54. piszczek x bürki ~ wunderkerzenmenschen
Song: Wunderkerzenmenschen
Interpret: LEA
Roman Bürki x Lukasz Piszczek
Treffen um halb zehn, wenn die Sonne untergeht
(Huh-uh-uh, huh-uh-uh-uuh)
Mit Kribbeln im Bauch, mach' ich mich auf den Weg
(Huh-uh-uh, huh-uh-uh-uuh)
Und der Rucksack voll mit Sorgen, die ich echt nicht mehr brauch'
Deine top-five Ängste liegen im Kofferraum
Und jetzt stehen wir im Kreis
Werfen sie alle in die Mitte
Mein Körper war schwer, als ich mich mühsam über den Hügel schleppte. Der einzige Grund warum ich mich überhaupt noch bewegte, war, weil ich wusste was beziehungsweise wer auf mich wartete. Die letzten Wochen lagen mir schwer im Magen und die Niederlage lag wie ein schweres Gewicht auf meinen Schultern, dass mich in die Knie zwang. Ich war völlig fertig mit der Saison und allem was gerade los war. Eigentlich sollte ich Zuhause sitzen und mir die Aufstellung des nächsten Gegners anschauen und meinen Gegenspieler analysieren, doch das schob ich jetzt zurück auf morgen.
Als ich über dem Hügel war, fühlte ich mich, als hätte ich den Mount Everest bestiegen. Meine Energie für heute hatten die zwei Trainingseinheiten schon eingebüßt. Ich entdeckte Roman, der im Gras saß und schon in die Ferne starrte. Mein Kribbeln im Bauch wurde zunehmend größer, je näher ich ihm kam. Es war irgendwie verrückt, schließlich hatten wir uns heute schon während des Trainings gesehen. Doch wenn wir uns hier um halb Zehn trafen, war es was anderes. Ich hatte das Gefühl, als würden zwei komplett andere Menschen aufeinander treffen. Ich war ich, wenn ich hier war. Ich, als Lukasz Piszczek der Mensch und nicht ich, als Lukasz Piszczek, der Fußballer. Ich wusste nicht einmal, wann wir begonnen hatten uns hier zu treffen. Es musste vor einem Monat gewesen sein. Ich war hier spazieren und Roman war mit dem Hund raus. Zufällig waren wir uns hier begegnet und hatten, aus reiner Höflichkeit, mit einander geredet. Auf einmal war unser Gespräch ganz tiefgründig geworden und wir hatten uns die Sorgen, die uns plagten anvertraut. Wir hatten mit einander geredet, als seien wir die besten Freunde. Am nächsten Tag beim Training waren wir uns dann wieder fremd gewesen. Am Abend hatte mich Roman dann angeschrieben, ob ich ihn beim Spaziergang begleiten wolle und ich hatte zugestimmt. Wieder hatten wir uns in tiefgründige Gespräche verloren und seither schrieb mich Roman Abends fast immer an, gegen halb zehn, wenn die Sonne gerade am Horizont unterging. Es war wirklich ein schönes Fleckchen, mit der Stadt unter dem Hügel und dem Wald hinter uns.
"Hey", lächelte ich Roman zu, als ich bei ihm ankam. Meine Hände fanden den Weg auf seine Schultern und ich beugte mich vor, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Auch das war etwas, was mit den ständigen Treffen gekommen war. Wir waren nie weiter als Küssen gegangen, hatten dem zwischen uns nie einen Namen gegeben, aber es fühlte sich schön an, Roman zu küssen.
"Da bist du ja endlich!", lächelte er und strich über meine Unterarme.
"Ja, du hast mich gerade beim Kochen erwischt!", gab ich zu.
"Hast du schon gegessen?", fragte und schlug mit diesen Worten auf die zwei Pizzaschachteln neben ihm. Sofort grinste ich schief.
