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8 | Bauern

Caden war den ganzen restlichen Tag wie vom Erdboden verschluckt. Weder beim Nachmittags-Kaffeekränzchen noch beim Abendessen tauchte er auf, und egal wie sehr Ravi versuchte, ihn über ihre Verbindung zu finden, er blieb verschwunden. Niemand, den er fragte, wusste etwas.

Als er die Königin unruhig darauf hingewiesen hatte, hatte sie nur gelacht. 'Mach dir keine Sorgen. Er wird morgen wieder auftauchen.' 

Natürlich hatte er ihr erklärt, dass er nur besorgt war, weil Seelenverwandte nicht länger als drei Tage getrennt sein konnten, ohne Schäden davonzutragen, doch Lady Ruelles Blick hatte alles gesagt. Sie glaubten, dass er begann, eine tatsächliche Verbindung zu Caden aufzubauen. 

Dabei war das wirklich das Letzte, an das er gerade dachte. Nach den paar Stunden, die er mit dem Prinz verbracht hatte, war er sich nur noch sicherer, dass er gefährlich war. Gefährlich und Seelenlos.

Und warum sollte er ein Problem damit haben, das Leute ihm zu nah kamen? Das war wirklich das Dümmste, was er je gehört hatte. Er war ein Prinz. Jemand mit einem perfektem Leben. Woher sollten solche Probleme bitte kommen? Ihn hatte sicher noch niemand geschlagen, angegriffen und an eine Wand gekettet. Ihn hatte sicher noch niemand getreten, herabgewürdigt und ausgepeitscht. 

Mit einem tiefen Seufzer vergrub er den Kopf in seinem Kissen. Von wegen 'Mit einem Seelenverwandten wird alles einfacher'. Seid er Caden getroffen hatte, war alles so viel komplizierter. Und dieses unangenehme Gefühl, dass er etwas falsches gesagt, wollte auch einfach nicht mehr verschwinden. Dabei war es doch richtig gewesen! Es war einfach nur eine dumme Ausrede.

Und selbst wenn nicht, Caden war trotzdem ein Mörder. Er hatte es nicht verdient, dass man nett zu ihm war. Ganz sicher nicht. Nur, weil er versucht hatte, zu helfen, war er nicht weniger gefährlich. Nach all den Drohungen und Anschlägen schon gar nicht.

»Das Leben als Adeliger ist ganz schön anstrengend, hmm?«

In Sekundenschnelle hatte Ravi die Haarnadel wieder in der Hand und sah sich alarmiert um. Diese Stimme gehörte niemandem, den er kannte. Langsam rutschte er aus seinem Bett und stellte sich mit dem Rücken zur Wand. Egal wie sehr er sich anstrengte, er entdeckte niemanden.

»Ja. Besonders wegen diesen Leuten, die ständig unangekündigt in meine Privatsphäre eindringen«, zischte er. Die Tür, die sein Zimmer von Cadens abtrennte, war abgeschlossen. Der einzige Eingang in diesen Raum wäre also das Fenster - das sich 50 Meter über dem Boden befand.

Ein leises Kichern ließ ihn erneut herumzucken. Doch neben ihm stand niemand - nur der Schrank, aus dem immer noch einige Kleidungsstücke heraushangen.

»Hier, Dummkopf«, flötete die fremde Stimme. Er hob den Kopf. Als jemand ihm auf die Schulter tippte, sprang er zur Seite und hielt seine Waffe vor sich. Die Spitze der goldenen Nadel zitterte auffällig. Nach dem Mittag mit Caden waren seine Nerven immer noch bis zum Zerreißen gespannt.

Ihm gegenüber stand ein junger Mann, ein freches Grinsen auf den Lippen und die Arme lässig hinter dem Kopf verschränkt. Seine langen, braunen Haare waren locker zusammengebunden, wenn nicht sogar etwas schlampig. Sein Lächeln und die großen Augen ließen ihn ziemlich jung erscheinen, doch Ravi war sich trotzdem ziemlich sicher, das er nicht unter 18 sein konnte. Das Symbol auf seinem schwarzem Mantel hatte ihn verraten.

Zwei gekreuzte Schwerter, in der Mitte eine goldenen Krone. Ravi hätte dieses Zeichen überall wiedererkannt, so stark hatte sich dieses goldene Emblem in sein Gedächtnis eingebrannt. Sein Griff um die Nadel festigte sich. Dieser Typ war Mitglied der königlichen Wache.

