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6 | Blumen

Als Ravi durch die Tür schritt, war es, als ob er in eine andere Welt eintrat. Nicht nur die Luft schmeckte ungewöhnlich frisch, auch die Atmosphäre war eine völlig andere. Wild und ungezähmt erhoben sich riesige Bäume links und recht von ihm, das Gras am Boden ging bis zu seinen Knien und die Büsche wucherten teilweise an die drei Meter hoch. Er hob den Blick. Wo auch immer er hier gelandet war, die Decke war nicht zu sehen. Dafür aber die Wände - das hier war also wirklich ein Raum.

»Was ... Was ist das hier?«, murmelte er überrumpelt und drehte sich einmal um die eigene Achse. So farbenfroh war nicht einmal der Tempel in Unterstadt gewesen. Blumen, die Ravi noch nie gesehen hatte, reihten sich an exotische Früchte und bunte Blätter. Schmetterlinge tanzten um Ranken und Baumstämme.

Diesmal lächelte Caden tatsächlich. Er wirkte fast schon ... stolz. »Ein Gewächshaus, habe ich doch schon gesagt«, wiederholte er zufrieden, bevor er einen riesigen Farn zur Seite schob und sich langsam in Bewegung setzte. Bei näherem Betrachten merkte Ravi, das sich ein kleiner Trampelpfad durch die riesigen Grashalme zog. Schnell huschte er Caden hinterher.

»Ja, aber ... Das ist kein Gewächshaus. Das ist ein Dschungel!«, brachte er heraus. Der Farn klatschte ihm ins Gesicht, als Caden das Blatt plötzlich losließ. Komischerweise tat es kaum weh - dafür war seine Frisur jetzt ruiniert. Mit einem bösen Blick folgte er Caden weiter. »Ein böser Dschungel, wie es scheint«, fügte er grummelnd hinzu.

Mit einem leisen Lachen duckte der Prinz sich unter einer knotigen Wurzel hindurch. »Gib dem Wald nicht die Schuld dafür, dass deine Reflexe die eines Steines sind«, erwiderte er belustigt. Und für einen Moment, wirklich nur für einen kurzen Moment, vergaß Ravi, mit wem er hier eigentlich redete.

»Das ... ! Das ist eine Unverschämtheit! Es war nicht meine Schuld, du hast-«, setzte er an, wurde aber von einem weitern Blatt unterbrochen, dem er knapp ausweichen konnte. Als er sich an diesem vorbeigedrückt hatte, stolperte er über einen hervorstehenden Ast und schaffte es gerade noch, sich an einem Stamm festzuhalten. Mit offenstehendem Mund sah er zu Caden, der mit einem verschmitztem Grinsen auf der anderen Seite eines kleinen Baches stand.

»Hey! Du hast mich doch extra hierhergebracht, oder? Damit ich mich blamiere und meine Kleidung ruiniere!«

Mit einem theatralischem Seufzen sah Ravi an sich herunter. Von dem Weiß seiner Kleidung war nicht mehr wirklich viel übrig. Als er sich durch die Haare strich, um seine Frisur zu retten, fiel ihm ein kleines Blatt entgegen. Entsetzten machte sich in seinem Gesicht breit. Was, wenn er noch andere Dinge in seinem Haar hatte?

Hast du. Allerlei Würmer, Äste und Blätter. Und ein paar Spinnenweben. Deine Haare sind der reinste Zoo.

Sein Kinnladen klappte nach unten und er stürzte schnell zum Bach. Doch das Wasser floss zu schnell, um einen guten Spiegel abzugeben. Hektisch fuhr er sich durch seine rindenbraunen Locken, auch wenn der Gedanke, einen Wurm anzufassen, ihn anwiderte. Als er nach ein paar Minuten nicht mehr als einen kleinen Zweig und ein vereinsamtes Blatt gefunden hatte, blickte er auf und funkelte Caden feindselig an.

Diese blickte unschuldig drein und deutete auf den Pfad, der noch tiefer in den Dschungel führte. »Kommst du?«

Als sie sich ein paar Sekunden später weiter durch das erstaunlich aggressive Grün kämpften, entschied Ravi für sich, dass er Caden unbedingt heimzahlen musste, was er getan hatte. Caden kannte diesen Wald vielleicht, aber Ravi war der Kreativere, da war er sich sicher. Hunderte von Pläne nahmen vor seinem inneren Auge Gestalt an, während er sich nach einer geeigneten Waffe umsah. 