"Ich hab noch nicht gegessen!", erklärte ich und freute mich umso mehr über die Pizza. Ich ließ mich neben dem Torhüter nieder ins hohe Gras und atmete erst einmal laut aus. Roman strich mir über den Rücken, ohne fragen zu müssen, was mir auf dem Herzen lag, wusste ich es. Mein Blick glitt zu ihm. Er war beim Training heute sehr still gewesen, ausgesprochen still. Er legte sich zurück ins Gras und strich mir dabei weiterhin über den Rücken.
"Sie können mir nicht garantieren die Nummer 1 zu bleiben, wenn ich den Vertrag verlängere!", gab er zu, woran seine Vertragsverlängerung haderte.
"Sie haben sogar wen anders im Blick!", fügte er hinzu. Ich legte mich seufzend neben ihm und starrte in den klaren Himmel hoch. Meine Hand umfasste seine und drückte sie aufmunternd.
"Meine Eltern lassen sich scheiden, mein Bruder spielt mit dem Gedanken seine Karriere an den Nagel zu hängen!", erzählte er mir von seinen anderen Ängsten und Problemen. Mein Griff um seine Hand wurde fester, als ich meinen Kopf zu ihm drehte.
"Egal was kommt, ich bin für dich da!", versicherte ich ihm, da es auf Anhieb das einzige war, was mir einfiel, was ich ihm sagen könnte. Aber er sagte diese Worte auch oft zu mir und sie ließen mich immer warm ums Herz werden, deswegen hoffte ich, dass meine Worte den gleichen Effekt bei ihm hatten. Roman lächelte dankbar und zog mich zu sich.
Komm, wir verbrennen unsere Zweifel
Und tanzen im Rauch
Schauen zu, wie sie lichterloh brennen
Wir fangen uns auf
Wir stehen hier und schweigen
Unsere Blicke so laut
Heut können wir alles hören
Müssen uns nur trauen
Wir sind uh-uh, uh-uh, Wunderkerzenmenschen
Wir sind uh-uh, uh-uh, Wunderkerzenmenschen
"Wusstest du, dass Marco eine Party feiert, gerade?", erkundigte sich Roman bei mir, während er in seine Pizza biss. Ich nickte: "Er hat mich eingeladen!"
"Und da hast du abgesagt?"
"Du ja auch, außerdem wusste ich, dass du mich anrufen wirst!", erklärte ich.
"Also triffst du dich lieber mit mir, als mit den Jungs!"
"Du scheinbar auch, sonst hättest du ihm ja zugesagt!", antwortete ich. Roman antwortete darauf nicht, sondern starrte mich stattdessen an. Wir begannen zaghaft zu Lächeln, mit Blicken, die die Antwort auf die Frage laut schrien. Wenn ich ihn noch länger angucken würde, könnte es sein, dass er endlich verstand, dass ich mich in ihn verliebt hatte, doch das traute ich mich nicht. Ich wandte meinen Blick wieder von ihm ab und richtete ihn auf die Straße. Irgendwo da fand gerade eine wilde Party mit der ganzen Mannschaft stand und nur Roman und ich würden morgen nicht darüber reden können. Vermutlich verpassten wir wirklich viel Spaß, doch ich bereute es nicht. Ich brauchte keine weitere, wilde Nacht, in der ich meine Sorgen ertrank. Ich wollte lieber mit einer Pizza neben Roman im Gras sitzen und einfach nur existieren. Ich spürte Romans Schulter, die gegen meine stieß, als er sich aufsetzte. Er legte seine Arme locker auf die angewinkelten Knie und sah hinaus. Mein Blick hing schon wieder an ihm, etwas zu lang. Gerade als ich ihn wieder von ihm lösen wollte, legte er seine Hand an meine Wange und zog mich in einen Kuss. Dieser Kuss war anders, nicht kurz, nicht so wie die andere. Roman hielt mich fest in seinen Armen, ich hatte das Gefühl, als würde mich gerade jemand in meinem Fall, in dem ich mich die letzten Monate befand, auffangen. Die Art und Weise wie Romans Lippen mich berührten, sein Bart mich kitzelte, seine Nasenspitze immer wieder meinen anstupste. Ich neigte meinen Kopf etwas zur Seite, ließ meine Hand in seinen schwarzen Haaren verschwinden und den Kuss einfach geschehen. Es war alles perfekt, es fühlte sich alles perfekt an. Meine ganzen Sorgen verbrannten gerade im Feuer des Kusses, ich hatte das Gefühl, als würden sie alle von mir abfallen. Meine Finger strichen über Romans Wange, bis meine Hand sich an seine Brust legte. Als er den Kuss schließlich abbrach, waren unsere Lippen schon geschwollen vom Kuss. Er lehnte seine Stirn gegen meine und musterte mich eindringlich, mit so einem Blick, der mir klar machte, dass nicht nur ich mich verliebt hatte.
