1. Verilnistag
Jiriya Pov
Die Luft an diesem Morgen war warm und trocken. Sand fegte mit dem Wind durch die kleinen Straßen von der Stadt Bombaij. Verstaubte mir die braune Kleidung, in die ich mich von Kopf bis Fuß gehüllt hatte.
Meine freien Füße fühlten die warmen Stufen der Treppe, die sich mit der Zeit immer weiter erhitzen würden.
Leise Fußkettchen klimperten als ich weiter die Treppe hinaufstieg.
Wenige Menschen kamen mir entgegen, beachteten mich aber nicht weiter.
Zum Glück.
Jeder dieser Menschen könnte mit mir machen was er wollte, sollte er mein weißes Haar oder meine hellblauen Augen bemerken.
Ich hatte keinen Wert in ihren Augen. Menschen wie ich waren abscheulich.
Ein Mensch wie ich war kein Mensch.
Ein normaler Mensch hatte braune bis schwarze Haare.
Ein normaler Mensch hatte hellbraune bis schwarze Augen.
Ein normaler Mensch hatte eine dunkle Haut.
Demnach war ich kein Mensch.
Konnte ich doch auch nicht sein, oder?
Meine Haut mochte vielleicht dunkel sein, damit war ich dennoch ein Monster wegen meinem Haar oder meinen Augen.
Eins ist mir in all den Jahren in denen ich mich bedeckt gehalten hatte und meine wahren äußerlichen Merkmale versteckt hatte, aufgefallen.
Der Mensch fürchtete sich vor allem was anders war. Einzigartigkeit wurde nicht geschätzt. Denn alles was einer einzigen Person gehören sollte, war schlecht.
Wenn etwas anders war, war das schlecht.
Wenn man auf Anderes trifft, müsste man sich vielleicht auch verändern. Anders werden.
Und die meisten Menschen hassten Veränderung.
Sie waren froh über ihr schlichtes Leben.
Deshalb sollten alle gleich sein.
Aus diesem Grund nannten sie Menschen wie mich, ach verzeiht ich bin ja kein Mensch, Sprouts.
Und Sprout bedeutet so viel wie Unkraut.
Ich war also Unkraut mit dem jeder Mensch umgehen durfte wie es ihm beliebte.
Manch ein Mensch dem das Unkraut gefiel, der pflegte es und zeigte es her.
Andere Menschen erschraken sofort, wenn sie uns sahen und waren der Meinung das Beste wäre uns endgültig loszuwerden.
Deshalb hoffte ich wie jeden Tag aufs Neue, dass mich niemand beachten würde. Mich bitten würde meine Kapuze abzunehmen oder verlangen würde das ich den Kopf hob, um mir ins Gesicht sehen zu können.
Ich wusste ich ging ein Risiko ein.
Normalerweise würde ich die kleinen engen Gassen nehmen, welche nur von Leuten wie mir und von Verbrechern genutzt wurden.
Kein gesitteter Bürger von Bombaij würde je einen Fuß in eine dieser Gassen setzten.
Das war der Vorteil dieser Gassen.
Viele Sprouts lebten in diesen Gassen und auch nur dort konnten wir uns wirklich sicher fühlen.
Vor Verbrechern mussten wir keine Angst haben. Diese behandelten uns wie ihresgleichen und respektierten unsere Stärke, frei zu leben in einer Welt, die uns entweder tot oder zum Bewundern ausgestellt in einem Käfig sehen wollte.
Heute jedoch musste ich die Haupttreppe, die je höher man stieg zum Palast führen würde, nehmen. Anders würde ich nicht schnell genug dort sein.
Ich musste Celrin warnen!
Celrin war mein bester Freund. Schon als kleine Kinder hatten wir zusammengehalten wie Pech und Schwefel und uns gegenseitig beschützt. Auch er war ein Sprout, jedoch waren seine Makel nicht so offensichtlich wie meine. Er hätte normal sein können, wäre da nicht die hellgrüne Farbe seines rechten Auges. Das war sein einziger Makel. Sein rechtes Auge hatte ihm alle Chancen auf ein normales zufriedenes Leben zunichte gemacht. Ihn zu einem Sprout gemacht, der von seinen Eltern verstoßen wurde. Genauso wie ich.