Nach langem Hin und Her entschied er sich für einen langen Halm, an dessen Ende eine Art Feder hang. Als Caden kurz nicht hinsah, brach er den Stängel durch und versteckte die Pflanze dann hinter seinem Rücken. Obwohl er vor Vorfreude kaum still stehen konnte, versuchte er, so wenig wie möglich an seinen Plan zu denken. Nicht, dass er sein Opfer noch aus Versehen vorwarnte.

»Wie groß ist dieses ... Gewächshaus eigentlich?«, fragte er mit unschuldigem Interesse und schlich währenddessen unauffällig näher an Caden heran. Die Vernunft in ihm schrie laut auf. Das hier war eine schlechte Idee.

Er ignorierte das Geschrei und zog seine Waffe.

»Groß. Mindestens so groß wie der Garten, wenn nicht sogar größer«, erklärte Caden, immer noch völlig ahnungslos. Er schob einen Vorhang aus Ranken zur Seite und blieb dann stehen. »Aber von der Höhe her kommt es vielleicht sogar an den Schlosstur-«

In dem Moment, in dem Ravi nach vorne sprintete, um die Körner an der Spitze seines Halmes in Cadens Haar zu verteilen, wirbelte der Prinz herum. Ravis Augen weiteten sich, als er eine Klinge aufblitzen sah. Im letzten Moment ruderte er zurück und nur seine Pflanze wurde gezweiteilt. Entsetzte starrte er Caden an.

Er hatte es vergessen. Schon wieder. Das Blut, dass an Cadens Händen klebte. Schnell stolperte er ein paar Schritt zurück. Der Prinz sah ihn an, mit einem Blick, der nicht zu deuten war. Dann steckte er das kleine Messer wieder weg und drehte sich kommentarlos um. Caden hatte ihn wirklich nur hierher gebracht, weil es der perfekte Ort für einen Mord war.

Ravi hasste es, wie enttäuscht er war. Er hasst die Bitterkeit, die sich einen Weg durch seinen Körper zu bahnen versuchte. Doch noch mehr hasst er es, wie schnell er auf Cadens Tricks reingefallen war. Ohne sein Training auf den Straßen von Unterstadt wäre er jetzt tot. Tot, weil sein Seelenverwandter ihn umgebracht hatte.

Eine Seelenverbindung ist das Beste auf der ganzen Welt, hatten ihm seine beste Freundin Coco vorgeschwärmt. Sie gibt dir alles, was du dir wünschst: Geborgenheit, Liebe und ein Zuhause.

Niemand hatte ihn vorgewarnt, dass genau diese Verbindung auch so kalt, einsam und gefährlich sein konnte.

Mit einigen Metern Abstand folgte er Caden durch den Rankenvorhang. Unter anderen Umständen hätte er die kleine Lichtung, die ihn hier erwartete, vielleicht bewundert, doch gerade hatte er nur Augen für seinen Seelenverwandten. Er traute sich nicht, Caden auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

»Um deine Gedanken zu verschließen, musst du deine Seele wahrnehmen. Und das Band, das sie mit meiner verbindet.«

Obwohl Caden nicht sonderlich laut sprach, zuckte Ravi zusammen und verfestigte den Griff um seine Haarnadel, die er schnell wieder aus ihrem Versteck gezogen hatte. Als Caden sich umdrehte, hob er sie vor sich. Hätte er es nicht besser gewusst, würde er tatsächlich denken, in seinen dunklen Augen eine Spur von Trauer zu erkennen. Doch das bildete er sich sicher nur ein.

»Wenn du glaubst, dass ich auch nur eine Sekunde die Augen schließe, bist du dümmer als ich dachte. So einfach lasse ich mich nicht umbringen«, sagte er. Sein Versuch, jegliche Emotionen aus seiner Stimme zu verbannen, funktionierte nicht annähernd so gut, wie er gehofft hatte. Selbst ein Tauber hätte gehört, wie enttäuscht er war.

Als Caden nicht sagte, sondern nur stumm in Richtung der kleinen Hütte lief, die am Rand der Lichtung stand, stolperte Ravi langsam rückwärts und ließ sich auf einen der Baumstämme fallen. Sein Herz pochte immer noch so laut wie ein Hammer in der Schmiede, es war erstaunlich, dass Caden es nicht hörte.