Noch 'n bisschen ungewohnt, doch irgendwie gut
(Huh-uh-uh, huh-uh-uh-uh)
Und der Endorphinregen fällt auf die Glut
(Huh-uh-uh, huh-uh-uh-uuh)
Und mein Rucksack ist jetzt leer und so viel leichter
Deine Top-five stehen ab jetzt für Highlights
Wir strahlen heute Nacht
Wunderkerzenmenschen
Roman drehte sich auf einmal um und holte sein Handy aus der Hosentasche.
"Was machst du?", fragte ich leise und beobachtete, wie er auf dem Handy herum tippte.
"Wir sind nicht auf der Hausparty, das bedeutet nicht, dass wir nicht feiern können!", erklärte er und schaltete bei diesen Worten ein Lied an. Es war ruhig, größtenteils der Klang einer Frauenstimme begleitet vom Klavier. Roman stand auf und streckte seine Hand nach mir aus.
"Ich tanze nicht!", stellte ich sofort klar.
"Wer sagt denn, dass ich tanzen will?", grinste er und hatte damit wohl recht. Also legte ich meine Hand in seine und ließ mich mit ordentlich Schwung hochziehen. Ohne das ich wirklich zum Stehen kam, packte mich Roman wieder und hob mich hoch. Ich begann zu lachen, als er sich auf einmal wild im Kreis drehte.
"Was ist denn jetzt los?", schrie ich irgendwann, da ich absolut keine Ahnung hatte, was in Roman gefahren war, geschweige denn, warum er auf einmal so gut drauf war. Roman kam zum Stehen, ohne mich runter zu lassen. Er grinste mich an. Dann zuckte er mit den Achseln und ließ mich endlich zu Boden kommen, ohne seine Arme von meinen Hüften zu nehmen. Ich zog seine Kopf zu mir, um ihn wieder zu küssen. Bei der untergehenden Sonne am Horizont und der Stadt unter uns mussten wir wohl wirklich romantisch aussehen.
"Wenn ich das nächste Mal von Top-Five rede, werde ich ab jetzt von Top-Five Highlights sprechen!", erklärte er. Schweigend sah ich ihn an und nickte. Ich war dabei, wenn er aus diesem traurigen Leben ausbrechen wollte und stattdessen endlich ein gutes Leben leben wollte. Ich drückte mich an ihn und vergrub meinen Kopf in seiner Halsgrube.
"Ich liebe dich!", hörte ich Roman auf einmal sagen. Ohne die Umarmung zu lösen, antworte ich: "Ich dich auch!"
Schließlich drückte mich Roman vorsichtig von sich weg und gab mir eine zärtliche Kuss. Es war irgendwie komisch, wenn er mich jetzt küsste, wenn alles gesagt war, aber es war mit das schönste Komisch, das ich kannte.
Komm, wir verbrennen unsere Zweifel
Und tanzen im Rauch
Schauen zu, wie sie lichterloh brennen
Wir fangen uns auf
Wir stehen hier und schweigen
Unsere Blicke so laut
Heut können wir alles hören
Müssen uns nur trauen
Wir sind uh-uh, uh-uh, Wunderkerzenmenschen
Wir sind uh-uh, uh-uh, Wunderkerzenmenschen
"Ich dachte, du tanzt nicht!", lachte Roman, als ich mit dem Pizzastück in der Hand zur Musik wippte.