Doch er beschwerte sich nie und hatte seinen Spaß daran, andere Bürger hinters Licht zu führen, indem er sich einfach eine Augenklappe aufsetzte und den normalen Bürger spielte.
Eigentlich könnte er also sein Glück versuchen und mich zurücklassen.
Er könnte neu anfangen. Dieses Leben vergessen. Ich könnte es ihm nicht übelnehmen.
Trotzdem blieb er und kämpfte sogar mehr als ich darum, dass wir Sprouts die Freiheit erlangten.
Wenn ich fragte, warum er das tat, sagte er nur immer wieder, er wolle Rache an seinen Eltern üben, aber ich glaubte ihm nicht.
Seine Eltern waren ihm egal.
Hinter seinem Eifer steckte demnach mehr, als er mir erzählte.
Vor allem in letzter Zeit erzählte er mir immer weniger.
Manchmal wusste ich weder wohin er ging noch was er machte.
Dabei hatten wir uns früher immer alles erzählt.
Geheimnisse hatte es zwischen uns nie gegeben.
Diesmal wusste ich jedoch, wo er war und dass er in großer Gefahr schwebte. Er hatte sich letzte Nacht durch ein Loch in der Mauer aus der Stadt geschlichen, um vor den Stadtmauern nach neuen unterirdischen Wasserquellen zu suchen, da unsere alte Quelle versiegt war.
Wasser war eine der wichtigsten Ressourcen und in unserer Position noch schwieriger zu bekommen als für normale Bürger.
Aus diesem Grund hatten wir keine andere Wahl als vor den Stadtmauern nach Wasser zu suchen.
Das jedoch war aus einem guten Grund verboten.
Den Geistern.
Die Geister waren wahre Monster der Wüste. Gerne zogen sie einen in den Sand und ließen dann ihre Opfer qualvoll ersticken, um sie danach in Ruhe zu fressen. Mit ihren lieblichen Stimmen säuselten sie im Wind traurige Geschichten, die willensschwache Menschen zum Selbstmord treiben konnten.
Sie waren Kreaturen ohne Körper. Nur ihre Augen, schwarz wie die Nacht, konnte man manchmal im Sand hervorlugen sehen.
Am schlimmsten an den Geistern war jedoch das sie die Menschen einsperrten. Uns zwangen in unseren Städten hinter unseren Stadtmauern zu kauern und uns vor ihnen zu verstecken.
Man konnte die Geister nicht töten und deshalb war es absolut verboten die Stadt ohne Erlaubnis oder ein Sandschiff zu verlassen.
Nur auf einem Sandschiff konnten wir von Stadt zu Stadt reisen und gleichzeitig vor den Geistern sicher sein.
Dennoch wagten sich Menschen wie Celrin hinaus und normalerweise interessierte sich niemand für diesen Regelbruch.
Doch heute war es anders.
Der König hatte laut verkünden lassen, dass heute am Verilnistag sein Sohn Clios nach Bombaij kommen würde, um diese Stadt zu verwalten und sich im königlichen Handwerk zu üben.
Ein großes Fest sollte stattfinden und einige Bälle im Palast, die den Prinzen amüsieren sollten.
Aus diesem Grund sollte die Stadt schön hergerichtet werden und die Mauer in ihrer Sicherheit geprüft werden.
Die Kontrolle war schon auf dem Weg zur Mauer und sie würden das Loch finden.
Sie würden den einzigen Ein- und Ausgang, der nicht überwacht wurde, finden und verschließen.
Sie würden Celrin aussperren!
Marienkaefer4: Erstes Kapitel meiner neuen Geschichte.
Was haltet ihr bis jetzt von der Idee?
Dieses Buch wird nicht nur eine Fantasygeschichte sein. Ich werde versuchen mit diesem Buch auch Kritik an der Gesellschaft zu üben, weil unsere Gesellschaft noch immer Menschen wegen ihrer Andersartigkeit ausschließt oder Vorurteile einer bestimmten Gruppe gegenüber bringt.
Nun gut, jetzt erstmal genug der harten Worte.
Nicht alles ist schlecht und an sich möchte ich euch auch in eine magische Wüstenwelt entführen.
Ich hoffe also, ich konnte euch die Wüste ein wenig näher bringen durch meine Worte ^^
Alles Liebe
Eure Marienkaefer4
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