»Hmm? Wieso bedrohst du mich den? Sieht man den nicht, das ich völlig wehrlos bin?«, fragte der Junge mit einem diesmal unschuldigem Lächeln und streckte beide Hände aus. Sie waren leer, zumindest auf den ersten Blick. Doch Ravi wusste es besser als auf einen so einfachen Trick reinzufallen. Waffen konnte man überall tragen.

»Was willst du?«, fauchte er. 

Entsetzt hob der Fremde eine Hand vor den Mund. »Wieso bist du denn so unhöflich? Magst du mich etwa nicht?«

»Du bist gerade in mein Zimmer eingedrungen und hast mich beleidigt! So überraschend sollte das jetzt nicht sein!«

Normalerweise wäre er nicht so einfach aus der Fassung zu bringen, aber die letzten Tage waren einfach zu viel Stress gewesen und er war immer noch völlig übermüdet. Hoffentlich würde sich sein Körper bald an diesen Zustand gewöhnen, denn er hatte nicht das Gefühl, dass die nächsten Wochen groß anders sein würden.

Als der Typ nicht antwortete, sondern nur nachdenklich an die Decke starrte und zu überlegen schien, was den an seinen Taten so schlimm war, steckte Ravi seine Nadel wieder weg. Nach dem ersten Schreck hatte er entschieden, dass der Fremde doch nicht so bedrohlich war wie er erst gedacht hatte. Und selbst wenn, er war ohnehin zu erschöpft um sich zu wehren.

»Wenn du nur hier bist, um mich vom Schlafen abzuhalten, kannst du gerne weiter da rum stehen. Ich werde dich jetzt ignorieren«, erklärte er sachlich und schob sich an dem immer noch nachdenkenden Soldaten vorbei. Doch bevor er an seinem Ziel ankam, stellte sich der Eindringling plötzlich vor ihn.

»Halt, halt, halt! Das geht nicht! Ich habe eine Nachricht für dich!«

Am liebsten hätte er seinen Kopf gegen eine Tischkante geschlagen. Wieso hatte jeder hier im Schloss die Angewohnheit, alles übermäßig kompliziert zu machen? Selbst für eine einfache Nachricht musste man ein zehnminütiges Gespräch führen!

Langsam schien der junge Mann immerhin zu merken, dass er mit jemandem aktuell ziemlich leicht reizbaren sprach, und beeilte sich, einen wichtig aussehenden Brief aus seiner Tasche zu ziehen. Das schneeweiße Papier war etwas geknickt und voll von Krümeln, die der Bote schnell versuchte, wegzuwischen. Ravi war zu müde, um eine Augenbraue zu heben.

»Von Prinz Adrian! Er sagte du solltest sie so schnell wie möglich lesen, am besten noch heute Abend.« Sein brauner Schopf war schon fast wieder aus dem Fenster verschwunden, als ihm noch etwas einzufallen schien. »Oh, und erzähl niemandem von dem Brief. Befehl des Prinzen.«

Dann war er verschwunden. Nachdem er ein paar Momente perplex im Raum gestanden hatte, ging er langsam zum Fensterbrett und sah sich um. Keine Spur des nervigen Boten. Unter anderen Umständen hätte er definitiv versucht, herauszufinden wie das möglich war, doch jetzt gähnte er nur unterdrückt und schloss das Fenster.

Mit dem Licht der untergehenden Sonne im Rücken ließ er sich wieder auf die weiche Matratze seines Bettes fallen und lehnte sich gegen die Wand aus Kissen. Da er keine Lust hatte, nach einem Brieföffner zu suchen, riss er den Umschlag vorsichtig per Hand auf. Adrians elegante Schnörkelschrift lächelte ihn böse an und hielt ihn weiter davon ab, zu schlafen.

Als er sah, das auf dem Papier nur ein Satz stand, freute er sich erstmal. Umso weniger zu lesen, umso schneller war er fertig. Doch als er es dann geschafft hatte, die goldenen Buchstaben zu entschlüsseln, entwich ihm ein entsetztes Stöhnen und er kippte vornüber auf sein Bett.

Wieso musste Prinz Adrian ihn genau jetzt zu einer abendlichen Teerunde einladen? Hatte er nicht gesehen, dass er schon beim Abendbankett fast auf seinem Teller eingenickt wäre?

»Oh Gott, bitt schenk mir ein waches Gehirn«, brachte er hervor. Mühsam zog er sich wieder auf die Beine und rutschte aus dem flauschigen, warmen Deckenparadies auf den kalten Marmorboden. Er war schon am Schrank, um sich etwas Akzeptables anzuziehen, als er etwas auf seinem Schreibtisch bemerkte.

