Kapitel 4
Der Junge stieß sich von der Wand ab und trat zu seiner Schwester, wie ich aktuell annahm. Jedoch konnte ich nicht verhindern, weiterhin diese spitzen Ohren anzustarren. Magie? Elben? Konnte das hier wahr sein? Eine Halluzination? Oder hatte man mir irgendetwas verabreicht? Er sah mich kurz an und der Blick wirkte fast schon abschätzig. Zum Glück übernahm das Mädchen wieder das Reden und meine Aufmerksamkeit wandte sich ihr zu. "Schau sie dir doch an. So überfordert zu sein kann niemand vorspielen.", meinte sie ruhig. "Hey.", mischte ich mich nun etwas getroffen mit ein. "Ich mag ja überfordert sein, aber taub bin ich nicht.", meinte ich knapp und wurde schnell wieder kleinlauter, als mich diesmal beide ansahen. "Sieh an. Sie kann sprechen.", meinte der Junge nur und schmunzelte sogar für den Bruchteil einer Sekunde.
"Ich bin Nea.", informierte mich das Mädchen freundlich,"Und der vorlaute Zwilling hier ist mein Bruder Nava." Nun. Somit wurde zumindest meine Theorie bestätigt. Nava gab einen leicht beledigten Laut von sich, den seine Schwester gekonnt ignorierte. "Ich bin Miriya.", informierte ich die beiden nun zögerlich. Nea strich ihr Haar zurück und auch bei ihr sah ich diese spitzen Ohren durchblitzen. Also war das kein Einzelfall. Sie hatte meinen Blick bemerkt. "Du hast wohl noch nie welche unserer Art gesehen.", stellte sie fest und ich nickte knapp. Dann fiel mir ein, das mein Starren sicherlich ziemlich aufdringlich wirkte, also riss ich mich zusammen und fokussierte mich wieder auf die Beiden. "Also glaubt ihr beide nicht, das ich Böse bin?", fragte ich sie nun und Nea lachte leise. "Aber nicht doch. Du bist viel zu harmlos, um sie zu sein. Auch wenn die Ähnlichkeit sehr... erschreckend ist.", sagte sie und ihr Bruder nickte zustimmend. "Du kannst unmöglich Kyra sein. Aber was tust du dann hier?", fügte Nava an und musterte mich. Ich seufzte. "Also, das glaubt ihr mir sicher nicht, aber ich wurde von meinem Spiegelbild und Tentakeln aus schwarzem Rauch entführt, indem ich in einen Spiegel gezogen wurde.", meinte ich und mit jedem Wort, das meinen Mund verließ klang ich sogar in meinen Ohren sehr verrückt.
Die beiden schwiegen und sahen sich kurz an, ehe sie einander zunickten. Offenbar eine stille Übereinkunft. Glaubten sie meinen Worten? "Dann war da dieser weiße Nebel, in dem ich, glaube ich, umhergeirrt bin. Das nächste, was ich weiß ist, das ich gefesselt in dieser... Welt aufgewacht bin.", meinte ich und meine Stimme klang eher fragend, da ich mir ja selbst nicht ganz sicher war, was los war. Ich rieb mir die Handgelenke. Das hatte echt wehgetan. Zum Glück hatte man mich ohne die Fesseln in diese Zelle gesteckt. Nea und Nava sahen sich wieder schweigend an. War das Telepathie oder doch einfach nur ein typisches Zwillingsding? Jedenfalls fühlte ich mich irgendwie ignoriert und es bereitete mir Unwohlsein. "Also.. wer ist diese Kyra? Und wieso hassen sie alle?", fragte ich nun, um ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Das funktionierte besser als erwartet, da beide Köpfe zeitgleich zu mir herumschossen. Den Blicken nach zu urteilen, war das eine sehr empfindliche Frage.
Kurz war es totenstill, weil sie wohl überlegten, ob sie mir darauf antworten sollten. "Ich denke das es nicht an uns ist, diese Frage zu beantworten.", sagte Nea dann recht vorsichtig und irgendwie bereitete mir diese Antwort etwas Angst. Ich konnte zumindest schließen, das hier wohl so einiges dahintersteckte, da dieser Hass, der mir auf dem Weg hier hinein entgegengeschlagen war, recht persönlich wirkte. "Okay... und wer kann mir das dann beantworten? Zufällig auch jemand, der mir verrät, wie ich nach Hause komme?", meinte ich leicht hoffnungsvoll. Nava schüttelte den Kopf und sah zu seiner Schwester. "Du willst sie zu Elian bringen? Hältst du das wirklich für eine gute Idee?", murmelte er leise. Sorgte er sich da um mich oder diesen Elian? Vermutlich letzteres, da ich ihn eher zu amüsieren schien, als eine echte Bedeutung zu haben. Nea nickte knapp. "Sieh sie dir doch an. Du weißt so gut wie ich, was diese Prophezeiung sagt. Ich glaube wir haben keine Wahl, als Elian zu informieren. Sie könnte alles retten.", meinte die Elbin und ich stockte innerlich. Prohezeiung? Und war ich etwa mit sie gemeint? "Moment mal. Werde ich hier vielleicht auch gefragt? Ich will nur nach Hause. Ich habe keine Ahnung wo ich bin oder was los ist, aber ich bin ganz sicher nicht, was ihr sucht.", wandte ich mich an die Beiden, die mich in ihrem Gespräch erneut vergessen zu haben schienen.
