mick schumacher
MICK
„Seit wann bist du eine Person, die sich auf ihren Geburtstag freut?", konnte ich mir die Frage nicht länger verkneifen, als ich Greta beobachtete, die mit ungewöhnlich guter Laune durch mein Hotelzimmer sprang und das seit nunmehr als einer halben Stunde, was an sich eigentlich schon ungewöhnlich sein sollte, dann wiederum war das ganze Kalenderjahr 2021 bislang ungewöhnlich, wenn es um Greta ging. Irgendetwas an ihr hatte sich verändert und auch wenn ich es nicht genaustens definieren konnte, wusste ich die Veränderung insoweit einzuschätzen, als dass sie gut war. Greta lächelte – nun endlich wirklich. Mit strahlenden Augen, breit gezogenen Lippen und vollen Wangen. Ich hatte ihr kindliches Lächeln vermisst, dass sie irgendwo in den vergangenen Jahren verloren hatte und wovon ich wirklich Angst hatte, dass sie es nie wieder finden würde. Das vergangene Jahr war düster. Es war unfassbar düster für sie und das war nicht bedingt durch Corona. Corona war vielleicht eine nette Hilfe um die düstere Zeit noch düsterer zu gestalten, aber Greta hatte immer beteuert, dass ihr Leben auch ohne Corona beschissen gewesen wäre.
„Seit ich mich auf ein neues Lebensjahr freue? Keine Ahnung", antwortete sie mir und ließ sich dann neben mich auf das Bett fallen. Ihre Hand schob sich unter meine und wir verkreuzten unsere Finger miteinander, was sich zugegeben noch immer surreal anfühlte. Jahrelang waren wir beste Freunde gewesen und dass wir nun mehr als das waren fühlte sich noch immer wie Neuland an – ein schönes Neuland, aber Neuland. Ich drehte meinen Kopf, der gegen das Kopfteil des Bettes gelehnt war, zu ihr und lächelte ihr friedlich entgegen. Ihr dunkelblondes Haar fiel ihr ins Gesicht, wieder einmal diese hartnäckige Strähne über die sie sich immer beschwerte, weil sie zu kurz war, um in den Zopf mit eingebunden zu werden und auch nicht hinter dem Ohr bleiben wollte. Greta wollte sie sich gerade zurückschieben, als ich es für sie übernahm und dabei mit meinem Daumen über ihre Wange strich.
„Es fühlt sich komisch an!", gestand sie und sofort wusste ich, worauf sie hinaus wollte, immerhin war sie bei weitem nicht die einzige Person, die durch eine schwere Phase gegangen war, auch wenn ich eigentlich davon absehen wollte, es als Phase zu bezeichnen, denn wir wussten beide, dass es mehr als das war. Vielleicht war es nicht die tiefste und längste Depression der Welt gewesen, aber es hatte depressive Ansätze gehabt und auch wenn mir jetzt tausend um tausend Menschen den Mund verbieten würden, weil ich nicht an solche traurigen Sachen denken sollte, wo Greta morgen doch Geburtstag hatte, so wollte ich genau daran denken, weil es eigentlich gar nicht traurig war. Ich war vor zwei Jahren selbst in ein tiefes Loch gefallen und noch immer schreckten meine Mitmenschen davor zurück mich daran zu erinnern. Es war lieb gemeint und gewiss, für manche konnte es ein Trigger sein wieder in solche depressiven Verhaltensmuster zu verfallen, aber man sollte wissen, dass es nicht auf mich zutraf und dementsprechend waren Gedanken und Gespräche darüber nicht traurig, sondern eher glücklich, denn man hatte etwas geschafft von dem man selbst nicht erwartet hätte, dass man dazu in der Lage war. Man hatte es mit seiner eigenen Dunkelheit aufgenommen und den Kampf gewonnen – den schwersten Kampf, den man jemals führen würde. Meine Mutter hatte immer gesagt, dass man selbst sein größter Feind war und ich wusste, dass weder ich noch Greta ihr dahingehend widersprechen würden, da es stimmte. Man selbst war manchmal sein bester Freund (und das viel zu selten), doch meistens sein größter Feind.
„Letztes Jahr hättest du mich noch angezickt, wenn ich dir gesagt hätte, dass du dich dieses Jahr auf deinen Geburtstag freuen würdest!", ließ ich meine Freundin wissen und versuchte nicht einmal mir ein freches Grinsen zu verkneifen. Beleidigt streckte sie mir die Zunge raus, lachte kurz darauf aber selbst herzlich, weil sie wusste, dass es stimmte.
„Letztes Jahr war anders. Ich hab doch nie erwartet, dass ich mich wirklich jemals wieder gut fühlen kann. Du weißt es doch selbst!"
Das tat ich
Ich öffnete meine Arme, in die sich Greta willig hineinrollte und sich dicht an mich presste, was größtenteils auch daran lag, dass sie eine verdammte Frostbeule war und ihr nicht einmal die spanischen Temperaturen hier in Barcelona ausreichten. Zugegeben vom Sommer waren wir auch noch weit entfernt, vom Winter aber auch.
„Ich hoffe doch sehr für dich, dass du auch eine anständige Fete organisiert hast, wenn ich mich jetzt endlich mal auf meinen Geburtstag freue!", nuschelte sie in meine Brust.
„Ja, das Zoom-Meeting ist schon geplant!", antwortete ich ihr mit einem ironischen Unterton, was uns beiden erneut ein Lachen entlockte.
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Mit diesem kürzeren OS beginnt das neue OS Buch, aber ich wollte einfach ein paar meiner Gedanken loswerden, da ich gerade Greta bin hahah - ja ich habe morgen Geburtstag und mein Leben war im vergangenen Jahr ziemlich chaotisch und darüber wird es wohl noch Millionen OS geben, damit ich das alles besser reflektieren kann. Aber vorerst ist hier der erste OS mit dem ich auch meine neu gefundene Liebe zu Mick zugebe 😍
Ich hoffe euch gefällt der Os, lasst mir gerne Feedback da ❤️
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