Mit zusammengekniffenen Augen hob er das kleine Säcken hoch und musterte es. Durch den samtigen, nachtblauen Stoff sah man ein paar kleine Kügelchen, die Ravi nicht identifizieren konnte. Seine müden Augen überflogen zum zweiten Mal an diesem Tag eine elegante, geschwungene Handschrift.

Überrascht legte er die Notiz, die neben dem Säcken gelegen hatte, wieder auf den Tisch und betrachtete die braunen Kugeln noch einmal mehr. Wenn er dem Geschriebenem Glauben schenken konnte, war das so etwas wie Kaffee, nur wesentlich stärker und direkt wirkend. Ein Geschenk des Himmels, könnte man denken.

Doch Worte waren nur Worte und könnten genauso eine Falle sein. Die Notiz war zwar von Adrian unterschrieben und auch die Schrift war die gleiche wie auf dem Brief davor, doch Ravi traute dem Boten nicht. Was, wenn er ein Assassine war und diese Kugeln hochkonzentriertes Gift? Selbst Caden hatte es gesagt: Hier beim Adel konnte man niemandem trauen.

Erschöpft ließ er sich auf den Stuhl fallen und legten den Kopf so auf die Tischplatte, dass er das angebliche Wundermittel betrachten konnte. Hatte er überhaupt eine Wahl? Adrian erwartete ihn in ein paar Minuten, und bis dahin würde er wohl kaum plötzlich wach werden. So müde zu erscheinen war aber eigentlich keine Option, nicht unter dem Risiko, im Stehen einzuschlafen.

Seufzend öffnete er das Säckchen und nahm eine der Kugeln in die Hand. Ein bisschen erinnerte die Farbe an erfrorene Blätter, und als er ein wenig Druck ausübte, verformte sich die Oberfläche sofort. Ravi biss die Zähne zusammen und nahm all seinen Mut zusammen.

Das Wundermittel schmeckte genauso, wie es ausgesehen hatte. Bemüht, nicht das Gesicht zu verziehen, kaute Ravi, kaute und kaute. Nach einer gefühlten Ewigkeit schluckte er. Der vertrocknete Geschmack blieb. Und erstmal auch der müde Schleier, der sich über seine Gedanke gelegt hatte.

Doch dann schoss Energie wie ein Blitz durch seinen Körper. Für einen Moment sah er kaum etwas, dann wurde sein Blick ungewöhnlich scharf und konnte jedes Staubkorn in der Luft erkennen. Keuchend stand er auf.

Ihm  war zwar übel und ein wenig schwindelig, doch die Müdigkeit war verschwunden.

»Danke, Gott«, murmelte er und ließ seinen neu gefundenen Schatz kurz durch die Luft baumeln. Dann hob er die Matratze seines Bettes an und versteckte die kleinen Kugel sorgsam, sodass sie auch nicht zerquetscht wurden. Wahrscheinlich würde er im Nu abhängig von dem Zeug sein, was auch immer es war.

Auf dem Weg zu Adrians Zimmer traf er keine einzige Wache, zu seiner großen Überraschung. Irgendwie hatte er gedacht, die Königsfamilie würden ihre Reichtümer strenger bewachen. Aber wahrscheinlich hatten sie es einfach nicht nötig, weil sowieso niemand es wagte, sie zu beklauen. Dafür hatten sie viel zu viele Unterstützer und versteckte Spione.

Mit einem höflichem Lächeln auf den Lippen klopfte er an dem Zimmer, dessen Nummer in dem Brief gestanden hatte. Erstmal passierte nichts, und Ravi zweifelte schon an seinen Lesefähigkeiten, als die Holztür schwungvoll aufgerissen wurde. Zwei unangenehm bekannte Augen blitzen ihn amüsiert an. Der Bote von vorhin. 

»Mister Sundew ist hier, mein Prinz. Soll ich ihn reinlassen?«, fragte der Junge, als ob Ravi nicht vor ihm stände. Jetzt, wo er nicht kurz davor war, vor Müdigkeit umzukippen, musterte er sein Gegenüber noch einmal. Trotz des Symbols auf seinem Mantel war er sich jetzt doch recht sicher, dass der Typ nicht älter als 16 sein konnte. Komisch. Er hatte immer gedacht, die Wache des Königs würde keine Minderjährigen ausbilden.

Ohne das er die Antwort des Kronprinzen hörte, trat der Bote einen Schritt zur Seite und hielt ihm die Tür auf. Obwohl die Geste höflich war, sagte sein schadenfreudiges Grinsen etwas anderes. Ravi stampfte demonstrativ an ihm vorbei und versuchte die ungute Vorahnung zu ignorieren, die ihn langsam überkam.

