich reagiere nicht. Dorothea seufzt und kommt näher. Ich starre auf die kleinen Hörner der Steingeiss, das einzige der Holzfigur in meiner Faust, das sichtbar ist. „Willst du mich für immer ignorieren?" Das brauch ich nicht, bald ist sie weg. „Bitte, können wir das klären?" Ich sehe zu ihr, fokussiere mich sicherheitshalber auf ihre Haare statt Augen. Dorothea trägt sie offen. Das hat sie noch nie, sonst waren sie immer in einem strengen Zopf versteckt. Sie setzt sich vor mich hin. „Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe!"

„Wir haben beide Sachen gesagt, die nicht so gemeint waren...", erwidere ich halbherzig.
„Ja..." Es ist als wüssten wir beide, dass es trotz dieser Pseudoaussprache zwischen uns nicht mehr sein wird, wie vorher. Denn Dorothea wird versuchen, zurückzureisen, bis sie es schafft, oder untergeht. „Es ist kalt. Was machst du hier draussen Klea?"

„Atmen." Wir gehen rein und es ist, als würde sich meine Luftröhre zuschnüren. Wir setzen uns auf eine Bank im Gang.
„Es ist noch nicht so warm, wie du möchtest. Im Frühling machen viele diesen Fehler und werden krank-"
„Ich heisse nicht Klea", unterbreche ich sie unvermittelt. Dorothea runzelt ihre Nase. „Ich bin Karl, Klea war nur eine Phase." Ich verbiete meinem Gesicht, sich bei diesen Worten zu verziehen. Es gehorcht mir nicht. Sie mustert mich, als wäre ich eine Rechenaufgabe, die auf Erlösung wartet.

Ich setze ein nichtssagendes Gesicht auf. Dorothea ist keine richtige Freundin, ich will nicht, dass sie bemerkt, was in mir vorgeht. Aber das wird sie sowieso nicht, sie hat schliesslich keinen Plan von den heutigen Problemen. „Was machst du schon hier?" Muss sie sagen. Mein Gegenüber ist zu viel komischeren Zeiten in der Schule. „Es ist erst sieben Uhr, Karl." Sie schmeckt an meinem Geburtsnamen und es sticht in meiner Brust. Meine Hand krampft sich um die Holzfigur, die mein Grossvater mir geschnitzt hat. Dorothea mustert mich eingehend.
„Ich nenne dich weiterhin Klea. So ein Namenswechsel ist mir zu wunderlich und du bist dieselbe Person wie vorher", entscheidet sie lässig. Die Schnüre um meiner Luftröhre lockern sich und ich lehne mich an die Wand.

„Meine Eltern nerven, ich wollte nicht mit ihnen Zmorge essen." Ich bin dankbar, dass sie es lässt, nachzufragen, denn ich könnte ihr nicht erzählen, was sie machen.
Sie boykottieren genau wie Dorothea meine Entscheidung, Karl genannt zu werden. Mein Namenswechsel zu Klea vor vielen Jahren hat sich natürlich angefühlt. Es war, als hätte ich schon immer Klea geheissen und nicht Karl. Dieses Mal ist es anders. Meine Eltern wissen das und nennen mich jetzt Liebling, um der Problematik aus dem Weg zu gehen. Ich bin so ein Chaos gerade! Ihr Benehmen macht mich rasend, aber gleichzeitig bin ich ihnen dankbar. Sie wollen, dass ich wieder meine Therapeutin treffe. Das bringt aber nichts! Ich habe mich entschieden, ein Junge zu sein und somit ein Leben in Ruhe führen zu können. Jetzt muss ich nur noch meine Gefühle besser unterdrücken.

Dorothea holt einen Granatapfel hervor und das lässt mich kurze Zeit an etwas anderes denken. Nach ihrer Entdeckung der Orange hat sie sich durch alle exotischen Früchte gefuttert, die ihr in die Finger kamen, und diese blutroten Körnchen haben sich als unser beider Liebling herausgestellt. Einige Minuten schlemmen wir in vergnügter Stille und ich gebe mir Mühe, alles andere zu verdrängen.

Dorothea deutet auf meine Faust. „Was ist denn das für eine Holzfigur?" Schlagartig sind die Zweifel zurück.
„Bloss ein Geschenk eines alten Freundes." Ich verstecke meine zitternde Hand mit der Steingeiss in der Jackentasche. Dort streiche ich über das vertraute, erwärmte Holz.
Dorothea holt wehmütig lächelnd ein Holzpferd hervor. Was schleppt sie bitte alles mit sich herum? Bei ihren Bewegungen kommt mir etwas seltsam vor. Hat sie Schulterschmerzen? „Mein Bruder hatte sein Spielzeug liegen lassen und ich wollte es ihm bringen, bevor Mutter es entdeckt. Aber dann ist es durch die Zeit gereist."