"Ich dachte, du bist nicht so der Partytyp und trotzdem hast du Musik angemacht!", konterte ich schief grinsend. Roman kam zu mir und schnappte sich meine freie Hand. Auch wenn ich eigentlich wirklich nicht der große Tänzer war, so begann ich auf seine Tanzbewegungen einzugehen und ließ mich von ihm leiten. Es fühlte sich so komisch an, hier. Ich hatte das Gefühl auf Wolken zu stehen, als wäre der Rest der Welt Meilen weit von mir entfernt. Es waren vielleicht fünf Minuten zur Stadtmitte, doch von der Spitze des Hügels fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Roman begann seine Tanzschritte auszupacken, die mindestens genauso kritisch waren, wie die meinen. Aber die Zweifel, ob ich mich nicht blamieren würde, existierten bei ihm nicht. Stattdessen tanzte ich albern mit ihm, zum falschen Rhythmus der Musik, lachte einerseits über mich, anderseits über ihn. Roman tat es mir gleich. Ich sah ihm zu, als er von mir abließ und einige Kreise um sich selbst drehte. Ich tat es ihm einfach gleich, wusste nicht einmal warum. Vermutlich führten wir uns gerade betrunkener auf, als der Rest der Mannschaft auf Marcos Party. Bei dem Gedanken fing ich laut an zu lachen. Und während ich mich so drehte, in den Sternenhimmel der Nacht, die mittlerweile eingebrochen war, hochsah und Romans Lachen in meinen Ohren schalte, atmete ich endlich frei. Das Wissen, dass Roman so fühlte wie ich, nicht nur, dass er mich liebte, sondern auch, dass es ihm so ging wie mir und ihm dieses Leben genauso abfuckte, wie mich, das war schön. Es versicherte mir, dass ich nicht alleine war. Und die Sorgen, die wir uns anvertrauten, die vergaß ich bei ihm. Sie waren noch immer da, aber, sie bedeuteten nicht mehr so viel. Der Stress seitens von Watzke, ich konnte ihn hinnehmen, weil ich wusste, dass egal was passieren würde, ich spätestens um halb zehn wieder hier oben mit Roman stand, den Alltag Revue passieren ließ und die Sorgen verbrannte.
Komm, wir verbrennen unsere Zweifel
Und tanzen im Rauch
Schauen zu, wie sie lichterloh brennen
Wir fangen uns auf
Wir stehen hier und schweigen
Unsere Blicke so laut
Heut können wir alles sein
Müssen uns nur trauen
Wir sind uh-uh, uh-uh, Wunderkerzenmenschen
Wir sind uh-uh, uh-uh, Wunderkerzenmenschen
"Die Party ist der Hammer, schreibt Marco!", meinte Roman, als wir später in der Nacht wieder im Gras lagen. Zwischendrin hatten wir uns noch eine Pizza bestellt, diesmal mit trinken. Die drei leeren Schachteln lagen neben meinem Kopf, die Cola stand zwischen uns. Ich drehte mich auf die Seite zu Roman.
"Unsere auch!", hauchte ich und stupste mit meinem Finger seine Nasenspitze an. Er lachte nickend. Ich rollte mich in seine Arme, ließ mir einen Kuss auf die Stirn drücken und sah dann hoch in den Himmel.
Wunderkerzenmenschen, hörte ich dabei das Lied summen. Passte irgendwie. Wunderkerzenmenschen, was war das überhaupt? Waren Roman und ich nicht irgendwie Wunderkerzenmenschen, so wie wir uns benahmen? Wenn wir den grauen Stab unserer Sorgen, durch unsere Liebe anzündeten und nur zusahen, wie unsere Sorgen zunichte wurde.
Wieder eine SF, übernommen aus meinem OS Buch 😊
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