Die Zwillinge wirkten etwas verdutzt, das ich mich so einfach dagegen entschieden hatte. Was hatten sie erwartet? Ich war nur ein Mensch und auf keinen Fall eine Heldin. Meine Waffen waren Stift und Papier, nicht etwa Schwert und Schild. Nea fing sich schneller, als ihr Bruder und sie lächelte mild. "Ich sehe schon, du bist gar nicht so still wie erwartet. Wir bringen dich zu Elian, dann hast du immerhin eine Erklärung. Natürlich ist es deine Entscheidung, was du tust.", sprach sie ruhig und stieß Nava unsanft ihren Ellenbogen in die Seite, als dieser offenbar widersprechen wollte. Echte Geschwisterliebe eben. Das ließ mich schmunzeln und ich beruhigte mich etwas. Ich wollte hier weg, aber genau so sehr wollte ich auch Antworten. Ganz egal, was kommen würde, ich wollte zumindest diesen Elian treffen, der hoffentlich mehr Antworten parat hatte, als diese rätselhaften Zwillinge. Es war offensichtlich, das Nea mit ihrem Angebot einen Hintergedanken verfolgte, der mir jedoch nicht einleuchten wollte. Das war aber auch kein Wunder, denn mir schwirrte bereits wieder der Kopf. Mir wurde der wärmende Tee in der Hand wieder bewusst und ich nahm mehrere Schlucke. Was auch immer da drin war, es beruhigte mich enorm und das hatte ich auch nötig.
"Also, Miriya. Wir haben noch nie Besuch von einer anderen Seite erhalten. Wie ist es so, in deiner Welt?", fragte Nea nun und wirkte zum ersten Mal, seitdem sie in dieser Zelle stand, wie ein Kind. Ihre Augen funkelten vor Aufregung, als sie etwas näher zu mir trat. Ich musste nachdenken. Ich wusste fast nichts von dieser Welt, wie sollte ich also meine eigene da erklären? "Also bei uns gibt es viele Häuser. Es ist laut und turbulent und niemals langweilig.", beschrieb ich etwas stockend, da ihnen wohl Autos und andere technische Errungenschaften nichts sagen würden. "Es gibt so viele verschiedene leckere Gerichte, wie es Menschen gibt. Aber es gibt oft Streit und negative Emotionen, was wohl an der Schnellebgkeit meiner Welt liegt. Wir bewegen uns in metallenen Kästen, die schneller sind als jedes Pferd. Unser Licht besteht nicht mehr aus Feuer, sondern aus Reaktionen der Natur. Es ist unglaublich, was die Menschen alles erfunden haben.", setzte ich fort und beließ es erst einmal dabei. Meine Beschreibung war mehr als ungenau und ziemlich grauenvoll, wenn man ehrlich war, doch Nea hing wie gebannt an meinen Lippen und auch Nava hatte mir zumindest schweigend zugehört.
"Aber da wir gerade davon sprechen... wenn ich nicht mehr auf der Erde bin, wo bin ich denn dann?", fragte ich. Diesmal war es Nava, der mir antwortete. "Nun das ist schwer zu sagen, da wir ja nicht genau wissen, woher du kommst. Fangen wir damit an, wo du jetzt gerade bist. Dieser Ort heißt Astril.", erklärte er. Das klang gut und war zumindest etwas, was mein Kopf problemlos verarbeiten konnte. "Im größeren Stil bist du in Etriia. Dem Land der Elben.", fuhr er fort und mir wurde klar, das ich hier sehr sehr viel erfahren und lernen wollte. Aber wollte ich nicht lieber nach Hause? Wurde ich dort nicht vermisst? Lief die Zeit dort nicht weiter?
Es waren endlose Fragen und ich gab es auf, jede davon beantworten zu wollen. "Okay. Das ist.. gut zu wissen.", sagte ich dennoch leicht überfordert. Nea schmunzelte. "Da das nun geklärt ist, bringen wir dich mal zu Elian." Ich wusste noch nicht, ob das gut oder schlecht war, doch es war immerhin ein Weg aus dieser Zelle. Ich ließ die beiden also vorgehen und folgte ihnen. Hin zu diesem Elian, der eher wie mein Verderben klang, statt nach einem Weg aus diesem Ganzen. Was hatte ich nur getan, das ich all das hier durchleben musste? Wo würde mich diese seltsame Welt noch hinführen und welche Entscheidung war die Richtige?
Nach einer ganze Weile melde ich mich wieder aus den Untiefen meiner Gedankenwelt :-) Nun bin ich gespannt, was ihr von Nea und Nava haltet. Die Zwillinge haben es faustdick hinter den Ohren und ich bin sehr froh so tolle Freunde zu haben, die mich sogar mit Zeichnungen unterstützen. Ich bin selbst gespannt, was aus meiner Geschichte werden wird, aber ich mag sie jetzt schon. Ich kenne nicht den Weg zu meinem Wunschende, doch ich lerne ja mit dieser Geschichte auch dazu.
Bitte kommentiert und teilt es gerne, weil mich nur echte Kritik weiterbringt. XD
Danke euch :-)
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