Ich gebe augenverdrehend nach. Natürlich weiss ich, dass ich ihr vertrauen kann, doch davon spreche ich ausserhalb meiner Familie nie. Obwohl ich mich gern an die Zeit auf der Alp zurückerinnere. Aber die davor... „Es ist eine Steingeiss. Als alle Anderen in die Pubertät kamen, kam ich es nicht. Ich nahm Pubertätsblocker, weil, ja das hatte ich dir erklärt. Ich war schon immer komisch, anders, vor allem seit ich mit elf meinen Namen geändert hatte. Das machte mich jedoch zum totalen Aussenseiter. Es kam so weit, dass ich an mir zweifelte. Daran, dass ich ein Mädchen bin. Meine Eltern haben mich zu meinem Grossvater auf die Alp geschickt, damit ich mich in Ruhe entscheiden kann, weit weg von den Mobbern." Ich stelle die Figur wehmütig zwischen uns auf die Bank. „Er hat mir geholfen, mir Schnitzen beigebracht. Und als ich wieder zu mir, als Mädchen, gefunden hatte, hat er mir diese Steingeiss geschenkt."

„Das ist eine wahrlich schöne Geste." Dorothea entsorgt die Schale des Granatapfels und wir waschen uns die Hände. Bei der Prozedur hält sie ihre Schulter ganz steif. „Was schnitzt du für Sachen?" Ich erzähle ihr einiges darüber, während wir uns zurück auf die Bank setzen. Die ersten Schüler trudeln ein und ich schaue im Stundenplan nach meinem ersten Fach. Englisch, aber bis dahin habe ich Zeit. „So, jetzt bist du dran."
Sie blinzelt fragend. „Womit?"
„Was hast du mit deiner Schulter gemacht?"

Dorothea reibt sich mit verzogenem Gesicht darüber. Ha! Wusst ich's doch! „Ich bin aus einem Fenster gesprungen und habe mich beim Abrollen leicht verletzt." Das... wusste ich nicht.
„Warum zur Hölle springst du aus Fenstern?!" Ich glotze sicher wie ein Fragezeichen.
Verlegen flechtet sie sich einen Zopf und zieht mich in ein leeres Klassenzimmer. Dort erzählt sie mir vom ihrem nächtlichen Abenteuer. Sie ist in ihr Elternhaus eingebrochen?! Das haut mich aus den Socken: Sie hat eben aufgehört, zur Begrüssung einen Knicks zu machen und jetzt das? Ich bin aber fasziniert von ihrer Planung und der Ruhe, die sie bewahrt hat! Als das Kind angefangen hat, zu schreien, ich wäre zu Eis gefroren. Aber es ist alles gut gegangen und Dorothea wurde nicht von der Polizei verfolgt. Sie muss ganz schön einen Eindruck hinterlassen haben bei dem Kind.
Ich wusste, dass sie weiterhin versuchen würde, nachhause zu kommen, aber so...?
Etwas verstehe ich an der Geschichte nicht. „Wie konntest du dich so abrollen? Das müssen mindestens drei Meter gewesen sein!"

„Soo gut konnte ich es ja offensichtlich nicht!", scherzt sie, doch ich gebe nicht nach. Dann lächelt Dorothea traurig. „Mein Bruder Friedrich war ein paar Jahre älter als ich und schon im Militär." Ich sehe, wie sie Tränen zurückhält, und erinnere mich, dass sie während unserem Streit gesagt hat, er sei an der spanischen Grippe gestorben. „Dort hat er kämpfen gelernt und ich wollte das auch. Er mochte ein Mädchen, ich wusste Sachen und so habe ich ihn erpresst, mir das Kämpfen beizubringen. Dieser Teil war am schwierigsten, das Lernen an sich hat Spass gemacht. Trotz meiner Bemühungen hat er mir hauptsächlich Selbstverteidigung beigebracht. Vor sich selbst hat er es damit gerechtfertigt, dass ich mich so schützen könnte. Es durfte niemand davon wissen." Dorothea schenkt mir einen Blick, wie als würde sie mir befehlen, sag nicht, ich könnte hier kämpfen. Sie hält einen Moment inne und blinzelt. „Ausser dann, wenn sich mir Männer unangebracht genähert haben, die haben es zu spüren bekommen." Das kann ich mir vorstellen. „Dadurch habe ich gelernt, wie man sich abrollt. Von so hoch oben habe ich es noch nie versucht, deshalb, ja." Sie deutet auf ihre Schulter. Auf meine Nachfrage hin versichert sie mir aber, dass es nichts Schlimmes ist und schnell verheilen wird.

„Ich kenne einen Kampfsportclub. Dort können wir hin!"

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