• für @LenaHummels15

„Irgendwie bin ich jetzt bei meiner ersten Nachricht an Dich so aufgeregt, dass ich gar nicht weiß, was ich Dir schreiben soll..."

Niklas

Müde setze ich mich an einem schönen Adventstag alleine an einen Tisch in einem süßen kleinen Café. Die Saison war einfach nur blöd für mich, allgemein die letzten Jahre lief es nicht so. Schon lange hab ich nicht mehr gelächelt, gab es keinen Grund zu lächeln. Geschweige denn glücklich zu sein. Naja das leben läuft nunmal nicht immer so wie du es dir vorstellst. Doch die Weihnachtszeit und die Winterpause ließ mich das wenigstens etwas vergessen.

Ich bin bei meiner Familie und Freunden in Deutschland und trotzdem sitze ich hier alleine. Ich mochte es viel lieber alleine zu sein. Da schaut mich niemand mitleidig an, ich konnte nachdenken ohne unterbrochen zu werden- dachte ich zumindest.

„Hey!" werde ich also aus meinen Gedanken gerissen und schaue nach oben. Etwas verwirrt und geschockt schaue ich zu dem Typen der da so neben meinem Tisch steht und meint meine Gedankengänge zu stören. Niklas? Was macht der denn hier? Wir kennen uns noch von früher... sind uns damals ab und zu begegnet aber haben als nur flüchtig miteinander geredet, weshalb es mich jetzt umso mehr verwundert wieso er mich anspricht. Oder wieso er überhaupt hier ist... in diesem fetten Mantel der ihn noch kleiner wirken lässt. Irgendwie ja schon süß, mit diesen geröteten Wangen und der Mütze.

„Was machst du hier?" frage ich also gerade heraus, was ihn zum kichern bringt. „Ein Hey hätte auch gereicht, aber ich bin hier für ein paar Tage, weil meine Schwester hier her gezogen ist." erklärt er mir. „Darf ich mich zu dir setzen?" fragt er und verwirrt mich damit umso mehr. War das jetzt unhöflich von mir, dass ich ihn das nicht gefragt habe? Naja wieso sollte er auch zu mir sitzen? Wir kennen uns kaum, also wieso ist es nicht wie sonst auch, dass wir uns einfach nur begrüßen und verabschieden? Vielleicht mag er es ja meine Gedanken zu unterbrechen.
„Gerne." ich lächle ihm ebenfalls zu, ganz unsympathisch will ich ja jetzt auch nicht wirken. „Super. Und du? Du kommst von hier?" fragt er jetzt auch interessiert nach, wie kann ein Mensch so gut gelaunt und nett sein? „Ja, bin hier aufgewachsen."
„Cool! Hier ist es echt super schön!"

Wir reden noch 2 weitere Stunden über die Gegend hier, unsere Kindheit und was wir so an Weihnachten geplant haben.. oder was wir unseren Liebsten schenken. Ich hätte nicht erwartet das Niklas so offen und lieb ist.. wenn es auch nur für ein paar Sekunden still war fand er direkt ein neues Gesprächsthema. Allgemein verstehen wir uns einfach super und kennt ihr solche Menschen? Bei denen es einfach sofort.. funktioniert? Die heutige Jugend würde wahrscheinlich sagen „es hat direkt gevibed". Nach den Stunden unserer intensiven Unterhaltung, als wir das Café verlassen, fühlt es sich an als würden wir uns schon viel länger, besser kennen. Niklas kuschelt sich durch die plötzliche Kälte mehr in seinen Mantel.

Desto näher wir an den Parkplatz kommen, desto mehr kommt mir das traurige Gefühl hoch, dass wir nach diesem Abend wieder wie Fremde sein werden. Denn das Selbstbewusstsein ihn nach seiner Nummer oder ähnliches zu fragen habe ich dann doch nicht. Beziehungsweise nicht mehr. Früher hätte ich es wohl gemacht. Aber früher ist früher und jetzt ist nunmal jetzt.

„Also... war schön." dreht der Augsburgspieler sich wieder zu mir, als wir an seinem Auto ankommen. „Ja, hast Recht." stimme ich ihm zu, mit viel Mühe keine Tonlage der Trauer reinzubringen. Ich will gerade umdrehen, als er mich jedoch am Ärmel meiner beigen Winterjacke festhält. „Kann ich vielleicht deine Nummer haben?" nervös schaut er zu mir rüber und lässt sanft meinen Ärmel wieder los, da er ja nun meine volle Aufmerksamkeit hat. Den ganzen Abend war er noch nicht so schüchtern gewesen wie in diesem Moment. Ungewöhnlich, aber ich mochte es sehr an ihm. Es lässt seine Wangen noch roter werden, was bedeutet an wärmeren Tagen wären sie auch mal rot, wenn man sie dazu bringen kann. Sein unglaublich süßer Anblick verschlägt mir gerade zu sehr die Sprache, also hole ich einfach nur mein Handy aus der Hosentasche, woraufhin er eifrig sein eigenes ebenfalls auspackt um meine Nummer abzutippen. „Super, ich schreib dir!" grinst er und schon ist er eine Minute später auch weg.. während ich noch einige Minuten in meinem Auto sitze.

Den Abend muss ich erstmal verarbeiten. Schon lange hab ich mich nicht mehr so.. lebendig gefühlt. Und so viel und ehrlich gelächelt auch nicht, für meine Verhältnisse. Ich hoffe einfach Niklas wieder zu sehen.. und hoffentlich schreibt er mir bald.

Tja, mittlerweile ist der nächste Tag und auch bereits schon nachmittags. Ob er mir geschrieben hat? Nein. War ja auch eigentlich klar, all das gestern war nur aus Freundlichkeit und mit mir in Kontakt bleiben wollte er natürlich auch nicht. Wieso hab ich das auch gedacht? Einfach wieder unnötige und dumme Gedankengänge von mir. Typisch.

Also einfach weiter leben... wie davor. Doch wieso stört mich das denn gerade so sehr? Wir haben gerade mal ungefähr 2 Stunden miteinander verbracht. Obwohl es sich wie viel mehr Stunden angefühlt hat.. oder Tage. Es war zu schön, aber ich muss es vergessen. Der Typ hat sich binnen weniger Zeit so sehr in mein Kopf gefressen, dass es viel zu schwer scheint ihn da so schnell wieder raus zu bekommen. Ach bin ich ein Idio-

„Ding!" mein Handy! Wo ist es? Natürlich hab ich es wieder achtlos irgendwo hingelegt, obwohl eine Nachricht von Niklas jeden Moment kommen könnte.

Und tatsächlich, er hat geschrieben.

Niklas: „Sorry das ich erst jetzt schreibe aber... irgendwie bin ich jetzt bei meiner ersten Nachricht an Dich so aufgeregt, dass ich gar nicht weiß, was ich Dir schreiben soll... also einfach... hey? 😅

Idiotisch schmunzle ich auf mein Handybildschirm. Okay die Nachricht passte einfach so gut zu dem defensiven Mittelfeldspieler, so süß und aufgedreht irgendwie.

Du: Hey! 😄

Es dauert tatsächlich nur wenige Nachrichten bis er mich nach einem erneuten Treffen fragt. Abendessen mit ihm und seiner Schwester... natürlich habe ich direkt zugesagt.

Und naja meine Mutter hatte Recht, man findet die richtige Person genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet hat.