»Mein Prinz«, begrüßte Ravi Adrian, während er sich verbeugte. Mit Ruelle auf seinem Schoß und einem Weinglas in der Hand sah er wahrhaftig wie der arrogante Drecksack aus irgendeiner Geschichte aus. Nur die Schachfigur in seiner Hand fiel etwas aus dem Bild.

»Ravi. Setzt dich doch«, bot er lächelnd an und zeigte auf den freien Stuhl gegenüber von sich. Noch während Ravi tat wie ihm geheißen, kehrte ein überlegenes Grinsen auf seine Lippen zurück. »Yinan, du hast verloren. Schon wieder.«

Der Bote tauchte plötzlich neben Ravi auf und seufzte. »Wie gemein. Schach ist einfach nicht mein Fachgebiet«, maulte er. Umso mehr er redetet, umso mehr wurde es zu einem Rätsel, wer er war. Im Zusammenhang mit dem Königshaus hatte Ravi den Namen Yinan noch kein einziges Mal gehört, und doch redete dieser Typ mit dem Prinzen wie mit einem Verwandten. War er vielleicht ein Bastard, den Adrians Familie zu Gunsten ihres Rufes geheim gehalten hatte?

»Hör auf zu meckern und hol uns lieber noch etwas Tee. Ravi sieht aus als ob er gleich verdursten würde«, erwiderte Adrian belustigt und stellte den Bauern in seiner Hand dann wieder auf das Brett. Als der Bote verschwunden war, schüttelte er schnaubend den Kopf. »Dieses Kind ... Wäre er kein so begabter Kämpfer, hätte ich ihn schon längst rausgeworfen.«

Anscheinend war er also doch nicht von königlichem Blut. Das erklärte aber immer noch nicht, wie er so respektlos hatte sein können. Adrian hatte die Verwirrung in seinem Gesicht wohl erkannt, denn er begann sofort, weiterzureden. »Beachte ihn einfach nicht. Er ist nur ein Kind mit dem Glück, dem König ins Auge gefallen zu sein. Mehr als ein Diener ist er nicht.«

Obwohl er sich ziemlich sicher war, dass das nicht einmal die halbe Wahrheit war, blieb Ravi still. Stattdessen musterte er das Schachbrett. Yinan schien wirklich nicht sehr begabt im Schachspiel zu sein. Wenn man den Positionen der Figuren Glauben schenken konnte, konnte jeder noch nicht mehr als fünf Züge gemacht haben. Und trotzdem stand der schwarze König bereits im Schachmatt.

»Ravi, spielst du Schach?«

Er nickte. »Manchmal habe ich gespielt, in meiner Freizeit. Doch ich befürchte meine Fähigkeiten reichen trotzdem nicht annähernd an die euren heran, mein Prinz«, gab er mit gesenktem Kopf zu. In Adrians Fall war es wahrscheinlich besser zu verlieren oder gar nicht erst zu spielen, als zu gewinnen.

»Tatsächlich? Dann würde ich dich um eine Runde bitten. Schlechter als Yinan kannst du kaum sein.«

Rein theoretisch war es durchaus möglich, in weniger als fünf Zügen zu verlieren - aber das wusste Adrian wahrscheinlich selbst. Und wenn nicht, war es wahrscheinlich besser, einfach still zu bleiben.

»Wenn ihr darauf besteht, mein Prinz«, stimmte er mit immer noch gesenktem Kopf zu. Nachdem Adrian zufrieden genickt hatte, stellten sie alle Figuren wieder an ihren Platz. Yinan kam mit einem Tablett, einer Kanne und zwei Tassen wieder. Als er Ravi seine in die Hand drückte, zwinkerte er lächelnd. Viel Glück, sollte das wohl heißen.

Ravi betete, dass er dieses nicht brauchen würde.

Als der junge Bote dann wieder verschwunden war, setzte Adrian die erste Figur. »Du kannst dir vielleicht schon denken, dass ich dich nicht zum Schachspielen oder Teetrinken eingeladen habe.«

Nachdenklich betrachtete Ravi das Feld, bevor er nickte. Natürlich hatte Adrian's Einladung eine tiefere Bedeutung - Sonst hätte er sich wohl kaum so viel Mühe gemacht, sie geheim zu halten. Lächelnd setzte er auch seine Figur.