Jetzt, wo das plötzlich freigesetzte Adrenalin wieder verschwand, fühlte er sich unangenehm kraftlos. Seine Glieder hangen nur noch an ihm herab, wie Mehlsäcke, die in Wasser gelandet waren. Jeder Versuch, sich auf irgendetwas zu konzentrieren, scheiterte hoffnungslos. Erst jetzt zeigte sich deutlich, wie wenig er geschlafen hatte.

Willst du eine Tasse Tee? Oder Kaffee?, fragte Caden. Ravi starrte ungläubig auf die Wand der Hütte, als ob der Prinz so spüren könnte, wie dumm seine Frage war. Noch vor ein paar Minuten hatte er versucht, ihn umzubringen. Und jetzt bot er plötzlich Tee oder Kaffee an?! Merkte Caden überhaupt, wie absurd das war?

»Nein. Ich habe doch gesagt das ich mich nicht so einfach umbringen lasse! Dazu zählt auch, dass ich mich nicht vergiften lasse!«, fauchte er und atmete dann tief durch. Kaffee? Das war doch nur irgendein Luxus, den der Adel erfunden hatte, um sich noch mächtiger zu fühlen. Er hatte früher nie welchen gebraucht und würde jetzt auch keinen brauchen.

Schon zum zweiten Mal an diesem Tag konzentrierte er sich auf sein Inneres und suchte. Suchte nach irgendeinem Leuchten, einem Gefühl von Erkennen, irgendetwas, das seine Seele sein könnte. Er wusste doch auch, wo seine Augen oder sein Arm war, da konnte das doch nicht so schwer sein!

Ein Knarzen ließ ihn hochzucken. Caden war wieder aus der Hütte getreten und setzte sich gerade auf einen Stuhl. Vor ihm standen zwei dampfende Tassen. Eine hatte er an den Rand des Tisches geschoben. Eine Aufforderung.

Ravi dachte nicht einmal daran, sich der Tasse auch nur zu nähern.

Doch egal wie oft er versuchte, sich auf sein Innerstes zu konzentrieren, es ging einfach nicht. Immer wenn er das Gefühl hatte, kurz davor zu sein, blitzen Bilder von Caden mit einem Messer in der Hand vor seinem inneren Auge auf. Und jedes Mal, wenn der Prinz sich bewegte, begann sein Herz wie wild zu schlagen. Caden blockierte ihn, indem er einfach nur da war.

Mit zu Fäusten geballten Händen stand er auf und funkelte seinen Seelenverwandten an. Wie er da völlig entspannt saß und so tat, als wäre nicht gewesen, ließ Ravis Puls immer weiter in die Höhe schnellen. Wie konnte er so tun, als ob er mit all dem nichts zu tun hatte? Als ob es nicht seine Schuld wäre, dass ihre Seelenverbindung nur aus Mordversuchen bestand?!

»Wenn du dich so aufregst, wirst du deine Seele nie finden.«

Er wirbelte zu Caden herum. »Ja, und wessen Schuld ist das? Deine, du Mörder!«, zischte er. Am liebsten wäre er laut stampfend durch irgendeinen Flur getrampelt und hätte dann eine Tür zugeschlagen, so, dass es richtig laut knallte. Oder ein Kissen in tausend Teile zerfetzt, so, dass die Federn wie ein weißer Regen durch die Luft flogen.

Stattdessen trat er gegen einen der Baumstämme und stampfte zu Caden rüber. Dieser war verstummt. Oh, jetzt war er also plötzlich doch betroffen? Wie unfassbar bemitleidenswert. »Wenn du mich so gerne umbringen willst, dann bring es doch einfach hinter dich! Du hast doch sowieso immer ein Messer dabei, worauf wartest du überhaupt noch? Macht es dir solchen Spaß, mich scheitern zu sehen?!«

Zwei schwarze Höhlen sahen zu ihm herauf. Als Caden aufstand, zuckte Ravi ungewollt zurück. Sein Atem ging unregelmäßig und er wäre fast gefallen, als er einen weiteren Schritt nach hinten stolperte. Caden verschwand in der Hütte. Ravi hielt den Atem an.

Als er zurückkam, hielt er zwei Schwerter in der Hand.

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