»Bevor ich dich in alles einweihe, würde ich dir gerne eine kleine Geschichte erzählen. Sie ist auch nicht lang, doch dafür umso lehrreicher.«

Wieder nickte Ravi, als ob er eine Wahl hätte. Als ob Adrian ihn nicht dafür hinrichten könnte, abzulehnen. »Ich bin sicher sie ist sehr interessant, mein Prinz.«

Lachend schüttelte der Kronprinz den Kopf. »Du weißt wirklich, wie man anderen schmeichelt. Doch genug davon. Die Geschichte beginnt, so wie viele andere auch, in einem Schloss. In diesem großen, prächtigen Schloss lebten einst zwei Brüder: Einer war stark und edle, dafür aber für seine Dummheit bekannt. Der andere war schmächtig gebaut und schwach, dafür aber schlauer als der König selbst. Eigentlich verstanden sich die zwei Brüder gut, zumindest im Vergleich zu anderen, die eine Altersunterschied von ein paar Jahren hatten.

Doch irgendwann kam es, dass der jünger Prinz - der schlauere der Beiden - der Seelenverwandte des besten Freundes des älteren Prinzen wurde. Dieser Freund war eine gute, ehrliche Seele, und eigentlich war ein Bund mit ihm eine wahre Wohltat für den sonst so zurückgezogenen und einsamen zweiten Prinzen.«

Adrian hielt kurz inne. Seine Augen richteten sich auf etwas in der Ferne, etwas, dass nah war, aber einem trotzdem immer entwischte. Er schien sich an jemanden zu erinnern.

»Doch der zweite Prinz war undankbar. In den Jahren, in denen er mit seinem Seelenpartner zusammenlebte, wurde er immer grausamer und gemeiner, als ob eine schreckliche Dunkelheit langsam von ihm Besitz ergriff. Doch es waren keine äußeren Einflüsse, die ihn so veränderten, nein - Es war die Neid. Die starke, tief sitzende Eifersucht auf seinen Seelenverwandten und den ersten Prinzen, die Beide als Helden gefeiert wurden, im Gegensatz zu ihm.

Eines nachts kam es, wie es kommen musste. Schon den ganzen Abend war der jüngere Prinz in Gedanken abwesend gewesen, selbst Fragen hatte er manchmal überhört. Deswegen waren auch mehr Wachen als sonst vor seinem Zimmer, nur für den Notfall. Doch als sie seltsame Geräusche hörten, war die Tür abgesperrt. Und als sie endlich eingebrochen waren, war es bereits zu spät. Der treue, gutherzige Freund des ersten Prinzen lag in einer Blutlache auf dem Boden, getötet von seinem eigenem Seelenverwandten.

Als sie den entflohenen Prinz wieder einfingen und ihn fragten, warum er so etwas herzloses getan hatte, antwortete er nicht. Doch sein Gesicht, von Hass und Neid in eine schreckliche Fratze verwandelt, sprach Bände. Niemand hatte es gesehen, doch die letzten Jahre hatten ihn in ein Monster verwandelt. Einen seelenlosen Mörder.

Unter normalen Umständen wäre er natürlich hingerichtet worden, doch trotz allem war er immer noch ein Prinz. Ihn zu töten wäre gegen jedes Gesetzt gewesen und hätte unter dem gewöhnlichen Volk falsche Gedanken geweckt. Und so durfte der jüngere Prinz weiterleben, als ob nicht passiert wäre. Als ob seine Hände nicht mit dem Blut Unschuldiger befleckt wären, als ob er nicht eine ständige Gefahr für jeden in seinem Umfeld darstellen würde.

Doch als wäre das nicht genug, wurde einige Jahre nach seinem Verbrechen die Suche nach einem neuen Seelenverwandten aufgenommen. Die Hoffnung, das es niemand geeigneten geben konnte, zerfiel zu Asche, als ein junge Mann aus Unterstadt ausgewählt wurde. Mit all seinen Ambitionen und seiner reinen Seele hätte er etwas besseres verdient.

Glücklicherweise hatte der ältere Prinz bereits einen Plan, um nicht nur den neuen, unschuldigen Seelenverwandten des Mörderprinzen zu retten, sondern die Welt endgültig von der Gefahr in Form seines kleinen Bruder zu befreien. Alles, was er dafür brauchte, war eins: Die Hilfe des jungen Mannes aus Unterstadt, der so mutig gewesen war, sich dem Messer des Mörders entgegenzustellen.«

Ravi blieb für ein paar Sekunden still und zog dann langsam und bedacht seine Schachfigur über das Feld. »Und wie endet die Geschichte?«, fragte er.

Lächelnd schob Adrian seine Königin ein paar Felder zur Seite. »Das liegt an dir und mir, Ravi.« 

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